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Song: I Want To Be With You - chloe moriondo
Am Montagmorgen stehe ich beinahe euphorisch auf.
Vor dem kleinen Badezimmerspiegel frage ich mich, ob das Gespräch am Freitag vielleicht doch nur ein Traum war oder ob meine Wunschvorstellungen, Tagträume, wie auch immer man es nennen mag, mit mir durchgegangen sind.
Ich kann es nicht genau sagen und bin so beschäftigt, um meine eigenen Gedanken zu kreisen, dass ich kaum ein Wort mit meiner kleinen Schwester wechsle, die meint, unsere Mutter wäre gestern Abend nach Hause gekommen. Ich habe sie Samstagfrüh zwischen zwei Schichten gesehen, also interessieren mich ihr Neuigkeiten nicht sonderlich. Ich bemerke fast nicht mal, wie schlecht die Milch doch schmeckt.
Kelsey und ich gehen an diesem Morgen zusammen zur Schule, trennen uns aber relativ schnell, nachdem wir die Georgetown High betreten haben.
Und im hellen Licht vor der ersten Unterrichtsstunde kommt mir das Gebäude plötzlich ganz anders vor. Es symbolisiert mit einem Mal kein Kindergefängis mehr, sondern eine Bühne, auf der ich Regie führen kann, wenn ich nur will.
Und ich will. Heute Morgen. Morgen und das ganz nächste Schuljahr.
Ich bemerke zu spät, dass ich mitten im Gang stehen geblieben bin, um mir meine Zukunft unter diesem Dach auszumalen. Ein Körper knallt in meinen Rücken.
"Mann, du Idiot! Pass doch auf und steh hier nicht mitten im Weg! Fuck!"
Ich blicke dem großen, dünnen Jungen hinterher, der selbst bei diesen sommerlichen Temperaturen eine Beanie über seinen Haaren trägt.
Vielleicht überlege ich mir das nochmal mit der Regie...
Ich setze meinen Rucksack wieder richtig auf, der durch den Aufprall von einer Schulter gerutscht ist und eile aus der Eingangshalle in den Bereich mit den Schließfächern.
Ich weiß, wen ich dort sehen werde und ich werde nicht enttäuscht.
Trace lehnt an der Wand neben der Tür zum Westflügel, neben ihm Kenneth, dann kommen ein paar Mädchen, die ich aus dem Sportunterricht kenne, Brook, George und nicht-Mike von der ersten Party, die ich nur wegen des Jungen mit den hellbraunen Haaren besucht habe.
Meine Beine zögern für den Bruchteil einer Sekunde, bevor ich die richtige Richtung einschlage.
Die Richtung, die der neue Connor von nun an immer einschlagen wird, wenn ihm danach ist.
Das rothaarige Mädchen aus Sport sieht mich zuerst, sendet ein Lächeln in meine Richtung, danach wendet sich Brook, der bis eben noch mit dem Rücken zu mir stand.
Seine kalten Augen funkeln auf, seine Lippen bewegen sich, ich erwidere seinen Gruß knapp.
Ich habe bereits Trace anvisiert und das ehrliche, breite, unmaskierte Lächeln, das gerade sein Gesicht entert, sagt mir, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Das ich ihm vertrauen kann. Dass mein Verzeihen, das Richtige war.
Ich bin mir so sicher, auch noch als ich durch die Wand aus Körpern breche, den Zirkel durchquere und mich neben Trace an die Wand quetsche.
"Hi", lächle ich zu ihm auf, aber schaue genauso schnell in die Runde.
Ich habe unsere Abmachung nicht vergessen. Wir verstecken uns nicht, aber niemand hat etwas davon gesagt, dass wir von nun an vor allen nicht mehr die Finger voneinander lassen können.
Ich verschränke die Hände vor meinem Körper und warte, bis die Gespräche wieder aufgenommen werden und ich mich vielleicht irgendwo dazumischen kann.
Die Sekunden verstreichen quälend langsam und ich schiele immer wieder zu Trace neben mir, der auf seine Füße schaut, bis er meinen Blick bemerkt und ihm begegnet.
"Wie war dein Wochenende?", fragt er.
"Ganz gut, nichts Besonderes passiert."
Ich zucke mit den Schultern und stelle beruhigt fest, dass keiner der anderen uns Beachtung schenkt.
"Und bei dir?", schiebe ich schnell hinterher.
Ich habe aus Wut über seine verletzenden Worte natürlich keinerlei Bemühungen angestellt, herauszufinden, wo eine Party stattfand.
"Ich hab auch nichts Besonderes gemacht."
"Keine Feier?"
Er schüttelt den Kopf und erst jetzt bemerke ich seine in die Taschen gestopften Hände.
Ist er verlegen? Dränge ich mich auf? Hätte ich mich vielleicht doch lieber nicht so offensichtlich neben ihn stellen sollen? Bin ich gerade peinlich?
Ich wünschte, ich würde nicht immer bei der kleinsten Kleinigkeit so nervös werden und nicht sofort die Fehler bei mir suchen, aber das ist eine Narbe, die ich aus meiner Kindheit mitgenommen habe, sagt Abby immer, als wäre sie meine Therapeutin.
Sie ist meine Therapeutin. Beinah rolle ich mit den Augen.
