Kapitel 45
Song: Counting Down - American Authors
Seit fast zwei Stunden war Louis nun schon wieder zurück im Krankenhaus. Er hatte sich Zuhause schnell frisch gemacht, sich endlich etwas anderes, als dieses Fußballtrikot angezogen, in welchem er seit nachmittags in Oslo herumlief, und wie versprochen einen extra schokoladigen Schokomuffin für Jessy und einen großen flauschigen Teddybären für sein Patenkind besorgt.
Mittlerweile war es beinahe 22 Uhr abends, das künstliche Licht im Wartebereich des Krankenhauses machte ihn verrückt. Immer wieder flackerte es über ihm auf, versetzte den Bereich bis zur nächsten Lampe in kurzzeitige Dunkelheit, bevor es ihn wieder blendend erleuchtete. Seine Beine wippten nervös auf dem Boden auf und ab, den Teddy hielt er sich fest gegen die Brust gepresst. Immer wieder huschten seine Augen durch den langen Flur, auf der Suche nach einem bekannten Gesicht, doch weder Niall noch die Krankenschwester von vorhin waren zu sehen.
Ein Vibrieren in seiner Hosentasche lenkte seinen Blick von den fremden Menschen im Krankenhaus nach unten. Ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er hinab auf sein Handydisplay sah, wo ein vertrautes Bild aufploppte. Er hatte das Foto von Harry und dem Babyesel seit ihrem ersten Treffen nie geändert.
"This life I choose takes me so far away from you, so far away from you. It's bittersweet when I look at the screen of my phone, the picture of me and you, I miss every piece of you."
"Hey", sagte er mit leiser Stimme, um die anderen Wartenden nicht zu stören, die sich mit ihm im Gang befanden. "Hi Lou, gibt's was Neues? Ich habe so schnell angerufen, wie ich konnte. Ich bin gerade erst in mein Hotelzimmer rein."
Louis sehnte sich nach einer von Harrys Umarmungen. Eine, bei der er seine Arme so fest um Louis schlang, dass sie den Herzschlag des jeweils anderen gegen ihrer Brust spürten, Louis seine Nase in Harrys Halsbeuge vergrub, damit er seinen süßlichen Duft in sich aufnehmen konnte und sich dieses warme Gefühl in ihm ausbreitete. Das Gefühl von Geborgenheit, Liebe und Zuhause.
"Ich warte schon seit zwei Stunden, aber sie sind noch immer nicht zurück. Langsam werde ich hier verrückt. Was ist, wenn es Komplikationen gab? Was ist wenn etwas schlimmes passiert ist? Harry", winselte Louis und sein lautes Atmen drang durch den Handylautsprecher. Er konnte nicht noch einen Menschen verlieren, das ging nicht.
Das altbekannte Gefühl der Panik stieg in ihm hoch. Obwohl er sie nicht zulassen wollte, machte sie sich trotzdem in seinem Körper breit und drückte ihm schwer gegen die Brust. Verengte seine Atemwege und setzte ihm einen Kloß in den Hals, der sich wider aller Anstrengungen, nicht herunterschlucken ließ.
"Harry", wiederholte Louis mit zittriger Stimme und einem kleinen Schluchzen. Seine Augen wanderten mit verschleiertem Blick über die anderen Anwesenden, doch niemand schien seinen instabilen Zustand zu bemerken. Gut. Das Letzte was er wollte, war Aufmerksamkeit zu erregen.
"Hey Lou, shh, du darfst dich da jetzt nicht reinsteigern, hörst du? Hol tief Luft, lass die Luft in deine Lungen, durch die Nase ein und den Mund wieder aus, ja?" Louis versuchte Harrys Anweisungen zu befolgen und seine Atmung zu normalisieren, doch das war mit einem Kloß im Hals gar nicht so einfach. Er schniefte leise, doch das laute Schnaufen seiner Atmung war deutlich zu hören. "Lou, bitte", flehte der Lockenkopf, selber den Tränen nahe, da er nicht von Angesicht zu Angesicht für seinen Verlobten da sein konnte.
"Du musst an die frische Luft, machst du das für mich? Ich rufe dich sofort über Skype an, aber du musst in der Zwischenzeit immer weiteratmen." Der Kleinere nickte, obwohl sein Freund es nicht sehen konnte und hielt sich das Handy weiterhin gegen sein Ohr gepresst, auch als Harry bereits aufgelegt hatte. Er ging den Gang im zweiten Stock bis zur Dachterrasse entlang.
