4
"Simon..." "Ja, Elisa. Werden wir." Als ob er Gedanken lesen könnte. In Wirklichkeit hing seine Vermutung wahrscheinlich damit zusammen, dass ich ihm schon tausend Mal gesagt hatte, wir müssten reden.
Nebeneinander gingen wir die Stufen vom Schistall hinauf, da wir mit den Schülern noch das Leihmaterial zurück gebracht hatten.
"Also, wir sind Freunde...", versuchte ich das dringend notwendige Gespräch einzuleiten. Doch noch bevor ich den Satz beenden konnte, wurde ich unterbrochen:"Dürfen wir gehen Frau Weiners?", fragte eine der Schülerinnen der zweiten Klasse. "Ja, aber verabschiedet euch von Frau Berg!", antwortete ich kurz.
"Simon..."
"Elisa!" Ich drehte mich zu der, mir sehr bekannten, Stimme um. "Lu...", erschrak ich, als ich in die Augen meines Freundes blickte. "Ich wollte dich abholen, dass wir uns nicht verpassen, bevor ich wegfahre", erklärte er sein plötzliches Auftauchen. "Ah, okay, freut mich", erwiderte ich immer noch überrumpelt. "Bist du fertig?", fragte er mit seiner sanften Stimme. Ich nickte. "Ja, ja", sagte ich schnell und ging auf Lukas zu.
"Na dann... Bis Montag", verabschiedete ich mich von Simon und zog meinen Freund davon.
"Wie war's?", fragte er mich, während wir nach Hause fuhren. "Ganz gut. Naja, eigentlich wie jedes Jahr. Nichts besonderes", gab ich zurück, wobei ich versuchte, desinteressiert zu klingen. "Schatz, ist alles in Ordnung?", wollte Lukas besorgt wissen."Ja, alles bestens. Ich bin nur müde, ich habe die letzte Nacht schlecht geschlafen", antwortete ich wahrheitsgetreu. Er nahm eine Hand vom Lenkrad und legte sie beruhigend auf meinen Oberschenkel.
Es tat gut, ihn wieder in der Nähe zu haben.
"Am besten du legst dich gleich hin, wenn wir nach Hause kommen", meinte er ruhig, während er mit der Hand über mein Bein streichelte. Ich nickte. "Ja."
Als Lukas in die Einfahrt unseres Hauses lenkte, sah er kurz auf die Uhr.
"Schon so spät!", rief er und sprang aus dem Auto. Auch ich öffnete die Tür und schleppte mich ins Haus. Gerade als ich durch die Tür schlüpfte, drückte mir Lukas einen schnellen Kuss auf den Mund und verließ den Vorraum.
Müde und erschöpft blieb ich zurück. Nach einigen Minuten stieß ich mich von der Wand ab und ging langsam in mein Zimmer. Dort ließ ich mich auf mein Bett fallen und schloss die Augen.
Ich wollte an nichts mehr denken. Ich wollte einfach schlafen.
Müde drehte ich mich hin und her, doch egal, wie groß die Müdigkeit war, ich konnte nicht schlafen.
Ich griff zu meinem Handy und suchte in meiner Kontaktliste. Schlapp drückte ich auf den Anruf-Button und hielt mir das Telefon ans Ohr.
"Hallo", ertönte eine Stimme von der anderen Seite er Leitung. "Hallo", antwortete ich niedergeschlagen. "Wie geht's dir? Du hörst dich nicht gut an", stellte Simon mit sorgsamen Unterton fest. "Ich bin müde", gestand ich. Nach einem kurzen Schweigen fuhr ich fort:"Das ist aber nicht der Grund, warum ich anrufe." "Ich weiß", sagte er mit eintöniger Stimme. "Was denkt du?"
Er wollte wissen, was ich dachte?
Ich auch. Ich wusste es aber nicht. Ich hatte keine Ahung, was ich dachte.
"Weißt du Simon, ich brauche Zeit, das alles zu verdauen. Aber eines kann ich jetzt schon sagen. Wir sind Freunde, gute Freunde. Wir verbringen viel Zeit miteinander, da kann man sich schon mal näher kommen, das muss doch nichts bedeutet. Außerdem gibt es da ja noch Lukas und Sabine. Wir haben sie nicht um sonst als Lebenspartner ausgesucht. Und... Wie oft haben wir sie schon geküsst? Das zwischen uns war eine einmalige Sache..." Ich stoppte. Ich hatte keine Ahnung, was ich da die ganze Zeit redete. Ich sagte einfach was mir einfiel, redete wirr vor mich hin. Ich konnte nicht ausmachen, wie schnell ich redete, oder wie glaubhaft alles rüherkam. Egal was es war.
