Where the clouds are far behind me
So wird niemand je wissen von unseren Atemstössen, als wir über die Brücke liefen...Und was hinter uns liegt, erfahren sie nicht; Die schwachen Namenszügen, die geköpften Sonnen. Denn die Vorhallen der Spitäler sind still.
[Ilse Aichinger, Ende des Ungeschriebenen]
Jungkook Pov.
Mein Körper erstarrte unwillkürlich vor Panik. Ich spürte das kalte Metall von Jimins Ringen an meinem Genick und die Eiseskälte breitete sich wie ein unheilvoller Schauer über meinen gesamten Körper aus. Was passierte hier- und wieso zur Hölle fühlte es sich so an, als würde ich gleich erwürgt werden?
Das hier war doch mein Freund und Leute, die einem liebten wollten einander doch nicht tot sehen...Das Problem dabei war bloss, das Jimin und ich nicht nur zwei Leute waren, die sich liebten. Gemeinsam waren wir nicht nur Heilung, sondern auch Zerstörung und Zerfall. Gab es ausser uns noch irgendein anderes Paar auf dieser Welt, das seine Liebe nicht nur in Küssen, sondern auch in der Menge des Blutes mass, dass man sich für den anderen aus der Haut schnitt? Nein, Jimin und ich waren nicht wie andere, ganz egal, ob man diesem Anders-Sein nun etwas Gutes zumass oder nicht. In unserer Welt hatten Tod und Leben eine andere Bedeutung als in der anderer. Ich war nicht stolz darauf...aber bisher hatte ich das immer bloss als etwas angesehen, dass uns besonders machte. Zu uns.
Aber jetzt, da ich Jimins kleine Finger um meinen Hals spürte, kurz davor, endgültig zuzudrücken, war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich diese Besonderheit wirklich wollte.
Ich machte mich dazu bereit, trotz des Schmerzes demnächst gleich aufzuspringen und so weit wie möglich davonzurennen...bis ich plötztlich etwas Nasses an meinem Hals spürte und kurz darauf bemerkte, wie Jimin seine Arme fest um meinen Nacken schlang, sich wie ein Ertrinkender an mich klammerte und weinte.
Ich konnte gar nicht anders, als unwillkürlich überrascht aufzukeuchen- ich hatte Jimin seit Jahren nicht mehr weinen sehen. Weinen war etwas für Versager, hatte er immer gesagt. Seine Art, mit dem Schmerz umzugehen, das Ritzen, hielt er für weitaus würdevoller.
Und jetzt kauerte er hier und heulte so sehr an meinem Hals, als gäbe es kein Morgen mehr.
"Wa-was machst-was ist los?" Meine Stimme klang heiser und überschlug sich beinahe bei dem Versuch, all die Fragen, die mir durch den Kopf rauschten, in Worte zu fassen, sackte allerdings bereits nach kurzem wieder ab. Ich wusste nicht, wie lange ich mich schon hier befand- aber ich hatte definitiv schon seit längerem nicht mehr gesprochen.
Der Griff seiner Arme um meinen Brustkorb verstärkte sich. Es tat ein wenig weh, aber ich wollte Jimin nicht darauf hinweisen. Nicht nur, weil das letzte Mal weinen für ihn - soweit ich wusste- schon so lange zurücklag, sondern auch weil sich sein Schluchzen so gebrochen anhörte. Hatte er schon immer so geklungen? Ich hatte mir angewöhnt, immer erst an dem jeweiligen Aussehen seiner Unterarme zu erkennen, wie es ihm gerade ging- nicht anhand dessen, wie er klang. Vielleicht hätte ich das mehr tun sollen. Jimin hatte eine wunderschöne Stimme die mit einem einzigen Wort einen ganzen Raum einnehmen konnte...aber als er jetzt schliesslich sprach, war er dabei so leise, dass das einzige, was ich hörte sein Schluchzen und die im Hintergrund immer noch leise fortwährende Melodie war.
