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8. Kapitel

Noè hatte sich hingelegt und schaute nach oben in den Himmel. Sie genoss die Sonne und Ruhe.

Wie lange wir schon hier waren? Ca. 3 oder 4 Kippen. Aber bei mir hieß das nicht viel. Ich würde knapp eine Stunde sagen, oder so.

«Mir ist letztens aufgefallen, dass wir eigentlich nur die traurigsten und tiefgründigsten Dinge übereinander wissen und so ganz normale Sachen gar nicht.» Ich rümpfte meine Nase. Sie hatte recht. «Was willst du jetzt machen? Einander Fragen stellen, oder was?»

Sie zeigte mit dem Finger schnipsend auf mich. «Genau. Ich fange an.» Da ich Noè kannte, hatte ich etwas Angst vor den Fragen, weil man bei ihr nie wusste, was kommen konnte. «Schuhgröße?»

Ich lachte auf und schüttelte den Kopf. «41 oder 42. Kommt auf den Schuh an. Du?» «36.5. Lieblingsfarbe?» «Rot oder schwarz. Lieblingslied?» Noè setzte sich nachdenklich auf und grübelte über meine Frage nach.

«Habe mehrere. Kommt immer voll auf den Tag an, aber kennst du Mercy von Shawn Mendes.» Ich nickte langsam. «Ist immer nice, es zu hören. Und du?» Ich zuckte mit den Schultern. «Ehm... Mir fällt jetzt kein direktes Lieblingslied ein, aber im Moment hängt mir Falling von Harry Styles im Kopf fest. Habe einen Ohrwurm, weil es letztens im Radio bei Antonella kam.»

«Ich sehe... Musikgeschmack hat der Dude jetzt auch noch guten.» Ihre Beine hatten Abdrücke von den Steinchen am Boden und sie streichelte konzentriert darüber. «Lieblingstier?» Sie stellte Fragen, über die ich mir nie wirklich Gedanken gemacht hatte. «Katze oder Tiger. Same thing. Peinlichstes Erlebnis?»

Sie biss sich auf der Unterlippe rum. «Entweder mein Sturz letzte Nacht in der Dusche oder der in der Schule, wo ich dann Taby zum ersten Mal gesehen habe», grinste sie dann aber. «Und bei dir?» «Random Ständer im Unterricht.» Sie lachte laut auf.

«War ich auch dort?» «Denke schon, aber niemand hat es gerafft.» «Wann war das?» «Boah, ist schon Jahre her.» Sie grinste zufrieden auf und rieb sich über die Beine runter und machte ihre Schuhe neu zu.
«Willst noch mehr Tattoos?» «Ja, denke schon. Willst du welche?»

«Mal schauen. Denke, es passt nicht ganz zu mir, so getatted zu sein, aber ein paar kleine oder ganz fein gezogene, könnte ich mir schon vorstellen.» Ich auch. Sehr sogar.

«Gibt es etwas, was du lernen möchtest?» Ich befeuchtete meine Lippen und rieb mir einmal übers Gesicht. «Gitarre und Klavier.» «Wieso?» Man, das wollte ich nicht sagen... «Eh, so ist es einfacher, Songs zu schreiben.» «Du schreibst Songs?» Ich zuckte mit den Schultern.

«Nichts Ernsthaftes, aber ich denke, es mal ernst zu nehmen, wäre was Neues.» Noè sah mich skeptisch an und kniff ihre Augen zusammen. «Hast du ein Talent, das du mir verheimlichst?» Ich schüttelte meinen Kopf und wandte meinen Blick ab.

«Du hast mal erwähnt, gut in Musik zu sein. Singst du?» Ich lachte auf und verneinte ihre Frage wieder. «Du lügst. Wie kannst du mir sowas verheimlichen?! Dude, sing mal!»

«Okay... Ich dachte, wir stellen nur Fragen und keine Anforderungen.» «Ja, könntest du bitte singen?» «Nein.» Sie schaute mich mit Welpenaugen an, aber ich blieb standhaft.

Singen können war eher übertrieben. Ich mochte es, als ich noch jünger war und mich so ablenken konnte, wenn ich einsam oder verloren war. Ob es gut klang, wusste ich nicht. Schließlich hatte ich nie jemanden gehabt, der mir beim Singen oder sogar Reden zugehört hatte. Plus, das Singen passte halt einfach überhaupt nicht zu meiner Person. Wirklich gar nicht. Also meiner Meinung nach zumindest.

