Kapitel 18
❗️Seid bitte etwas vorsichtiger beim lesen dieses Kapitels
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Song: Head Above Water - Avril Lavine
„So pull me up from down below, 'cause I'm underneath the undertow. Come dry me off and hold me close, I need you now, I need you most. And I can't see in the stormy weather, I can't seem to keep it all together and I, I can't swim the ocean like this forever. And I can't breathe."
„Jacob ist mein Anwalt" Jacob ist sein Anwalt! Jacob... Anwalt, Jacob, Jacob, Jacob,...
Immer wieder las Louis die Nachricht, die Harry ihm vor einigen Tagen geschickt hatte und die ihm seitdem nicht mehr aus dem Kopf ging. Mittlerweile war Harry seit über einer Woche auf Tour und die Sehnsucht nach seinem Freund zerfraß Louis innerlich, bereitete ihm beinahe physische Schmerzen und ließ seine Albträume nachts mit einer Intensität auf ihn niederkrachen, sodass er morgens kaum unterscheiden konnte, was Traum und was Realität war.
„Jacob wird mich jetzt auf Tour begleiten, solange der Prozess wegen der Plagiatsvorwürfe läuft, damit wir alles Wichtige persönlich besprechen können und uns nicht nur übers Telefon hören oder durch einen Bildschirm sehen müssen." Louis hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand ein Brett vor den Kopf gehauen. Perplex starrte er den Lockenkopf an, der neben ihm auf dem Sofa in dessen Garderobe saß. Heute Abend fand das erste Konzert in London statt.
„Das kann nicht dein Ernst sein, Harry! Hast du vergessen, was er dir angetan hat und dass du ihn ursprünglich nie wieder sehen wolltest?" Harry zuckte mit den Schultern. „Wir haben uns ausgesprochen und er hat sich entschuldigt." „Und das reicht dir?" Empört stand Louis auf und tigerte wie wild im Zimmer umher. Die Wut in seinem Inneren brodelte und mischte sich mit dem Unglauben, den Harrys Worte verursachten.
„Eine einfache Entschuldigung und schon ist alles vergessen? Der ganze Schmerz, die Trauer, der Vertrauensbruch?! Es hat ewig gedauert, bis du andere Menschen wieder an dein Herz gelassen hast... bis du wieder lieben konntest." „Jeder hat eine zweite Chance verdient, Louis", stellte Harry klar und bedachte ihn mit einem festen Blick, der Louis verdeutlichte, dass er es wirklich ernst meinte.
„Verdammt, Harry, ich-" Ein Klopfen an der Garderobentür ließ Louis verstummen und beide Blicke der jungen Männer wanderten zu dem Mann, welcher jetzt seinen Kopf durch den Türspalt gesteckt hatte. „Bist du fertig, Babe?" Louis' überraschter Blick wanderte zwischen dem Mann und Harry hin und her, welcher jetzt nickend aufstand, um die Tür weiter zu öffnen und Jacob hineinzulassen.
„Wir sind hier noch nicht fertig, Harry, wir waren-", begann Louis erneut, doch wurde diesmal von den Lockenkopf unterbrochen, welcher bloß mit den Kopf schüttelte und Jacobs Hand in seine nahm, ihre Finger miteinander verschränkte und sich an seine Seite schmiegte.
Dieses Mal war es die Übelkeit, die in Louis bei diesem Anblick empor kroch. Am liebsten hätte er sich an Ort und Stelle übergeben. „Jacob und ich haben beschlossen, es noch einmal miteinander zu probieren. Bitte verstehe das, Louis und stell dich uns nicht in den Weg." Dann traten die beiden zusammen aus der Tür und durch den Türspalt erhaschte Louis einen kurzen Blick auf das sich küssende Pärchen, bevor er sich auf dem Fußboden neben sich übergab.
