
Chapter Twentythree - Pain
Percy
„Du tust es schon wieder."
Ich hob den Kopf und erblickte Annabeth, die von hinten an mich herantrat und sich neben mich in den Sand fallen ließ. „Was denn?"
„Du schweifst mit den Gedanken total ab.", erklärte sie und legte ihren Kopf auf meine Schulter, sodass ich einen Arm um sie legen konnte. „Das tust du ziemlich oft seit Sam weg ist."
„Ich versuche ehrlich mich abzulenken, aber das klappt einfach nicht.", seufzte ich. „Ich habe ihn gerade erst das erste mal in meine Arme schließen können und jetzt ist er wieder außerhalb meiner Reichweite. Zeus sei verdammt, mit seinen Befehlen."
Annabeth blinzelte zu mir hoch. Ihre Haut hatte durch das Licht der untergehenden Sonne einen goldenen Farbton angenommen, der sie erstrahlen ließ. Ich wollte sie nicht als göttlich bezeichnen, weil das mittlerweile eher eine Beleidigung war und für Arroganz stand, aber sie sah aus wie ein magisches Wesen aus einer anderen Welt, so schön war sie. Wie eine echte Königin...
„Ich verstehe es auch nicht.", gab sie schließlich zu. „Warum er uns auf dem Olymp behält, erschließt sich mir nicht ganz, aber ich weiß auch, dass du trotzdem ständig heimlich hier im Camp bist und den Halbgöttern bei der Vorbereitung für den Kampf hilfst, von dem alle wissen, dass er kommen wird."
Ich stieß ein leises Lachen aus, „War klar, dass ich das nicht lange vor dir verheimlichen kann. Ja, ich schleiche mich zu den Halbgöttern und helfe ihn. Aber trotzdem kann ich nicht zur Insel und Sam helfen, weil Zeus genau darauf achtet, dass ich mich ihm nicht nähere. Das ist frustrierend..."
„Du hast doch Kaleb, Fenris und die anderen, die ihnen helfen werden.", beruhigte sie mich und zog mich für einen Kuss zu ihr runter. „Mach dir nicht so viele Sorgen. Die mach ich mir nämlich schon und wenn du jetzt auch noch anfängst, können wir beide nicht mehr klar denken."
Kurz war Stille, bis sie flüsterte: „Außerdem muss ich mir ja auch noch um dich Sorgen machen." Auf meinen fragenden Blick hin, seufzte sie schließlich: „Poseidon hat mir von Apollos Diagnose erzählt."
Bedächtig schloss ich die Augen und versuchte, ihr nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Sanft löste sie sich von mir und zwang mich, die Augen wieder zu öffnen, „Ich will nicht, dass du stirbst, Percy. Ich liebe dich und ich kann den Gedanken nicht ertragen, dich noch einmal zu verlieren."
Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und schüttelte den Kopf, „Du wirst mich nicht verlieren, Neunmalklug. Niemals. Das habe ich dir versprochen. Solange wir zusammen sind."
Sie holte tief Luft, wie um sich selbst Mut zu machen, was mich bei Annabeth zugegeben sehr irritierte, „Ich will etwas, das ewig hält... Ich würde gerne heiraten, Percy..."
Meine Hände fingen an zu zittern und ich ließ sie los; zog mich von ihr zurück. „Brauchen wir wirklich einen Ring, der zeigt, dass wir uns lieben? Das ganze wird doch überbewertet."
Fassungslos starrte mich Annabeth an, „Das hast du jetzt gerade nicht gesagt, oder? Ist das dein Ernst? Es geht mir doch nicht um den Ring oder sonst etwas. Mir geht es darum, dass wir uns lieben, und ich würde den Schritt wirklich gerne gehen."
„Aber das bringt doch nichts als Probleme.", stöhnte ich und fuhr mir durch die Haare. „Sieh dir doch Zeus und Hera an. Oder Hephaistos und Aphrodite."
„Wir sind aber nicht Zeus und Hera oder Hephaistos und Aphrodite.", ich konnte die Wut und Enttäuschung in ihren Augen sehen.
Seufzend biss ich mir auf die Lippe, „Bitte, versteh mich nicht falsch, Annabeth. Es tut mir leid. Wenn du das wirklich willst, dann werde ich nicht Nein sagen... Aber ... noch nicht jetzt, in Ordnung? Vielleicht bin ich einfach noch nicht soweit."
Ihr Blick wurde sanfter, „Nein, mir tut es leid. Es ist nur... alle unsere Freunde... Sie sahen so glücklich aus bei ihren Hochzeiten... Und irgendwie hat das in mir wohl den Wunsch geweckt, so etwas auch zu erleben. Ich hätte nachdenken sollen. Du hast momentan ganz andere Probleme. Uranos, Sam und ... dein Streit mit Poseidon."
Zärtlich zog ich sie wieder in meine Arme zurück und küsste sie mit all der Leidenschaft, die ich aufbringen konnte, um ihr zu zeigen, wie sehr ich sie liebte. Schließlich lösten wir und voneinander und ich legte meine Stirn an ihre, als ich flüsterte: „Eines Tages..."
Sie lächelte nur.
„Wegen deinem Vater.", murmelte sie dann plötzlich und ich musste ein stöhnen unterdrücken. „Hast du mal mit Sally geredet?"