Trace sieht mich fragend und abschätzend an.
"Du bist mit den Gedanken doch schon wieder ganz woanders", schmunzelt er und lockert seine Hände in den Taschen.
"Und wenn es so wäre?"
"Tagträumst du auch immer?", erklingt eine süße Stimme neben mir.
Ich kann den Ton nicht anders beschreiben. Die Stimmlage von dem Mädchen, das mit einigem Abstand neben mir steht, ist süß wie Honig, hell, hoch, freundlich.
Ich wende ihr mein Gesicht zu und bin überrascht, Heather zu sehen.
"Äh, j-ja", stammele ich.
"Sie ist verdammt hübsch, was Alter?", tritt Brooks Stimme aus dem Gewirr in meinen Ohren heraus, der mein Stottern unmissverständlich falsch interpretiert hat.
Ich spüre Röte in meine Wangen schießen und werfe Heather einen scheuen Blick zu.
"Mann, wenn du es nicht langsam mal lässt...", droht George, aber sein breites Grinsen ist deutlich zu hören.
Ich weiß, ich sollte etwas sagen, um das Ganze nicht noch peinlicher zu machen, aber meine Zunge ist gelähmt.
"Ich glaube, sie ist nicht so sein Typ", schaltet sich Trace ein.
Ich sehe ihn an.
"Was soll das denn heißen?", frage ich ihn.
Überraschen huscht über seine Züge.
"Nichts... nur... Ist sie denn dein Typ?"
"Ich stehe neben euch, danke", der Ton ist immer noch süß, aber gereizt.
In ihr puppenhaftes Gesicht zu blicken, ist eine Herausforderung für mich, aber ich konzentriere mich auf ihre ernsten Augen.
"Du bist hübsch, aber ich habe es wirklich nicht so mit diesem toxischen männlichen Gehabe."
Ihr Mund bricht zu einem halben Lächeln.
"Schon okay, Brook kann nicht anders."
"Bei drei funktionierenden Gehirnzellen", murmele ich und erschrecke.
Das sollte eigentlich in meinem Kopf bleiben.
Heather lacht amüsiert über meinen leisen Kommentar und stimmt mir zu.
Brook auf der anderen Seit knurrt irgendetwas vor sich hin, dass sich nach einer, an mich adressierte, Drohung anhört.
Kenneth blockt ihn mit seinem Arm, als er durch den Kreis auf mich zu stürmen will.
Trace neben mir lacht, aber es ist nicht sein echtes Lachen, nicht das gleiche Lachen, das er lacht, wenn er in meinem Zimmer ist.
"Tja, das hast du davon, Mann", sagt er provokant, sogar sein Kinn reckt er vor, als er das sagt.
Ich senke den Blick und verstecke mein breites Grinsen, das ich nicht daran hindern kann, Besitz von meinen Wangen zu ergreifen.
Meine Augen bewegen sich nach einer Weile, in der die Gespräche zu ihren ursprünglichen Themen zurückgekehrt sind, hoch zu Trace, der mich bereits beobachtet.
Etwas in meiner Brust flattert.
Er hält meinem Blick erstaunlich lange stand, dafür, dass wir uns in der Öffentlichkeit und nicht in meinem Zimmer oder irgendwo allein unter dem weiten Himmel Texas befinden.
Und mein Grinsen wird zu einem Kichern.
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Meine Lieben!
Damit ist unsere Geschichte beendet und ich wünsche euch Frohe Weihnachten!
SPAßßßßßßßßß xD
Sie ist natürlich noch nicht zu Ende. Aber sie wird sich auch nicht mehr allzu lang hinziehn. Ich denke mal noch so 4-5 Kapitel... Wir werden sehen.
Aber erstmal verabschiede ich mich in die Weihnachtspause! Ende der nächsten Woche dürft ihr wieder mit mir rechnen <3
Aber das Frohe Weihnachten an euch alle, habe ich natürlich so gemeint! :)
Ihr könnt euch wirklich nicht vorstellen, wie sehr ich mich am 1. Dezember über euer krasses Feedback gefreut habe. Einfach der Fakt, dass schon SO VIELE gleich von Anfang an mit dabei waren! INSANE - but in the best way possibel ;P
Eure ganzen Kommentare, eure Votes, die tolle Community Aktion - es hat einfach alles so Spaß gemacht und mir - hoffentlich auch euch ;) - den Dezember noch mal mehr versüßt.
Ich habe ja nach dem Beenden von "almost Love" eine längere - gezwungene! - Schreibpause eingelegt und dieser Adventskalender hier hat mich erstmal richtig realisieren lassen, wie sehr ich es vermisst habe, für euch zu schreiben.
Schreiben tue ich immer, irgendwie. Aber für euch schreiben, ist was ganz anderes <3
So, genug gelabert. Ich denke mal, ihr habt heute noch viel vor, und wenn es faulenzen, Filme gucken, gutes Essen essen und das ein oder andere Geschenk auspacken ist, hehe, ähm ich meine natürlich hohoho!
Ich wünsche euch allen einen wunderschönen, zauberhaften Tag! Und natürlich einen ganz tollen Abend und erholsame, lustige Feiertage!
Ich umarme euch alle ganz doll. Danke, dass ihr hier seid!
All my Christmas Love,
Lisa xoxo
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