Nach Luft röchelnd schreckte Louis aus seinem Schlaf hoch und sah sich panisch im Raum um, doch konnte aufgrund der noch anhaltenden Dunkelheit nicht viel erkennen. Sein Brustkorb hob und senkte sich in einer rasenden Geschwindigkeit, sein T-Shirt klebte ihm klitschnass am Rücken und auch seine Haare waren vom Schweiß ganz klamm.
„Harry", flüsterte er zitternd, tastete mit seiner Hand blind nach der anderen Betthälfte, doch bekam Harrys Körper nicht zu fassen. „Harry", wiederholte er diesmal etwas lauter, die Panik schwang deutlich in seiner Stimme mit, als er immer und immer wieder die Matratze nach seinem Freund abtastete.
Blitzschnell knipste er die Nachttischlampe an, blinzelte mehrmals aufgrund der plötzlichen Helligkeit und auch, weil seine Augen in aufkommenden Tränen schwammen und ihm die Sicht verwischten. Wie ein Dolch, der sich ihm ins Herz rammte, bereitete sich ein stechender Schmerz in seiner Brust aus, als er die leere Betthälfte neben sich betrachtete, die ordentlich zusammengefaltete Bettwäsche, welche völlig unberührt war und deutlich darauf hinwies, dass in diesem Bett außer Louis niemand gelegen hatte.
„Nein, nein, nein." Ein lautes Schluchzen, gepaart mit leisem Wimmern und unzähligen weiteren NeinNeinNein's erfüllte den Raum. Erst dann stieg Louis der beißende Geruch des Erbrochenen auf seinem Kopfkissen in die Nase und ihm wurde der widerliche Geschmack auf seiner Zunge bewusst. Doch all das konnte ihm in diesem Moment, in dem er wie Espenlaub zitterte und um seinen fehlenden Freund weinte, nicht egaler sein.
Hastig schwang er sich aus dem Bett, eilte mit völlig irrationalen Gedanken und weder Socken, noch Schuhen an den Füßen aus seiner Wohnung und stieg in sein Auto. Mit zittrigen Fingern und verschwommener Sicht steckte er den Schlüssel ins Zündschloss und schlug mit quietschenden Reifen, in einem unverantwortlichen Zustand, den Weg zu Harrys Wohnung ein.
Gähnende Stille schlug ihm entgegen, sobald seine bebenden Finger es nach dem dritten Versuch geschafft hatten, die Haustür aufzusperren und schon fast rennend, eilte Louis durch jeden einzelnen Raum der Wohnung. „Harry? Harry?" Immer wieder wurde Louis' Körper von kräftigen Schluchzern erschüttert, welche ihm jeglichen Atem raubten. Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer, nirgends war sein Harry vorzufinden und gedanklich sah Louis ihn in Jacobs Armen liegen. Dieses Bild aus seinem Traum hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt und ließ es so real wirken. So so real.
Mit einem letzten bisschen Hoffnung klammerte er sich an das Badezimmer, doch als er auch dort einen dunklen leeren Raum hinter der verschlossenen Tür vorfand, brach er weinend auf den kalten Fließen zusammen. Er rollte sich zu einem kleinen Häufchen zusammen und schluchzte in den Duschvorleger. Die Kälte der Fliesen betäubte seine Haut, machte ihm den Schmerz in seinem Herzen noch so viel bewusster und unerträglicher.
Mit letzter Kraft zog er sein Handy hervor und versuchte Harry anzurufen. Ganze vier Mal landete Louis bei der Mailbox, bis er es aufgab. Fest presst er sich die Hand vor den Mund, als neue Tränen über seine Wangen liefen, seine lauten Geräusche versuchte er mehr schlecht als recht herunterzuschlucken.
Einen allerletzten Versuch startete er noch, wählte nun die Nummer der Person, die ihm jetzt als einzige noch aus diesem Gedankenkarussell retten konnte. Er klemmte sich die bebende Unterlippe fest zwischen die Zähne, bis er Blut schmeckte. Mit geschlossenen Augen versuchte er seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen, welche sich immer wieder überschlug, die Arme hatte er fest um seine Beine geklammerte. In Embryonalstellung krallten sich seine Finger in sein eigenes Fleisch.
