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33. Kapitel

«Hat sie keinen Brief mehr geschrieben?» Ich schüttelte den Kopf und rieb mir erschöpft die Stirn. Dario hockte in der Küche auf der Theke und sah mich erwartungsvoll an. «Wieso nicht? Sie hat gesagt, sie schreibt uns und kommt uns besuchen.» 

Man, ich war gerade nicht dazu imstande, ihm diese dummen Fragen zu beantworten. Ich war high, mir war übel und ich würde mir gerade am liebsten selbst den Laufpass geben und allem ein Ende setzen. Ich konnte nicht mehr. Ich war nun alleine. 

«Sie kommt nicht mehr, Dario! Sie wird keinen Brief mehr schreiben! Sie ist zurück nach Frankreich gezogen und hat uns verlassen!» Er zuckte zusammen und hüpfte schnell von der Theke. «Warum?» Ich rieb mir meine Augen und seufzte. 

Er war ein Kind, Santiago. Er verstand nicht. Es konnte nicht seine Schuld sein. Aber es war seine Schuld. Er war ein sehr großer Grund für ihr Gehen. «Deinetwegen! Du warst zu viel! Du bist es auch für mich! Du bist unmöglich, Dario! Und diese ganzen Fragen! Stell' die jemanden, der mit dir sprechen möchte! Lass mich doch bitte einfach mal für einen Tag in Ruhe! Geh' zu Rosie, deiner Mutter oder zu den Damaris', aber bitte lass mich einfach mal!» 

Er schluckte und rieb sich nervös die Stirn. «Ich habe keine Mutter mehr...» «Doch hast du! Amilia war nie deine Mutter! Geh' zu Samantha! Du hast eh denselben Schaden wie sie! Ein Traumteam!» Ich musste eine rauchen oder einfach irgendwas schlucken. 

Mir war kotzübel und ich kam an Grenzen, die mein Sohn nicht kennenlernen sollte. Ich wollte es nicht an ihm herauslassen. «Du bist ein verdammtes Arschloch!» Dario zog sich seine Schuhe aus und warf sie mir beide an die Brust, bevor er das Weite suchte und runter in sein Zimmer rannte. 

«Dario!», schimpfte ich und hob seine kleinen Turnschuhe vom Boden auf. Hätte er sich auch so im Junior-Baseballteam gezeigt, wäre er wahrscheinlich nicht aus dem Team geflogen. Werfen konnte er! Ich rieb mir die Brust. Autsch. 

«Dario! Vieni subito da me!» Ich knallte seine Schuhe vor unseren Schuhkasten und ragte ihm hinterher. «Dario! Mi stai prendendo in giro?» Er wollte seine Zimmertür zu schwingen, doch ich stellte den Fuß dazwischen und packte ihn an seinem Pullover. «Nimm diese Worte noch einmal in den Mund und ich wasch' ihn dir mit Seife aus, verstanden?» Er kickte nach mir und ich musste ihn auf sein Bett werfen. 

Ich zeigte auf ihn. «Genau deshalb ist sie weg! Weil du dich wie ein Monster benimmst und ihr Angst und weh gemacht hast!» «Du bist das Monster! Du bist scheiße! Ich hasse dich!» Er packte sein Kissen und warf es mir zu. Ich konnte es gerade noch fangen und warf es zurück. 

«Sie ist deinetwegen weg! Weil du ein Arschloch bist!» Er hatte noch nicht mal alle Zähne, aber würde er nicht aufhören, war ich dazu bereit ihm, die, die er schon hatte auszuschlagen. Ihn anzuschreien, brachte nichts. Rage mit Rage zu kontern, lief bei ihm nicht gut. Ich zeigte nochmals auf ihn. «Du beruhigst dich jetzt. Ich hab' die Schnauze voll.» 

Die Tür hinter mir zuziehend, fischte ich, unter der Vase daneben, nach dem Zimmerschlüssel und schloss die Tür. Ich brauchte Ruhe. Ich wollte Dario nicht wehtun. «Papa!» «Ich komm' dich holen, wenn du realisiert hast, was du mir da gesagt hast!» Er rüttelte von innen an der Tür und wollte sie aufmachen. «Papa! Ich will nicht hier sein! Lass mich raus!» 

