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Song: LET THE GRASS GROW - Ruel
Trace's P.O.V.
"Kommst du runter, Trace?"
Meine Mutter steckt den Kopf in mein abgedunkeltes Zimmer.
Ich habe keine Lust, mit jemandem zu reden. Aber Dad ist schon wieder über das Wochenende 'verreist', was offiziell bedeutet, dass er sich verdammt junge Frauen auf seinen Schoß zieht.
Ich will Mom nicht alleine im Wohnzimmer ihre Lieblingsbackshow gucken lassen, also wende ich ihr den Kopf zu und nicke.
"Bin gleich unten", verspreche ich und sehe ihr dabei zu, wie sie lächelt und den Flur nach unten geht.
Sie scheint meine roten Augen nicht bemerkt zu haben. Oder sie denkt, es ist wegen Dad und möchte nicht wieder mit der ewigen Leier 'so-ist-er-eben' anfangen.
Was auch immer es ist, ich bin froh, dass sie nichts zu meinem Zustand gesagt hat.
Connors Worte verfolgen mich seit Montag und ich kriege den Klag seiner gebrochenen Stimme einfach nicht aus meinem Kopf.
Ich fühle mich schlecht, weil er offen vor mir zugegeben hat, dass ihn andere aus unserer Schule nicht beachten.
Er hat keine Freunde.
Und genau das habe ich von Anfang an in ihm gesehen; dass er einsam ist. Und deswegen habe ich ihn ausgesucht, um ihn an mich zu binden und gleichzeitig auf eine Armlänge Abstand zu halten.
Und weil ich ihn hübsch fand. Gleich vom ersten Tag an, als ich ihn mit seinem verträumten Blick mitten im Gang habe stehen sehen.
Die Hände um die Gurte seines Rucksacks geklammert, die Lippen leicht geöffnet.
Tu einfach so, als wäre ich gar nicht da, so wie alle anderen.
Mir ist in diesem gottverdammten Klassenraum klar geworden, vor Augen geführt worden, wie sehr ich ihn verletzt habe. Absichtlich.
Ich, der seine Isolation ausgenutzt, für mich genutzt habe.
Ich weiß nicht, warum ich so kaputt bin. Warum es mir teilweise Spaß macht, mit Schwächeren zu spielen, meine Macht ihnen gegenüber auszuspielen und sie zu verletzen.
Warum ich darin aufgehe, die Oberhand zu haben.
Nur dieses Mal, mit Connor, ist meine Rechnung nicht wirklich aufgegangen und ich bekomme abermals vor Augen geführt, wie abgefuckt ich doch bin.
Wenn ich lange genug hier liegen würde, würde mir vielleicht der ein oder andere Grund einfallen, warum ich so bin, wie ich bin.
Vielleicht, weil ich schon von klein auf dafür gelobt wurde, wenn ich jemanden besiegte. Im Sport, im Spiel, in Testergebnissen in der Vorschule.
Vielleicht, weil ich ziemlich schnell die Dynamik der Erwachsenenwelt verstanden habe, mit all ihren Machtspielen und der versteckten Unterdrückung.
Vielleicht, aber auch einfach nur, weil ich schon von klein auf Freude empfunden habe, wenn ich Dominanz ausüben konnte, weil ich darin Bestätigung und Kontrolle fand.
Aber das sind alles nur Vielleichts.
Ich will mir keinen Grund für mein Wesen aus den Fingern saugen. Ich will einfach Connors Gesicht vergessen und die Art, wie er mich hat fühlen lassen. Ich will das schlechte Gewissen über meine harten Worte vergessen.
Bevor meine Gedanken die Oberhand gewinnen, verlasse ich mein Zimmer.
Der Fernseher brummt schon vor sich hin und lullt meine Mutter in ihre Puderzuckerwelt ein, in der nichts schiefgehen kann, außer das Einfallen eines Soufflés oder das Anbrennen eines Puddings.
Und doch kann ich die Erinnerungen an Connors erstes und zweites Ultimatum nicht vergessen.
Dem ersten habe ich zugestimmt, weil ich ihn ruhigstellen wollte. An diesem Tag habe ich kein schlechtes Gewissen oder später Reue empfunden, nachdem ich ihm versprochen habe, 'es zu versuchen'.
Was auch immer das genau sein und heißen sollte.
Connor wollte nicht, dass wir uns verstecken, dass ich ihn von mir stoße. Und nicht mal drei Tage später habe ich genau das getan. Weil ich mich am längeren Hebel glaubte.
Der schmale Junge mit den traurigen Augen hat mich inzwischen eines Besseren belehrt.
Ich wusste von Anfang an, dass er kompromisslos er selbst ist, auch wenn ihn genau das am meisten schadet und immer weiter ins Abseits schießt - und das weiß er ganz genau.
Schwul wird in unserer Gesellschaft immer noch mit einer gewissen Schwäche assoziiert. Und egal, wie viele Zebrastreifen zu Regenbogen umfunktioniert werden und wie viele große Unternehmen im Juni die Pride-Flagge hissen; Männer, wie die in unserer kleinen Stadt, werden immer die Nase kraus ziehen, wenn sie über die Schwuchteln der Stadt lästern und ausspucken, sobald der Name eines solchen Schandflecks fällt.
