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Over the rainbow

Triggerwarning: Diese Story enthält  triggernde Inhalte u.a. Selbstverletzung, Suizid, Gewalt und Homophobie. PLS only read if u know that u can handle that!!

Stay safe<333



Was ist Leben? Raserei! Was ist Leben? Hohler Schaum! Ein Gedicht, ein Schatten kaum! Wenig kann das Glück nur geben -denn ein Traum ist alles Leben- und die Träume selbst ein Traum...

[Calderon, Buch der Träume]

Jungkook Pov.

Somewhere...

Es fühlte sich ein bisschen so an, als wäre es das Ende. Meine Augen versuchten, sich zu öffnen, aber ich konnte meinen Körper nicht mehr spüren und für nen Moment lang dachte ich: "Scheisse, okay, das wars jetzt."

Aber das wars nicht.

Es fing nur an höllisch wehzutun.

Ein stechender Schmerz fuhr durch meinen Oberkörper, breitete sich danach wie siedend heisses Feuer in meinem gesamten Körper aus und ich bekam so sehr Angst wie ich noch nie welche hatte. War da noch Luft in meinen Lungen? Pumpte mein Herz noch so, wie es sollte- beständig und mit der Garantie, auch noch möglichst noch nicht so bald damit aufzuhören? Und die Schmerzen- wieso verdammt noch einmal hörten diese Schmerzen einfach nicht auf?
Ich konnte mich nur noch auf das überwältigende Brennen in mir fokussieren, aber ich war mir mehr als sicher, dass ich mich schreien gehört hätte, wenn da noch etwas wäre, dass in diesem verzerrenden Leiden nicht verloren gegangen wäre.

Wenn das das Sterben war, dann war ich ein kompletter Idiot, wenn ich es so sehr gewollt hatte.
Idiot, Idiot, Idiot...auch dieses Wort verschwand in einem dunklen Strudel aus körperlichem Leiden. Es kam mir bekannt vor und schwach meinte ich eine Stimme aus den Untiefen meines Kopfes heraus zu vernehmen, die es immer wieder rief. War das mein Name? Und wieso...wieso wollte ich sterben?
Ich wusste es nicht.
Ich wusste gar nichts mehr.

Der Schmerz in mir bäumte sich wieder ins Unermessliche aus und wenn ich mir nicht unsicher darüber gewesen wäre, ob mein Mund sich überhaupt noch öffnen liess, dann hätte ich spätestens jetzt geschrien. Das Brennen in meinem Körper raubte mir den Atem. Ich will sterben...was hatte dieser Satz in meinem Kopf zu suchen und weshalb klang er nach etwas Tröstlichem?
Das war falsch...ich erinnerte mich schwach daran, dass das falsch sein sollte. Aber was war dann richtig?
Ich will sterben, ich will sterben. Mein Kopf begann zu dröhnen und es fühlte sich etwas so an, als würde der Schmerz bereits damit beginnen, sich in meinen Gedanken festzusetzen.
...nicht. Ich will nicht sterben.

Der Schmerz in meinem Innern bäumte sich erneut auf- und verkam daraufhin urplötzlich zu einem dumpfen Leiden, das zwar weiterhin beständig pochte, aber sich nicht mehr so schlimm anfühlte.

Langsam schluckte ich überrascht.

Er war noch da, ja. Aber nicht mehr so stark.

...ich will nicht sterben. War das die Lösung, damit der Schmerz aufhörte- sich nicht zu wünschen, dass alles endete, sondern sich darauf zu besinnen, dass man alles Leiden ertrug, weil es sich lohnte?
Ich wollte meine Lippen anheben um zu lächeln, aber nun, da der Schmerz weg war, spürte ich meinen Körper schon wieder nicht mehr. Meine Freude erstarb. War...war dieses Brennen erst der Anfang gewesen? Vielleicht würde ich ja doch noch gleich zugrunde gehen. Der Tod scherrte sich nicht darum, ob man ihn wollte oder nicht.
In mir kam wieder Panik auf. Ich wollte nicht sterben, ich wollte es nicht- nicht, wenn Sterben noch viel mehr weh tat als der alleinige Versuch vom Weiterleben. Nicht, wenn ich mich nicht mal richtig an meinen Namen erinnerte. Nicht so, nicht jetzt.
Nicht so!

Wer würde um mich trauern- mich, einer unter Milliarden und kurz davor, endgültig im Sog der Zeit zu verschwinden. Würde da überhaupt jemand da sein für mich? Ich hatte gegenwärtig gerade absolut keine Ahnung von meinem Leben- aber wenn es auch nur eine klitzekleine Erinnerung wäre, von der ich mir sicher wäre, dass es sie gibt, wäre ich gerade mehr als nur glücklich.
Nur ein kleiner Moment...ein kleiner...warte.
Kleiner.

Mein Herz setzte einen Schlag lang aus und mein Kopf begann zu rattern.

Wenn du mich noch ein einziges Mal Kleiner nennst, dann küss ich dich eine Woche lang nicht...ich bin immer noch älter als du, Pabo!
Die Erinnerung überwältigte mich unfassbar plötzlich. Die Stimme, die da sprach, klang so zärtlich...
Jimin. Der Name tauchte in meinem Kopf auf als wäre er nie weggewesen- und mit ihm kam alles andere, dass ich ebenfalls verdrängt hatte. Die Zärtlichkeiten, die Neckereien. Seine Hand in meiner, natürlich nur, wenn uns keiner sah. Das Glitzern in seinen Augen, welches sich immer kurz bevor er mich küsste noch zu verstärken schien.
Und...und das Blut.

Ich schluckte schwer.

Wenn ich vor diesem Augenblick daran gedacht hatte, wie es sein würde zu sterben, hatte ich mir bereits schon immer vorgestellt, wie schmerzhaft es sein würde; Aber gleichzeitig ebenfalls, dass es schnell vorbei wäre. Ich hatte mir vorgestellt wie meine Augen langsam zu fallen und der Moment, in dem die Dunkelheit mich vollständig umgeben würde, ebenfalls der sein würde, in dem ich mit der Welt abschliessen könnte. Panik zu bekommen hatte ich erwartet, ich bekam oft Panik. Dennoch dachte ich ehrlichgesagt immer, dass ich so gut wie fast niemanden kannte, der mental so gut auf den Tod vorbereitet war wie ich. Unvorhergesehenes machte mir Angst und indem ich besonders viel über die Dinge nachdachte, die mir Schrecken einjagten, schaffte ich es manchmal, sie zu akzeptieren.
Bei dem Thema Tod hatte sich diese Akzeptanz zu meiner Schande nach einer Weile in etwas Ähnliches wie Hoffnung verwandelt, Hoffnung auf einen Ausweg vor der Furcht. Ich wusste, wie kindisch das klang, aber ganz tief in mir war da dieser Traum, dass mein Tod mir endlich einmal die Möglichkeit bot, etwas so sehr planen zu können, dass ich keine Angst mehr vor bösen Überraschungen haben müsste. Wie verheissungsvoll das klang, wenn man den Fehler beging, zu lange über die blosse Möglichkeit nachzudenken: Endlich keine Angst mehr haben zu müssen.

Vorher dachte ich immer, dass mich die Gewissheit, dass mir nie mehr etwas passieren könnte, das ich nicht wollte, beruhigen würde...aber das einzige woran ich in diesem Moment denken konnte, war, was ich alles noch machen wollte.
Mich endlich mit meiner Schwester auszusprechen, zum Beispiel, und Jimin wiederzusehen. Denn selbst, wenn wir immer noch zusammenwohnten, erinnerte ich mich daran, dass es in letzter Zeit überhaupt nicht mehr so wie am Anfang unserer Beziehung war.

Ich wollte mit ihm wieder normal reden zu können, ohne dass wir uns gleich stritten. Wann waren wir das letzte Mal in den Augen des anderen versunken, ohne dass da diese Leere zwischen uns war? Ich wusste es nicht mehr...aber gerade wollte ich das auch gar nicht wissen. Das einzige, das ich wollte, war, dass diese Distanz zwischen uns endlich wieder verschwand und die Dingen zwischen uns wieder so wurden, wie sie es anfangs waren. Ich wollte ihn beim Schlafen endlich erneut in meinen Armen halten zu können und nicht, dass er wie in den letzten Wochen immer bloss auf der Couch schlief. War das wirklich alles, das aus uns noch blieb: Eine Beziehung, die immer brüchiger wurde, obwohl wir uns immer noch liebten?