Als ich Simon nichts sagen hörte, fügte ich unsicher hinzu:"Oder?"
Was das, was ich die ganze Zeit gesagt hatte, wahr? Ich hatte keine Ahnung.
"Ja, ja", lachte er ins Telefon.
"Ich meine, hast du bei dem Kuss irgendwas gespürt?", wollte ich wissen. Ich vermutete, man konnte die Verwirrung in meiner Stimme kaum übersehen.
"Ja...deine Lippen", antwortete er plötzlich. Ich wusste, dass er lächelte.
"Das ist mir schon klar, aber... Ach egal, das ist völlig irrelevant", redete ich ungehemmt weiter.
"Elisa? Willst du noch reden? Ich meine...ich hätte Zeit, aber du wirkst wirklich sehr ausgelaugt von den letzten Tagen." Ich nickte. "Ja"
Nach geraumer Zeit, sagte ich noch:"Simon?
"Ja?"
"Versprichst du mir etwas?"
"Was du willst..."
"Zwischen uns wird sich nichts ändern."
"Nichts."
"Und der Kuss ist nie passiert."
"Nie."
"Dann bis Montag", verabschiedete ich mich noch und legte auf.
Noch bevor ich mein Handy abschalten konnte, um nicht gestört zu werden, überkam mich die Müdigkeit.
Endlich konnte ich in aller Ruhe schlafen, jetzt, wo die Sache mit Simon geklärt war.
Ich schloss die Augen und schon war ich weg.
Ich schreckte auf. Ein schrilles Geräusch hatte mich aus dem Schlaf gerissen.
Noch mit geschlossen Augen tastete ich meinen Nachttisch nach meinem Handy ab. Als ich es endlich zu fassen bekam, hob ich meine Augenlider mühevoll und hob ab.
"Hallo?", fragte ich müde.
"Hallo. Ich wollte dich nur fragen, wie die Schiwoche war."
"Normal."
"Das hört sich nicht gut an", stellte meine beste Freundin fest.
"Kiki, ich bin müde", wich ich aus.
"Na dann, entschuldige. Ich rufe dich später an."
"Ja"
"Tschüss!"
"Ich habe Simon geküsst", platze ich heraus.
"Du hast was?!" Kiki schrie gerade zu ins Telefon.
"...Simon geküsst...", wiederholte ich kleinlaut. "...Aber wie haben das geklärt. Es war ein Ausrutscher", stellte ich sofort klar.
"Du hast ihn...geküsst?"
"Ja! Verdammt!" "Und es war ein Fehler!"
"Was? Wie konnte das passieren? Liebst du ihn?..."
"Nein!"
"Sondern?"
"Keine Ahnung. Wir sind an der Bar gestanden, und plötzlich..."
"...Wolltest du ihn küssen."
"Mag schon sein..."
"Warum um alles in der Welt stehst du mit Simon an einer Bar?! Du hast einen Freund!"
"Ich weiß, dass ich einen Freund habe! Aber...keine Ahnung...ich konnte irgendwie nicht schlafen, dann bin ich hingegangen, weil ich was trinken wollte und er...und...ich...und...ach, Kiki!"
"Nochmal. Liebst du ihn?"
"Nein!" "Wie gesagt, es war ein Ausrutscher. Wir sind gute Freunde, da passiert so was schon mal."
"Also habt ihr alles geklärt?"
"Ja. Alles ist gut. Ich habe Lukas und er hat Sabine. Es war ein einmaliger Fehler und wird nicht wieder vorkommen."
"Dann ist ja alles geklärt."
"Ja! Alles geklärt."
"Gut, dann schlaf dich aus. Wir reden, wenn du wieder munter bist."
"Ja, danke für den Anruf. Ich habe wirklich jemanden zum Reden gebraucht."
"Gerne doch! Also bis bald."
"Mhm, tschüss", murmelte ich noch und legte auf.
Nun schaltete ich mein Handy endgültig ab.
Jetzt wollte ich schlafen. Einfach nur schlafen.
Kleiner Vorgeschmack, sozusagen eine Einleitung.
Ich habe noch nicht viel geschrieben, aber wie gefällt euch die Story bis jetzt?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro