
Chapter Nineteen - Useless
Poseidon
Es vergingen zwei Stunden, bis ich von einem Boten erfuhr, dass Percy Sam auf seine Insel geschickt hatte. Man sollte doch meinen, dass ich, als König des Meeres und Großvater des Jungen, ein wenig früher davon erfahren würde.
Ich war mehr als entrüstet, dass ich ihn verpasst hatte.
Ich fand Percy am Strand von Whisper, tief in Gedanken versunken. Das Meer kräuselte sich um seine Knöchel, als würde es sich vor dem Prinzen des Meeres verbeugen.
„Du siehst nicht gut aus.", begrüßte ich ihn ruhig, woraufhin mein Sohn erschrocken aufsprang.
Statt einer giftigen Bemerkung, die ich von ihm erwartet hatte, seufzte er nur und vergrub die Hände in den Hosentaschen seiner schwarzen Jeans, „Ach ja? Und ich dachte, ich sehe umwerfend aus." Seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
Er wandte sich von mir ab und ließ seinen Blick nachdenklich über dem Ozean schweifen. Seine meergrünen Augen funkelten verdächtig.
„Er wird es schaffen.", versprach ich ihm überzeugt und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Sam wird lebend zu uns zurückkommen."
Er schüttelte meine Hand ab und drehte den Kopf zur Seite, sodass ich sein Gesicht nicht mehr sehen konnte, „Ich helfe ihnen auf die einzige Weise, die mir möglich ist: Indem ich ihnen ein paar Helfer schicke. Aber ich bin nicht sicher, ob es reichen wird. Die Insel ist gefährlich. Jede zweite Pflanze ist giftig, so gut wie jedes Lebewesen ist böse, manipulativ oder verrückt und ich habe keine Ahnung, was ich tun kann. Ich fühle mich so unglaublich nutzlos, jetzt wo ich auch noch langsam, aber sicher schwächer werde."
Am liebsten würde ich einen Arm um ihn legen, aber ich war mir sicher, dass er ihn wegschieben würde. „Percy, du sorgst wortwörtlich dafür, dass uns nicht der Himmel auf den Kopf fällt. Du kannst nicht jeden beschützen. Lass nur dieses eine Mal jemand anderen die Arbeit machen."
Er schnaubte und schüttelte den Kopf, „Nicht, wenn dieser jemand mein Sohn ist. In einem zerbrechlichen Körper auf einer tödlichen Mission."
„Dann weißt du ja, wie ich mich damals immer gefühlt habe, als du noch ein Halbgott warst.", meinte ich und lächelte traurig.
„Bist du überhaupt im Stande zu fühlen?"
Seufzend fuhr ich mir mit einer Hand durch die Haare, „Könntest du endlich damit aufhören?"
„Vielleicht. Wenn du damit aufhören könntest, den besorgten Vater zu spielen.", gab Percy zurück und fixierte mich aus wütenden Augen, in denen sich das tosende Meer spiegelte. Die nächste Welle, die um unsere Knöchel spülte, brachte eine stärkere Strömung mit sich, die bis zum Waldrand hinauf reichte. Doch ich konnte noch etwas anderes in seinen Augen sehen: Schmerz und Schuld.
Im nächsten Moment schwankte Percy und ich konnte ihn gerade so auffangen, bevor er zu Boden gehen konnte.
„Das solltest mittlerweile wissen.", gab ich von mir und legte mir einen seiner Arme um die Schultern. „Ich spiele nicht nur besorgt. Es ist ein Wunder, dass ich wegen dir noch keine grauen Haare bekommen habe. Du wirst mein Tod sein, Percy."
Seine Stimme klang rau, als er fragte: „Warum tust mir das dann an?"
„Um welches Thema geht es jetzt?", entgegnete ich erschöpft. „Pompeji, deine Kindheit oder warum ich dich zum Prinzen gemacht habe?"
„Um alles ... Schätze ich."
„Wir müssen uns endlich mal unterhalten. Und zwar lange und ausführlich.", stellte ich klar. „Aber zuerst werde ich dich zu Apollo bringen, damit er dich durch checkt."
„Das ist echt nicht ...-", fing Percy an, doch im nächsten Moment standen wir schon vor dem Sonnengott auf der olympischen Krankenstation. „...notwendig..."
In dem großen Raum roch es stark nach Arzneien, wie in einer Apotheke. In der Mitte befand sich ein Behandlungstisch, zu dem ich meinen Sohn führte, der die ganze Zeit protestierte, dass es ihm gut ginge. Doch die Tatsache, dass er sich fast nicht auf den Beinen halten konnte, zeigte etwas anderes.
