Kapitel 39
Song: Mirrors - Justin Timberlake
„'Cause with your hand in my hand and a pocket full of soul, I can tell you there's no place we couldn't go. Just put your hand on the glass, I'll be there to pull you through. You just gotta be strong."
Trotz dass sie in den Armen das anderen gelegen und aneinander gekuschelt eingeschlafen waren, wachten Louis und Harry am nächsten Morgen weit vor ihrem Wecker auf. Nervös aufgrund der bevorstehenden Gerichtsverhandlung und noch immer bis zum Rand gefüllt mit Glückshormonen wegen ihrer spontanen Verlobung.
Glücklicherweise hatte Harry den Abend zuvor kein Konzert spielen müssen, sodass sie ihre Zweisamkeit in vollen Zügen hatten genießen können. Doch heute Abend musste er hier in Oslo auf die Bühne, egal, ob der Prozess positiv oder negativ für ihn ausging. The show must Go on. So war das Business.
„Es wird alles gut, okay?", sagte Louis, als er von hinten an Harry herantrat, welcher im Ganzkörperspiegel vor sich gerade den Kragen seines weißen Hemdes richtete. Dieser mühte sich durch die Reflexion hindurch ein nervöses Lächeln ab.
Der Braunhaarige griff um den Körper seines größeren Freundes herum und hielt Harrys zitternden Hände, die die Knitter in dem weißen Hemdstoff nur noch schlimmer machten, mit seinen fest. Verflocht ihre Finger miteinander und presste sie zusammen vor Harrys Bauch, bevor er ihm einen Kuss in den Nacken hauchte und sein Gesicht zwischen seinen Schulterblättern vergrub.
„Der Richter wird erkennen, dass man dich über den Tisch ziehen will und dir ganz alleine die Rechte an Falling gehören. Dann kannst du es heute Abend auf der Bühne singen, wäre das nicht toll?" Diesmal huschte ein ehrliches Lächeln über Harrys Lippen und dankbar über Louis' aufbauenden Worte und seine Anwesenheit, drückte er seine Hände. „Das wäre es wirklich."
„Harry, sieh mich an." Der Kleinere löste seine Hände sanft aus ihrem festen Griff und drehte den Lockenkopf zu sich herum, sodass sie sich in die Augen sehen konnten. Sofort legten sich seine Hände an Harrys frisch rasierte Wangen. „Ich weiß, dass du nervös bist und Angst hast, aber das ist völlig normal. Egal, wie dieser Prozess nachher ausgeht, ich bin immer für dich da. Nur musst du auch selber an dich glauben, ja?" Leise seufzend legte Harry seine Hände über Louis', ein trauriger Schatten huschte über sein Gesicht. „Das sagt sich so leicht."
Mit sanften Bewegungen fuhr Louis die ausgeprägten Konturen von Harrys Gesicht nach und zog ihn ein Stückchen weiter zu sich nach unten. „Dann ist es gut, dass ich hier bin und dich in jeder freien Minute daran erinnern kann, wie stolz ich auf dich bin." Lächelnd leckte sich Louis über die Unterlippe und spürte keine Sekunde später Harrys Mund, der sich gegen seinen presste und mit dieser Geste all die ungesagten Dinge ausdrückte, die ihm nicht über die Lippen kamen.
Der Prozess war nervenaufreibend. Auf der einen Seite befanden sich ein kalkweißer Harry, dem der Angstschweiß auf der Stirn stand, und Jacob, der soeben bereits die Sicht der Dinge seines Mandaten geschildert und die wahren Fakten auf den Tisch gelegt hatte.
Auf der anderen Seite vom Richter - welcher bereits in seinen frühen Sechzigern sein musste und mit seinen in schwarz dick umrandeten Brillengläsern und seinem grauen Rauschebart ernst drein blickte - saßen eine rothaarige Anwältin im dunkelblauen Hosenanzug und Aaron Johnsen.
Ein wasserstoffblond gefärbter Kerl, der nicht älter als Harry selbst sein konnte und mit seiner milchweißen Haut und den zur Seite gegelten Haaren, als echter Jüngling daherkam. Er hatte bisher kein Wort gesagt, doch das selbstgefällige Grinsen hatte seit Beginn der Verhandlung nicht einmal sein Gesicht verlassen und deutete darauf hin, dass er sich seiner Sache recht sicher schien.
„Das YouTube-Video von Mr. Johnsen, welches ihn beim Performen des Liedes meines Mandanten zeigt, wurde ganz eindeutig mehrere Tage nach Erscheinen des Videos von Mr. Styles auf selbiger Plattform hochgeladen. Wie sollte dies möglich sein, wo doch Mr. Styles derjenige sein soll, dem der Raub des Urheberrechts an seinem Lied Falling vorgeworfen wird?", fragte Jacob, welcher sich von seinem Stuhl erhoben hatte und nun alle anderen Anwesenden im Raum überragte.