Ich musste mich an der Kommode abstützen und tief durchatmen. Er war sechs Jahre alt, aber so viel Stress und Arbeit. Dass Amilia das nicht mehr konnte, war irgendwie verständlich, doch nun lag diese Bürde auf mir. Gekreische erklang und Darios Tür krachte beinahe ein. «Fatemi uscire! Lasciatemi uscire! Ho paura! Lasciatemi uscire! Papà, fammi uscire!» 

Ich ignorierte ihn und ging hoch in mein Office. Ich musste nicht einmal darüber nachdenken und wählte Fionas Nummer. Sie konnte ruhig wissen, was los war. Ich konnte Dario nicht mehr bei mir haben. Ohne Amilia ging das nicht. «Santiago? Alles okay?» Ich verlor ein Seufzen und hörte Dario unten wüten. «Ihr müsst ihn wieder nehmen.» 

«Was? Wieso? Ist etwas passiert?» «Ich komm' nicht mit ihm klar. Sein Verhalten wird schlimmer, er wird größer und-» «Er braucht Kontakt und Geduld, Santiago. Du kannst keine direkte Besserung erwarten. Er macht seine Therapien und lernt, mit seinen Emotionen umzugehen.» Ja, das konnte ich sehr gut hören. Ich wusste nicht einmal mehr, ob mein Hobbyraum unten noch ganz war. 

«Amilia ist weg. Sie hat mich verlassen und ich komme nicht alleine mit ihm klar. Ich brauche dringend einen Job, aber mit einem Kind will mich ja niemand einstellen. Die wollen mich alle 100 % einstellen und das kann ich mit Dario nicht. Und er macht mich fertig. Ich kann das nicht!» Ich biss mir verkrampft auf die Unterlippe, weil ich nicht heulen wollte. Ich verlor meinen Verstand und war vollkommen überfordert. 

Fiona seufzte schwer und ich konnte hören, wie sie sich aus ihrem Bürostuhl erhob. «Wo ist Dario jetzt?» «In seinem Zimmer. Er wütet wie ein Tornado.» Wieder ein Seufzen. «Er spürt den Verlust von Amilia.» «Ja, das ist mir schon klar», konterte ich. Er hatte wieder jemanden verloren, doch das konnte ich jetzt im Moment nicht ändern und ihm helfen ging auch nicht. Ich brauchte auch Hilfe... 

«Santiago, ich bin dazu bereit, einen Termin für euch zwei bei Bayton zu vereinbaren-» «Ich brauch' keine Familientherapie. Der Junge muss hier weg! Packt ihn zu seiner Mutter oder nehmt ihn wieder auf der Station auf, aber bei mir kann er nicht mehr bleiben! Ich geh' kaputt! Ich bin nicht stabil genug!» 

Ich verlor Tränen, weil ich langsam erkannte, dass sie mich nicht ernst nahmen. Sie glaubten mir nicht. Sie würden mir nicht helfen. Niemand konnte helfen. Ich wurde Dario nicht mehr los. «Bitte, Fiona. Bitte! Bitte macht etwas! Ich-,» «Santiago, atme erstmals tief durch. Möchtest du, dass wir einen Krankenwagen rufen? Bist du okay?» 

Ich war high bis zum Anschlag und hatte eine Furie unten im Hobbyraum wüten. Ich war alles andere als okay. Ich wollte mein Handy in die nächste Wand werfen! «Kein Krankenwagen! Ich-, holt ihn einfach! Ich komme heute nicht mit ihm klar!» 

«Okay... Wir haben ein Bett frei. Mein Mann kommt ihn holen, aber wir müssen uns morgen zusammensetzen und da eine Lösung finden.» Alles, nur bitte, jemand musste ihn holen. Ich war fertig mit der Welt und wollte mich zerstören. Ich konnte und wollte nicht mehr. 

Marco kam Dario um 20 Uhr holen und er warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, als ich den Schlüssel für Darios Zimmer holen ging. «Du hast ihn eingesperrt?» «Er hat mir Schuhe und andere Gegenstände entgegengeworfen. Ich wollte nicht, dass er noch Schlimmeres tut und sich selbst verletzt, oder so.» Marco nickte nur und machte die Tür langsam auf. 