Ich schob ihn sanft von mir, um ihm ins Gesicht blicken zu können. Aus seinen Augen, die mir wie verglühende Kohlestücke müde entgegenblinzelten, quollen immer wieder neue Tränen hervor. Hier, auf dieser Lichtung mitten im Nirgendwo, kam mir Jimin nicht wie ein 19-jähriger Mann vor,der mich früher, als wir noch nicht so viel wie jetzt gestritten hatten, jedesmal hielt, wenn ich fiel. Auch nicht wie jemand, der den eigenen Schmerz solange in sich hineinfrass, bis er glaubte, keine andere Lösung mehr zu sehen, als seine Verzweiflung seinen Körper gestalten zu lassen und selbst dann noch nicht über seine Probleme zu reden. Nein, in diesem grünbefleckten Niemandsland, das einzig und allein von dem lichtdurchzogenen Azurblaus des Himmels und dem Glänzen der unbarmherzig auf uns herabglühenden Sonne erhellt wurde erschien Jimin mir bloss nur noch wie ein unfassbar trauriges Kind.
Diese Situation war neu für mich. Ich wusste nicht genau, wie ich jetzt handeln sollte...ich wusste nur, dass ich definitiv alles richtig machen musste. In all den gefühlten Ewigkeiten seit denen wir uns kannten, hatte Jimin noch nie vor mir geweint.
Was zum Hades musste geschehen sein, dass er es doch tat?
Sein Körper wurde erneut von heftig Schluchzern geschüttelt und er krallte seine Hände so fest in meine Hüfte als wäre ich der einzige Halt den er noch besass auf dieser Welt. "I-ich dachte...ich dachte, du wärst-", sein Weinen vertiefte sich und ging beinahe schon in ein Schreien über, "ich meine, du bist plötz-plötzlich einfach so in Ohnmacht gefallen, einfach so u-und...dann lagst du danach nur so da, bist nicht aufgewacht, e-egal, was ich gemacht habe und ich dachte...ich dachte-"
Ich brauchte einen Augenblick, bis die Bedeutung seiner Worte wirklich zu mir durchdrang. Danach riss ich erschrocken meine Augen auf. Wieso sagte er so etwas? Wieso log er mich an? Oder...war das, was er sagte, doch die Wahrheit? Wahrheit war so ein vielschichtiges Wort, aber erst in diesem Moment erkannte ich wirklich, aus wie unfassbar vielen Teilaspekte sie sich zusammensetzte. Dass ich sterben wollte, weil Jimin es wollte und er mir damit eine Ausfluchtsmöglichkeit vor der Angst geboten hatte war meine Wahrheit. Mir war nie in den Sinn gekommen, dass Jimin das Ganze anders wahrnehmen könnte.
Ich starrte verwirrt blinzelnd auf das jämmerliche Häufchen Elend, das sich wie besessen an mich klammerte und mich in keiner Weise an meinen Freund erinnerte und schluckte kaum hörbar. "Du hast dir Sorgen um mich um gemacht? Aber ich dachte, du wolltest sterben!"
Ich war mir nicht ganz sicher, ob Jimin die Verzweiflung aus meiner Stimme heraushörte, aber sie war definitiv da. Natürlich freute ich mich, aber dass Jimins inniger Bezug zur Morbidität stets vorhanden war, war in den letzten Jahren so ziemlich das Grundlegendste gewesen. Es war der Grund gewesen, warum ich damit angefangen hatte, mich selbst zu verletzen, weil ich gehofft hatte, dass es ihm helfen würde zu wissen, dass er nicht allein war. Niemals alleine sein würde. Vollkommen egal, wie wie ich mir damit tat. Aber das Ganze hatte mich dennoch verletzt. Nicht nur, ihn so zu sehen, sondern auch mir selbst weh zu tun. Das hatte ich nie gewollt. Nie. Aber für Jimin...
Meine Hilflosigkeit verwandelte sich langsam in Wut. Ich hatte für Jimin so viel getan...scheisse, ich hatte mir meine verdammten Arme für ihn aufgeschlitzt! Und er? Er tat nichts weiteres, als mich bei Panikattacken zu beruhigen und dafür zu verlangen, dass ich mein zukünftiges Leben für ihn fortwarf!...aber wenn sich nun herausstellen würde, dass ich das alles vollkommen missverstanden hatte, dann hatte ich mir mein zukünftiges Leben zerstört. Und gleichzeitig...gleichzeitig hätte ich auch rein gar nichts getan, um Jimins zu verbessern. Ich schluckte- und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich war der Grund, weswegen der Mensch, denn ich am meisten auf dieser unendlich grossen Welt liebte, gerade so verzweifelt war. Ich hatte ihm immer nur helfen wollen...aber hatte ich ihn mit meinem Verhalten nicht noch mehr verletzt? Vielleicht hatte ich die Zeichen falsch gedeutet oder welche gesehen, die gar nicht da waren...ich meine, wer zum Hades wollte den schon, dass sein Freund sich für ihn die Arme blutig schnitt? Ich hatte immer gedacht, Jimin würde es dabei helfen, sich weniger allein mit seinem Schmerz zu fühlen. Die Möglichkeit, dass es ihm noch mehr Trauer zu bereiten würde, hatte ich gar nie in Erwägung gezogen.