Louis, welcher neben Jeff im Zuschauerbereich des Gerichtssaals saß, nickte leicht anerkennend. Bisher machte Jacob seinen Job sehr souverän und tat alles in seiner Macht stehende, um Harry zu helfen.
Sein Blick schweifte zu dem Lockenkopf, welcher seinen Blick gesenkt hielt und nervös seine Hände unter dem Tisch knetete. Wie gerne Louis ihn jetzt in den Arm nehmen, seine Hand halten und ihm seine Angst nehmen würde.
„Mein Mandant hat eine handschriftlich verfasste Notiz, die ihnen vorliegen sollte Euer Ehren, auf der Sie ganz genau die Lyrics von Falling, sowie die ersten Gedankengänge, durchgestrichene und ausgetauschte Wörter sowie Randnotizen erkennen können. Mr. Johnsen hat sein Lied erst später öffentlich gestellt, da er bereits in der Produktion des dazugehörigen Musikvideos war und er seine Fans mit diesem neuen Song überraschen wollte. Doch Mr. Styles muss den Text irgendwie in die Finger bekommen haben und meinem Mandanten somit mit einem Amateurvideo zuvorgekommen sein. Sie können sich denken, welch Verwirrung dies bei den Fans von Mr. Johnsen ausgelöst hat." Ein Schnauben, ausgelöst durch Louis, Jeff und Jacob ging durch den Raum.
Louis fragte sich, ob sich die Anwältin überhaupt selber zuhörte. Sie musste sich doch bescheuert vorkommen, den Leuten solch eine surreale Theorie aufzutischen, wo sie doch selber merken musste, dass es absoluter Schwachsinn war, der dort ihnen Mund verließ.
„Das ist doch eine völlig ausgedachte und unbegründete Theorie, die Sie dort aufstellen Mrs.-" „Mr. Green, bitte setzten Sie sich wieder, Sie sind nicht an der Reihe", unterbrach der Richter Harrys Anwalt, welcher sich wütend aus seinem Sitz gestemmt hatte und mit dem Finger zur gegnerischen Partei zeigte.
Der Richter nahm einen Zettel zur Hand und drehte ihn nun, sichtbar für alle Anwesenden im Saal, herum. „Ich nehme an Sie sprechen von diesem Zettel Mrs. Hastings." „Ganz recht, Euer Ehren. Wie Sie sehen, steht dort eindeutig der Liedtext von Falling geschrieben. Persönlich und handschriftlich von meinem Mandanten." Harry ballte die Hände zu Fäusten. Er hörte Jacob neben sich wütend grunzen und wusste, dass er stocksauer war.
Seit einer Weile hielt der Lockenkopf einen starrenden Blick zu Aaron Johnsen, welcher noch immer ein selbstgefälliges Grinsen im Gesicht trug und es sich sogar erlaubte, Harry frech zuzuzwinkern. Kopfschüttelnd wendete er seinen Blick ab und fing stattdessen den von Louis auf, wessen Gesicht in Sekundenschnelle von wütend angespannt zu liebevoll lächelnd wechselte, sobald er Harrys Augen auf sich spürte.
„Yesterday is history, oh, tomorrow's a mystery. I can see you're lookin' back at me, keep your eyes on me. Baby, keep your eyes on me."
Sie starrten sich eine Weile bloß an und Harry war dankbar über die gekonnte Ablenkung, die ihn zumindest für einen Moment an einen anderen Ort als diesen Gerichtssaal versetzte.
In seinem Gedanken war er mit Louis alleine. Nur sie beide, kuschelnd, zu zweit. Er und Louis, sein Freund... sein Verlobter. Ein kleines Lächeln legte sich auf seine Lippen, welches jedoch blitzschnell verschwand, als Jacobs Stimme wieder zu ihm durchdrang, welchem nun scheinbar das Wort zugeteilt worden war.
„Euer Ehren, ich habe hier ein Notizbuch von Mr. Styles, in welchem genau die Seite fehlt, die Sie gerade in den Händen halten. Mein Mandant wurde bestohlen und in seiner Würde durch diese wilden Anschuldigungen von Mr. Johnsen zutiefst verletzt. Ich bitte Sie die Handschrift beider Parteien zu vergleichen, wenn sie mir nicht glauben. Doch dieser Zettel wurde von meinem Mandanten, Mr. Styles, handschriftlich verfasst, da es sich hier um hundert Prozent um seinen eigenen Song handelt." Der Anwalt schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und Harry flüsterte ihm ein leises „Jacob" zu, damit er sich beruhigte.