„Was kann ich denn für meinen Lieblingspatienten tun?", fragte Apollo gut gelaunt. „Obwohl... Vergiss es. Ich sehe es selbst. Was machst du nur für Sachen, Percy."
„Oh, nichts besonderes.", erwiderte dieser trocken und verdrehte die Augen. „Nur mal nebenbei die Erde davor bewahren vom Himmel vernichtet zu werden. Nichts besonderes. Normales eben."
„Na, wenigstens hast du deinen Sarkasmus nicht verloren.", der Gott zwinkerte mir zu. „Das ist ein gutes Zeichen." Dann legte er die Hand auf Percys Brust und schloss konzentriert die Augen, während ein warmes Licht von seinen Fingerspitzen ausging.
Percy und ich hielten die gesamte Zeit Blickkontakt, was mehr war, als wir sonst bisher miteinander geteilt hatten. Erst als Apollo sich wieder zurückzog, verlor ich seine meergrünen Augen. Der Gott der Heilung gab mir ein Zeichen, mit ihm rauszugehen.
Percy stöhnte genervt und warf uns einen ungläubigen Blick zu, „Euch ist schon klar, dass ich mittlerweile erwachsen bin, oder? Wenn du was zu sagen, dann tu das hier."
„Also, wenn man es genau nimmt...", fing Apollo an. „Bist du noch ein Babygott. Nicht mal 500 Jahre alt und schon glaubt er, er kann mitreden. Diese Kinder heutzutage." Kopfschüttelnd schloss er die Tür hinter uns, obwohl ich einen amüsierten Funken in seinen blauen Augen wahrnahm.
Seufzend lehnte ich mich dagegen, „Okay, überbringe mir weitere schlechte Nachrichten."
Apollos Blick wurde ernst, „Ich wünschte, ich könnte dir ausnahmsweise mal was anderes erzählen, aber das kann ich nicht. Diese Schutzhülle raubt deinem Sohn extrem viel Kraft. Sam hat zwar die Hälfte des Gewichts auf sich übertragen, aber Percy hat es irgendwie geschafft, diese ... Ladung ... abzufangen."
Stirnrunzelnd verschränkte ich die Arme, „Moment mal, willst du mir damit sagen, es ist nichts anders? Percy trägt immer noch das volle Gewicht des Himmels?!"
Er nickte bedächtig, „Er schirmt Sam ab. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, aber er hat es und das ist wirklich gefährlich, Poseidon. Und damit meine ich, extrem gefährlich."
Erschöpft fixierte ich den Salzwasserbrunnen im gegenüber liegenden Olympischen Garten, „Was wird mit ihm passieren?"
„Wenn Sam und die Halbgötter es nicht rechtzeitig schaffen, Uranos aufzuhalten oder Percy sich nicht schnell helfen lässt? Er wird immer schwächer werden. Er kann sich ja jetzt schon kaum auf den Beinen halten. Und wenn es so weitergeht, besteht die Gefahr, dass er entweder sofort ... verblasst oder zuerst in ein Koma fällt und dann verblasst."
Ruckartig drehte ich meinen Kopf dem Gott zu, „Percy könnte aufhören zu existieren?!"
Apollo biss sich auf die Lippe, „Wir Götter sind mächtig und stark... Aber wir können nicht alles aushalten. Du musst dir die Hülle wie einen Spiegel vorstellen, der natürlicherweise um die Erde gezogen ist, wie die Ozonschicht. Alles was Percy tut, ist seine Macht auf diesen Spiegel zu werfen. Damit lädt er ihn magisch auf, stärkt ihn. Das ist es, was Uranos von Gaia trennt. Percys Kraft wird aber reflektiert. Also wieder auf ihn zurückgeworfen. Je mächtiger er ist, je mehr Kraft er Uranos über die Hülle entgegen wirft, desto mehr wird er wieder von ihr getroffen."
„Verdammt nochmal.", ich stieß eine Reihe von griechischen Flüchen aus. „Dieser dumme, dumme Junge!"
„Da kann ich nichts dagegen sagen.", meinte Apollo und öffnete mir die Tür, damit ich wieder zu meinem Sohn konnte.
Percy blickte von seinen Händen auf, „Und? Wie schlimm ist es?"
Tief durchatmend setzte ich mich in den Stuhl neben ihn, bevor ich anfing, zu erklären...
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