Ich spürte wieder die Schuldgefühle in mir aufkommen, als ich an meine Mutter dachte, was meine Freundin natürlich sofort an meinem Gesichtsausdruck erkannte: „Oh Götter, was hast du getan, Algenhirn? Habt ihr euch gestritten?"
„Nicht direkt gestritten, aber ich habe etwas ziemlich gemeines zu ihr gesagt."
Ruckartig stand Annabeth auf, klopfte sich den Sand von der Jeans und zog mich dann ebenfalls hoch. „So wirst du das nicht stehen lassen! Du wirst dich jetzt sofort nach Atlantis begeben, Perseus Jackson, und deine Mutter um Vergebung anflehen."
„Willst du nicht mal wissen, worum es eigentlich ging?", fragte ich verwirrt, als sie mich zur Brandung schob.
Ich konnte förmlich hören, wie sie die Augen verdrehte, „Ich bin die Tochter der Athene, Algenhirn. Ich kann mir zusammenreimen, was passiert ist. Und jetzt verschwinde!"
Obwohl sie sehr entschlossen klang, drehte ich mich nochmal zu ihr um, um sie zu küssen, bevor ich ihrem Befehl nachkam...
„Percy.", Triton lächelte mir entgegen, als er mich vor dem Tor zum Schlossgarten erblickte. „Wie geht es dir? Vater hat mir erzählt ... Na ja, dass es dir nicht besonders gut geht momentan."
Ich schenkte ihm ein müdes Lächeln, „Sieht man das nicht?"
„Doch, aber... weißt du was? Vergessen wir das. Ich nehme nicht an, dass du zu Poseidon willst, sondern zu deiner Mutter, oder? Dann bist du hier richtig. Sie ist im Garten."
„Deine Annahme ist richtig.", meinte ich. „Danke. Das Gespräch ist leider dringend nötig."
Triton räusperte sich und murmelte: „Nicht nur dieses Gespräch."
Ein wenig gereizt sah ich ihn an, „Was soll das denn heißen?"
„Du kannst es nicht leugnen, Perce. Du muss mit Vater reden. Ihr könnt euch nicht ewig ausweichen. Ich weiß, dass du ihm nicht mehr vertraust. Es ist viel Zeit nötig, das wieder aufzubauen, aber aussprechen müsst ihr euch so oder so. Denk wenigstens darüber nach."
Zögernd biss ich mir auf die Lippe. „Ich überlege es mir. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich das kann oder will."
„Es erwartet niemand von dir, ihm sofort zu vergeben.", versicherte mein Halbbruder. „Du solltest dir nur einmal seine Sicht der Dinge anhören."
„Percy?" Ich drehte mich um und erblickte meine Mutter, die mich überrascht ansah. „Was machst du denn hier?"
„Ich lasse euch dann mal allein.", meinte Triton und verschwand im Inneren des Palastes.
„Mom, es ... es tut mir leid.", seufzte ich niedergeschlagen und starrte auf den Boden, der plötzlich ziemlich interessant geworden war. „Ich hätte das beim letzten mal nicht sagen sollen. Ich weiß, dass dich das verletzt hat."
Ihre Miene wechselte plötzlich zu Enttäuschung, was für mich sogar noch schlimmer war, als der Schmerz und die Traurigkeit, „Oh, Percy... Du verstehst es nicht, oder? Das war nicht der Grund, warum ich verletzt war. Es tat mehr weh, zu sehen, wie sehr du und Poseidon euch entfremdet habt. Als ich deinen Vater erwähnt habe, bist du sofort die Decke hochgegangen."
„Es tut mir leid.", murmelte ich zum wiederholten Male und setzte mich schwer schluckend auf einen Stein.
„Du bist gar nicht mehr wütend auf ihn.", stellte meine Mutter schließlich fest. „Percy, du vermisst ihn. Bitte, bitte, gib Poseidon noch eine Chance. Um euer beider Willen. Es wird euch nur wehtun, wenn du ihn weiter von dir stößt."
Aufgelöst schüttelte ich den Kopf und wehrte die Hände meiner Mutter ab, die versuchten, mein Gesicht festzuhalten, damit ich ihr in die Augen sah. „Aber es wird mir auch wehtun, wenn ich ihn an mich heranlasse. Und das will ich nicht... Ich hasse ihn so sehr dafür..."
„Schmerz ändert Menschen.", seufzte sie schließlich und setzte sich neben mich. „Es führt dazu, dass sie anderen Menschen nicht mehr so schnell vertrauen und sie von sich stoßen. Und ich glaube nicht, dass du Poseidon wirklich hasst. Ich denke eher, dass du Angst hast, dass er dir wieder so wehtun wird. Und dass es dir noch mehr Schmerzen bereiten wird, sobald du den Hass loslässt."
„Das ist doch Schwachsinn...", brachte ich heraus, während ich den Blick auf dem Boden behielt.
„Ich denke, du weißt selbst, dass es das nicht ist.", Bestimmt legte meine Mutter einen Arm um mich und drückte mich an sich, als sie flüsterte: „Vielleicht wird es Zeit, dass du endlich diesen Schmerz zulässt, damit er verschwindet... Lass los, Percy..."
Ich ließ mich in ihre Arme fallen und atmete tief durch.
Ich konnte ja nicht wissen, dass Poseidon alles gehört hatte...
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro