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Song: IF NOT FOR YOU - Måneskin
Verschlafene Augen blicken mich aus dem Badezimmerspiegel an.
Ich hatte heute Morgen noch nicht mal die Energie, mir die Haare zu machen, dementsprechend müde und trostlos sehe ich jetzt aus.
Ich fahre mit den Fingern durch das braune Etwas, das in meine Stirn fällt und stütze mich auf dem Waschbeckenrand ab.
Durchatmen, weiter machen.
Ich richte mich ruckartig auf und verlasse den Raum, gehe runter in die Küche, wo meine Mutter mir mein spätes Mittagessen auftischt.
Seit unserem Besucht auf dem Revier am Wochenende pudert sie mir praktisch den Hintern und ist fast immer Zuhause, wenn ich aus der Schule komme.
"Wie war dein Tag?"
Mit dieser Frage serviert sie mir Nudeln mit Käse überbacken.
Ich blicke gelangweilt auf, aber sie registriert sofort, dass ich ihr nur etwas vorspiele.
"Wie soll es schon gewesen sein? Wie immer."
Wie immer, seit Connor nicht mehr da ist.
Er hat vorher nie gefehlt, nur ein oder zwei Tage geschwänzt - die Tage, die wir zusammen haben sausen lassen, nicht mitgezählt.
Die knappe Woche, die er jetzt schon in der Schule fehlt, fällt mir überdeutlich auf.
Ich vermisse es, ihm auf dem Gang zu begegnen, ihn beim hastigen Verlassen des Gebäudes zu beobachten, selbst, wenn wir zerstritten waren.
Ich frage mich, ob seine Abwesenheit noch jemandem auffällt.
Seit Connor und ich wieder etwas mehr Abstand genommen haben, reden die Jungs und ich nicht mehr über ihn.
Auch Heather scheint noch nicht aufgefallen zu sein, dass der dünne Junge mit den dichten Haaren fehlt.
Ich stopfe eine Gabel Nudeln in meinen Mund, konzentriere mich kaum darauf, was ich da eigentlich schmecke.
"Hat jemand für mich angerufen?", will ich wissen.
Eine Frage, die ich seit Montag stelle, weil ich jedes Mal aufs Neue hoffe, dass sich einer der Officers mit guten Nachrichten gemeldet hat, während ich in einer meiner Klassen verrottet bin und mich mit längst toten Männern herumschlagen musste, die von sich glaubten, schreiben zu können.
"Nein."
Das Widerstreben in ihrer Stimme sagt mir mehr, als ihr entschuldigender Blick.
Auch sie kann nicht aufhören, an den Jungen zu denken, den sie nur einmal flüchtig zu Gesicht bekommen hat.
"Morgen vielleicht."
"Ja. Vielleicht", murmle ich.
Vielleicht. Vielleicht aber auch übermorgen, wenn sie undefinierbare Leichenteile an der Grenze Texas gefunden haben.
Gestern Nacht habe ich ihm eine SMS geschrieben. Sie ist angekommen.
Alle anderen Nachrichten dank höchstwahrscheinlich nicht vorhandener Internetverbindung nicht.
Sein Handy ist also an. Aber ich weiß nicht, ob irgendetwas zu ihm durchdringt. Ob er das verdammte Ding überhaupt noch besitzt.
Ich rechne fast nicht mehr mit ihm. Deswegen lasse ich auch meine Mutter an die Tür gehen, als es läutet.
Meine Nudeln sind bereits fast kalt, weil ich so lange in die Luft gestarrt habe.
"Trace? Kommst du mal, ich glaube, hier ist jemand für dich!"
Sie hat kaum zu Ende gerufen, da habe ich die Küche schon hinter mir gelassen und schlittere auf meinen Socken über die Fliesen im Flur.
Ihr Körper verdeckt die Person vor der Tür, doch ich weiß in der ersten Sekunde, dass es kein Cop sein kann. Jeder der Beamten aus unserem kleinen Revier würde meine Mutter überragen und ich kann keinen Kopf über ihrem ausmachen.
Connor steht in einem burgunderfarbenen T-Shirt, in dem ich ihn noch nie gesehen habe, in unserer Haustür.
"Connor!"
Meine Stimme hört sich nicht wirklich nach mir an, auch nicht als ich gedämpft an seinen Hals spreche: "Ich bin so froh, dass du wieder hier bist."
Meine Arme liegen fest um seinen ungeschützten Körper und ich presse ihn an mich, so fest ich kann. Am liebsten würde ich ihm eine Rüstung kaufen.
Es dauert einen Herzschlag, bis auch er seine Arme hebt und sie hinter meinem Rücken verschränkt.
"Gott, bin ich froh", flüstere ich, kaum in der Lage meine Tränen zurückzuhalten.
Doch dann löse ich mich ruckartig von ihm, halte ihn eine Armlänge auf Abstand, wie ich es schon so oft getan habe und mustere sein Gesicht, dann den Rest seines Körpers.
"Bist du okay?"
Sein blaues Auge erzählt eine andere Geschichte, aber er nickt.
Ich blicke über meine Schulter, finde meine Mutter aber nicht an der vermuteten Stelle, sie hat uns allein gelassen.
Ich greife zögerlich, fragend, nach seiner Hand.
"Wollen wir in mein Zimmer?"
Verdammt, es gibt so viel, was ich ihm sagen will, was ich fragen will, was ich lieber nicht wissen will.
Wie kommt er hierher?
Seit wann ist er zurück? War er nie weg?
Da sind so viele Worte in meinem Kopf, dass ihre Lautstärke schon fast an Stille erinnert.
Ich fahre mit der freien Hand über mein Gesicht.
"Gerne. Dieses Mal würde ich auch länger bleiben."
Seine dunkeln Augen haben sich verändert, aber in diesem Moment ist da dieses Schimmern, das mir äußerst bekannt vorkommt.
"Okay", lächle ich und fahre einmal mit dem Daumen über seinen Handrücken.
Ich konzentriere meinen Blick auf seine rechte Gesichtshälfte und versuche, den dunklen Fleck um sein Auge zu ignorieren.
Wenn ich länger hinschaue, werde ich meine Wut nicht länger im Zaum halten können.
Wir laufen die Treppe hoch und noch vor meinem Zimmer lässt er meine Hand los und betritt den äußerst unaufgeräumten Raum vor mir.
Ich komme hinter ihm zum Stehen und sauge das Bild von ihm ein. Das T-Shirt ist ihm mindestens zwei Nummern zu groß.
Meine Gedanken werden nicht wirklich klarer und ich komme mir hilflos vor, gefangen in peinlicher Stille, dabei will ich, dass er sich normal fühlt, dass er vergessen kann.
"Tut mir leid, aber ich weiß gar nicht, was ich dich zuerst fragen will. Ich... ich kann gar nicht reden", lache ich verlegen und reibe meinen Nacken.
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Boah, ey Leude, die Zeit. arrgg
I know, I sound like a broken record (i am.)...
Dennoch wünsche ich euch einen ganz, ganz entspannten, gemütlichen Start ins Wochenende. Ruht euch für mich mit aus, ich werde dazu nämlich wahrscheinlich nicht kommen haaaa
All my Love,
Lisa xoxo
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