44. Kapitel
Verdammte Scheiße. Lex war sonst immer da, wenn man ihn brauchte, aber genau heute war er unterwegs. Ich schob das blonde Mädchen vorsichtig zur Seite und versuchte mich zwischen Dad und Dario zu quetschen. «Dad, stopp!»
Dario hielt sich mit beiden Händen am Unterarm von meinem Dad fest, der ihn mit voller Wucht gegen die Wand geknallt hatte und ihm dort mehr oder weniger die Luft abkappte. «Das ist besser nicht das wonach es aussieht!»
Dad war so wild und rasch auf Dario zu, dass ich mich besorgt zu diesem Mädchen umdrehen musste, um sie zu fragen, ob ihr etwas passiert war. Schließlich wurde Rio mit voller Kraft von ihr weggerissen. «Bist du okay?» Sie stand unter Schock, starrte mich einige Sekunden an, bis sie dann vorsichtig nickte.
«Sett? Hilfst du mir?» Er rührte sich aber nicht und schaute die Blondine an. «Dad, lass los! Es ist sicher nicht das wonach es aussieht. Du kennst Dario. Das würde er nicht tun.» Ich riss an Dads Hand herum und versuchte sie von meinem Freund zu lösen, dessen Pupillen gefährlich weit geworden waren. Ein Indiz dafür, dass Dad ihn triggerte.
Geweitete Pupillen können bei Menschen mit PTBS darauf hinweisen, dass sich der Körper auf eine mögliche Gefahr vorbereitete. Es gab drei Reaktionen. Kampf, Flucht oder Einfrieren. Bei Dario konnten alle drei auftreten.
«Ich will's von ihm hören!» «Ja, wie denn, wenn du ihm die Luft abkappst!» Ich stieß Dad an der Brust weg und konnte ihn von Lio lösen, der hinter mir zu Boden sackte und hustete. Er rang krächzend nach Luft. «Dario!» Dieses Mädchen eilte zu ihm. Es irritierte mich, doch ich behielt meinen Fokus auf meinem Vater und bat ihn, mir in meine Augen zu schauen. «Reg' dich ab! Schließ' doch nicht gleich solche Schlüsse!»
Dad wollte kontern, doch dieses Mädchen nannte Darios Publizist, Sett auch Dad, was uns beide ins Stutzen brachte. Setts Tochter? War das Aurora? Dario hatte was mit ihr gehabt, nachdem wir uns getrennt hatten. Er hatte mir von ihr erzählt. «Aurora?», fragte ich unsicher nach. Ihre blauen Augen landeten auf mir und sie konterte, «Noè?»
«Ihr kennt euch?», kam nun mein Vater dazu, doch ich schüttelte den Kopf. Warum war sie hier? War es vielleicht doch so, wie Dad es interpretiert hatte? Wieso war Dario allein mit ihr in diesem Zimmer gewesen? Wieso trugen beide Sportklamotten und warum hatte sie ihre Hände auf seiner Brust gehabt?
Ich suchte Darios Blick, «Bitte bestätige mir, dass es nicht doch so ist, wie es aussieht.» Er hustete und schüttelte erschöpft den Kopf. «Was hast du mit meiner Tochter am Hut, Dario?» Jetzt hatte Sett auch dazu geschaltet. «Das ist echt seine Tochter?», hielt sich mein Dad inzwischen den Kopf.
Doch Dario richtete sich nur schweigend auf und drückte sich an den beiden Vätern vorbei. Flucht. Sein Körper hatte sich fürs Flüchten entschieden. «Dario! Renn' mir jetzt nicht weg!», wollte mein Vater hinterher, doch ich hielt ihn fest. «Lass ihn. Ich kann mehr oder weniger für ihn reden. Ich glaube, ich weiß ganz genau-,»
«Was weißt du? Und du? Aurora?» Sett langte nach dem Arm seiner Tochter, die besorgt in Richtung Darios Hotelzimmer schielte. «Wir haben uns nur unterhalten», zitterte sie dann und Dad seufzte. «Wir sind per Zufall aufeinander getroffen und im Flur war so viel los. Deshalb haben wir uns hier im Zimmer unterhalten.»
