Atemlos
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"Woher kommen die Tauchflaschen?"
Ein lauwarmer Wind fegte über den Sumpf. Meine Arme waren schwer. Der heutige Tag hatte mich geschafft. Die schlaflose Nacht konnte man durch die tiefen, dunklen Augenringe von meinem Gesicht ablesen. Ich war versucht gewesen mich ins Bett zu hauen, sobald ich von der Arbeit zurückgekommen war. Doch war ich von JJ abgefangen worden, der mich entgegen meines müden Protests zum Boot dirigiert hatte auf dem unsere Freunde bereits warteten.
"Wir haben sie uns ausgeliehen.", behauptete John B, der das Gerümpel von der Tauchausrüstung räumte, das auf ihr plaziert gewesen war.
Ich schnabte kopfschüttelnd.
"Sie sind gestohlen und ihr habt sie absichtlich abgedeckt, damit ich sie nicht sehe."
Es war keine Frage. Die Enttäuschung in Folge der Erkenntnis hinterließ einen bitteren Nachgeschmack in meinem Mund. Wie von selbst glitt mein vorwurfsvoller Blick zu JJ auf dessen Mist diese bescheuerte Aktion mit Sicherheit gewachsen war.
"Was siehst du mich so an?! Das Ganze dient einem guten Zweck!"
"Ach wirklich? Für welchen guten Zweck investierst du so großmütig deine Freizeit?"
Ich hatte nicht vorgehabt heute einen Streit vom Zaun zu brechen. JJ war wie die Gezeiten. Immer wenn das Wasser näher kam zog es sich wieder zurück und man war enttäuscht, wenn man zur falschen Zeit mit den falschen Erwartungen an den Strand ging.
"Komm schon! Sag es ihr John B!"
"Ey, Mann!", entpörte sich dieser als hätte ihn sein bester Freund vor eine laufenden Schiffsschraube gestoßen, die ihn zerfetzen würde.
Erwartungsvoll funkelte ich ihn an.
"Was sollst du mir sagen?"
Kein Ton kam von ihm.
Pope seufzte.
"Sheriff Peterkin hat ihm heute Morgen einen Besuch abgestattet. Sie hat gedroht ihn aufs Festland zu schicken, wenn er sich nicht vom Sumpf fernhält."
Entgeistert starrte ich meinen Mitbewohner an.
"Sag mal bist du komplett bescheuert?! Was machen wir dann hier?"
"Wir durchsuchen das Wrack.", JJ lehnte sich gegen das Steuer. "Wenn so viele Leute danach suchen muss es etwas wertvolles geladen habe. Wenn wir es gefunden haben verticken wir es und sind steinreich. Reiche Kinder kommen nicht in Pflegefamilien."
Aus seinem Mund kamen die Worte mit einer erschreckenden Selbstverständlichkeit, als sei dies kein absolut absurder, hinrissiger Plan.
JJ, der zu erkennen schienen, dass mir die Worte fehlten kam auf mich zu und legte mir seine Hände auf die Schultern.
"K, was haben wir zu verlieren?"
Seine blauen Augen bohrten sich in meine.
"Meine Jobs, unsere Straffreiheit? Ich weiß, dass es bei dir anders aussieht, aber bisher habe ich bis auf ein paar Tickets eine sehr weiße Weste.", ich hielt dem Augenkontakt stand. "Wir könnten richtige Probleme bekommen."
Seufzend ließ er die Arme fallen.
"Also willst du kneifen? Wenn das so ist sag es jetzt! Wir fahren zurück, setzen dich ab und du bist aus der Sache raus. Erwarte aber nicht, dass wir dir einen Anteil geben, wenn wir etwas finden."
Mein Magen zog sich zu einem Knoten zusammen. Ich sollte ja sagen, sollte ihm sagen, dass er mich zurückfahren sollte. Zuhause sollte ich mich ins Bett legen und so tun als hätte diese Unterhaltung nie stattgefunden. Das Geld war mir egal.
