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35. Kapitel

«Dario! Dario! Was sagst du zu den Schlagzeilen?» Selbst, wenn ich es nicht so gewollt hätte, ich klebte an Rios Seite. Er hielt mich eng bei sich, aus Angst, mich in der Menge zu verlieren. Der Unterschied vom Flughafen in Ohio und dem hier in New York war immens. Wir konnten keine zwei Schritte gehen, ohne angerempelt oder von Kamerablitzen geblendet zu werden.

Ich schützte mir die Augen mit der Hand und suchte Schatten hinter Darios Schulter. Er trug einen großen Hoodie und auch noch eine abgedunkelte Sonnenbrille. «Wie geht es deiner Mutter? Ist sie krank? Was hat sie?» Dario ging nicht drauf ein und als wir es zum Rover durch geschafft hatten, holte er mich vor sich und öffnete mir die Tür, damit ich zuerst einsteigen konnte.

Wie immer, fühlte ich mich enorm fehl am Platz. Ich war mir bewusst darüber, dass diese Leute nicht meinetwegen hier waren und mich gar nicht sehen wollten, doch es engte mich trotzdem ein. Ich fühlte mich trotzdem belästigt und beobachtet. «Bist du okay?» Dario setzte sich neben mich und Lex machte die Tür hinter ihm zu. «Ja... Ich weiß nicht, wie du das ertragen kannst.»

Dario zog sich die Sonnenbrille aus und rieb sich die Augen. Die Kapuze fiel auf seinen Rücken runter und da fiel mir auf, dass er es eben nicht vertrug. «Tu' ich nicht, Noè. Ich hasse es.» Ich schrak zusammen, weil gegen die Autoscheiben gehämmert wurde. Kameralinsen wurden gegen die Fenster gepresst, mit der Hoffnung, uns so doch irgendwie fotografieren zu können.

«Können die uns so sehen?» «Nein, nur durch die Frontscheibe.» Und er hatte recht. Die Fotografen standen nun vor dem Auto und hielten dem Fahrer die Kamera in die Fresse. Aber Dario wusste Bescheid und sank tiefer in seinen Sitz. Ich tat ihm gleich. Ich hatte ja schließlich keine Ahnung, wie ich mich sonst zu benehmen hatte.

Wir schafften es dann aber vom Flughafen zum Hotel und das mit nur wenigen Autos, die uns gefolgt waren. Wir waren wieder in New York. Vor 5 Wochen hatte ich Nathan hier verlassen und war Dario nach Kanada gefolgt. Und jetzt hatte Dario eine kleine Tour-Pause und hatte die ersten paar Tage in Marble verbracht. Den Rest wollte er hier verbringen. Für mich. Er wusste, dass ich New York mochte.

Und es ergab sich gerade gut, denn gleich nach der Pause, hatte er hier ein Auftritt beim Times Square. «Was machen wir morgen?» Dario hatte nur etwas vor, «Ausschlafen, schlafen und noch mehr schlafen.» Ich grinste verliebt auf und lehnte mich zu ihm rüber. Seine Finger zwischen meine holend, biss ich mir in meine Unterlippe.

Aber ich hatte trotzdem eine Idee. Auch, wenn mir sein Plan auch saugut gefiel. Wenn er schlief, konnte ich mich auf die Uni konzentrieren und auch etwas mit Wesley und den Zwillingen machen. Und ich hatte Nate versprochen, ihn besuchen zu kommen. Schließlich hatte er die Fotos vor dem Hotel in Marblehead gesehen und mir alles Gute gewünscht.

Ich hatte es gewagt und war Dario hinterher geflogen und anscheinend war das keine allzu schlechte Idee gewesen. Auch Wesley und Riley hatten mir diese Fotos geschickt und einen schelmischen Smiley mit dazu gepackt. Riley meinte nur, dass Vicky ihr jetzt 150 Dollar schuldete. Was die beiden da wieder am Laufen und mit Geld gewettet hatten, wollte ich gar nicht erst wissen.

«Wie wär's, wenn wir morgen zu Wesley gehen? Sie macht einen gechillten Abend mit den Jungs. Ich bin eingeladen und du könntest doch auch kommen. Die Zwillinge, ihr Freund und noch paar Kumpels von ihm.» Dario dachte nach und rümpfte dabei seine Nase. «Erst am Abend?» Ich nickte.

«Das heißt, ich kann trotzdem den ganzen Tag pennen?» Ich nickte nochmals. Dieses Mal aber wieder grinsend. «Vielleicht. Ich überlege es mir.» «Okay», klatschte ich erfreut in die Hände und richtete mich wieder auf. Dario schüttelte nur den Kopf und als Tizian, Darios Chauffeur, sich zu uns umdrehte, wussten wir, dass wir es nach einer verdammten Stunde zum Hotel geschafft hatten. Eigentlich wäre es eine Fahrt von 15 Minuten, aber New York halt...

Wir schafften es schnell in die Lobby und dort durften wir direkt den Fahrstuhl betreten. Kein dummes Warten, wo man sich währenddessen wie ein Tier im Zoo fühlen musste. Darios Zimmer, oder eher Loft, war fast zuoberst, weshalb wir eine verdammte Ewigkeit in diesem Fahrstuhl stehen mussten. So lange, dass es mir zu öde wurde und ich mich auf den Boden setzte.

Dario lachte leise auf, «Ernsthaft?» Ich winkte ab und sprach wesentlich wichtigeres an, «Du bist jetzt schon fast einen Tag nüchtern. Mit was für einer Wartezeit muss ich denn da rechnen, bis ich gepackt werde? Meintest du nicht, dass ich dir nicht entkommen können würde?» Dario musterte mich einige Sekunden und dann machte es Ding. Wir waren oben angekommen. «Wieso nennst du es Wartezeit? Könnte auch die Lieferzeit sein.»

«Was?» Er ignorierte mich und hielt mir beim Loft dann mit zusammengepressten Lippen die Tür auf. Was ein verlegener Gentleman. «Ich meine ja nur... Eine Lieferzeit von 1 bis 3 Tagen ist ja noch akzeptabel, aber-,» Dario presste seine Hand auf meinen Mund und stoppte mich davor, noch mehr Scheiße zu quasseln. «Noè, stopp. Einfach stopp», schmunzelte er dann nur und warf seine Tasche aufs Bett.

«Lass mich doch reden», zog ich ihn auf und legte meinen kleinen Koffer zu seiner Tasche. Wir teilten uns nun wohl wieder das Zimmer. Wie früher. Obwohl, Barbara hatte mir unten noch meine eigene Zimmerkarte gegeben, doch Dario hatte diese selbst eingesteckt. «Du quatschst immer so viel Unsinn, wenn du nervös bist», meinte er dann nur. Ich holte schon wieder Luft, doch Dario hob die Hand an und legte sein Handy auf die Theke neben der kleinen Garderobe beim Eingangsbereich.

«Wieso sollte ich jetzt nervös sein? Bin ich gar nicht?» «Nicht?» Ich pisste mir fast ein vorlauter Nervosität. «Nein. Überhaupt nicht. Bist ja nur du.» Dario musterte mich einige Sekunden und meinte dann nur, «Dann ist ja gut.» Er wusste genauso sehr wie ich, dass ich nervös war. War er aber auch. Denn sonst würde er sich nicht die ganze Zeit über seine Nase streichen und sie rümpfen. Und er würde sich nicht immer wieder die Armbänder richten.

«Kann ich dich was fragen?» Ich nickte stumm. Der Grünäugige setzte sich auf sein Bett und rieb sich unsicher die Hände ineinander. «Dein Dad... Weiß er-, also, hast du es ihm gesagt?» «Was?» «Ja, was ich damals abgezogen habe. Du weißt schon...» «Du meinst, wo-,» «Ja...»

Ich seufzte und löste mein Haargummi aus meinen Haaren. «Das weiß er nicht, aber er weiß, dass wir den Schritt schon vor längerer Zeit gewagt haben.» Dario schaute mich nun verwirrt an. «Warum?» «Ja, doofe Story. Er wollte mich vor paar Wochen zum Frauenarzt zerren, weil er mich auf mein erstes Mal mit Nathan vorbereiten wollte. Hab' ihm dann halt gesagt, dass er da etwas spät dran ist.» Jetzt schmunzelte er.

«Das heißt, dein Dad hasst mich jetzt noch mehr?» «Mein Dad hat dich noch die gehasst, Dario. Noch nie.» Im Moment hasste er eher mich. «Darf ich ehrlich sein?» «Immer.» Lio stand wieder auf und schaute aus dem Fenster. Er suchte wohl die richtigen Worte. «Ich-, ich-, also ich habe ein abartiges Problem mit ihm.»

«Mit meinem Dad?» Er nickte. «Keine Ahnung, er-, vielleicht ist es einfach, weil er in meinen Augen, auch schon als ich noch ein kleiner Junge war, immer gegen mich war. Und dann das mit der Trennung. Ich habe ja eigentlich keinen Grund, ihn nicht zu mögen oder ihn zu verurteilen, aber seine Worte von damals sind geblieben. Er hat mir an diesem Tag, wo ich dich so verarscht habe, so krass wehgetan.»

Ich wusste nicht wirklich, wie ich darauf reagieren sollte. Schließlich redete er von meinem Vater, aber zugleich konnte ich ihn ja auch verstehen. Ich meine-, keine Ahnung. «Musst auch nichts dazu sagen, oder so. Finde einfach, du solltest das wissen. Dass es mir geblieben ist, was er gesagt hat und dass ich weiß, wie recht er hat.» «Komm, Dario. Du musst dich nicht rechtfertigen. Ich kann dich verstehen. Ist halt trotzdem mein Vater.»

Er gab mir leise recht und streckte dann zögerlich eine Hand nach mir aus. Ich nahm sie liebend gern entgegen und ließ mich an ihn heranziehen. Mir wurde ganz mulmig, als er nieder in meine Augen schmachtete und dann ganz schüchtern und NÜCHTERN, lächelte.

«Die letzten Monate waren scheiße. Aber trotzdem bin ich froh, dass wir uns damals getrennt haben. Ich habe das Gefühl, wir würden jetzt nicht so beieinander stehen, wenn wir es nicht getan hätten.» Dario schwieg. «Und ja, klar sind wir immer noch verdammt jung. Wer weiß, wie es in 5, 10 oder 20 Jahren sein wird, aber ich kann mir echt keine andere Zukunft mehr vorstellen als eine mit dir.»

«Noè, ich hab's dir schon 100-mal gesagt. Ich bin kein Typ fürs Leben.» «Ich finde schon. Du bist emphatisch, sympathisch, loyal, liebevoll, einfühlsam, intelligent, lustig, ehrlich, romantisch, frech, aufmerksam, wunderschön und talentiert. Gibt keine bessere Kombi in meinen Augen.» «Du vergisst aber, dass ich krank bi-,» «Ich weiß, dass du eine Krankheit hast. Du bist nicht deine Krankheit. Du hast eine Krankheit und diese kenne ich. Dario, ich weiß, worauf ich mich hier einlasse. Du auch.»

«Ich weiß, aber nicht, wie ich mich noch weiterentwickeln werde. Was, wenn ich irgendwann wieder voll abdrehe oder-,» «Ja, dann schauen wir, wie wir das Durchstehen, wenn's dann so weit wäre.» Ich langte nach seinen Wangen und streichelte seine linke mit meinem Daumen. «Und mit meiner Karriere jetzt geht das doch auch nicht mehr. Du willst studier-,» «Ich will dich.»

Er stockte und schluckte seine Argumente. Er hatte mich schon richtig verstanden. Ich wollte ihn. Und was auch immer er mit sich brachte. «Sicher?» Ich nickte. Ja, sicher. «Nein, Noè. Ich mein's ernst. Bist du dir wirklich sicher? Ich kann sowas, wie diese Trennung nicht nochmal durchmachen.» «Todsicher.»

Dario sah mich einfach nur an. Er versuchte, mich zu lesen. «Und jetzt bitte küss' mich endlich. Ich werde noch verrückt.» Darios Nase stupste meine an und er flüsterte bloß ein leises Okay, als er mich an meiner Taille enger an sich heranholte. Mir war so schlecht, ich drohte Schmetterlinge zu kotzen. Scheiße, machte er mich nervös.

Mir entfloh ein sehnsüchtiges Seufzen und ich langte nach Darios Wange, um ihn schneller schmecken zu können, doch jemand hämmerte gegen die Tür. Ich haute mir vorlauter Schock die Hand am Fensterrahmen an und Dario schüttelte benommen den Kopf. Er fing sich nach einigen Sekunden aber wieder und öffnete seinem Medienmanager die Tür. Man Sett! Nicht schon wieder!

«Was ist?», seufzte Dario, der dann die Arme auf der Brust verschränkte. «Hast du vergessen, dass wir gleich eine Teamsitzung haben?» Wo? Hier in Darios Loft? Anscheinend schon. Sett machte es sich an einem Tisch bequem und klappte seinen Laptop auf. «Wir sind gerade mal 30 Minuten hier.» Dario meinte nur, «Natürlich hab' ich das nicht vergessen.» Er hatte es vergessen...