Dad: «Das sah mir aber nach mehr als einer Unterhaltung aus.» Sie zeigte plötzlich auf mich. «Er hat mir von dir erzählt. Er hat explizit erwähnt, dass er eine Freundin hat. Dich.» Nun schaute sie zu meinem Vater. «Es ist nichts passiert. Warum sind Sie ihn so angegangen? Er hat gar nichts gemacht!» Sett rang mit sich und war, glaube ich, auch kurz davor Dario hinterherzuhetzen, um von ihm dasselbe zu hören, doch er entschied sich dann dazu, das Gespräch mit dieser Aurora zu suchen und warf uns raus.
Im Flur wollte Dad nach meiner Hand greifen, doch ich riss sie weg. «Wir haben heute beim Abendessen darüber geredet, Dad! Genau hierüber!» «Du musst mich doch auch verstehen. Es sah so aus, als würde er dir fremdgehen!» «Wie reden hier aber von Dario und nicht von einem wilden College-Jungen, der sich an jedes Mädchen ranmacht und ein Tagebuch darüber führt, welche am besten war.»
Ich lief den Flur runter zu Darios Zimmertür. Sie war nicht ganz zugefallen. «Und hast nicht du mir beigebracht, zuerst zu denken und dann erst zu machen?» «Es tut mir leid, Maus. Scheiße... Es war eine Kurzschlussreaktion.» «Ja, eine Kurzschlussreaktion, die ihn zu Tode getriggert hat.»
Ich klopfte leise an. «Dario?» Keine Antwort. Ich sah kurz meinem Vater entgegen, als ich dann aber leise eintrat und zuerst im Bad nachschaute, aber es war leer. Ich brauchte meinen Freund gar nicht weiter suchen, denn er gab sich schnell bekannt, als Dad hinter mir auftauchte. «Das ging fucking zu weit, Marco!» Dario zeigte auf ihn.
Er stand neben dem kleinen Waschbecken und dessen Waschmittel lag davor auf dem Boden. Zerdrückt und zerschlagen. «Es tut mir leid, Dario. Das war falsch von mir.» «Entschuldige dich nicht bei mir. Ich weiß, dass sie keine Bedeutung hat.» Ich bückte mich zum auslaufenden Waschmittel und wollte es aufputzen, als Dario mich grob davor stoppte und meinte, ich solle es verdammt nochmal nicht anfassen.
Seine Aussage, dass ich es ihm dieses Mal nicht in den Mund geben konnte, machte Dad und mir klar, dass ihn das eben nicht nur ein wenig getriggert hatte, sondern richtig doll. Häusliche Gewalt. Dario war ihr über seine ganze Kindheit hinweg ausgeliefert gewesen. Das Verhalten meines Vaters hatte ihn zu sehr daran erinnert.
«Ich möchte das Waschmittel nur beseitigen, Lio.» «Ja, aber nicht jetzt. Nicht wenn ich da bin.» «Okay. Verstanden.» Lios Augen klebten wortwörtlich an Dad und verfolgten jeder seiner Bewegungen. «Es tut mir wirklich leid, Dario. Das war falsch von mir.» Keine Antwort. Er schaute ihn nur weiter an und zuckte zusammen, als ich mich am Waschbeckenrand vom Boden hochzog.
«Geh», kam es dann nur. Ich sah zu Dad rüber und bat ihn still darum, Darios Bitte zu folgen. Er nickte, doch konnte es nicht lassen, mich trotzdem noch etwas zu fragen, «Und du bist dir sicher, dass du das hier händeln kannst? Kann ich euch allein lassen?» Dario lachte leise und spöttisch auf, doch wandte sich dann ans offene Fenster.
Ich sagte leise ja und huschte Dad weiter zur Tür und als ich mich wieder an Dario wandte, stand er direkt vor mir, «Du auch.» «Was?» «Geh.» «Aber Dario-,» «Noè. Geh.» Er rieb sich die Stirn und versuchte sich danach die Spannung aus seinem Nacken zu streichen. «Sicher? Also, kommst du-,»
«Man, Noè! Geh!» Es ging so schnell, ich hatte es erst dann kapiert, als Dario sich wieder gefangen hatte, dass seine Hand auf mich zugeflogen gekommen war und kurz vor meinem Hals wieder gestoppt hatte. Er war kurz davor gewesen, mich zu packen.
Ich hatte gar kein gutes Gefühl, doch gehorchte. Wenn Dario der Meinung war, das ich gehen sollte, würde ich es tun. «Okay. Wenn du's dir anders überlegst... Schreib' mir oder ruf' mich an, ja?» Kein Nicken, keine Antwort, aber ich ging trotzdem. Er hatte mich schon gehört und verstanden.
Dad stand draußen im Flur. Er hatte gelauscht. Das schlechte Gewissen war ihm ins Gesicht geschrieben. «Ist er okay?» Ich schüttelte den Kopf. «Weiß ich nicht, aber er will allein sein.» Rio und ich teilten uns ein Zimmer. Wo zum Teufel sollte ich nun hin? Zu Dad wollte ich nicht. «Kann man ihn denn jetzt allein lassen?»
«Weiß ich nicht, Dad. Daran hättest du vielleicht denken sollen, bevor du ihn angegriffen hast», zischte ich und ging mit ihm im Schlepptau den Flur runter, zurück zu Setts Zimmer. Ich wollte klopfen und nachfragen, ob alles okay war, doch ich konnte den Herren bis zu uns raus mit seiner Tochter schreien hören, weshalb ich mich dann dazu entschied, es einfach zu lassen. Hierfür hatte ich nicht auch noch Nerven.
«Wer ist denn dieses Mädchen überhaupt? Ich meine, du kanntest ihren Namen.» «Während ich mit Nate zusammen war, hat Dario sie kennengelernt. Erklärung genug?» Dad nickte und rieb sich dann beschämt den Nacken. «I-,ich denke, ich sollte das mal anschauen lassen.» Huh? Er schluckte, «Ich spreche von Therapie. Vielleicht sollte ich es auch mal in Betracht ziehen, mit jemandem zu reden.» Stimmt... Dad war noch nie in Therapie gewesen.
«Weißt du denn, was dich bedrückt?» Dr. Noè klopfte an. «Hach...» Er zögerte. Wollte er mit seiner Tochter darüber reden? War es okay für ihn, ihr zu beichten, dass er auch schwächeln konnte? Er musste nicht immer der starke Papa spielen. Ich wusste doch ganz genau, dass er auch nur ein Mensch mit Stärken und Schwächen war.
«Ich bin allein», gab er dann nur zu. Wir betraten den Fahrstuhl und Dad wählte die Lobby. «Deine Mutter ist weg und jetzt gehst du. Du wirst erwachsen und triffst deine eigenen Entscheidungen. Damit habe ich noch zu kämpfen. Es macht mir Angst, plötzlich ganz allein zu Hause in Marblehead zu sein. Normalerweise warst du immer bei mir, in meinem Haus, in deinem Zimmer.» Mein Herz sank.
«Und...» Er rieb sich hastig die Augen und seufzte, «Alles erinnert mich an deine Mutter, an dich. An unsere gemeinsame Zeit. Zu dritt. Ich sitze abends allein in unserem Wohnzimmer, frage mich, was du treibst und denke daran, wie deine Mutter mir sicherlich versichern würde, dass es dir gut geht und du in Sicherheit bist.» Ich wusste nicht ganz, wie ich Dad helfen konnte. Schließlich konnte ich ihn verstehen, doch ich konnte es nicht ändern, dass ich nun hier in New York studierte und teilweise auch lebte.
«Und so böse und falsch es auch klingen mag, aber es auf Dario zu schieben, war verdammt einfach. Am einfachsten. Schließlich ist er jetzt dein Mann, dein Beschützer in deinem Leben. Mich brauchst du nicht mehr. Du hast ihn.» «Aber er ist nicht mein Vater. Und meinen Vater brauche ich mein ganzes Leben lang. Dad, ich brauche dich. Genauso, wie ich Mom brauche. Ich brauche sie jeden Tag. Nur weil ich gewisse Dinge mittlerweile selbst zu regeln weiß oder nicht immer bei dir um Hilfe bitte, heißt das doch nicht, dass ich dich nicht mehr brauche, geschweige denn in meinem Leben haben möchte.»
