
Chapter Six - Reunion
Percy
Zeus ist ein vollkommen bekloppter Gott. Langsam kam mir der Verdacht, dass er entweder dauerbetrunken oder schizophren war, denn niemand, der bei normalem Verstand war, würde einen Götterrat beenden und schon ein paar Stunden danach fortsetzen.
Mein Glück war, dass ich meine Augen und Ohren überall hatte, die mir Bescheid gaben, wenn etwas interessantes passierte. Und die waren ziemlich loyal über all die Jahre, in denen ich nicht da war. Und nur zur Info: Ich spreche hier von Dryaden, Nereiden und Nymphen. Ich wusste ganz genau, wer die Unsterblichen Camper waren, die Half-Blood Hill hüteten. Clarisse, Chris, Travis, Connor, Frank, Hazel, Jason, Piper, Katie, Leo, Nico, Reyna und Will. Ich war unglaublich erleichtert, dass ich nicht alle meine Freunde über die Jahrhunderte verloren hatte.
Trotzdem gab es Grenzen in ihrer Unsterblichkeit. Sie funktionierte genau wie bei den Jägerinnen: Fielen sie im Kampf, dann war ihr Tod endgültig. Meiner Meinung nach gab es schlimmeres. Zum Beispiel dazu verdammt zu sein, ewig zu leben, sogar wenn es die abendländische Zivilisation nicht mehr gab.
Ich spreche aus Erfahrung: Das war nicht das Wahre. Wirklich nicht. Mein einziger Lichtblick war, dass Annabeth und Sam für immer bei mir sein würden.
„Bei den Göttern, Percy!"
Kaum hatte ich den Thronsaal betreten, vernahm ich Chirons Stimme und drehte mich lächelnd zu meinem alten Trainer um. Ich kam gar nicht dazu, irgendetwas zu sagen, denn schon lag ich in seiner herzlichen Umarmung.
„Du kannst mir doch nicht so einen Schrecken einjagen!", meinte er empört und ich grinste. „Du bildest anscheinend doch noch Halbgötter aus, wie ich sehe?"
Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht, „Ich werde dich nicht anlügen, Junge: Ich bin immer noch müde, aber ich werde mich zusammenreißen. Ich möchte Halbbluten weiter die Chance geben zu überleben. Wäre furchtbare Verschwendung, wenn ich einfach so sterben würde."
Ich starrte die kurz auf den Boden und atmete einmal tief durch, „Ich bin froh, dass du noch hier bist. Ich weiß nicht, was...", ich stockte, „Tut mir leid. Die letzten Jahre waren nicht gerade die besten meines Lebens."
Ich bekam Chirons Antwort gar nicht mit, denn in diesem Moment konnte ich die Präsenz meines Vaters spüren, als er den Raum betrat. Verdammt! War es sehr merkwürdig, dass ich ihn sogar fühlte, obwohl ich ihn nicht sah?! Mein ganzer Körper spannte sich dann automatisch an.
Ich schüttelte den Kopf und zwang mich, mich zu konzentrieren, „Entschuldige, was hast du gesagt?", „Ich sagte, dass es schwer sein musste, so lange von Annabeth und deinem Sohn getrennt zu sein.", sagte Chiron und sah mich besorgt an, „Ist wirklich alles in Ordnung, Percy?"
Ich nickte und stellte dann erleichtert fest, dass Annabeth auf mich zukam. Sofort zog ich sie zu mir und küsste sie so leidenschaftlich wie ich konnte. Ich spürte ihr Lächeln, als sie ihre Hände in meinen Haaren vergrub.
Chirons Räuspern erinnerte uns dann wieder, wo wir uns eigentlich befanden, weshalb wir uns von einander lösten. „Das war nicht dein bester, Chiron.", meinte meine Freundin vorwurfsvoll.
„War es wirklich nicht.", hörte ich plötzlich eine Stimme hinter uns und eine Sekunde später erschien Sam an meiner Seite und starrte uns gespielt böse von der Seite an, „Aber er wollte nur verhindern, dass ich peinlich berührt von hier abhauen muss, wenn ihr euch gegenseitig abknutscht."
Annabeths Wangen wurden rot, während ich erfolglos versuchte, mir das Lachen zu verkneifen. Er grinste mich empört an, „Was gibt es denn da jetzt bitte zu lachen? Ich meine das ernst."
„Oh gar nichts!", ich hob abwehrend die Hände. Sam schnaubte und stieß seine Faust gegen meinen Oberarm, sodass ich zusammenzuckte. „Au!", ich rieb mir die Stelle, „Hat deine Mom dir keine Manieren beigebracht?"
„Doch, das hat sie.", meinte er und seine Augen blitzten schelmisch auf, „Aber ihr solltet euch hier nicht so aufführen. Besonders nicht vor mir. Du bist kein gutes Vorbild, Dad."
In meinem Bauch breitete sich ein warmes Gefühl aus, als er mich so nannte und ich zog ihn einfach in eine Umarmung, „Tut mir leid, ich werde mich anstrengen, besser zu werden.", „Da bin ich mir sicher.", erwiderte Sam lächelnd.
„Percyyyyyy!", Widerwillig löste ich mich von meinem Sohn und sah meine Freunde auf mich zu kommen. Travis und Connor waren ganz vorne und fixierten mich mit bitterbösen Blicken, „Jetzt bist du zurück und hältst es nicht für nötig, Camp Half-Blood mal einen Besuch abzustatten?!", „Wir haben die letzten Stunden darauf gewartet, dass du vorbeikommst.", erklärte Jason hilfsbereit.
Ich fuhr mir nervös durch die Haare, „Das tut mir echt leid! Ich habe Mom besucht und...", mein Magen verkrampfte sich, „Es ist nicht so gut gelaufen. Ich brauchte Zeit für mich."
„Noch mehr Zeit für dich?!", fragte Leo entsetzt, „Jetzt hör mir mal zu, Aqua-Boy, du hattest dafür doch wirklich ein paar Jahrhunderte Zeit, oder?" „Er hat nicht unrecht.", meinte Hazel und Frank zuckte mit den Schultern.
Katie legte Travis einen Arm um die Hüfte und sah verliebt zu ihm hoch, „Hauptsache ist doch, dass er jetzt wieder da ist." Ich merkte wie Sam sich „unbemerkt" an uns vorbei schlich und runzelte skeptisch die Stirn. Wo er wohl hinwollte? Im Hintergrund nahmen die Götter langsam ihre Plätze ein.
„Katie hat Recht.", sagte Annabeth und schnappte sich meine Hand, „Anstatt ihm hier Vorwürfe zu machen, solltet ihr euch lieber freuen." Clarisse stieß ein Schnauben aus, „Mich freuen, dass Prissy wieder da ist? Sorry, da habe ich andere, besser aussehende Gründe um mich zu freuen." Ihr Blick glitt zu Chris, der mich entschuldigend ansah, doch ich lächelte nur.
„Wir freuen uns, dass du wieder hier bist, Percy.", meinte Will mit Betonung meines Namens in Richtung Clarisse. Dann zog er eine weitere Gestalt an der Hand nach vorne, die sich als Nico entpuppte. „Hast du nicht auch noch was zu sagen?"
Der Hadessohn warf ihm einen bösen Blick zu, doch ich konnte die Verfärbung an seinen Wangen sehen. Das ließ mein Lächeln nur umso breiter werden. Bevor ich zum Gott wurde hatten sie bereits immer mal wieder was zusammen gemacht, aber ich hatte leider nicht mehr mitbekommen, wie sie zusammen gekommen waren, weshalb mich das umso zufriedener machte.
Ich hatte mich sehr unwohl gefühlt, als Nico mir gestanden hatte, dass er all diese Jahre in mich verliebt gewesen war. Am Anfang hatte ich versucht ihm zu helfen, bis er mir gestanden hatte, dass er sich bereits in Will verguckt hatte. Und das war dann der Beginn einer langen Reihe von Verkupplungsversuchen, die aber irgendwie immer schief gelaufen waren. Macht mir keine Vorwürfe! Ich bin schließlich kein Sohn der Aphrodite!
„Ich denke, es ist schon alles gesagt worden.", meinte Nico schließlich, „Warum sollte ich dem noch etwas hinzufügen wollen, Solace?", „Na weil du ein Sonnenschein bist, Di Angelo.", Will grinste ihn über das ganze Gesicht an, während Nico so aussah, als würde er sich übergeben wollen.