Ich blickte mich auf dem kleinen Motorboot um. Alle sahen mich abwartend an. Alle bist auf JJ. Es war die Art wie er sich von mir weggedreht hatte, die mir Sorge bereitete. Wir könnten richtige Probleme bekommen, doch wenn einem von ihnen etwas zustoßen würde würde ich es mir nie verzeihen in der Hängematte abgehangen zu haben. Grummelnd ließ ich die Luft aus meinen zusammengepressten Lippen pfeifen.
"Na schön! Bitte sagt mir, dass ihr die Flaschen wenigstens gecheckt habt!"
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Spoiler! John B hatte nicht kontrolliert, ob die Flaschen, die er hatte mitgehen lassen, überhaupt gefüllt waren.
Mich ärgerte es nach wie vor, dass er sie gestohlen hatte, ob sein Arbeitgeber es nun merken würde, oder nicht. Wenn er mich gefragt hätte, hätte ich Mister Moralez fragen können. Möglicherweise besaß er eine Taucherausrüstung, die er mir ausgeliehen hätte, oder ich hätte uns welche bei einem Verleih gemietet. Jetzt hatten wir gestohlenes Eigentum an Board, das fast gänzlich nutzlos war. Lediglich zwei Flaschen waren noch teilweise gefüllt. Ein Viertel an Sauerstoffreserve war alles andere als viel. Es würde uns lediglich einen sehr kurzen Tauchgang ermöglichen vorallem, wenn man die Zeit berücksichtigte, die zwei von uns für einen Dekompressionsstop einlegen müssten.
"Kann einer von euch tauchen?", fragte Kie in die Runde.
Die Jungs sahen sich abwechselnd planlos an.
"Irgendeiner?"
JJ zuckte mit den Schultern.
"Ist ne Kook Sportart."
"Ich habe etwas darüber gelesen.", warf Pope in den Ring.
Ich verdrehte die Augen.
"Toll! Pope hat etwas gelesen. Das endet tötlich.", ich konnte Kie nicht mehr zustimmen.
"Lasst mich zusammenfassen: Ihr zieht einen Diebstahl durch bevor ihr euch darüber austauscht, ob überhaupt jemand von euch die gestohlene Ausrüstung benutzen kann? Ganz Schlaue seid ihr.", lachte ich freudlos.
"Jetzt sei nicht so bissig, K! Wir... Wir bekommen das schon hin, oder Jungs?", John B kniff die Augen zusammen, um sie vor der Nachmittagssonne zu schützen.
"Naja, man steckt das Ding in den Mund und atmet. Wie schwer kann das schon sein?", wäre es nicht JJ hätte ich gebetet diese Frage sei ein Scherz gewesen.
Wie schwer kann das schon sein? Schwer genug, um einen Tauchschein erst nach mehreren Kursen absolvieren zu können. Schwer genug, um unter Umständen draufzugehen falls man es nicht richtig machte.
Ich bekam den Eindruck nicht die Einzige zu sein, die nicht viel von der Aktion hielt. Kie und Pope waren auf meiner Seite. Wie war es nur wieder möglich gewesen, dass wir hier waren, wenn die Mehrheit von uns das für eine Schnappsidee hielt. Um keinen Unsegen zu verbreiten hielt ich jedoch die Klappe. Eine fremde Sonnenbrille auf die Nase geschoben lag ich hinter Pope auf dem Heckteil des Motorbootes und versuchte die Sonne zu genießen während ich mir immer wieder versuchte einzureden, dass nichts hiervon mein Problem war. Ich war lediglich geblieben, um im Notfall einen dieser Trottel wiederbeleben zu können.
"Wenn man zu schnell auftaucht bekommt man die Dekompressionskrankheit."
Danke Pope! Es schien als seien seine Bücher nicht ganz nutzos gewesen. Warum hörten wir nicht öfter auf ihn? Der Ärger in den vorallem die Jungs gerieten würde sich stark minimieren.
"Und was dann?", scherze JJ, der nichts davon ernst nahm. "Krümmt man sich-"
"Man stirbt daran.", unterbrach ich ihn monoton.
"Scheiße... "
Oh ja.
Wieder kehrte Stille ein. Niemand von ihnen konnte tauchen. Wundervoll. Hoffentlich würden sie von selbst einsehen, dass es das beste wäre wieder zurückzufahren und dieses verdammte Wrack zu vergessen.
Pff, wem machte ich etwas vor?
John B hob flapsig die Hand.
"Ich-Ich kann tauchen."
Nein, kannst du nicht! Er wusste mit Sicherheit nichtmal wie er mit der Ausrüsrung ins Wasser müsste.
"Ja, mach das. Hab nichts dagegen."
Dafür, dass die beiden beste Freunde waren wollte JJ wohl nicht mehr lange einen besten Freund haben.
Kie zog ihre Augenbrauen zweifelnd zusammen.
"Seit wann kannst du tauchen?", der ungläubige Spott tönte ihre Stimme.
Wie so gut wie immer hatte sie Recht.
"Schon gut. Ich mach das!"
Mir reichte es. Genervt schob ich die Sonnenbrille hoch und setzte mich auf. Mit zusammengekniffenen Lidern giftete ich John B an.
"Ich mach das schon", äffte ich ihn nach. "Bullshit! Du kannst nicht tauchen. Bestenfalls schleppen wir deinen bewusstlosen Arsch nach dieser Nummer ins Krankenhaus. Schlimmsten Falls explodiert dein scheiß Hirn."
"Was is n in dich gefahren? Locker mal dein Höschen!"
"Fick dich! Ich versuche dich vor deiner eigenen Dummheit zu bewahren."
Pope stelle sich mit dem Rücken zu mir gewandt zwischen uns.
"Wow, jetzt kommt mal wieder runter! Kahlen hätte es netter formulieren können, aber sie hat nicht unrecht. Ohne Erfahrung einen Tauchgang zu machen ist vielleicht nicht die beste Idee."
"Danke!", ich warf meine Arme in die Luft. "Wir haben keinen Zweitautomat falls der erste Atemregler ausfallen sollte, oder sonst was. Wir wissen nicht wann der Dekompressionsstopp eingelegt werden sollte mal ganz davon abgesehen, dass Anfänger solche Tauchgänge gar nicht erst machen sollten und schon gar nicht allein. Das ist Regel Nummer eins!", zählte ich das Offensichtlichste auf.
Alle Augen lagen auf mir. JJ legte den Kopf schräg, wobei er langsam näher kam. Er legte einen Finger an seine Lippen als würde er überlegen.
"Warte mal! Du hast gerade etwas von einem Ersatzatemregler gesagt. Woher weißt du das?"
Fuck.
"Pope ist nicht der Einzige von uns der lesen kann.", erwiderte ich bockig.
"Ja, aber für mich klang das ganz danach als wüsstest du mehr als du uns sagen wolltest."
"Ich weiß nicht wovon du sprichst. Ist doch kein Geheimnis, dass man nen Ersatz dabeihaben sollte."
JJ schob Pope bei Seite, der das doch tatsächlich zuließ. Ich hätte den Verräter gerne wütend angefunkelt, doch zwang mich stattdessen JJs Blick standzuhalten, um nicht den Rest meiner Glaubwürdigkeit zu verlieren. Ich straffte die Schultern als er ein Finger unter mein Kinn legte, als wollte er mich daran hindern wegzuschauen falls ich das vorgehabt hätte.
"Weißt du was ich denke?", schnurrte er amüsiert. "Du, Kätzchen, kannst tauchen, oder weißt zumindest wie es geht."
Ich schnaubte.
"Und wenn schon. Das bedeutet nicht, dass ich qualifiziert bin ohne Aufsicht einen Tauchgang zu leiten."
Nun mischte sich John B wieder ein.
"Aber du weißt wie es geht?"
Widerwillig presste ich die Lippen zusammen.
"K, die Idioten machen das sowieso. Wenn du helfen kannst verringern wir jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass einer dabei draufgeht.", erinnerte Kie und ich wusste um die Wahrheit in ihren Worten.
Meine Schultern sackten zusammen. Mit einer Hand rieb ich mir übers Gesicht.
"Na schön. Pope, könntest du ausrechnen wo wir einen Stopp einlegen müssen?"
Das siegessichere Lächeln auf den Gesichtern von John B und JJ war kaum auszuhalten, doch es verging bereits als Pope begann seine Matheaufgaben zu lösen.
Vor dem Auftauchen würden wir einen Stopp bei drei Metern für drei Minuten einlegen müssen. Angesichts der spärlich gefüllten Flaschen würde es ein recht kurzer Ausflug in die Tiefe werden müssen.
Mir missfiel der Gedanke mit einer Flasche, die nicht einmal zur Hälfte gefüllt war zehn Meter tief in den Sumpf zu tauchen. Mein Magen zog sich zusammen. Ein flattriges Gefühl in meiner Brust ließ mich die Stirn in Falten legen. Ich hatte Angst. Ich hatte nie Angst vor dem Wasser gehabt. Das hier wäre bei weitem nicht mein erster Tauchgang. Ich würde wissen was ich zu tun hatte sobald ich unter der Wasseroberfläche wäre und dennoch fühlte sich das hier anders an. Verboten. Verstohlen blickte ich zu John B. Mein Tauchpartner schien ebenfalls seine vorherige Euphorie verloren zu haben sobald er die Zahlen laut vorgerechnet bekommen hatte. Es wurde real.
Hilfesuchend sah ich Kie an. Sie schien direkt in mich hineinblicken zu können, als sie mir ein sanftes Lächeln schenkte. Es verfehlte sein Ziel mich zu ermutigen. Ihr Blick folgte meinem, der auf der ruhigen Wasseroberfläche lag.
Die Sicht wäre eingeschränkt. Das Wasser hier war nie glasklar, doch der Sturm musste den Boden noch mehr aufgewühlt haben. Ich versuchte vergeblich abzuschätzen wie viele Meter weit ich würde sehen können. Eine Bewegung, die ich aus den Augenwinkeln wahrnahm riss mich aus meinen Gedanken. Im nächsten Augenblick sah ich nur noch wie Kie vor mir kopfüber ins Wasser sprang. Verwundert drehte ich mich zu den Jungs.
"Was war das denn?"
"Keine Ahnung.", JJ starrte an mir vorbei auf die Wasseroberfläche als könnte er Kie nach wie vor sehen. "Aber schön war's."
Ich verdrehte die Augen.
"Willst du... dich auch nochmal abkühlen?", zwinkerte er mir zu.
"Oh du meinst... ", ich deutete auf mein Oberteil ehe ich begann es mir in Zeitlupe, möglichst elegant über den Kopf zu streifen. Ich schüttelte meine welligen Haare, ehe ich mit langsamen Schritten auf JJ zu schreitete. Als ich vor ihm stehenblieb entging mir nicht wohin er unverhohlen seine Augen hingleiten ließ.
"JJ?", wisperte ich verführerisch. Er schluckte. Meine Hand Glitt zu seinem Nacken. Mit den Fingerspitzen strich ich über seinen Haaransatz hinauf bis sie seine umgedrehte Cap berührten. Ich war versucht nachzugeben. Seine blauen Augen lagen auf mir, wanderten zwischen meinen Augen, meinen Lippen und meiner Oberweite, die in der Tat fantastisch in diesem Bikini aussah. Pope und John B waren sonderbar still. Ich hörte keinen von ihnen tief einatmen, pfeifen, oder spotten. Sie schienen wie JJ die Luft anzuhalten.
Ein Plätschern war zu hören. Kie war aufgetaucht. In einer schnellen Bewegung zog ich JJ seine Cap vom Haupt und versetzte ihm einen kleinen Klapps auf den Hinterkopf, ehe ich sie mir selbst aufsetzte.
"Reiß dich zusammen, Cowboy.", kicherte ich im Flüsterton an sein Ohr.
Als ich mich umdrehte stand ihm ein verdatterter Ausdruck auf dem Gesicht geschrieben, doch er schien sich zu fangen als er begann John B Anweisungen bezüglich des Tauchgangs zu geben während Pope und ich Kie zurück an Board halfen.
Von da an ging alles ganz schnell. Kie hatte ihr T-Shirt an die Ankerleine gebunden an die Stelle, an der wir unseren Dekompressionsstopp einrichten sollten. Unsere Freunde halfen uns mit der Taucherausrüstung nachdem ich sie nochmals inspiriert hatte. Kie half mir beim anziehen. Pope erinnerte und genügend Luft für den Aufstieg einzukalkulieren. Mein Herz raste in meinem Brustkorb, als ich mir die Taucherbrille über meine trockenen Haare zog. Es ziepte.
"Wenn wir hier erwischt werden sind wir deswegen ziemlich am Arsch. Beeilt euch lieber."
Ich nickte.
"Danke, Pope."
Mein Verbündeter, die Stimme der Vernunft.
Nur kurz runter und wieder auftauchen. Ein Klacks. Kinderspiel.
... Was sollte da schon schief gehen?...
Ich stand am Rand, bereit mich rückwärts fallen zu lassen.
"Na dann... ", JJ kniff seine Augen zusammen, um sie gegen die blendenden Strahlen, der untergehende Sonne zu schützen. "zeig mal was du draufhast, Aquawoman!"
Ohne ihn seinen Kommentar auch nur einen Funken meiner Aufmerksamkeit zu schenken sprang ich in den Sumpf.
Das Wasser war scheißkalt und genauso undurchsichtig wie ich angenommen hatte. Bereits nach Schätzungsweise sechs Metern war unser Boot an der Oberfläche nicht besser zu sehen als ein Objekt hinter Milchglas. Lediglich die Sonnenstrahlen halfen etwas zu erkennen. John B holte erst zu mir auf als ich bereits das Wrack auf dem Boden ausmachen konnte. Ich tippte ihn an, fragte mit einem Handzeichen, ob alles okay sein. Er bejahte. Ohne Zeit zu verschwenden setzten wir unseren Weg in die Tiefe fort. Wir teilten uns auf. JJ hatte ihm erklärt wie er im vorderen Teil des Bootes ein Fach öffnen konnte. In der Zwischenzeit schwamm ich weiter um das gesunkene Boot herum, suchte mit Augen und Händen nach weiteren Fächern außerhalb der Kabine, in der nur einer von uns mit der Flasche auf dem Rücken locker Platz hatte. Ich wollte es nicht riskieren, dass wir uns verkeilten. Um aus so einer Situation wieder herauszukommen... So gut war keiner von uns beiden. Das war JBs erster Tauchgang und er Erste, den ich unbeaufsichtigt übernahm.
Meine Suche blieb erfolglos. Nichts ungewöhnliches stach mir ins Auge. Das Boot hatte kleinere Schrammen, doch kaum einen ernstzunehmenden Schaden, wenn man bedachte, dass er auf dem Boden eines Sumpfgebietes gesunken war. Ich konnte verstehen wieso Viele es suchten. Sicherlich nicht ausschließlich aus Nächstenliebe. Für die Polizei gehörte es vielleicht noch zu den Ermittlungen, doch die Meisten würden eher versuchen dieses Schmuckstück zu bergen und zu verscherbeln. Man würde ordentlich Kohle für dieses Boot bekommen, kleinere Mängel hin, oder her. Immer wieder warf ich einen Blick auf die Sauerstoffanzeigte. Die Flasche entleerte sich schneller als erwartet, obwohl ich mir Mühe gab möglichst ruhig und gleichmäßig zu atmen. Wir mussten den Aufstieg beginnen, wenn wir nicht vorhatten an unserem Stopp drei Minuten lang die Luft anzuhalten.
Langsam bewegte ich mich zum Führerhaus aus dem John B sich nicht wegbewegt hatte. Grüne, kleine Stücke von Algen trieben an mir vorbei. In der Hoffnung ihn nicht zu erschrecken tippte ich mit der flachen Hand sein Bein an. Sein Kopf flog zu mir herum. Mit einem Finger deutete ich nach oben.
'Wir müssen hoch! Wir müssen auftauchen', versuchte ich ihm zu sagen.
Er deutete mir an kurz zu warten. Im nächsten Moment zog er eine schwarze Tragetasche hervor, während er versuchte sich in der kleinen Kabine zum Ausgang zu drehen. Als er es endlich geschafft hatte hielt er sie stolz hoch. Die Tasche musste ihn dem Fach geschmuggelt worden sein. Ich hätte lügen müssen, wenn ich behauptet hätte die Neugierde auf den Inhalt hätte mich nicht gepackt. Mit beiden Daumen nach oben gereckt gratulierte ich, doch dann musste ich wieder an das Auftauchen erinnern. Mein Freund nickte. Ich wartete bis er sich als Erster vom Wrack abgestoßen hatte ehe ich ihm folgte, um sicherzugehen, dass er nicht doch umdrehen und sich weiter umsehen würde. Wie bereits beim Abtauchen spürte ich den Druck auf meinen Ohren, den ich durch Schlucken entgegenzuwirken versuchte. Meine Aufmerksamkeit war auf die Ankerleine vor mir gerichtet auf der Suche nach Kies festgeknotetem Shirt.
Unvermittelt spürte ich eine Berührung, eine Hand an meinem Oberschenkel, ehe sich Finger um mein Handgelenk schlossen und mich zurückhielten. Kies Shirt war wenige Armlängen über uns, doch es war nicht das Einzige. Anstelle von einem Boot, unserem Boot, war dort ein Zweites. Ein dunkler Schatten, der sich neben unser Ziel gesetzt hatte. Meine Finger schlossen sich um die Ankerleine. Neben mir trieb John B. Ich warf einen Blick auf die Anzeige, die mir verriet wie lange ich noch mit dem Inhalt aus der Sauerstoffflasche auf meinem Rücken würde atmen können.
03:38
Das wäre genug Luft, wenn kein anderes Boot uns daran hindern würde aufzutauchen. Knapp, aber im Plan. Wie hoch waren die Chancen, dass sie in den nächsten zwei bis drei Minuten das Weite suchen würden?
Ich drehte mich zu John B und griff nach seiner Anzeige. Mit großen Augen starrte ich auf die leuchtenden, weißen Ziffern.
01:14
Er hatte noch eine Minute und vierzehn Sekunden Luft zum atmen. So viel dazu darauf zu hoffen, dass in zwei, drei Minuten das zweite Boot verschwinden könnte. Scheiße. Verfluchte Scheiße!
Ich erkannte die aufsteigende Panik in seinen Augen, die wohl meine spiegeln musste. Fieberhaft suchte ich nach einer Lösung. Wenn er seine Luft aufgebraucht hatte würde mir noch genug für zwei Minuten und vierundzwanzig Sekunden bleiben. Auf zwei Leute verteilt wiederrum würde sich meine ursprüngliche Zeit auf eine weitere Minute und zwölf Sekunden verkürzen. Mir blieb keine andere Wahl. Ich konnte ihn immerhin nicht einfach ertrinken lassen. Wir könnten es verlängern indem wir zwischendurch die Luft anhielten, doch mit unserem Glück würde auch noch etwas von unserer Luft verloren gehen, wenn wir das Mundstück hin und her reichten. Sobald er keine Luft mehr hatte könnten wir noch eine Minute atmen. Zwei, wenn wir Pausen machen würden. Auch wenn meine Lungen brennen würden wie Feuer traute ich mir zwei einhalb, vielleicht sogar drei Minuten ohne Luft zu. Im Zweifelsfall musste John B sie bekommen.
Weniger als eine Minute.
Sollten wir überhaupt hier bleiben? Wie weit würden wir in einer Minute kommen? Könnten wir ungesehen an einer anderen Stelle auftauchen? Aber wenn sie uns dann erwischten? Scheiße!
Ich hätte gerne angefangen zu weinen, wenn das funktioniert hätte. Naja, es würde funktionieren, doch würde uns auch nicht aus dieser misslichen Lage retten.
John Bs Zeit lief unaufhaltsam ab. Sekunden verblieben. Er schien nicht vorzuhabe irgendwo hinzugehen. Gemeinsam starrten wir zur Wasseroberfläche hinauf. Ich hatte begonnen meine Luft anzuhalten. Jeder Atemzug war kostbar. Ich durfte das nicht zu lange tun, sonst wäre der Nächte nur tiefer und würde mich mehr Sauerstoff kosten, als es mehrere, kleinere getan hätten.
'Wimmelt sie ab! Werdet sie los!", betete ich stumm. 'Seht zu, dass sie verschwinden!'
JJ an Board eines Bootes in einer verbotenen Zone zu haben war bei seinem Ruf nicht der vertrauenswürdigste Anblick. Ich war mir sicher, dass unsere Besucher von der Polizei, oder von der Küstenwachen sein musste. Wen sonst würden unsere Freunde auf unser Boot lassen, wenn wir drohten zu ersaufen wie die Ratten?
Instinktiv duckte ich mich, als die Gestalt eines Mannes erschien und sich übers den Rand des Bootes lehnte. Er schien uns direkt anzublicken. Inständig flehte ich, dass er uns durch das trübe Wasser und die Lichtreflexionen der Sonne auf dem Wasser nicht würde ausmachen könnte. Ich hielt den Atem an, um keine Bläschen nach oben steigen zu lassen. John B zog an meiner Hand. Mit einem Finger tippte er auf seine Anzeige, die die zehn Sekundenmarke knackte.
Es war an mir mich zusammenzureißen. Ich brachte ihn dazu mir seine Aufmerksamkeit zu schenken anstatt der Anzeige, die gleich auf Null springen würde.
'Ein letztes Mal', versuchte ich im zu sagen. 'Atme ein letztes Mal tief ein!'
Und das tat er.
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Nicht tot meine lieben Leser!
Mich und diese Ff gibt es tatsächlich immernoch. Seit ich zur Uni gehe sind die Updates leider unregelmäßiger als noch zu meiner Schulzeit. Ferien existieren nicht mehr. Vorlesungsfreie Zeit bedeutet zurzeit lediglich, dass ich nicht zu Kursen erscheinen muss. Diese Zeitspanne findet auch bald wieder ihr Ende, aber bisher standen Abgaben und Prüfungen an... Der Stress ist zum verrückt werden. Jedenfalls einige Klausuren, Abgaben und Nervenzusammenbrüche später habe ich mich in den späten Abendstunden auch mal wieder an diese Ff gesetzt. Nachdem ich tagelang an Hausarbeiten schreibe lasse ich mich Abends meistens eher von Serien berieseln als über sie zu schreiben, aber da gerade eine neue Staffel rausgekommen ist ist es erst recht an der Zeit. Allerdings muss ich für diese Ff auch immer wieder in die Serie reinsehen, um die Szenen und Dialoge hinzubekommen.
Jedenfalls! Hoffentlich habt ihr dieses Kapitel gerne gelesen :)
Danke für das Dranbleiben
Noch eine Frage am Schluss: Würdet ihr euch ein neues Cover wünschen? Meine Fähigkeiten in diesem Department halten sich in Grenzen. Das Jetzige und der Vorschlag am Anfang des Kapitels ist von mir. Wenn sich jemand damit besser auskennt und Interesse hätte eines zu erstellen kann sich die Person gerne melden.
Alles Liebe 🌊
~~~
D
as momentane Cover:
Option 2:
Habt ihr Vorschläge?
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