Dario lag zusammengekauert in seinem Bett und war eingeschlafen. Das weiße Laken hatte rote Flecken und Darios Knöchel waren blutig geschlagen. Ein Blick an die Tür erklärte, dass er auf sie eingeschlagen hatte. 

«Ihn einzusperren war falsch, Santiago.» Marco legte eine Hand auf Darios Schulter und weckte ihn sanft. Er grummelte nur was und ließ sich dann von dem Sozialarbeiter hochheben. «Ich wusste nicht mehr weiter. Tut mir leid.» «Du musst dich nicht bei mir entschuldigen, sondern bei deinem Sohn, der hier drinnen eine massive Panikattacke hatte und allein mit ihr klarkommen musste.» 

Er kuschelte sich in Marcos Schulter ein und sah mich müde an. Ich langte vorsichtig nach seiner Wange und lächelte traurig. «Mi dispiace, Dario. Sono stato cattivo.» Er murmelte nur wieder was und schmolz in meiner Handfläche. Marco blieb leise und wartete. 

Seine darauffolgenden Worte waren kühl. «Du kannst deine Probleme nicht an Dario herauslassen. Meine Frau hat mich darüber informiert. Du machst so alles nur noch schlimmer. Für euch beide. Er hat nur dich... Gib ihm keinen Grund, dich auch noch zu verlieren.» «Ich habe mir das hier nicht ausgesucht.» «Du könntest deine Familie um Hilfe bitten.» 

Ich lief den beiden nach. Marco brachte Dario in sein Auto. «Die wissen nichts von ihm.» «Wieso?» «W-Weil die mich umbringen würden, wenn die wüssten, dass ich mit 19 Vater geworden bin. Die werden mir nur schon im Nacken sitzen, weil Amilia gegangen ist. Marco, ich meine es wirklich ernst. Dario kann hier nicht mehr bleiben. Ich pack's nicht. Er wird auch nur älter und anspruchsvoller. Ich bekomme alle zwei Tage Anrufe von der Primarschule, weil er Mist baut und dann will man von mir, dass ich ihn in den Griff bekomme. Ich habe nicht mal mich selbst im Griff. Ihr müsst mich doch auch verstehen und für ihn ist das auch alles andere als gut.» 

«Ja, Santiago. Wir verstehen dich und wir werden da eine Lösung finden, okay? Ruh' dich heute aus. Morgen ist ein neuer Tag.» Da hatte er Leichtreden. Wusste er, wie es war, wenn man sich als Borderliner Ruhe gönnen wollte? Die Gedanken prasselten dann nur so auf dich ein, bis du an ihnen kaputtgehst und unter ihnen erstickst. 

Er schnallte Dario in den Kindersitz und richtete die Kopfstütze, damit er weiterschlafen konnte. Ich schaute den beiden hinterher und fragte mich, wieso sie mir das Gefühl gaben, mir helfen zu wollen, wenn sie es schlussendlich vernachlässigt hatten und mich komplett allein gelassen hatten. Ich bekam Dario nicht mehr los. Wochen, Monate vergingen und leere Versprechen fielen nacheinander ins Wasser. 

Darios siebter Geburtstag stand an, doch er benahm sich noch immer wie drei. Er war ein Alptraum. Ich hatte einen Job ergattert, doch nun wirklich gar keine Zeit mehr für Dario und mich selbst. Ich brachte ihn manchmal einfach auf die Station. Die Aussage, dass er sonst allein zu Hause wäre, zog immer. Schließlich wollten sie ja nicht, dass er allein war und hier hatte er seine Freunde.

Und er würde es zwar nie zugeben, doch er war gerne auf der Station. Sehr gerne sogar, weil er dort immer mit Noè spielen konnte. Die Kleine von den Damaris'. Echt ein liebes Mädchen. Dario mochte sie sehr. 

Er war bis 19 Uhr auf der Station und ich hatte mein Haus für mich. In der Küche lagen Darios Hausaufgaben, die er nur halbwegs gemacht hatte. Er musste die heute dann dringend noch machen, er konnte sich keine weiteren Verwarnungen mehr leisten. Ich schob sie zurecht und stolperte über zwei kleine Briefe. Oben in den Ecken waren kleine Herze gemalt. Ich nahm sie zur Hand und las die ersten Sätze. 