Die milde Sommerluft schlug ihm entgegen, als er in die Dunkelheit hinaustrat, sich mit dem Rücken gegen die Glasscheibe auf den harten Steinboden setzte. Die Beine dicht an seinen Körper gezogen, das Kuscheltier zwischen ihnen und seiner Brust eingeklemmt. Der eingehende Skype-Call wurde ihm bereits angezeigt, als er das Handy vom Ohr nahm und nur einen Augenblick später tauchte Harrys Gesicht auf seinem Display auf.
Eine steile Falte hatte sich tief zwischen seine Augenbrauen gegraben, die Lippen waren vor Sorge geschürzt und die Locken standen ihm wirr vom Kopf ab. "Baby." Da war er wieder. Der Kosename, der verdeutlichte, dass Harry gerade der Stärke von ihnen war und den er nur verwendete, wenn Louis sich in einem seiner schwachen Momente befand.
"Sieh mich an, sieh mir in die Augen. Jetzt atmest du tief durch, bis sich dein Brustkorb hebt und dann ganz langsam wieder aus. Lass all den Sauerstoff in deine Lungen und dein Gehirn und dann verwirf diese negativen Gedanken. Es ist alles gut."
Mit großen Augen starrte Louis seinem Freund entgegen, konzentrierte sich auf seine Worte und auf eine gleichmäßige Atmung, bis er wieder ruhiger wurde und das Zittern seiner Finger nachließ. Vorsichtig löste er seine linke Hand aus der Verkrampfung, mit der er sich haltsuchend in das Stofftier gekrallt hatte und strich sein Fell wieder glatt. "Harry", sagte Louis leise. Der Lockenkopf lächelte ihn liebevoll an. "So ist's gut, Lou. Du bist stark, vergiss das nicht."
Louis lächelte ebenfalls und zog das Handy ein Stück näher zu sich, damit er den Jüngeren näher betrachten konnte. "Es geht wieder, Love. Danke." "Bist du sicher? Ich möchte nicht, dass du noch eine richtige Panikattacke bekommst. Ich bin nicht da, um dir helfen zu können und das bricht mir das Herz." Tränen der Rührung stiegen in Louis auf, die er schnell wegzublinzeln versuchte. "Du bist für mich da, Harry und ich könnte dich nicht mehr dafür lieben."
"Und du bist dir ganz sicher, dass du wieder richtig Luft bekommst? Dein Gehirn blockt in solchen Momenten jegliche Sauerstoffzufuhr, dann hängst du in diesen Gedankenschleifen fest, in die du dich hinein steigerst und-" "Man könnte meinen, du hättest dich mit diesem Thema befasst", schmunzelte Louis, doch sein Bauch kribbelte vor lauter Liebe für diesen wundervollen Mann, der so viel mehr für ihn tat, als ihm bewusst war.
"Vielleicht habe ich ein wenig recherchiert", gab der Lockenkopf beschämt zu und biss sich mit leicht geröteten Wangen auf die Unterlippe. "Ich liebe dich, Harry. Du bist wundervoll." Die selben Schmetterlinge vom Anfang ihrer Beziehung waren noch immer da. Tobten wild in seinem Inneren, brachten seine Haut zum prickeln und sein Herz zum stolpern, bis sie verpufften und ein warmes Gefühl hinterließen. Wenn überhaupt, dann wurde das Feuer in ihm nur noch größer, mit jedem Tag, den Harry ihn liebte und es zuließ, dass Louis ihn auf gleichen Weise liebte.
"Ich liebe dich auch... oh Lou, da ist Niall!" "Was?", fragte der Kleinere verdattert und setzte sich automatisch gerader hin. "Da hinter dir im Gang. Da ist Niall!"
Direkt nahm der Kleinere seine Beine in die Hand, stand schwungvoll vom Boden auf, wobei er den Arm des Teddybären fest umklammerte, damit er ihn nicht auf der Dachterrasse verlor, und stürzte auf den Gang hinein. "Nialler!", rief er, ungeachtet der anderen Besucher im Wartebereich, die nun alle ihre Köpfe zu ihm drehten, doch Louis fixierte nur seinen besten Freund, der ihm mit ausdrucksloser Miene entgegen blickte.