«Darf ich dann wenigstens mal sehen, was du geschrieben hast?» «Geschrieben und danach angezündet, Noè. Ich schreibe nie, um das Zeug zu behalten. Und Melodien konnte ich bis jetzt nie dazuschreiben. Es ist wirklich nur Blödsinn.» Ihre Schultern fielen in sich zusammen, als sie seufzte und die Sonnenbrille auf ihre Nase runterfallen ließ.

«Aber, wenn es etwas ist, was du ab und zu gerne machst, könntest du versuchen, es vielleicht als eine Art Boxsack zu benutzen. Schreib auf, was in dir vorgeht oder bilde einfach random Melodien und Songtexte. Danach kannst du sie ja wieder verbrennen.» «Vielleicht...»

Aber wollten wir uns nicht Fragen stellen? Ich wechselte das Thema. «Lieblingszahl?» Noè überlegte kurz. «9.» «Perché?» «Einfach so. Deine?» «6. Auch einfach so.» Sie machte es sich etwas bequemer und knackste sich die Finger und den Nacken. «Aber jetzt lass mal zum wirklich wichtigen kommen. Heißestes Körperteil an einem Mädchen?»

«Dir ist schon bewusst, dass du random bist, oder?» Sie kicherte nur und winkte ab. «Bei dir kann ich das sein. Also, los! Hau raus.» Ich lehnte mich etwas zurück und scannte Noès ganzen Körper einmal ab. Hmm... Sie lief rot an.

«Bei dir und nur rein körperlich: Hüfte. Aber ich gebe da ehrlich gesagt nicht wirklich Acht darauf.» Etwas unsicher und beschämt, streifte sie ihre Hüfte mit ihren Händen und verzog das Gesicht. «Findest du?» Ich nickte, doch sie schien nicht ganz überzeugt.

«Also, ich hätte jetzt alles, nur nicht meine Hüfte erwartet.» «Micina, das hört sich richtig kitschig an und meine Meinung hat eigentlich nicht zu zählen, aber du bist das perfekte imperfekte Mädchen. Es gibt wirklich kein Makel an dir. Körperlich nicht und von der Persönlichkeit her schon gar nicht.» Ihre Augen wurden glasig, doch sie schluckte nur verkrampft runter und schaute nochmals selbst an sich herunter.

«Sagst du das nur, damit du wieder an meine Brüste kannst?» Ich musste jetzt einfach grinsen und darauf eingehen. «Natürlich.» Sie begann auch zu grinsen. «Wusste ich es doch.» Die Sonnenbrille wieder auf den Kopf hochschiebend, schaute sie kurz raus aufs Meer.

«Du bist auch, wie du es gesagt hast, perfekt imperfekt in meinen Augen, aber deine Schultern...» Sie küsste ihre Finger wie es ein Koch machen würde. «Und ich liebe deinen Rücken. Deine Taille erst. Dario-» Mir war schlecht und mein Gesicht glühte. «Wirst du rot?»

«No, das bildest du dir nur ein.» Mir war schon mehrmals aufgefallen, dass sie Freude daran fand, mir die rote Farbe ins Gesicht zu drücken, weshalb ich mit der Gegenstrategie, einfach viel direkter und unberechenbarer zu sein, wie sie es manchmal war, angefangen hatte.

Auf Deutsch gesagt, zog ich ihr einfach immer den Stuhl weg oder schubste sie ins eiskalte Wasser, ohne eine Warnung zu geben. Manchmal kostete mich es aber auch verdammt viel ab und irgendwie... Keine Ahnung, irgendwie war mir gerade danach.

«Nächste Frage.» Ich hob meine Hand an. «Finger oder Mund?» «WAS?!» Noè zuckte zusammen und fiel mir fast noch vom Deck runter ins Wasser.

Fremde Köpfe drehten sich in unsere Richtung und schauten neugierig nach, warum da einfach eine laut aufschrie. Ich hatte Noè gerade noch halten können, sonst würde sie jetzt im Meer schwimmen.

«Man, Dario! Du musst mit diesem Mist aufhören. Ich kriege mal sicher noch einen Herzinfarkt, wenn du so weitermachst.» Ich musste lachen, aber dass ich es gefragt hatte, hatte ich selbst noch nicht ganz verarbeitet.