Ich wollte das nicht. Ich wollte, dass er jetzt bei mir wäre und mir sagen würde, dass alles schon irgendwie gut kommen würde, auch das mit uns beiden. Denn, scheisse ja, ich vermisste sein früheres Ich.
Unser früheres uns.
Ich vermisste seine beruhigenden Fingern in meinen Haaren, wenn ich Panik bekam; sein Gesicht, wenn er kam; die Art, wie liebevoll er mich jedes Mal ansah, wenn er dachte, ich würde noch schlafen und wie wir beide früher noch über alles, dass bei uns schief ging, gemeinsam lachen und danach weitermachen konnten. Sein bis jetzt unergründliches Talent, perfektes Timing absolut zu ignorieren...und sein Lachen, alas, sein Lachen. Oder die Zeit, in der ich Jimin noch mit Leichtigkeit sagen konnte, dass er alles für mich war (das erschien uns damals Bedeutungsvoller und viel Persönlicher als ein blosses "Ich liebe dich") und er es erwiderte.

Und genau das war der Augenblick, in dem mir auffiel, dass ich nicht nur nicht sterben wollte. Ich wollte leben, leben- und ich wollte zu Jimin. Unsere Beziehung war zwar nicht immer toll gewesen und keineswegs perfekt, aber sie war auf gestörte Art und Weise irgendwie doch im Grunde nichts Weiteres als wunderschön. Sie war so viel wir wie sonst nichts auf dieser Welt und an den guten Tagen heilte sie uns beide ein wenig-mehr brauchte ich doch gar nicht. Ausser Leben, vielleicht- nein, nicht vielleicht, denn gerade gab es neben Jimin nichts, dass ich so sehr wollte. Denn auch wenn ich das früher nie verstanden hatte, war das die Grundlage für alles...egal wie schmerzhaft es manchmal sein konnte und egal, wie verletzlich diese Gewissheit einem auch machen konnte.

Dann öffneten sich meine Augen doch noch und anstatt in bodenlose Schwärze zu blicken, wie ich mir den Tod immer vorgestellt hatte oder mich in der Hölle vorzufinden (das war Jimins Variante eines glorreichen Ende), blinzelte ich in grellend weisses Sonnenlicht.

Somewhere...over the rainbow~

Im ersten Moment musste ich meine Augen erneut verwirrt zusammenkneifen, um zu realisieren, dass ich mir das hier nicht bloss einbildete. Das Licht war zu hell, als dass ich irgendetwas um mich herum mehr als bloss schemenhaft wahrnehmen konnte, aber wenn sich meine Gedanken hier gerade keinen Scherz mit mir erlaubten, dann befand ich mich auf dem Boden irgendeiner Lichtung...mit nichts als dem fast schon schmerzhaft schönem, blauen Himmel und den Kronen vereinzelter Bäume über mir und...ich war am Leben.

Ich brauchte einen Augenblick, um diese Erkenntnis zu realisieren. Danach wollte ich aufspringen, zu Jimin rennen und ihm sagen, dass ich mich umentschieden hatte und ob es für ihn nicht auch einen, auch nur einen Grund gab, weiterzuleben- aber ich kam nicht mal dazu, mich vollständig aufzurichten, ehe ich mit einem leisen Aufschrei wieder zusammensackte.

Way up high~

Mit vor Schmerz verzehrtem Gesicht liess ich mich so langsam wie irgendwie möglich wieder zu auf die hellgrüne, mit einzelnen Margeriten versehene Grasfläche sinken und versuchte mein bestes, um nicht sofort in Tränen auszubrechen. Mein Bauch hatte sich bei meinem Aufrichten schmerzhaft zusammengezogen und meine Rippen fühlten sich so an, als wäre nicht nur ein mit Doping gepushter Spitzensportler auf mich losgegangen, sondern gleich ein ganzer Verein.

Was...was war passiert? Und wie verdammt noch einmal war ich hierher gekommen?

Was war mit mir passiert?

Unwillkürlich begann ich zu zittern, weswegen sich die Schmerzen an meinem Oberkörper nur noch verstärkten.
Gott, ich wollte gar nicht nachsehen, wie mein Brustkorb aussah.

Ich war in der Unterstufe einmal aus Versehen auf einen Zeitungsartikel gestossen, bei dem ein Bild von den Wunden eines verprügelten Mannes abgebildet war...manche der Verletzungen bekam ich noch heute nicht aus dem Kopf. Ich werde wohl nie verstehen können, warum manche Menschen das anderen zufügten- Schmerz, meine ich. Es ist wohl eines der schlimmsten, wenn nicht sogar das allerschlimmste Gefühl der Welt, wenn einem etwas zustösst, das man weder will, noch gegen das man sich, aus welchem Grund auch immer, irgendwie wehren kann. Darin liegt nicht nur eine grausame Machtlosigkeit inne (die, im Grunde genommen, nichts anderes war als der wohl grösste Schmerz der Welt), sondern auch die totale Erschütterung jeglichen Glaubens, den man jemals besass.