Seine Schritte wurde immer schneller, panischer, nervöser. Nialls Ausdruck ließ keinerlei Emotionen zu, obwohl Louis angestrengt versuchte in seinem Gesicht nach Hinweisen zu suchen. Irgendetwas was darauf schließen lies, wie es gelaufen war, ob es Jessy nach der OP gut ging und was mit dem Kleinen war.
"Und...", setzte er vorsichtig an, sobald er in unmittelbarer Reichweite war, doch weiter kam er gar nicht, da wurde er schon von den Füßen gerissen. "Ich bin Papa, Lou! Ich bin Papa von einem wundervollen Sohn. Er ist so niedlich. So furchtbar winzig mit den kleinsten Händchen und den winzigsten Füßchen. Und sein Gesicht..." Niall stellte ihn wieder auf dem Boden ab und Louis brauchte einen Moment, um die eben gesagten Worte zu verarbeiten.
"Du Idiot! Du hast mir mit diesem Blick eine Höllenangst eingejagt!", boxte er ihm gegen die Brust, bevor er seinen besten Freund jedoch in eine weitere Umarmung zog. "Aber ich freue mich so für dich. Herzlichen Glückwunsch, Paps." "Danke, Lou." Nialls Gesicht strahlte. Louis wusste nicht, ob er ihn jemals schon mal so glücklich gesehen hatte, doch alles in ihm freute sich mit seinem besten Freund, der in seinen Augen nur das Beste der Welt verdient hatte.
"Herzlichen Glückwunsch!", ertönte plötzlich noch eine weitere Stimme und sofort reckte Louis seinen Arm in die Höhe, wo ihnen Harry, von seinem Handydisplay aus, winkend entgegenblickte. "Harry, hey! Danke dir, Kumpel." "Sorry Love, ich habe dich total vergessen." Harry lachte. "Schon okay. Ich verzeihe dir... dieses eine Mal", zwinkerte er, bevor er sich erneut an Niall wendete. "Aber jetzt mach's nicht so spannend, Nialler. Wie heißt-"
"Elijah Horan", platzte Niall dazwischen, bevor Harry seine Frage überhaupt komplett stellen konnte. "Sein Name bedeutet Wunder, weil er genau das für uns ist. Unser kleines Wunder, in jeglicher Hinsicht. Elijah Louis Horan."
"Elijah L-", wollte Louis den Namen mit seiner eigenen Zunge testen, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken. Mit Augen so groß wie Untertassen, starrte er seinen besten Freund an, welcher bloß lachend nickte. "Elijah Louis? Louis wie...?" "Louis wie du. Den garantiert besten Patenonkel, den sich unser Kind wünschen kann."
Und wenn sich Harry in diesem Moment aus ihrem Gespräch ausklinkte, dann nur, weil er vor lauter Geraschel und Geschniefe nichts mehr verstand und er auf den wirr wechselnden Bildern der Kamera sowieso nichts mehr erkannte. Ruhigen Gewissens und mit der Absicherung, dass es allen Personen am anderen Ende der Leitung gut ging, legte er lächelnd auf.
Er konnte es kaum abwarten, bis er endlich wieder Teil des Geschehens war und nicht mehr von außen zusehen musste.
"Oh I can't wait to see your smile again. t's been 5 long nights not by your side and I miss your touch. At 4am I call your phone and wake you up to tell you, 3 more days till the 2 of us can finally be 1. I've been counting down the hours till I see you, my love."
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Hallo ihr lieben Menschis c: ich hoffe es geht euch gut und ihr seid mit dem Kapitel zufrieden.
Louis hatte beinahe erneut eine Panikattacke, doch Harry konnte ihn nochmal vor dem schlimmsten bewahren. Leider endet sowas nicht von dem einen auf den anderen Tag...
Dem kleinen Zwerg geht es den Umständen entsprechend gut und endlich ist er ein Teil dieser Geschichte. Meinungen zum Namen? Ich habe wirklich lange überlegt, aber war mir dann sicher, dass er auf jeden Fall eine Bedeutung braucht und Elijah (Wunder) fand ich dann ganz passend für den Kleinen ☺️
Lasst mir gerne ein bisschen Rückmeldung da, hinterlasst ein Sternchen/Vote und dann würde ich sagen genießt eure Woche und wir lesen uns bald wieder 🙋🏼♀️ viel Liebe an euch ♥️ -Sarah
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