„Louis?", ertönte eine verschlafende Stimme durch den Handylautsprecher des Smartphones, welches neben ihm auf dem Boden lag. „A-Anne", flüsterte Louis wimmernd. Alleine bei dem Klang ihrer Stimme musste er einmal laut aufhicksen. „Louis, ist alles okay bei dir?" Ein lautes Rascheln war zu hören und Louis' Tränen liefen ihm unaufhaltsam übers Gesicht, fingen sich an seiner Lippe und tropften schließlich auf die Fliesen.
„I-Ist... ist Harry b-bei dir?", brachte er zustande, sein Körper zitterte, während er sich langsam vor und zurück wiegte. „Darling, Harry ist in Schottland, das weißt du doch", sprach sie mit sanfter Stimme. „Du machst mir Angst, Lou. Was ist passiert?" Schottland. Harry war nicht hier. Weder Zuhause, noch bei Louis oder bei seiner Mutter. Weder in London, Holmes Chapel, noch in England.
Eine neue Welle der Panik überflutete ihn mit voller Wucht und ließ die Schluchzer stoßartig und ohne viel Luft zum Atmen in ihm hervorstechen. Lautstark schnappte er nach Luft, sein ohrenbetäubender Atem und sein Weinen hallte an den Fliesen wieder und legte sich wie ein Rauschen auf seine Ohren. Annes Worte, die ihn immer wieder beschwichtigten, er müsse „Atmen, Lou. Tief ein- und ausatmen", hörte er gar nicht, dafür waren seine eigenen Gedanken viel zu laut.
„Du bist alleine, Louis. Alle verlassen dich. Erst dein Jugendschwarm, dann die eigene Mutter, die Schwester und jetzt dein Freund. Alleine, alleine, alleine." Sein Hals schnürte sich zu, der Druck in seiner Speiseröhre verstärkte sich erneut unangenehm, bis ihm die Galle hochkam. Er übergab sich auf sein T-Shirt, hustete krampfhaft. Sein Hals brannte wie Feuer, sein Kopf pochte und sein Herz schmerzte, als würde es jemand mit der bloßen Faust zerdrücken.
Kraftlos robbte er zur Dusche, drehte das Wasser bis zum Anschlag auf und ließ das eiskalte Wasser aus der Brause auf sich niederprasseln. Er wollte doch nur diesen fürchterlichen Geruch loswerden. Doch die Kälte lenkte ihn für einen Moment von seinen Gedanken ab, kroch ihm in die Klamotten und tief unter die Haut, bis er die Leere in seinem Inneren nicht mehr spüren konnte.
So fest er konnte, umklammerte er seine Beine mit den Armen und zog sie dicht an seinen Körper. Die Haare hingen ihm klitschnass ins Gesicht und das kalte Wasser der Brause vermischte sich mit seinen Tränen, welche nicht zu versiegen schienen. Doch immerhin spürte er den Schmerz nicht mehr. Wenigstens für einen kurzen Moment, war er wie betäubt.
Immer wieder senkten sich seinen Lieder, die plötzlich viel zu schwer geworden waren, doch die Schwärze, die hinter ihnen zum Vorschein kam, hatte etwas einladendes an sich und so ließ Louis seine Augen einfach geschlossen, sobald sie ihm das nächste Mal zufielen.
„God, keep my head above water, don't let me drown, it gets harder. I'll meet you there at the altar, as I fall down to my knees. Don't let me drown, drown, drown, don't let me, don't let me, don't let me drown. And keep my head above water."
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Oh, Lou... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Bitte hasst mich nicht, es hat mir selber sehr weh getan beim schreiben, aber es ist leider ein ausschlaggebender Teil dieser Geschichte.
Fühlt euch ganz fest gedrückt, passt auf euch auf und wenn ihr mal jemanden zum reden braucht, schreibt mir gerne 🤍 Viel Liebe an euch! -Sarah
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