Man sieht einen an sich vorbeiflanierenden Passanten an- und das einzige, woran man denken kann ist plötzlich nur noch: Hat sie auch schon einmal so etwas erlebt? Oder getan?
Mit dieser Frage kommt dann die Angst, Angst vor Allem. Zufällig an einem vorbeilaufenden Menschen, auf einem gerichtete Blicke, Berührungen. Man fürchtet sich um die Menschheit- und vor ihnen. Und auch wenn man es irgendwann wieder schafft, Hände auf seinem Körper auszuhalten, so werden sie immer brennen.

Was war in den letzten paar Stunden überhaupt geschehen? Oder war doch mehr Zeit vergangen, seit ich heute morgen zur Arbeit gegangen war?

Meine eine Gehirnhälfte prasselte mit Fragen auf mich ein, deren Antworten ich alle nicht wusste, während die andere damit beschäftigt war, sich die schlimmsten Horrorszenarien darüber auszudenken, was mit mir geschehen sein könnte. Shit, ich durfte hier keineswegs panisch werden, ich musste einen klaren Kopf behalten. Ich befand mich hier irgendwo im Nirgendwo mit Verletzungen, deren Ursprung ich immer noch nicht wusste und hatte keine Ahnung wo ich war, geschweige denn, wie ich von hier wegkommen könnte. Wenn ich jetzt nicht ruhig bleiben würde, dann wäre ich verloren.
Jimin- wieso war Jimin nicht hier? Hatte er mich verlassen und dies war bloss ein letzter grausamer Streich?
Nein, das würde er nicht tun. Jimin liebte mich, auch wenn er es in letzter Zeit nicht so gut zeigen konnte. Das musste so sein, er musste mich lieben...oder?

Meine Gedanken ebbten ab, die Angst schwoll an und das Einzige, das ich in meinem Kopf noch hören konnte, war der grässlich verzerrte Widerhall seines Namens.

Er hatte mir einmal gesagt, dass ich versuchen sollte, mich auf die kleinen Dinge um mich herum zu fokussieren, wenn ich in Panik geriet. Auf einen vergessenen Handschuh am Wegesrand, zum Beispiel. Oder die Tafel eines Verbotsschildes- je nachdem, wo ich mich gerade befand. Er hatte gemeint, das würde es zwar nicht wieder gut machen, aber es würde mir vielleicht dabei helfen, mich wieder zu beruhigen. Und das Wichtigste sei, hatte er mit ernstem Blick gemeint, ich dürfte die schreiende Stimme der Furcht nicht für die Wahrheit halten.

Niemals.

Bisher war Jimin meistens selbst bei mir gewesen, um das zu überzunehmen, weswegen ich noch nie persönlich dazu gekommen war, aber wenn er es mir sagte, dann musste ja etwas dran sein.

Da mir hier weder Verbotsschilder, noch Menschen, die ihre Handschuhe verloren, zur Verfügung standen, tat ich mein Bestes um mich auf die Stille um mich herum zu konzentrieren-nur um zu bemerken, dass es gar nicht so still war.

There's a land that I heard off~once in a lullaby...

Es war bloss eine leise Melodie (der Gesang war fast gar nicht zu vernehmen) und sie hörte sich auch noch etwas weiter weg von mir an...aber sie war da, und das war momentan alles was zählte. Ich konnte ohne Jimin nicht mehr gut mit der Panik umgehen. Und dieses Musikstück...das Stück erinnerte mich ein wenig an ihn. Und er würde mir mich niemals schlagen. Er würde mich beschützen, egal vor was oder wem. Weil das unsere Dynamik war- und weil es immer so gewesen war. So etwas Schlimmes konnte mir also gar nicht zugestossen sein. Jimin hätte es nicht zugelassen.
Das unsichere "Oder?" in meinen Gedanken ignorierte ich gekonnt. Es hatte hier rein gar nichts zu suchen.

Und langsam...langsam begann sich mein Zittern wieder ein wenig zu legen.

Ich hatte das Lied schon oft vernommen, auch wenn mir der Name gerade nicht einfiel. Jimin hatte es gerne gehört. An den guten Tagen hatte er sogar manchmal mitgesungen...auch wenn diese Tage in der letzten Zeit immer seltener geworden waren.

Somewhere~

Ich rieb mir über meine immer noch halb geschlossenen Augen und versuchte vorsichtig, meinen Körper, so gut wie es eben ging, in eine leichte Schräglage zu manövrieren, um nicht so sehr von der Sonne geblendet zu werden und somit auch den Hauch einer Möglichkeit zu besitzen, herausfinden zu können, wo genau ich mich befand.
Augenblicklich schoss derselbe stechende Schmerz durch meinen Körper, dieses Mal allerdings nicht nur bei meinen Brustkorb, sondern auch durch mein Unterleib. Mit fest zusammengebissenen Zähnen unterdrückte ich einen erneuten Schrei, konnte ein klägliches Aufwimmern allerdings nicht vollständig verhindern.
Mein Körper tat so weh...

Frustriert liess ich mich wieder in meine Anfangsposition sinken und atmete tief durch - ein bisschen der Dramatik wegen, aber auch, weil mir diese simple körperliche Betätigung gerade beinahe fast alle meine Energie geraubt hat. Einen Moment lang war ich versucht, so liegen zu bleiben. Mich nicht zu bewegen. Ab dem Moment, in dem ich mich umdrehen würde, ab dem Moment, an dem die Sonne mein Sehvermögen nicht mehr so stark beeinträchtigen würde wie sie es jetzt gerade tat, müsste ich mich orientieren. Früher oder später hiesse das unweigerlich auch, dass ich aufstehen müsste- ich konnte nicht bis in alle Ewigkeiten hier so liegen bleiben, besonders wenn ich nicht wusste, inwieweit ich verletzt war. Davon war ich im Bilde. Aber dennoch wollte ein Teil von mir gerade nichts weiteres, als mich nicht zu bewegen. Die Augen zu schliessen, bis die Dunkelheit mich wieder vollständig umhüllte und so lange betäubte, bis mir nichts mehr wehtat.

Auch wenn ich mir nun beinahe sicher war, nicht mehr sterben zu wollen, kam ich nicht umhin, es mir dennoch so schön wie sonst nichts vorzustellen. Jimin hatte mir manchmal mit der Panik geholfen und im Gegensatz hatte ich immer zugestimmt, wenn er von Selbstmord sprach, wie wundervoll es doch wäre und wie perfekt. Wegen ihm lag ich nicht mehr jeden Tag laut schreiend vor lauter Angst vor der Welt da draussen im Badezimmer...ihm dabei zuzuhören, wie er von einer reellen Möglichkeit, mit dem ganzen Schmerz der Welt abzuschliessen, sprach, erschien mir da das Mindeste. Auch wenn ich irgendwo im Hinterkopf sehr genau wusste, dass das falsch war-nicht nur, ihm nicht zu helfen, sondern auch, dass ich seine Ansicht, wie schön der Tod doch sein schliesslich ohne weiteres hinterfragen zu teilen begann...weil es Jimins Ansicht war und ich ihm so sehr gefallen wollen.

Dabei hätte ich viel mehr hinterfragen sollen. Warum er so sehr sterben wollte, zum Beispiel. Oder seine glänzenden, freudigen Augen, wenn er über Selbstmord und Befreiung redete.
Wenn er von mir sprach, hatte er nie solche Augen.
Ausserdem...ich wimmerte leise auf...ausserdem hatte ich die Wirkung nicht bedacht, die es auf mich haben würde, über solche Dinge nachzudenken.

Anfangs hatte ich mich noch daran festgehalten, dass das einzige Ziel des Seins schlussendlich das weitere Existieren war. Ich wusste nicht viel vom Mensch-Sein, aber vor Jimin war das immer meine Gewissheit-dass das Leben irgendeinen Zweck hatte.
Irgendeinen Zweck haben musste.

Aber Dinge erfüllten nicht immer ihren Zweck. Flugzeuge stürzten ab. Schiffe sanken.

Menschen, die weiterleben sollten, starben mit 20 Jahren.

Ein erneutes Wimmern entwich meiner Kehle...aber es war schwach und bestand nicht mehr aus Panik. Wie der letzte und langsam wieder abebbende Todeschrei eines Tieres, das wusste, dass es bald sterben würde. Ein wenig verzweifelt, ja. Aber mehr auch nicht.

Es wurde wieder still auf der Lichtung, auf der ich lag. Wenn die immer noch fortwährende, kaum vernehmbare Melodie nicht dagewesen wäre, hätte man das Ganze beinahe schon für gespenstisch halten können.

Es erleichterte mich, dass die Musik da war. Meine Gedanken drohten, mich zu überwältigen, aber das Lied beruhigte mich ein wenig.
Praktisch gesehen war es immer ein wenig schwieriger, aber rein theoretisch betrachtet müsste ich bloss zuhören und nicht nachdenken, damit ich mich wieder ein wenig ein wenig beruhigen würde. Normalerweise bekam ich so kurz aufeinanderfolgend keine Angst, aber die ganze Situation verunsicherte mich. Nicht nur dass ich wohl zum ersten Mal seit Jahren wieder weiter als höchstens bloss ein paar Kilometer von Jimin entfernt war, sondern mich auf dieser verdammten Lichtung auch komplett allein mit den Verletzungen, mir und meinen Gedanken befand.

Würde jemand merken es überhaupt merken, wenn ich hier doch noch meinen Wunden erlegen würde, falls sie schlimm waren?
Jimin würde es merken, klar. Aber dann würde es vermutlich bereits zu spät für Hilfe sein.
Zudem hatte nur ich vorhin gedacht, gleich zu sterben- ich hatte die Panik in mir aufkommen fühlen, als ich dachte, dass es vorbei war. Für immer. Ich hatte vorhin gedacht, dass es für endgültig zu Ende war und dieser Glaube hatte mir die Wichtigkeit des Weiterlebens wieder vor Augen geführt. Das Leben war viel öfters grausam als schön, das wusste ich. Aber gleichzeitig war es notwendig, damit überhaupt die Chance bestand, dass etwas Gutes entstehen konnte...mein Freund hatte über den eigenen Tod immer so geredet, als wäre er das Schönste, das einem überhaupt passieren könnte. Würde er es also überhaupt schlimm finden, wenn er von meinem Tod erführe- oder würde er bloss neidisch auf mich sein?

Ich sackte noch ein wenig mehr in mich zusammen. Egal, auf wie einsichtig ich hier machte, ehrlich gesagt klang es verdammt noch einmal immer noch so verlockend: Endlich weder Angst um Jimin oder vor ihm zu haben.

Kein Leben, dass mit den schrecklichen Augenblicken im Moment weh tat und mit den besten Momenten noch mehr, wenn sie vergingen. Mein Körper würde weder schmerzen, noch müsste ich Furcht vor dem haben, was mit mir passiert war.
Und es gab noch so vieles anderes, vor dem man Angst haben musste-oder war es doch nur ich, der sich fürchtete?
Die Differenzen zwischen mir und dem Rest der Welt verschwammen manchmal ein wenig. Und ich hatte ja auch immer gedacht, dass Jimin mich lieben würde, aber hatte er das je?
In der letzten Zeit hatte er immer bloss vom Tod geredet.

Over the rainbow...

Die Musik wurde so leise, dass ich sie fast gar nicht mehr wahrnahm.

Ich würde nie mehr Angst haben müssen. Und selbst wenn ich vorhin weiterleben wollte...ich musste ja nicht gleich sterben, um das zu erreichen, oder? Alles was ich brauchte, war noch ein bisschen Ruhe. Und diesselbe Schwärze in mir, die ich vorhin gespürt hatte...

...egal ob ich danach erneut aufwachen würde oder nicht.

Das einzige, das ich wollte, war, dass mein Herz endlich damit aufhörte, so fest weh zu tun.

Jimin...ich versuchte so gut, wie möglich, jeglichen Gedanken an ihn aus meinem Kopf zu verbannen. Mir war sehr wohl bewusst, wie stimmungsschwankend ich mich gerade verhielt, aber ich fühlte mich so leer. Und allein.

An ihn zu denken tat weh. Es machte mir bewusst dass ich, (selbst wenn ich es hier irgendwie mit meinen Verletzungen von hier wegschaffen könnte, selbst wenn ich das Gefühl von Lebenslust, das in vermeintlicher Nahtoderfahrungen wie irr durch meine Adern rauschte, so sehr zu fassen kriegen würde, dass ich es nie mehr vergesse)...selbst dann würde ich niemals von Jimin wegkommen können.

Ich konnte nicht.