Wir traten in die Lobby und machten es uns auf einem Sofa bequem. «Danke.» Hmm? «Danke, dass du mir das gesagt hast, Noè. Ich musste es hören.» Ich lächelte ihm sanft zu und richtete mir meinen Zopf. «Du bist das Letzte, was ich noch habe, Mäuschen. Und ich habe immer wieder im Kopf, wie weh dir Dario bereits getan hat. Ich erwarte nicht dein volles Verständnis, aber ja... Ich hoffe, du verstehst, woher ich komme und wieso ich manchmal so reagiere.» Tat ich. Ich sagte leise ja.
«Ich muss loslassen lernen. Nicht nur von dir, sondern auch von Dario. Ich halte mich an seinem alten Ich fest. An dem Jungen, der zuschlägt, wenn's brenzlig wird. An dem drogenabhängigen Heimjungen, der die dickste Polizeiakte in unserer Station hatte und auch schon auf mich oder deine Mutter losgegangen ist.» Dad rieb sich die Hände an seine Hose trocken und schaute runter auf seine Schuhe. «Dem Jungen, der auch schon dich gepackt und angeschrien hat...» Ich blieb still.
«Und ich muss langsam einsehen, dass sich bei ihm etwas getan hat und er nicht mehr so ist, wie früher. Zumindest versucht er, nicht mehr so zu sein.» Der alte Dario würde immer bestehen bleiben, doch er hatte sich so positiv verändert.
Und in gewisser Hinsicht konnte ich Dad verstehen. Er hatte alles gesehen. Dinge und Situationen von denen ich nichts wusste. Andere Vorfälle mit Dario, weitere Aussetzer und Anfälle, von denen ich niemals etwas erfahren würde. Und Dads erster Instinkt, mich vor solch einer Person fernzuhalten, war verständlich.
«Dad...» Ich sortierte meine Gedanken und versuchte es, so gut wie möglich in Worte fassen zu können. «Ich kann dich verstehen. Ich weiß, woher deine Sorgen kommen. Ich sehe ein, welch Risiko ich hier eingehe. Ich sehe Dario. Ich sehe dich. Aber du darfst nicht vergessen, dass es sich hier um mein Leben, meine Entscheidungen handelt. Ich bin selbst dafür verantwortlich, wenn ich mich an dem Ding verbrenne. Ich muss dafür geradestehen und hinhalten. Und vor Fehlern und Verletzungen kannst du mich nicht schützen. Konntest du nie. Moms Tod ist das beste Beispiel.»
Er nickte und schniefte. «Ich finde es eine verdammt gute Idee, dass du an eine Therapie denkst. Und ich bin auch immer da, wenn du dich einsam fühlst oder jemanden brauchst. Immer. Schließlich bin ich deine Tochter und ich brauche dich genauso sehr, wie du mich.» Dad wollte etwas sagen, als erstauntes Stöhnen durch die Lobby jagte. Ich erschrak mich so sehr, dass mir beinahe mein Handy unters Sofa fiel.
Draußen, vor dem Hotel, erklang Kreischen und dann sah ich Dario, der eingemummt in seiner Kapuze, zögerlich auf mich und Dad zu schlenderte. Ich erhob mich, schaute überrascht hoch in sein verstecktes Gesicht und erblickte glasige und trübe Augen. Aber er lächelte ganz schwach. Dad wollte zuerst aufstehen, als er sah, wie mein Freund leicht zusammenzuckte. Darum sank er zurück aufs Sofa. Um Darios Trigger zu vermeiden.
«Hi», sagte ich leise und langte nach seinen Händen, die tief in den Ärmel versteckt waren. «Hi...» Er sah zu Dad. «Geht's wieder?», fragte Dad leise nach. Rio setzte sich zu mir hin und rieb sich die Augen. Er nickte nur und sank zurück ins Rückenpolster.
«Es tut mir höllisch leid, Dario.» Seine Hand kam hoch. Er deutete Dad, zu stoppen, «Lass es, Marco. Ist gut.» Nun lag Schweigen in der Luft, bis Lio zittrig Luft holte und meine Augen suchte. «Meinst du, können wir reden?» «Klar.» «Unter uns...» Mein Vater verstand und hob seine Hände an. «Das ist mein Zeichen. Verstanden. Hören wir morgen voneinander?» Ich bejahte und stand ebenfalls auf.
Dario und ich konnten oben im Zimmer reden. Nicht hier, vor den ganzen neugierigen, fremden Augen. Wir nahmen dieses Mal aber die Treppen hoch und ich persönlich bereute dies nach dem 3. Stockwerk. Dort schlug ich dann vor, nicht doch den Lift zu nehmen. Darios Ausdauer stimmte zu.
Ich konnte ihm ansehen, dass er etwas sagen wollte, doch nicht genau wusste, wie er anfangen konnte. Erst, als ich unsere Zimmertür zuzog, holte er leise Luft. Ich drehte mich zu ihm um. Er hockte auf den Bettrand. «Ich wollte meine Hand nicht in deine Richtung schwingen oder heben, wie auch immer man es nennen will. Du weißt, ich würde dich niemals-, also-, ich-,»
Er zog sich den Pullover aus und strich sich seine Haare zurück, aus der Stirn. «Ich würde dich niemals anfassen.» Mir blieb's im Hals stecken. Ich wollte ihm glauben. Echt. Doch ein ganzer kleiner Teil in meinem Kopf erinnerte mich daran, dass es trotzdem passieren könnte. Geschubst, geschoben und angeschrien wurde ich schon mehr als nur einmal von ihm.
Nein, ich glaubte ihm. Ich wusste, dass er mich niemals anfassen würde, aber was er würde und wollte, spielte keine Rolle, wenn er sich in einer Episode oder in einer für ihn kritischen Situation befand. «Sag' doch etwas.» Furcht. Er sah mich unsicher an, versuchte mir abzulesen, ob ich ihm glaubte oder ihm böse war.
Ich seufzte, stellte mich vor ihn und langte nach seinen Wangen und streichelte sie mit meinen Daumen. «Ist gut.» Sein Kehlkopf sprang an. «Sicher?» Ich nickte. «Ja.» Seine Augen zuckten kurz zur Seite, er nahm meine Hände von seinen Wangen. «Sollte ich es doch tun, verlass mich. Scheißegal, ob ich dann mit Suizid drohe oder mich verletze. Wenn ich es doch tue und mein Versprechen breche, verdiene ich nichts anderes.»
Das Traurige war, dass er sich selbst nicht vertraute und das Gefühl hatte, mich trotzdem warnen zu müssen. Er warnte mich. Er glaubte selbst nicht an sich. «Verstanden», meinte ich nur, «Aber du wirst mir nicht wehtun.» Er nickte. Er schaute zur ganz kleinen Küche. Zimmer konnte man das hier eigentlich nicht mehr nennen. Ein Mini-Loft. Unser Popstar hier hatte Anspruch auf eins der größten «Zimmer» hier.
Das Waschmittel von eben stand im Waschbecken. «Ich dachte, Marco bringt mich um.» Das dachte ich am Anfang auch. «Er hat mich genauso gepackt, wie es Stefano immer getan hat.» Meine Augen wurden glasig. Nur schon daran zu denken, dass der kleine Dario so behandelt wurde. So hilflos. So klein und unschuldig. «Ich wollte mich hier im Loft beruhigen und etwas trinken, aber dann ist mir das scheiß Waschmittel ins Waschbecken gefallen. Ich dachte, ich dreh' ab.»
Er langte nach meinen Seiten. «Und, wenn ich abgedreht wäre, hätte ich deinem Dad nur noch mehr bestätigt, warum er sich solche Sorgen unseretwegen zu machen braucht. Du. Hier bei mir.» «Du hast aber nicht abgedreht, Dario. Du hast es genau richtig gemacht. Und mein Vater hat das eingesehen. Genauso, wie er realisiert hat, dass er zu weit gegangen ist.»
Kurze Stille, bis Darios weinerliche Stimme, leise und gebrochen fragte, «Was, wenn ich mich nicht gefangen hätte? Was, wenn ich dich echt am Hals gepackt und gegen die nächste Wand geknallt hätte?» Dann hätte ich ein verdammtes Problem und krasse Rückenschmerzen bekommen.
«Hey, das ist aber nicht passiert, ja? Du hast gewusst, was du brauchst und darum gebeten und mich kommunziert, was ich machen soll. Lass nicht darüber nachdenken, was hätte sein können, okay?» Er sagte leise okay und zog mich auf sich drauf und tiefer ins Bett, wo wir den Rest des abends zusammen verbrachten. Darios Entwicklung war klar ersichtlich, doch er selbst konnte es nicht immer einsehen.
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