Und da kam auch noch Barbara ins Zimmer und hinter ihr waren Rico und Lex. Man... Ich hatte es auch vergessen. Vollkommen. Mein Kuss musste also noch länger warten und so gerne ich es auch zu verstecken wusste, man sah mir klipp und klar an, dass ich gerne anderes als Teamsitzung haben würde. Zusätzlich hatte ich nun wirklich nichts zum Beitragen.

Genau deshalb machte ich es mir dann irgendwann auch auf Darios Bett bequem und ging einige meiner Unterlagen durch für die nächste Vorlesung. Ich würde es kommende Woche wieder einmal wagen und vor Ort teilzunehmen. Wenn ich schon New York war, würde ich das auch nutzen. Und so hatte Dario mal Ruhe von mir und meinen dummen und kindischen Anmerkungen. Auch, wenn wir beide wussten, dass sie ihn gar nicht störten.

Barbara ging mit Dario, Rico und Lex die kommenden Wochen durch, um zu schauen, ob das Geplante gut für ihn war. Waren es zu viele Termine? Könnte er auch mehr ertragen und ein zwei Events zusätzlich in Anspruch nehmen? Solche Sachen halt. Und als es an der Tür klopfte und sich niemand rührte, nahm ich es auf mich und schlenderte zur Tür. Wahrscheinlich einfach der Zimmerservice.

Und das war er auch. Hinter mir hörte ich Barbara, die meinte, «Nur zu. Kommen Sie rein.» Anscheinend hatte sie für die Runde Kaffee und Kuchen bestellt. Ich trat zur Seite und sah der kleinen Frau dabei zu, wie sie diesen Wagen ins Loft schob. Ihr folgten mehrere Mitarbeiter, doch ich konnte mich gar nicht wirklich darauf konzentrieren, was für Gebäck denn im Angebot war, denn ich wurde dann einfach am Handgelenk gepackt und aus dem Loft gezerrt.

Zuerst wollte ich schimpfen und nach Dario rufen, als ich realisierte, dass er es war, der schnell die Tür hinter sich zuzog. Vor lauter Hotelpersonal und Gebäck war untergegangen, dass er sich an ihnen vorbei und mit mir aus dem Loft gedrängt hatte. Ich lachte leise auf, «Was machst du? Was soll das?»

Er strich sich seine Jeans glatt und schlüpfte ganz in seine Turnschuhe. Er hatte sie beim Flüchten eben nur halbwegs angezogen. Ich trug meine zum Glück ja noch. «Hab' kein Bock mehr aufs Meeting.» Er scannte den Flur ab und drängte mich dann in Richtung Fahrstuhl. «Und was jetzt?» «Ja, lass etwas rausgehen.» «Rausgehen? Was, wenn du erkannt wirst?!» «Ist doch egal. Müssen wir halt aufpassen.» Ich zögerte.

Ehrlich? Wollte er das jetzt echt tun? «Sicher?» Er nickte nur und wählte die Lobby an. «Aber die erkennen dich ja allein schon in der Lobby.» «Ne...» Er zog sich seine Kapuze über. Ja, jetzt sah er noch mehr wie Dario Corrado aus. «Zugegeben, du würdest noch eher unerkannt bleiben, wenn du den Hoodie nicht anhättest. Man kennt dich ja nur mit dem.» Er wusste, dass ich recht hatte.

«Ja, wenn das Frau Doktor Damaris sagt, wird sie wohl recht haben. Testen wir es gleich mal aus.» Und jetzt zog er sich den Hoodie noch im Fahrstuhl aus und stülpte ihn mir über. Er trug nur ein Tanktop darunter und strich sich aus dem die Falten raus. «Aber deine Narben?» «Juckt mich gerade nicht. Wird mich ja eh niemand erkennen, oder?» Er-, Okay...

Und ich meine, die am Oberarm waren kaum mehr zu sehen. Plus, ich hatte endlich mal volle Aussicht auf seine neuen Tattoos am Unterarm. Und jetzt konnte ich auch sehen, was das neue Tattoo auf seiner rechten Schultern werden sollte. Es war noch nicht fertig. Aber es sah mir nach Dornen an, die sich um seine Züge schmiegten. Was folgte, würde ich ihn später noch fragen.

Wir waren fast bei der Lobby angekommen, als Dario plötzlich meinte, «Hab's mir doch anders überlegt.» Er wollte mir eilig wieder den Hoodie ausziehen, doch es klingelte und da ging auch schon die Tür auf. Aber die Lobby war voll. So voll, dass wir in erster Linie gar nicht auffielen. Auch wenn Dario auf und dran gewesen war, mir den Pullover eigenhändig auszuziehen.

«Gib mir den Pulli.» Ich nickte, auf der Hut vor Gekreische. Aber nichts. Ich schlüpfte wieder aus Darios Hoodie und gab ihn ihm wieder. Wir hatten es vom Fahrstuhl zur hintersten Ecke des Eingangsbereichs geschafft. Unbemerkt.

Doch in der Sekunde, wo Dario anfing, die Ärmel des Pullis auszufädeln und sich ihn wieder anzuziehen, wurde er erkannt. Gekreische ertönte, weil er sich beim Überziehen vom Hoodie streckte und man seinen Bauch sehen konnte. Also bitte... Ich meine, das war dann wohl übertrieben.

Viele würden es Eifersucht nennen, doch ich nannte es Beschützerinstinkt und Sicherheitsvorkehrungen, als ich Darios Tanktop wieder über seinen Bauch herunterzog und mich vor ihn stellte. «Danke», meinte er nur und schon verschwanden seine schönen Locken unter der Kapuze. «Immer doch.»

Ich sah mich um. «Und jetzt?» «Keine Ahnung. So weit habe ich nicht gedacht...» Seine Unbeholfenheit brachte mich zum Lachen. Ja, man hatte Dario nun gesehen. Jetzt einfach mal aus dem Hotel zu spazieren, war nicht mehr wirklich möglich. Aber Rio dachte kurz nach, bis er nur meinte, «Lass einfach beim Hinterausgang chillen oder so, bis das Meeting fertig ist.» «So kreativ. Man könnte denken, du machst mit ihr Karriere.» «Ha. Ha. Ha...»

Wir schlichen uns gebückt durch die Lobby und wandten uns dann an einen Mitarbeiter, der uns zuerst nicht durchlassen wollte, bis er Dario erkannte. Und jetzt hockten wir beim Hinterausgang, wo das Personal ihre Rauchpausen hatten. «Darf ich eine?» Ich konnte gar nicht schnell genug schauen, da zwackte Dario einem Typen, der sicherlich in seinen 20ern war, eine Kippe und Feuer ab.

Ach... Am liebsten hätte ich sie ihm gleich wieder weggenommen, aber ich riss mich am Riemen. Es war Darios Entscheidung und er sah es mir ja trotzdem an. Er sah, wie ich die Zigarette beäugte, die er sich zwischen die Lippen klemmte und anzünden wollte. Er stockte. Seine Augen fingen meine. «Ich rauche ab und zu noch. Das weißt du doch.»

«Ja, schon... Aber ja... Ist dir deine Gesundheit echt egal?» «Wa-» «Ich habe nicht vergessen, was der Arzt vor paar Monaten gesagt hat.» Dario verdrehte die Augen und nahm die Kippe von den Lippen. «Sie ist mir nicht egal.» Er lehnte sich an der Hausfassade an und schaute auf mich nieder. «Aber wichtig ist sie mir jetzt halt auch nicht.»

«Mir schon. Und küssen will ich dich auch nicht mehr, wenn du geraucht hast.» Da! Ich hatte ihn! «Das hat dich vorher nie gestört.» «Na ja... Jetzt tut es das.» Nicht wirklich, aber ja. Es störte mich nicht, aber ich liebte es jetzt auch nicht. Ich würde gut ohne den Kippen-Geschmack klarkommen. Der würde mir nicht fehlen. «Das sagst du nur, damit ich keine rauche.»

Ich zuckte mit den Schultern. «Tja.» Ich zeigte auf die Zigarette, die Dario wieder anzünden wollte. «Wenn's die Kippe nicht tun wird, wird es die Kälte irgendwann wagen.» «Was?» «Ja, wusstest du das nicht? Ein Raucher kann an zwei Dingen sterben. Entweder an Lungenkrebs oder er erfriert auf dem Balkon.» Das war ein alter Witz und Dario sah mich leicht genervt an, doch er packte die Kippe dann ganz weg und gab dem anderen das Feuerzeug zurück. «Scheiße, bist du witzig. Ich lach' mich kaputt.»

Es wurde nach einigen Minuten ruhiger. Die Pausenzeit war vorüber und irgendwann waren Dario und ich nur noch zu zweit. Mal abgesehen davon, dass Darios und auch mein Handy die ganze Zeit klingelte, weil wir nicht mehr bei der Teamsitzung waren.

«Schon krass, oder?», meinte ich auf einmal. Dario sah mich an. «Ich meine, ich bin 18. Du 17. Ich bin im zweiten Jahr von meinem Studium und du bist Sänger. Wer hätte das gedacht, huh? Ich nicht.» Dario langte nach meiner Wange und holte mich an sich heran.

Wie früher, schlang ich meine Arme um seinen Rücken und kuschelte mich in seine Brust, seine Wärme. Ich liebte es, wenn er mich so hielt. «Also ich wusste schon immer, dass du das mit dem Studium packen wirst. Ich als Sänger... Ja... Das ist schon krank. Vor zwei Jahren habe ich gar nicht daran geglaubt, jetzt noch zu leben.» Ich weiß, er sagte nur die Wahrheit, aber weh tat sie trotzdem. Ich verlor ein Seufzen. «Ich bin jedenfalls froh, dass du noch da bist.»

Dario befeuchtete sich die Lippen und schaute kurz meine an. «Da bin ich ja erleichtert.» Dieser Idiot. Ich wollte ihn an seiner Brust wegschieben, doch er stoppte mich und lehnte sich weiter zu mir runter. Er war echt ein Idiot, doch ich hatte Angst, etwas zu sagen, was uns wieder unterbrechen oder den Kuss ruinieren würde, weshalb ich komplett stumm fiel und mit rasendem Herzen die Augen schloss.

Es war eine Ewigkeit her. Ich hatte seine Nähe so sehr vermisst. Seine Lippen auf meinen. Ich schwebte endlich wieder einmal auf Wolke 7. Ich durfte endlich wieder mein Zuhause betreten. Ich langte nach seiner Wange und stemmte mich auf meine Zehenspitzen, um ihm entgegenzukommen, doch verdammte Scheiße nochmal, «Oh mein Gott! Dario!»

Ich löste mich von seinem Mund und fiel zurück auf meine Fersen. Jetzt gerade hasste ich die Tatsache, dass Dario Sänger geworden war. Dieser halbe Kuss war viel zu wenig gewesen. «Hi, Dario!» Da waren Fans hinter den Absperrungen zum hinteren Bereich des Hotels und ich wollte Dario darauf aufmerksam machen, dass er vielleicht zu ihnen sollte, doch er küsste mich wieder ins Schweigen.

Ich hörte ein luftiges Flüstern zwischen seinen seufzenden Atemzügen. «Die sind mir gerade sowas von egal.» Ich kam kaum hinterher, konnte das Gequietsche im Hintergrund kaum mehr hören und zerging fast auf Darios schmachtenden Mund. Ich hatte Wallungen und fühlte mich zugleich komplett taub.

Ich verfiel einer Trance, die mir meine letzten rationalen Gedanken kostete. Ich umgriff Lios Wange, zwang ihn dazu, sich hinter mir an der Wand abzustützen und forderte mehr. Noch mehr. Ich wollte nicht mehr aufhören.

Ich-, das hier hatte mir bei Nate gefehlt. Diese Sehnsucht. Nate hatte Sicherheit mit sich gebracht. Die brauchte ich bei Dario nicht. Ich wollte den Kick spüren, dem Risiko ausgesetzt sein und an die Grenzen gehen.

Mit Dario wollte ich alles andere als in Sicherheit sein. Ich wollte gewollt sein. Begehrt. Aber auf eine andere Art. Er musste mich so doll wollen, dass ihm alles andere egal wurde. Ich wünschte mir, dass die Sehnsucht so stark und überwältigend anwuchs, dass jegliche Art von Gefahr und Unsicherheit zerfallen musste, weil er an nichts anderes als mich denken konnte und wollte.

«Deine Fans wollen das sicherlich nicht sehen», brachte ich dann nur abgebrochen und außer Atem raus. Dario löste sich etwas von mir und sortierte seine Gedanken. Ich konnte den Nebel in seinen Augen ansteigen sehen. Es hatte ihn genauso eingenommen, wie mich.

«Stimmt», meinte er dann nur und drückte mir einen Kuss die Stirn. «Aber mir ist scheißegal, was die wollen.» Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Schließlich redeten wir hier von Dario Corrado.

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