Jimin war der Grund gewesen, wegen dem es mir oft viel besser ging, aber er konnte mich auch in so eine grosse Verzweiflung treiben, wie niemand je zu zuvor- je nachdem, wie er gerade drauf war. Anfangs, als seine Haut noch so rein und glatt war, dass er sich traute, seine Unterarme in der Öffentlichkeit zu zeigen, fiel es mir ganz leicht, ihn einzuschätzen. Das war gleich kurz, nachdem wir zusammenkamen.
Nach einer Weile kehrten in seinem Leben Freude und Trauer fast nur noch in einander immer näher kommenden Konkurrenten ein. Es zerriss mich, Jimin so zu sehen...aber noch viel mehr zerriss mich, dass ich nicht verstand, weshalb er im einen Augenblick noch lachte und ein paar Sekunden später weinen konnte.
Dass er nie mit mir darüber sprechen wollte, dass das einzige, das er mich sehen liess, das Blut um ihn herum und der stumme Schrei in seinen Augen. Bei den ersten paar Malen bin ich noch ausgeflippt. Habe ihn zur Rede gestellt-ich glaube, ich habe auch ein wenig geschrien- aber bereits ab dem vierten Mal, bei dem ich ihn so fand, konnte ich das nicht mehr.
Ich hab gedacht, es würde ihm viel mehr helfen, wenn ich verständnisvoll wäre, wenn ich das Blut wegwischen und die Verletzungen verbinden würde. Ich dachte, mit der Zeit würden alle Wunden heilen, wenn man nur so wenig wie möglich über sie spricht, um ja kein Risiko einzugehen, sie erneut aufzureissen. Mit meiner Angst konnte Jimin mir zur Seite stehen. Ich stand bloss seinen bereits zu grausamen Schmerz vernarbten Wunden und Verzweiflung hilflos gegenüber und habe nichts getan, dass auch nur in geringster Weise irgendwie geholfen hätte.

Rein gar nichts.

Ich habe mir immer wieder gesagt, dass ich gar nichts anderes tun könnte-aber hier, alleine auf dieser Wiese, braucht man keine Angst davor zu haben, dass jemand es hören könnte, wenn man sich nicht selbst belügt. Ich hätte Jimins Wunden nicht einfach so verarzten und dann nicht mehr hinsehen sollen. Ich hätte mich nach seinen alten umsehen sollen und alle besonders schmerzvollen erneut aufreissen sollen und dafür sorgen müssen, dass sie richtig verheilten. So, dass sie zu einem ganz alltäglich innewohnenden Schmerz der Menschen würden: Einen, bei dem es nicht wehtat, bloss an ihn zu denken.

Und ich hätte gottverdammt noch einmal nicht so viel Angst davor haben sollen, dass Jimin mich von sich stiess, wenn ich es versuchen würde.

Ist es böse von mir, mich in diese Zeit zurückzuwünschen um alles anders zu machen, wenn ich das Ende von dieser Realität doch noch retten könnte? Ich müsste bloss diese einen drei Wörter sagen, vielleicht die allerwichtigste Aneinanderreihung willkürlicher Buchstaben: Ich will leben. Leben.
Früher dachte ich immer, Liebe wäre viel wichtiger als das-aber wenn du nicht leben willst, dann bekommst du niemals auch nur die Chance, wirklich zu lieben. Oder zumindest nicht an einem Ort, an dem es so dunkel ist, dass man die ganzen Grauschattierungen und Lichtblicke nicht mehr sehen kann. Und ist Liebe an einem schmerzvollen Platz überhaupt möglich?
Ich meine, Liebe ist immer möglich, aber- Ist Liebe, die nicht zerstört, in einer Welt voller Schmerz, die sich als Rettung so sehr auf Liebe fokussiert hat, dass sie blindlings jede noch so schreckliche Liebschaft freudestrahlend annimmt; Ist eine zur Heilung führende Spalte dieses umfassenden Gefühls da überhaupt noch realistisch?

Laut keuchend tat ich weiterhin nichts anderes, als weiter bloss auf meinem Rücken liegen- so müde, als wäre das blosse Denken meiner vorherigen Gedanken einem Marathon gleichgekommen. Es erschien mir merkwürdig surreal, dass diese Gedanken mir ausgerechnet jetzt kamen...nun, da sie einmal da waren, wunderte ich mich darüber, dass ich nicht schon vorher darauf gekommen war.
Ich kniff meine Lippen zusammen und tat erneut mein Bestes, um nicht an ihn zu denken. Mit ihm hatte ich meine allerbesten Erinnerungen, keine Frage, aber auch die schlimmsten. Blut, dass aus seiner Haut floss, so unendlich viel Blut.
Wie panisch ich jedes einzelne Mal wurde, wenn er es tat, weil ich mir sicher war, dass er sterben würde. Sein Versprechen am nächsten Tag, es nie wieder zu tun.
Und, ein paar Tage später, erneut das Messer in seinen Händen. 

Er hatte fast immer etwas Scharfes bei sich, selbst wenn es nur eine Schere war, aber seltsamerweise ist das, wenn ich daran denke, in meinen Gedanken immer viel weniger präsent als sich das in solchen kurzen Augenblicken inzwischen zur Vollständigkeit erglommene Glitzern seiner Augen.
Ich hab jedes Mal geschrien, denke ich, aber sicher bin ich mir nicht: Wenn ich mich an ihn erinnere verschwimmt alles andere ausser er zu undeutlichem Nebel.
Jimins blutverschmierter Körper sticht aus meinen vernebelten Weiten des verzweifelten Versuchs, zu vergessen wie ein rotes Warnschild hinaus. Genauso wie das sanfte Lächeln auf seinen verführerischen Lippen. Die beängstigend weisse Hand, die er mir entgegen streckte, war jedesmal aufs Neue ein stummer Befehl, auch wenn er es nie aussprach. Komm her, sagte sie. Das Metall des Messers zwischen seine Fingern glänzte wie ein Heiligenschein, vollkommen unberührt davon, dass Jimins Blut an der Klinge und an den Seiten hinabtroff. Komm, sagte seine Hand, mit der Messerspitze direkt auf mich zeigend und sein Mund war weiterhin zu einem zufriedenen Lächeln verzogen, komm und alles wird gut. Nimm das Messer entgegen und du musst nie mehr Angst haben.

Also komm jetzt zu mir, Süsser.

Die ersten paar Male versprach er mir noch, für mich zu singen, wenn ich es auch tun würde, aber es brauchte nicht lange, bis er bemerkte, dass er das gar nicht musste. Ich liebte ihn. Und die einzige Definition für Liebe, die ich damals kannte, war, dass man ausnahmslos alles für den anderen tat. Egal, wie wenig ich es wollte. Und vollkommen gleichgültig, wie sehr es uns beide im Endeffekt zerstörte. Ich liebte ihn und ich dachte, das was ich tat, wäre das Richtige.
Warum kann Liebe keine sichere Garantie für das Richtige sein? Das würde alles so viel einfacher machen. Und leichter.

Skies are blue~

Meistens sang er schlussendlich doch immer noch für mich. Inmitten unseres Blutes, auch wenn mindestens einer von uns beiden währenddessen in Ohnmacht fiel- je nachdem, wer tiefer geschnitten hatte. Anfangs konnte ich fast nicht glauben, dass aus so einem fragilen Jungen wie ihm solche kraftvolle Laute kommen konnten, ohne dass er an ihnen zerbrach.
Manchmal dachte ich, dass er diese Kraft lieber bei sich, für sich behalten sollte. Jimin war dünn, viel zu dünn und so zart, aber in seinem Gesang steckte immer so viel Stärke und Verlorenheit, dass ich manchmal gar nicht wusste, welches nun überwog. Ich hätte wohl dennoch immer alles getan, bloss, um ihn singen zu hören...im Nachhinein frage ich mich, ob es ihn nicht doch mehr zerbrach, als ich je bemerkte.
Aber es klang schön und wir Menschen neigten zu unser Schande immer schon dazu, in Schönheit bloss das Äussere zu sehen.

"Jungkook?"

Erschrocken fuhr ich zusammen. Es fühlte sich an, also würde ich aus einem Traum erwachen, obwohl ich doch eigentlich schon wach war.
Langsam bewegte ich meinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam. Ich lag immer noch am Boden, also war das allererste, dass ich sah, rotbraune, an den vorderen Enden ein wenig mit Erde beschmutzte Schuhe, die immer näher auf mich zukamen. Mein Blick glitt weiter hoch-über hellblaue Jeans, mit vielen ringgeschmückte Hände, die in der ganzen Wildheit der Natur hier seltsam fremd am Ort wirkten, über ein enganliegendes, weisses Shirt hinauf-nur um direkt in Jimins Gesicht zu blicken, der mich fassungslos anblickte und danach seinen Schritt beschleunigte, beinahe schon auf mich zustürzte.

Ich hatte einmal irgendwo gelesen, dass Menschen in Ausnahmesituation damit anfingen zu halluzinieren und ich wusste auch, wo immer ich hier gerade auch war, dass Jimin sich nicht hier bei mir befand. Jimin war in Busan. Aber wieso...wieso sah er dann so echt aus?

Wie benebelt spürte ich, wie die Person, die aussah, wie mein Freund, sich zu mir runterkniete, die Finger kurz auf meine Stirn legte- und im nächsten Moment war das einzige, das ich noch mitbekam, seine Hände um meinen Hals.

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