Ich hatte immer mein Bestes getan, um ihn vor den Menschen da draussen zu beschützen, selbst wenn es ein hoffnungsloses Unterfangen war. Die Welt ist manchmal nicht nur unfassbar ungerecht sondern auch erbarmungslos- besonders, bei Menschen, bei denen sie mit der Zerstörung bereits angefangen hatte. Es genügt nicht, die Türen und Fenster gegen den Schmerz, der draussen auf einem wartet, zu verschliessen. Wenn man der Verzweiflung endgültig entkommen will, dann müsste man sich dafür vollkommen von der Welt lossagen- und diese Option gab es für mich als Lösung von Jimins Problemen nie. Nicht, wenn es um ihn ging. Also tat ich mein Bestes, ihn nur so gut wie möglich vor allem abzuschirmen, dass ihn verletzten könnte. Auch wenn das Beste natürlich noch bei Weitem noch nicht genug ist...nicht wenn es um Menschen geht, die wir lieben. Und vor allem nicht, wenn man selbst die Person ist, die dem, den man beschützen möchte, am meisten Schmerz zufügen kann. Shit, wieso erkannte ich das erst jetzt? Und wie zur Hölle sollte ich mit dieser Gewissheit noch weiterleben können?
Mein Freund krallte sich noch mehr in mich, wimmerte wie ein geschlagenes Tier und plötzlich fühlte ich mich schlecht. Es kam nicht oft vor, dass ich derjenige mit den morbideren Gedanken von uns beiden war...und jetzt musste ich mir dafür auch noch ausgerechnet den Moment aussuchen, in dem er verzweifelt heulend an mir lag? Wenn ich Angst gehabt hatte, dann hatte er mich immer gehalten. Also war es wohl meine Pflicht genau dasselbe für ihn zu tun.
Bloss...wie?
"Ich-", "Weisst du-", Jimin und ich setzten genau im gleichen Moment zum Sprechen an, schauten einander überrascht an und mussten trotz der Situation, in der wir uns befanden, urplötzlich beinahe gleichzeitig damit anfangen zu kichern. Früher, als wir noch jünger gewesen waren und bloss befreundet, waren wir uns ständig ins Wort gefallen- und als Jimin langsam seinen Kopf hob, um mich aus seinen immer noch verweinten Augen unsicher anzustrahlen, wusste ich, dass er an dasselbe dachte. Gott, wir beide kannten uns schon so unfassbar lange...uns konnte eigentlich doch gar nichts mehr auseinanderbringen. Meine trockenen Lippen hoben sich langsam zu einem vorsichtigen Lächeln- und mein Herz konnte selbst nach all den Jahren nichts Anderes machen, als vor Glück beinahe in die Luft zu springen, als er es erwiderte. Der Schmerz verschwand nicht, weil 'verschwinden' nun mal nicht die Eigenschaft von Schmerz war, aber er verblasste ein wenig. Ich hatte Jimin schon so lange nicht mehr ehrlich lächeln sehen.
Ich wischte die schlechten Gedanken so gut wie möglich zur Seite und drückte Jimin unwillkürlich näher an mich. Was einmal war, musste doch nicht zählen...wir beide waren jetzt zusammen und er hatte mich nicht angeschrien. Noch lag aus seinen Wunden viel zu viel hervorquellendes Blut wie ein glühendroter Mantel der nie zur Schau gestellten Desavouierung seiner an sich selbst um ihn, im Gegenteil, er hatte mich angelächelt! Das musste doch heissen, dass ab jetzt alles wieder besser werden würde, oder? Zwischen uns, aber auch für ihn. Es spielte keine Rolle, wie sehr weh mein Körper mir tat und dass immer noch vereinzelt ein paar Tränen über sein wunderschönes Gesicht auf meine Schulter tropften...im Prinzip waren wir doch trotz all des Schmerzes nicht mehr und nicht weniger als zwei Personen, die einander aufrichtig liebten und das sollte doch bei Weitem genügen. Ich glaubte an uns, ich glaubte, dass wir es selbst mit dem Schmerz in uns irgendwie hinkriegten. Oder wollte ich bloss an uns glauben?
"Sag du zuerst, was du sagen wolltest...",ich beugte mich sanft schmunzelnd zu seinem Ohr vor, um dunkel in dieses hineinzuflüstern: "Mylord~..."
Jimin wurde zuerst rot- ich hatte diesen Anblick so sehr vermisst, aber ehrlichgesagt nicht damit gerechnet, ihn im diesen Leben noch so zu sehen bekommen- und fing danach an zu kichern. Empört bliess ich meine Wangen auf und schob ihn gespielt schmollend von mir. "Ernsthaft, Park? Ich versuch gerade, dich auf andere Gedanken zu bringen und du- du...das ist nicht fair!" Jimin musste automatisch noch mehr lachen und strich mir dabei behutsam über den Rücken. "Wozu willst du mich denn hier auf andere Gedanken bringen? Und ausserdem-", in seinen Augen erschien so ein liebevoller Ausdruck, dass ich mich beherrschen musste, um nicht schon in seinen blossen Händen zu geschmolzenem Schokoladeneis zu werden, "ausserdem bist du am Morgen viel zu süss, um verführerisch zu sein, Monsieur." Er stiess mir neckend mit der Nase auf die Wange und dieses Mal wurde ich rot. Verdammt, dieser Junge machte mich nach all der Zeit immer noch so soft, dass es fast schon peinlich war...auch wenn es mich ein wenig verwirrte, dass er bereits schon wieder so glücklich schien wie seit Monaten nicht mehr, obwohl er vorhin noch geweint hatte.
Einen kleinen Teil von mir stürzte das ganze in Konfusion. Diese gesamte Situation schien seltsam absurd, surreal. Ich war mir nicht ganz sicher, woher die Zweifel urplötzlich kamen, aber irgendetwas an diesem ganzen Szenario lief gerade furchtbar schief. Verdreht. Hatte Jimin nicht vorhin eben noch geweint? Und war ich deswegen nicht auch traurig gewesen...warte, war ich traurig gewesen?
Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. Wenn ich vor ein paar wenigen Momenten noch traurig gewesen war...wieso war ich denn dann urplötzlich aus dem Nichts heraus so glücklich? Klar könnte ich es auf Jimins Anwesenheit schieben, aber vorhin hatte ich doch auch eher Angst gehabt, um ihn, um mich, um dieses zerbrechliche Konstrukt uns...wo war diese Angst auf einmal hinverschwunden? Oder der Jimin, der mich überhaupt erst dazu brachte, Angst um uns haben zu müssen?
Ich war zweifellos keiner, der sich gut mit Emotionen auskannte, aber das sie nicht mit derartiger Schnelligkeit von negativen plötzlich zu positiven wechselten. Ausser vielleicht, man träumte gerade oder befand sich in einer Extremsituation...nachdenklich legte ich meinen Kopf schief. War das hier gerade eine solche Ausnahmesituation?
Um meine Verwirrung zu überspielen, boxte ich ihm aus Spass mehr oder weniger sanft in die Seite und grinste ihn frech an. "Was wolltest du sagen?" Trotz meiner immer noch andauernden Ratlosigkeit über unseren eindeutig viel zu raschen Gefühlswechsel, konnte ich dennoch nicht damit aufhören, ihn glücklich anzustrahlen- was auch immer er mir sagen wollte, ich freute mich darauf; Einfach weil es er sein würde, aus dessen Mund die Worte kommen würden. Ausserdem war ich mir sicher, dass es etwas Gutes war, etwas Gutes sein musste...wie konnte es auch anders sein bei einem Jimin, der mich pausenlos anlächelte und Witze mit mir riss wie der Jimin, den ich vor unserer Beziehung gekannt hatte. Und nachdem er mir gesagt hätte, was er mir sagen wollte, hätte ich sicher einen guten Grund dafür, ihn zu küssen- darauf freute ich mich schon. Jimin zu küssen war nicht nur bloss das plumpe Aufeinanderpressen von Lippen, die sich nach Berührung sehnten...es war der Austausch von Gefühlen. Verzweiflung, Trost, Sicherheit und Sehnsucht- das Wörtchen 'wir' bestand aus so viel mehr Teilen als bloss aus der dafür viel zu schlicht wirkenden Bezeichnung 'Liebe'. Auch wenn ich es natürlich dennoch immer noch am besten fand, wenn die Emotion, die wer dem anderen mittels sanfter Berührungen und leise geflüsterten Versprechungen vermittelten, Liebe war.
Ich war mir ziemlich sicher, dass das hier- egal was Jimin mir sagen würde- gar nicht anders möglich war, als auf ebendiese Liebesküsse hinauszulaufen.
Mein Freund kratzte sich gespielt überlegend am Kopf, wischte sich langsam die Tränen weg und grinste mich danach spitzbübisch an. "Was krieg ich, wenn ich es dir sage?" Ich verdrehte meine Augen und schmiegte mich leicht quengelnd noch mehr an ihn. "Mann, Jimin, jetzt mach schon!" Er grinste nur noch mehr, richtete sich ein wenig auf und beugte sich ganz nahe zu mir heran, sowie ich es vorhin bei ihm getan hatte und hauchte: "Bist du dir sicher, dass du mir nicht einmal etwas Klitzekleines dafür versprechen willst? Dabei könnte daraus so etwas Schönes werden~"
Er hatte sich zwar nicht die Mühe gemacht, ausser seiner Lautstärke irgendetwas an seiner Stimme zu verändern, aber seine Worte liessen mich dennoch erschauern. Wieso schaffte er es bloss, mich immer so leicht aus der Fassung zu bringen? Ich schluckte und als ich schliesslich sprach, da klang meine Stimme heiser und unsicher. Klar kannten Jimin und ich uns schon lange, aber -er hatte schon lange nicht mehr so mit mir geredet.
"W-was...was soll ich dir denn versprechen?" Er lächelte mich immer noch an, aber in seinem Gesicht blitzte Unsicherheit auf, die er nach einem Augenblick allerdings geschickt wieder hinter einem noch breiteren Lächeln verbarg. Oh ja, Park Jimin trug viele Masken...aber ich kannte ihn schon lange genug, um zu wissen, dass das hier nicht mehr das glückliche Grinsen war, welches er mir vorhin geschenkt hatte. Er lächelte mich erneut an, aber wieder war es kein echtes Lachen. "Du bist süss, wenn du schüchtern bist, Kookie." Ich hasste es, wenn er mir Lockerheit und Unbefangenheit vorspielte- nicht nur, weil ich Lügen nicht ausstehen konnte, sondern auch, weil das meistens bedeutete, dass es ihm nicht gutging.
Leider wusste ich allerdings auch, dass es in solchen Momenten wenig brachte, mit ihm darüber reden zu wollen, weshalb ich einfach dazu überging, ihn gespielt böse anzublitzen und ein kurzes "Ich bin nicht süss!" zu nuscheln. Ich wusste nicht, ob es richtig von mir war, das Thema nicht direkt anzusprechen...ich wusste nur, dass ich alles dafür tun würde, um ihn wieder echt lächeln zu sehen. Selbst wenn das hiess, dass ich ihn auf die Dauer nie immer glücklich machen würde können.
Mein wütender Blick schien offenbar Wirkung zu zeigen. Jimin hörte augenblicklich wieder mit seinem unechten Grinsen auf, wischte sich überdramatisch und gespielt schmerzhaft über die Stelle in seinem Gesicht, an der ich ihn angesehen hatte und lachte. Sein richtiges Lachen; Nichts war mehr Musik in meinen Ohren als das.
"Mann, musst du mich immer so ansehen, wenn ich bloss Fakten auf-" Er unterbrach sich selbst, als ich kurzerhand einfach sanft meine Hand auf seine Wange legte und starrte mich stirnrunzelnd an. "Habe ich irgendetwas im Gesicht oder ist das einfach nur meine Wirkung auf dich?"