Ich prustete los und steckte damit erst mal alle an, bis wir uns vor Lachen kugelten. Will sah uns verständnislos an, während der Sohn des Hades genervt die Augen verdrehte, „Du hast dich nicht verändert, Perce!", zischte er, „Kein bisschen!"
Ich schnappte nach Luft. „Aber du dich anscheinend. Schön, dass ihr schließlich doch noch zusammen gekommen seid. Auch wenn es nicht durch meine Hilfe war."
„Warte mal, woher...-", Nico sah mich erschüttert an, wurde aber von Jason unterbrochen: „Oh, Piper hat nachgeholfen, weil die beiden anscheinend zu begriffsstutzig waren.", Leo grinste wie ein Honigkuchenpferd, während Piper ihn beleidigt ansah, „Das war meine Trumphkarte, Leo! Ich wollte ihm das erzählen!"
„Was denn erzählen?", fragte Jason scheinheilig, „Von Wills und Nicos Beziehungsstatus oder davon, dass du es warst, die die beiden zusammengebracht hat?"
„Leute!", unterbrach ihn da Nico, „Können wir vielleicht über etwas anderes als mich und Will reden?", „Warum sollten wir?", fragte Connor, „Das ist schließlich ein interessantes Thema.", „Da gebe ich dir voll und ganz Recht.", grinste Travis. Nico stöhnte frustriert auf, während sein Freund es anscheinend etwas lockerer sah.
„Wir haben ziemlich viel zu besprechen.", stellte ich fest und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als mir klar wurde, wie viel ich verpasst hatte.
„Dann machen wir eben nach der Versammlung was zusammen.", schlug Chris vor. „Ja, Dionysos hat eine Bar hier auf dem Olymp aufgemacht.", sagte Frank, „Das war vor knapp 400 Jahren, glaube ich. Kurz nachdem er seine Strafe im Camp abgesessen hat. Sie heißt „Dionysos Bar zum Vollsaufen""
Ich hob eine Augenbraue, „Sein Ernst?" Travis nickte, „Jep, aber wir müssen uns ja nicht vollsaufen. Wir machen einfach einen Männerabend ganz ohne Freundinnen." Katie räusperte sich überlaut und stieß ihn so hart in die Rippen, dass ihm für einen Moment die Luft wegblieb.
„Komm schon, Katie.", sagte Piper in dem Moment, „Die Jungs brauchen wirklich mal Zeit zum reden.", „Was meinst du, über wen sie reden werden?!", schnaubte die Brünette. „Dann machen wir eben einen Mädchenabend in irgendeiner sterblichen Bar.", schlug Annabeth vor und da kam Katie ins Grübeln.
„Das heißt, Alkohol, nur wir fünf und ganz viel Musik zum Tanzen und Männer aufreißen? Hört sich gut an.", meinte sie grinsend und ich sah, wie Travis sämtliche Gesichtszüge entglitten. Wir verkniffen uns das Lachen.
„Dann holen wir aber auch Reyna dazu, oder?", fragte Piper und die Mädchen nickten zustimmend. „Wo ist sie überhaupt?", fragte ich interessiert und sah mich um, aber sah sie nirgendwo. „In Camp Jupiter.", antwortete Hazel, „Irgendein Prätor musste ja da bleiben."
Ich erinnerte mich daran, was mir meine Spione gesagt hatten: Dass Frank und Reyna immer noch das Camp führten, aber in ein paar Jahren in den „Ruhestand" gehen würden.
„Dann ist heute Abend also fix.", stellte Chris fest und wir nickten. Im selben Moment erhob Zeus seine Stimme: „Wenn das Kaffeekränzchen dann auch mal fertig ist, können wir beginnen."
Augen verdrehend trennten wir uns und nahmen unsere Plätze vor dem Götterrat ein. Das hieß, eigentlich standen wir neben Hestias Herdfeuer.
Travis eilte Katie hinterher, „Warte mal! Meintest du das ernst, mit dem Männer aufreißen?!" Ich biss mir auf die Lippe und steckte meine Hände in die Hosentasche, bevor ich mich dem Götterkönig zuwandte.
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