Ich habe keine Angst vor diesen Menschen. Ich will einfach nur nicht von ihren Blicken und Meinungen verfolgt werden.
Ich habe mir von klein auf zum Ziel gesetzt, ganz oben zu bleiben, noch weiter hinaus zu wollen, als mein Vater, den ich in allem schlagen wollte.
Connor sollte mein Geheimnis sein, meine Auszeit, die mir guttut.
Und im Gegenzug wollte auch ich ihm guttun. Ich habe gesehen, wie er in meinen Armen aufgeblüht ist, wie er sich plötzlich zu lachen getraut hat, wie er plötzlich Witze reißen konnte und ungeniert Grimassen zog. Wie er seine Meinung sagte und mich mehr als einmal damit überraschte.
Es hätte so gut werden können, wenn er mich nur verstehen würde. Wenn er nur so schwach wäre, wie ich ihn anfangs eingeschätzt habe.
"Kommst du? Gleich fängt schon fast die erste Werbung an", ruft meine Mutter von der großen Couch aus. "Es gibt Cupcakes mit Füllung!"
Das grelle Licht der Mittagssonne dringt durch die Terrassentür, die halb von einem Rollo verdeckt wird, und taucht meine Mutter in einen milchigen Glanz.
Ihre Beine sind neben ihr auf dem grauen Polster gefaltet. Connor würde es hier bestimmt gefallen.
Dieser Haushalt hat Struktur, warme Mahlzeiten und eine Mutter, die am Wochenende Backshows guckt, um an Geburts- und Feiertagen mit ihrem Wissen und Amateurkönnen zu punkten.
Meine Mutter würde Connor mögen. Er ist so ganz anders als ich, er ist weicher, so wie sie.
Er würde jetzt schon längst an ihrer Seite sitzen und gebannt auf den flimmernden Bildschirm starren, da bin ich mir sicher.
Aber stattdessen lasse ich mich mit einigem Abstand zu meiner Mutter in die Kissen fallen. Ich kann keine Begeisterung in den bunten Bildern vor mir finden und auch keine wirkliche Ablenkung.
Wenn die Frau neben mir, die mir ihre glatten Haare und blauen Augen gegeben hat, doch nur wüsste, was für ein abscheuliches Monster aus mir geworden ist.
Sie würde mir höchstwahrscheinlich eine Ohrfeige geben und weinen.
Aber sie weiß es nicht und in eben dieser Tatsache finde ich erneut eine seltsame Befriedigung.
Sie weiß nicht, wer hier neben ihr sitzt und wenn ich nicht will, dass sie es herausfindet, werde ich für sie immer ihr kleiner, sturer Junge mit großen, sportlichen Zielen bleiben.
In ihren Augen bin ich vielleicht etwas hart und kalt geworden, aber immerhin schaue ich am Samstagnachmittag noch immer die Backshow mit ihr und stimme bewundernd mit ein, wenn die finalen Kunstwerke vor der Kamera präsentiert werden.
Nur Connor wird mich in diesem Licht nie - nie mehr - sehen können.
Für ihn bin ich der Junge, der mit ihm ohne plausiblen Grund gespielt hat und sich nicht traut, zu sich selbst zu stehen.
Und heute, mit dem rechten Bein in der Sonne auf der Couch, frage ich mich, ob ich tatsächlich unfähig bin, zu mir selbst zu stehen und ob meine selbstgesetzten Ziele nur ein Vorwand sind, um mich so zu verhalten, wie ich mich verhalte.
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Einen schönen Sonntag wünsche ich euch! :)
Gut... und auch ein schönes neues Jahr.
Aber mit weiteren Worten halte ich mich jetzt zurück. Bei "The Irish Boys" wird immer noch unter meine Wünsche an und für 2020 kommentiert xD
Ich konnte unser Feuerwerk abfeuern! Der Wind war nicht so stark, kein Regen mehr.
Ich war total aus dem Häuschen weil sooooo viele Leute (gefühlt 80% der Umgebung) Feuerwerk hatten - und zwar LANGE! Bis halb eins, war der ganze Horizont VOLL!!! So viel hatten wir hier schon seit JAHREN nicht mehr. Also mein Start hätte kaum besser sein können. Ich finde, wenn man mit Freude reinrutscht, gibt es nichts Besseres.
Wie sah es bei euch aus?
Wie habt ihr überhaupt den Abend verbracht?
Und: Wie würdet ihr Silvester gerne mal verbringen???
Also ich will ja mal an den Times Square! Eine Freundin von mir ist da dieses Jahr tatsächlich, wurde SPONTAN EINGELADEN!! Und no joke, dass denke ich mir nicht aus, auch wenn sich das verdammt nach Romanvorlage anhört...
Also.... auf eine gute...neue Woche ;P
All my Love,
Lisa xoxo
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