Ich blinzelte, konnte allerdings immer noch nicht die Augen von ihm nehmen- es war schon geradezu lächerlich, wie sehr mich es immer noch umhaute, wenn er echt lächelte...besonders, wenn ich der Grund dafür war. Ich liess meinen Blick über seine wunderschönen, nach oben gezogenen Lippen wandern und schluckte. Dass ich wusste, wie samtweich sie sich auf meinen anfühlten half mir nicht wirklich dabei, mich wieder auf das hier und jetzt zu konzentrieren.
Jimins glockenhelles Lachen erklang und ich musste all meine Willenskraft anwenden, um ihm wieder in die Augen zu sehen. "Eindeutig die Jimin-Wirkung...scheint heutzutage ja sehr verbreitet zu sein, wenn du jedes Mal so rasch darauf reagierst."
Er grinste mich schelmisch an und ich musste ein paar mal blinzeln, bis ich überhaupt wieder fähig war, den Inhalt seiner Worte zu verstehen. Danach schaute ich ihn empört an und stiess ihn ein wenig von mir, sodass er mit seinen Ellbogen auf dem Boden landete. "Du nimmst dich für viel zu wichtig, Kleiner" antwortete ich und bemühte mich so gut, wie es nun einmal ging, sein enganliegendes Shirt nicht all zu offensichtlich anzustarren.
"Ach, bist du dir da sicher?" Er stützte sich auf seinen Unterarmen auf- und dieser Moment war wohl einer der einzigen, in dem ich nicht an die vielen Wunden und Schnitte darauf dachte, sondern bloss, wie un-, unfassbar schön Park Jimin doch war.
Mein Freund stiess sich wieder vom Boden ab und näherte sich meinem Gesicht mit dem seinen. "Weisst du, mir kommt es anders vor...soll ich dir zeigen, wie du auf mich wirkst? Was es mit mir anstellt, wenn du mich so ansiehst- oder weisst du es noch?" Er biss sich mit den Vorderzähnen langsam auf die Unterlippe und obwohl es ihn unfassbar verletzlich wirken liess, brachte es mich dazu, erneut auf seinen erdbeerfarbenen Mund zu starren...und Jimin lachte. "Gott, und du beschwerst dich, dass ich versuchen würde, dich auf andere Gedanken zu bringen. Wir spielen heute wohl mit etwas kontradiktorischen Aussagen, hm?" grummelte ich.
Jimin schmiegte sich einen Augenblick lang entschuldigend an mich- wobei seine Lippen leider kurz aus meinem Blickfeld gerieten- und meinte: "Fuck, ich hab dich echt vermisst, Kookie." Erneut spürte ich, wie wieder etwas Argwohn und Verwirrung in mir hochschwappte. "Aber ich war doch nur kurz bewusstlos...oder?"
Über sein Gesicht huschte für den Bruchteil einer Sekunde ein undefinierbarer Ausdruck; Im nächsten Moment grinste er allerdings wieder. "Ich meinte natürlich, ich habe deine Berührungen vermisst...das letzte Mal liegt viel zu lange zurück, findest du nicht?~"
Mit diesen Worten zog er mich näher an sich, sodass dieses Mal ich derjenige war, der auf seinem Schoss sass. Seine eine Hand glitt zu meiner Hüfte und die andere legte sich behutsam auf meine Schulter. Bevor er sich mir noch mehr näherte, blickte er mich noch einen Moment lang prüfend an. "Darf ich?"
Da ich mir die Fähigkeit zu sprechen gerade nicht mehr sonderlich zutraute, nickte ich bloss stumm. Im nächsten Augenblick lagen dann endlich seine Lippen auf meinen. Ich glaubte, Verzweiflung, der Drang zu bleiben und auch ein wenig Sehnsucht aus seinen Berührungen zu entnehmen, aber weil ich mir nicht sicher war, ob ich mir das nicht bloss einbildete, drückte ich mich ihm bloss entgegen. Er liess seine auf meiner Schulter ruhenden Finger sanft meinen Rücken entlang streichen...und als er damit anfing, seine Lippen vorsichtig gegen meine zu bewegen, vergass ich all mein Misstrauen und meine Verwirrtheit.
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Ich glaub, für das nächste Kapitel brauch ich eine Weile haha
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