Also... Man konnte es kaum lesen, doch es waren zwei Liebesbriefen, welche an Dario gerichtet waren. Da musste ich sogar schmunzeln. Er hatte sie als Notizblatt für seine Hausaufgaben benutzt. Eine Liliana und eine Mika waren nun irgendwo und hatten gebrochene Herzen, weil er ihre lieben Worte mit Mathematik und Englisch überschrieben hatte. Dass die Mädchen ihn mochten, überraschte mich nicht. Er kam von mir... Aber ja... 

Wir hatten andere Sorgen. Darios Essverhalten war auffällig. Er tendierte dazu, nichts zu essen, wenn er sich nicht gut fühlte. Er war immer müde und launisch. Bayton war dran. Er versuchte, uns zu helfen und die Angst, dass Dario jedoch auch Borderline entwickeln könnte, hielt mich nachts wach. 

Er war zu jung für eine Diagnose, doch sein Verhalten war auffällig. Eine Diagnose für BPS kam erst ab dem 15. Lebensjahr infrage, doch die Symptome... Die schlimmen Ausbrüche, die Furcht allein gelassen zu werden, sein tiefes Selbstbewusstsein... Er hatte diese Briefe wahrscheinlich überschrieben, weil er dachte, dass sie ein Scherz waren. Sie wollten ihn nur bloßstellen und hänseln. Niemals würde er Liebesbriefe erhalten. 

Bayton hatte mich gefragt, ob ich es für nötig hielt, den Jungen mit Medikamenten zu unterstützen, doch ich wusste nicht, was hier das Richtige war. Mir halfen die Medikamente echt, doch Dario war erst sieben. Ihn jetzt schon mit Tabletten zu füllen, schien mir falsch. Er brauchte sie nicht. Ich wusste, dass er sich in den Griff kriegen würde. Er war ein guter, schlauer Junge. 

Rosie fuhr draußen ran und ließ Dario raus. Ich legte die Briefe zurück und machte mir einen Kaffee. «Hi», hörte ich Dario eintreten. Er schlüpfte aus seinen Schuhen und schlurfte zur mir in die Küche. «Alles gut?» Er nickte tonlos und lief einen großen Bogen um mich, um zum Kühlschrank zu gehen. Da hatte jemand plötzlich wieder Hunger. 

Er rieb sich über seine Schulter und schniefte leise. Meine Augen blieben an dem Bluterguss über seinem Schlüsselbein hängen. «Tut mir leid, Dario. Das gestern war zu viel.» Er verdrehte die Augen und machte sich ein Brötchen. Die emotionale Kontrolle eines Kleinkindes, doch alles andere konnte er selbst. Er ging allein ins Bett, stand allein auf und war im Großen und Ganzen sehr selbstständig. 

«Ja ja... Ist immer dasselbe.» Ich musste schwer schlucken und rieb mir über die Nase. «Was soll das denn heißen?» «Ja, du bist traurig und dann bin ich daran schuld.» Er mied seine Hausaufgaben gekonnt und biss vom Brötchen ab. 

«Ich will zu Mom. Ich will bei Mom leben.» Ach? «Nur zu! Sag' Fiona das bitte direkt. Kannst du gerne machen.» «Du hasst mich eh.» «Ich bin wenigstens da, Dario. Deine Mut-» «Wirklich? Bist du da? Wo denn? Alles, was ich sehe, ist ein Monster.» Er testete mich wieder und ich wollte mich gar nicht erst darauf einlassen. 

«Geh' auf dein Zimmer und lass mich in Ruhe. Hoffentlich kannst du echt zu deiner Mutter. Dann wäre ich dich endlich los.» Mir flog das Brötchen ins Gesicht und ich hörte dann nur die Zimmertür zu schlagen. 

So wie er sich benahm, würde es mich auch gar nicht überraschen, wenn er gleich wie sie enden würde. «Dario! Mach aber bitte deine Hausaufgaben noch!» Ich hörte nur ein Knallen und wusste, dass er etwas gegen seine Tür geworfen hatte. Ein Alptraum.

Die Ruhe vor dem Sturm.

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