Ich war ehrlich gesagt nicht mal mehr sicher, ob ich die Antwort wissen wollte, aber den Wettbewerb hatte ich sicher gewonnen. Noè glühte und dampfte aus allen Öffnungen. Warte...

«Du bist recht versaut», meinte ich ganz ruhig und sie verdrehte die Augen. «Ich habe genau das verstanden, was du gesagt hast, Rio. Ich kenne dich. Du haust manchmal einfach diese Bomben raus. Das ist nicht witzig.» Ich versuchte das verspielte Schmunzeln von meinem Mund zu wischen und legte meinen Kopf schief.

«Das Gleiche könnte ich dich auch fragen, weißt du?» «Kannst du ruhig.» «Ja, dann: Dario, Hand oder Mund?» Ich zuckte mit den Schultern. «Keins von beidem.» Um jetzt ganz fair zu bleiben: Meine Antwort war nicht ganz korrekt, aber ich hatte keine andere.

«Würdest du es denn... Also, weißt du, das letzte Mal bei mir im Zimmer ist so ziemlich die einzige Erfahrung, die ich bis jetzt machen durfte. Ich kann dir das nicht beantworten.» Ich bewunderte ihr Talent darin, trotz brennenden Wangen und schweißigen Händen, so ernst antworten zu können.

Da sie etwas neben den Schuhen stand, schaffte ich es, ihr wieder eine Kippe zu klauen und ich zündete sie mir schnell an. «Lass heute Abend schauen», atmete ich den Rauch aus und stand auf. Ich zog Noè auf die Beine und sie blieb einfach still.

Sie machte den Mund erst wieder auf, als wir im Supermarkt waren und sie wissen wollte, was wir später kochen sollten. Ich konnte eigentlich überhaupt nicht kochen, also plante ich einfach dabei zu sein, oder Assistent zu spielen....

Wenn überhaupt... I-ich fühlte mich schwer. Nein, wirklich. Jeder Schritt durch diesen scheiß Supermarkt war anstrengend. «Noè, was brauchst du noch alles? Ist das nicht genug? Eine Pizza im Ofen würde mir vollkommen reichen.»

Sie hatte Gemüse, Pasta, Süßigkeiten... ALLES im Korb. «Ja, aber für mich nicht. Ich will kochen und nicht einfach etwas in den Ofen schieben und fertig.» Ich verdrehte meine Augen und zog an den einzelnen Fäden, die sich von meinem Armband lösten.

Interessierte es sie denn nicht, dass ich das eben nicht wollte? Ich wollte nicht kochen. Allein in einer Küche zu stehen und rohes Fleisch-, Bahh. Echt nicht. Zumindest nicht heute. Irgendwie... Keine Ahnung, heute war mir nicht wirklich danach zu essen und zu kochen.

«Heute nicht, Noè. Du kannst für dich kochen und alles, aber ich habe echt kein Bock. Mir wird nur schon schlecht, wenn ich daran denke.» Sie presste ihre Lippen aufeinander und ignorierte mich einfach.

Sie hatte mich aber schon gehört, oder? «Wenn du meinst», atmete sie und langte nach Erdbeeren. Ich riss ihr die Erdbeeren aus der Hand und zwang sie so dazu, mir ins Gesicht zu schauen. «Was, wenn du meinst? Du bist jetzt nicht genervt, weil ich nicht mitkochen will, oder?!»

«Nein, nein. Ich will nur nicht hier im Supermarkt diskutieren, Dario. Alles gut. Ich koche heute Abend für mich allein.» Sie lächelte mir schwach entgegen und nahm die Erdbeeren wieder zu sich.

Die kocht innerlich, man. Die ist richtig sauer auf dich und du nervst sie abartig, mit deinen dummen Emotionen und Ängsten. Mir kam es hoch. Ich versuchte zu schlucken, aber mir blieb es stecken.

Noè lief in aller Ruhe weiter und schaute sich die Wassermelonen an und-, sie ist wütend. Das ist dieses typische Verhalten, wenn jemand wütend oder genervt ist und nicht böse sein möchte.

Dachte sie darüber nach, wieder zurück nach Marblehead zu gehen? Sie wird nachher sicher Arian schreiben, um mit ihm darüber zu reden. Schließlich hatte er sich da ja angeboten.