„Nun gut, Mr. Green, ich gestatte ihren Antrag. Bitte bringen Sie Mr. Styles und Mr. Johnsen jeweils ein Blatt Papier und lassen Sie Sie ein paar Zeilen des Liedes aufschreiben." Der Richter scheuchte jemanden seiner Assistenten durch den Raum, der seinen Anforderungen nachkam und in Nullkommanichts befand sich ein leeres Blatt vor Harry auf dem Tisch.
Mit zittrigen Fingern umfasste er den Kugelschreiber, der ebenfalls vor ihm abgelegt wurde und atmete tief durch. „Mach nur, du hast nichts zu verlieren, Harry", sprach ihm Jacob Mut zu und ohne zu zögern schrieb der Lockenkopf den kompletten Liedtext in fünf Minuten herunter. Ein Assistent sammelte sowohl bei ihm, als auch bei der gegnerischen Partei die Zettel wieder ein und brachte sie zum Richter, welcher sie kritisch beäugte und mit zwei weiteren Zeugen genau unter die Lupe nahm.
Die Minuten zogen sich wie Kaugummi und mit jeder Sekunde, die verstrich wurde Harry nervöser und nervöser. Ihm war heiß und kalt zugleich, die Luft im Raum schien immer stickiger zu werden und seine schwitzigen Hände ließen sich schon lange nicht mehr an seiner dunklen Hose abwischen.
Ein Räuspern ertönte in dem sonst so stillen Saal und schlagartig zuckten Harrys Augen zu dem Richter in seiner dunklen Robe, welcher sich aus seinem Stuhl erhoben hatte. Alle Augen lagen auf ihm.
„Es ist nicht eindeutig festzustellen, wessen Handschrift mit dem Original übereinstimmt, da beide nahezu identisch sind. Die Verhandlung wird vertagt", verkündete der Richter und wollte bereits von seinem Podest heruntertreten.
Lautes Gemurmel ertönte im Raum, darunter erkannte Harry auch Louis' Stimme, die sich lautstark darüber beschwerte, sie doch einen anderen Text als den von Falling schreiben zu lassen, da Aaron Harrys Handschrift dort schlicht und einfach hatte studieren und kopieren können.
Schwarze Punkte tanzten durch Harrys Sichtfeld, welches immer wieder zwischen einem wutentbranntem Louis, dem grauhaarigen Richter und einem grinsenden Aaron hin und her schwenkte. Ihm wurde übel.
„Bitte warten Sie noch einen Moment, Euer Ehren. Ich hatte gestern noch eine weitere Sache als Beweismittel genehmigen lassen, die ich Ihnen gerne noch präsentieren würde", ergriff Jacob erneut das Wort und ließ den Saal somit verstummen. „Die Verhandlung wurde vertagt, es ist zu spät, um jetzt-" „Bitte fahren Sie fort, Mr. Green", unterbrach der Richter die rothaarige Anwältin der gegnerischen Partei und ließ sich wieder hinter seinem Pult nieder.
Schnaubend setzte sich auch Mrs. Hastings wieder neben ihren Mandanten, welchem das Grinsen allmählich aus dem Gesicht verschwand und mit zufriedenem Lächeln und einem kurzen Zwinkern zu Harry, zog Jacob den Lieferschein aus seinen Unterlagen und legte ihn dem Richter vor die Nase.
„It's like you're my mirror, my mirror staring back at me. I couldn't get any bigger with anyone else beside me. And now it's clear as this promise, that we're making two reflections into one. 'Cause it's like you're my mirror, my mirror staring back at me, staring back at me. You are, you are the love of my life."
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Hallöchen ihr Lieben 🙋🏼♀️ zuerst einmal möchte ich klarstellen, dass ich nicht viel Ahnung davon habe, wie so eine Gerichtsverhandlung verläuft und ihr sie besser nicht auf Echtheit überprüfen solltet 😅 Ich hoffe trotzdem, dass sie einigermaßen glaubwürdig rüberkommt.
Habt ihr schon eine Vermutung, wie es weitergehen könnte oder wie das Urteil ausfällt? In Harrys Haut würde jetzt wohl keiner gerne stecken 😕
Vielen lieben Dank für eure tolle Rückmeldung und so viel Liebe beim letzten Kapitel 🥰 es freut mich unheimlich sehr, dass die spontane Verlobung der beiden bei euch so gut angekommen ist 🤍
Fühlt euch ganz fest gedrückt, habt noch eine schöne Woche und lasst mir gerne ein Sternchen und/oder etwas anderes kleines da ✨ -Sarah
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