Mein ganzer Körper stand unter Strom und ich rieb mir nervös übers Gesicht, als ich ihr zur Kasse folgte. Die Ruhe, die sie ausstrahlte, machte mich fertig. Sie ignorierte mich extra, oder? Oder dachte sie darüber nach, wie sie mich verlassen konnte?

«Darf ich'ne Kippe?», fragte ich neben ihr hergehend, während sie sich ihre Einkäufe in der kleinen Stofftasche um die Schulter hängte. Ich brauchte gerade einfach etwas, um mich zu beruhigen.

«Du hattest schon mehr als genug Kippen heute.» Ich sah sie aus zu Schlitzen gezogenen Augen an und stieß genervt die Luft aus. «Machst du das jetzt extra? Weil ich heute nicht mit dir kochen will?» «Nein, du hast heute echt schon mehr als genug geraucht und du willst ja aufhören.»

Wir liefen zurück zu unserem kleinen Appartement und ich musste einfach abrupt stehenbleiben, um klar sagen zu können, was ich dachte.

Noè drehte sich verwirrt zu mir um und legte den Kopf schief. «Hör auf damit», warnte ich sie und schob mir meine Hände in die Hosentaschen, damit ich sie ja nicht irgendwie anheben oder in Richtung Noè schwingen konnte, denn mir begann das Blut zu kochen.

«Womit? Dario, ist alles okay? Du bist sau gestresst.» «Du weißt ganz genau, was du tust. Tu nicht so auf ungewiss. Du ignorierst mich.» «Hää, nein. Tu' ich doch gar nicht. Ich höre dir ja zu und gebe dir Antworten. Was ist los?» Sie kam langsam auf mich zu und wollte nach mir greifen, doch ich wimmelte sie ab.

«Jetzt gib mir nicht auch noch das Gefühl, dass ich hier der Verrückte bin. Ich weiß, was ich sehe. Du bist wütend auf mich und-» «Nein, bin ich nicht! Verdammt, das würde ich dir doch sagen. Es ist vollkommen okay, dass du noch nicht dazu bereit bist, mit mir zu kochen.»

Meine Fäuste kribbelten und ich kaute eifrig auf meiner Unterlippe rum, bis ich Noès Hände an meinen Wangen spürte und sie mich mit ihren Daumen stoppte. «Es ist okay, Lio. Gib diesen ganzen Gedanken nicht nach. Ich bin nicht wütend und ich ignoriere dich auch nicht. Und, dass ich dir keine Kippe gebe, hat rein gar nichts mit dem Kochen und Essen zu tun, okay?»

Mein Blick sank und ich schüttelte meinen Kopf. Aber sie hatte: «wenn du meinst» gesagt und die Augen verdreht. Das machte sie sonst nie. Sie log. Sie log mir volle Kanne ins Gesicht.

Klar, würde der Tag, an dem ich sie zu nerven begann, irgendwann kommen. Und er war nun endlich da. «Ich eh-, Vielleicht-, Ich brauche eine Pause», meinte ich nur und schob sie von mir weg, um an ihr vorbeizugehen.

«Was? Wohin gehst du? Dario? Du hast gleich auch noch deinen Call mit Kelly! Es ist kurz vor 16 Uhr.» Ich gab ihr keine Antwort und betrat die Küche von meiner Großmutter. Sie saß dort an einem kleinen Tisch und las ein Buch.

Sie schrak zusammen, als sie mich bemerkte, doch ich sagte ihr, dass Noè Zutaten gekauft hatte und gerne mit ihr kochen lernen würde. Die Augen von Antonella begannen zu leuchten und sie hatte das Buch schneller weggelegt, als ich auf drei zählen konnte.

Sie stand auf und breitete die Arme grinsend aus, als Noè mich eingeholt hatte und fragen wollte, was los war. «Dario, willst du mich eigentlich verarschen? Lass doch jetzt darüber reden. Ich hasse es, wen du so weg-»

«Noè! Meine Hübsche! Du Essen gekauft, ume zu lernen von mir, ja? Dario habe mir gesagt. Komme, ich zeige dir beste Pasta vone ganze Tropea!» Sie zog Noè mit ihren Einkäufen tiefer in die Küche und diese sah mich überfordert und verwirrt an. «Dario?!»

Ich zuckte mit den Schultern. «Viel Spaß», meinte ich dann nur und ging hoch in unser Schlafzimmer, wo ich mich bebend hinsetzte und mir mit zittrigen Händen mehrmals übers Gesicht rieb.

Mein Handy begann zu vibrieren. Es war Kelly. Sie war wirklich auf die Minute genau. Aber ich wollte gerade echt nicht. Ich drückte sie weg und Sekunden später bekam ich eine Nachricht. Nicht ihr scheiß ernst. «Dario, wenn du nicht reden möchtest, können wir auch schreiben.»

Ich gab ihr keine Antwort und pfefferte mein Handy in Noès offenen Koffer. Mein Blick schweifte von ihrem Necessaire zum Balkon und wieder zurück. Mir ging der Hals zu und ich rang nach Luft.

Ich spürte die Spannung im ganzen Körper und es kostete mich so verdammt viel ab, dieses Zimmer nicht auseinander zu nehmen. Ich hörte wieder mein Handy vibrieren und sah es böse an. Hatte ich heute etwas falsch gemacht?

Ich meine, wieso hatte Noè so reagiert? War sie wütend, weil diese Mädchen mich angesprochen hatten? War es das? Oder weil ich nicht singen wollte? Und was, wenn sie- Hatte ich sie zu sehr aufgezogen, mit dem ganzen Mund oder Finger-Zeug?

Ich holte mein Handy und las die neuen Nachrichten von Kelly. «Dario, bist du okay? Ist Noè bei dir?» Mein Unterkiefer bebte. Wieso fragten immer alle dasselbe, wenn etwas nicht ganz normal war? Bist du alleine, Dario? Ist Noè bei dir? Warum?

Ich meine, ich- «Zwing mich nicht dazu, Marco und Amallia zu kontaktieren. Lass reden, Capo. Okay?» Ich schloss meine Augen und rieb mir die Stirn.

Sie rief mich schon wieder an und ich hatte gar keine andere Wahl, als seufzend ranzugehen. «Hallo, Dario. Wo bist du gerade?» «Schlafzimmer.» «Und Noè?» «Großmutter.» Kelly blieb kurz still, bis sie laut einatmete und ihre Stimme sanfter wurde. «Bist du wütend?»

Das Nein blieb mir im Hals stecken. «Habt ihr euch gestritten?» «Weiß nicht.» «Okay, aber etwas muss los sein, weil du mir nur Ein- oder Zweiwort-Antworten gibst, Dario.» Ich schwieg und hockte mich neben Noès Sachen auf den Boden. «Ist es wieder wie letzte Nacht?» «Nein.»

«Also, bist du einfach aufgebracht? Weißt du, woher das Ganze kommt?» Ich blieb still und fixierte einen kleinen Fleck an der Wand an, bis alles drumherum verschwommen wirkte. «Dario? Hallo? Dario?» «Hmm?» Meine Augen begann etwas zu brennen, weil ich vergessen hatte zu blinzeln.

«Hast du irgendwas zum Schreiben zur Hand oder weißt du, was du gerade brauchst, um klarer denken zu können?» «Weiß nicht.» Ich konnte sie nur seufzen hören und hatte ihr Augenverdrehen genau vor Augen. «Hat Noè etwas getan?»

«Sie hat die Augen verdreht und mich ignoriert.» «Weißt du, wieso sie das getan hat, und hast du sie drauf angesprochen?» Ich biss mir auf der Unterlippe herum und schaffte es, endlich von diesem dummen Fleck an der Wand loszukommen.

Ich starrte nun auf meinen rechten Unterarm. Mein ganzer Körper brannte. «Sie will mit mir kochen, aber ich habe nein gesagt.» «Und, bist du dir sicher-» «Ja.»

«Was hat sie denn gesagt, als du sie darauf angesprochen hast?» Ich lehnte mich am großen Kleiderschrank an und zog meine Knie an mich heran. «Nicht wichtig.»

«Okay... Dario, denkst du, du brauchst gerade Hilfe, oder hast du alles im Griff?» Ich schloss meine Augen und schüttelte den Kopf. «Bin okay.» «Wirklich? Weißt du, es ist okay, nicht okay zu sein, Dario. Kein Mensch auf dieser Welt ist immer okay.» Ich blieb still und rollte meine Armbänder zur Seite, um die Narben sehen zu können.

Meine Augen zeichneten die Linien, die ich mir zufügen wollte, wie von alleine. «Hast du etwas Probleme mit dem Entzug?» «Bisschen...» «Und Noè hat mir erzählt, dass du immer wieder Dränge zur Selbstverletzung hast. Es ist super, dass du das mit ihr teilst und ihr zusammen Lösungen findet.»

Ich musste kurz schmunzeln. «Tja, geht jetzt wohl nicht mehr, wenn sie mich hasst.» «Sie hasst dich doch nicht, Dario. Redet darüber. Das ist sicher nur ein Missverständnis.» Wir beide blieben still und ich hatte das komische Gefühl, dass Kelly meiner Atmung lauschte.

«Habt ihr es schön in Tropea?» «Mhm...» «Oh Gott, Dario. Du hörst dich nicht gut an. Soll ich nicht doch Marc-» «Nein! Nein, bitte nicht. Ich bin gerade etwas verloren. Ich muss mich einfach wieder finden.» Ich hatte alle Krusten von den frischen Wunden weggerissen und sah, wie sich etwas Blut auf ihnen ausbreitete.

«Was machst du gerade, Dario?» «Sitzen.» «Und?» «Meinen Unterarm anschauen.» Ich hörte sie seufzen und verzog meinen Mund. Ich wollte gerade echt nicht reden. «Können wir das verschieben, Kelly? Ich pack' das gerade echt nicht. Ich will nicht über alles reden und so'ne Scheiße.»

«Wir müssen nicht darüber reden, aber ich finde, wir beiden können jetzt zusammen einen Weg durch dieses Gedankenmuster finden, meinst du nicht?» Ich blieb still und schluckte laut. «Wirst du dir wehtun, nachdem wir aufgelegt haben?» Darauf hatte ich keine Antwort. Also, ich wollte keine geben.

Und anscheinend war das Antwort genug für Kelly, denn ich hörte ihren Kugelschreiber klicken und sie holte tief Luft. «Oder hast du es bereits getan?» Ich blieb still. Kelly auch. Es vergingen mehrere Minuten voller Schweigen und schweres Atmen. Sie sagte nichts, ich sagte nichts. Ich verstand ehrlich gesagt nicht, was sie damit erreichen wollte.

«Ich würde am liebsten das ganze Zimmer auseinandernehmen», gab ich dann doch zu, um mich selbst davor zu stoppen. «Wieso?» «Weiß nicht.» Sie seufzte, «Dario, du machst es mir sehr schwer heute.» «Wem mache ich es bitte nicht schwer?»

«Noè hat die Tabletten für dich dabei, oder? Wenn es gar nicht geht, kannst du immer eine nehmen. Die macht es dir einfacher, klarer zu denken.» «Noè will mir keine geben.» «Was?» «Sie will mir keine geben. Sie gibt mir nicht mal mehr Kippen zum Rauchen. Ich glaube, sie will mich loswerden. Macht sie das extra? Will sie, dass ich die Fassung verliere und sie endlich einen Grund hat, wieder zu gehen?»

«Wir beide wissen, dass Noè nicht so ist. Frag sie doch einfach.» «Kann ich nicht. Sie ist genervt wegen mir und meinen dummen Gedanken.» «Deine Gedanken sind nicht dumm. Es ist okay, Dario.»

Ich schüttelte meinen Kopf und stand langsam auf. «Bist du aufgestanden?» Ich verneinte und lief in die kleine Küche, wo ich leise eine Schublade aufzog und nach einem Messer griff.

«Sitzt du immer noch im Schlafzimmer?» «Ja...» Meine Stimme wurde zittrig, als ich mich auf den Boden hockte und am Waschbecken hinter mir anlehnte. «Ist es denn wirklich okay, so ein Wrack zu sein? Ich weiß selbst nie, was mit mir los ist. Der Tag war doch eigentlich vollkommen okay.»

«Du kannst nichts dafür, Dario. Deine Gefühle schwanken sehr stark und damit ist in erster Linie überhaupt nichts falsch. Wichtig ist einfach, dass wir sie zusammen verarbeiten können.»

Ich stellte sie auf Lautsprecher und legte meine Schulter frei. «Wollen wir das zusammen versuchen?» Ich gab nach und ließ mich darauf ein.

Das Messer in meiner linken Hand lag auf meiner Schulter. «Magst du dich an die Atemtechnik erinnern, die wir letztens versucht haben?» «Mhm...» «Nimm den bösen Gedanken zu dir, nimm ihn wahr und atme tief ein. Akzeptiere, dass er ein Teil von dir ist, aber realisiere, dass es nicht stimmt. Du bist es wert, Dario. Und dann atmen wir wieder langsam aus.»

Ich folgte ihren Anweisungen und tat, was sie von mir wollte. Ich atmete ein, dachte fest daran, dass ich eine Last war und redete mir ein, dass es nicht stimmte, doch dieser Teil funktionierte irgendwie nicht ganz.

Aber ich atmete mit Kelly zusammen wieder aus und ließ das Messer tief in meiner Haut versinken, bis dieses High kam und ich wirklich wieder Luft bekam. «Besser?» «Mhm...»

Ich schämte mich abgrundtief dafür, so eine Lusche zu sein, aber-, Das war ich. Ich konnte nichts richtig machen. Das ging einfach nicht. Ich war kein guter Mensch. «Machen wir das noch ein paar Mal, was?» «Okay...»

Ich sah alles verschwommen und hörte Kelly am Schluss einfach nur noch zu, weil ich mich so leicht fühlte. Ich verlor sogar Tränen, doch wahrnehmen tat ich das nicht mehr. Und-

Die Schuld war riesig. Ich hatte so gut wie ein neues Tief erreicht. Dass ich jemals während einer Therapiestunde zu solchen Mitteln greifen würde, hatte ich nicht gedacht.

Mein schwarzes Shirt klebte an meiner rechten Brust und am rechten Arm und roch nach Metall. «Denkst du, du kannst dich nachher mit Noè aussprechen?» «Mhm...»

«Soll ich auch noch mit ihr reden?» «Wie du willst.» «Ich vertraue euch beiden. Ihr klärt das schon, okay?» «Klar.» Kelly blieb still. «Kann ich dich wirklich alleine lassen, Dario?»

«Ja, ich ehm-, Es ist alles wieder etwas klarer. Ich habe mich zu sehr in die Sache reingesteigert.» «Okay, aber du weißt, dass das okay ist, oder? Wir alle tun das manchmal.» «Ja, ich weiß.»

Ich schielte runter zu meiner pochenden Schulter, die aussah, als wäre ich attackiert worden. Kelly hatte mich bis zu 10 oder 12 böse Gedanken durchatmen lassen. «Du bist stark, Dario. Wir sind auf dem richtigen Weg und ich bin sehr stolz auf dich, dass du dich mir heute doch ein wenig geöffnet hast.» «Mhm...»

«Hören wir morgen wieder voneinander?» «Okay.» Mein Kopf fiel mir in den Nacken, als ich nur noch das Piepen hörte, weil Kelly aufgelegt hatte.

Ich schwitzte am ganzen Körper und wusste ehrlich gesagt gar nicht mehr, ob es das Blut oder der Schweiß war, der mein Shirt so klebrig zurückließ.

Noè durfte hiervon kein Wind bekommen, weshalb ich das Messer saubermachte und wieder an den eigentlichen Ort zurücklegte. Ich legte mein Shirt im Bad in heißes Wasser und wusch das Blut aus, doch ich musste das unterbrechen, weil das Blut von meiner Schulter auf den Boden zu tropfen begann.

Ich duschte mich ab, hielt mir den Kopf und meinen Mund, um meine Schreie zu dämpfen, weil die Schnitte so schlimm brannten unter dem Wasser und eilte danach im Handtuch durch die ganze Wohnung, um aus Noès Rucksack Bandagen und Pflaster zu holen, damit ihr später die Blutung nicht auffallen würde.

Ich bekam es irgendwie auf die Reihe und zog mir frische Klamotten an und hängte das ausgewaschene Shirt auf dem kleinen Balkon auf, um es trocknen zu lassen.

Ich ließ mich daneben auf den Boden plumpsen und hielt mir mein Gesicht und den Mund, um die Schluchzer zurückhalten zu können. «Scheiße. Scheiße. Scheiße. Was machst du nur, Dario?»

Echt, wieso brachte ich nichts auf die Reihe? Was soll ich tun?! Ich hatte Noè heute das okay gegeben, mich zu verlassen, wenn sie nicht mehr konnte... Wieso gab ich ihr jetzt noch einen Grund mehr, es zu tun? Sie wird gehen.

War ehrlich gesagt eher ein Versehen, dass das Kapitel so lange wurde...

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