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» Jungkook «
„Ich kann nicht glauben, dass wir uns spontan dazu entschieden haben, an den Strand zu fahren...", murmelte ich noch immer verblüfft, nachdem wir mit unserem gemeinsamen Gepäck, das in einen einzigen mittelgroßen Koffer hineingepasst hatte, aus unserem Wohnungsblock herauskamen.
Vor uns parkte ein silberner Wagen, den Taehyung uns kurzfristig gemietet hatte, damit wir zum Meer fahren konnten.
Eigentlich hatten wir ausgemacht, dass wir unsere Parts der Hausarbeit möglichst schnell hinter uns bringen wollten, damit wir die Freizeit bis zum Abgabe- und Präsentationstermin maximieren konnten. Daraufhin hatte ich lediglich nebenbei den Wunsch geäußert, dass es mal schön wäre, für ein paar Tage ans Meer zu fahren. Taehyung hatte dies äußerst engagiert entgegengenommen und sofort sein Handy geschnappt, um nach dem nächsten Ort zu suchen, wo er einen Mietwagen buchen konnte.
Ich hatte ihn noch aufhalten wollen, weil die Idee schlichtweg zu spontan und weithergeholt war, aber Taehyung hatte meinen Redefluss an Argumenten, warum wir nicht einfach so Ende April an den Strand fahren sollten, unterbrochen, indem er mich mit einem Kuss zum Schweigen brachte. Dann hatte er mich süß angelächelt und mir versichert, dass es schön werden würde.
Taehyung stieg auf den Fahrersitz, nachdem er unseren Koffer im Kofferraum verstaut hatte. Den Rucksack, den er noch dabeihatte, in dem sich ein paar Snacks und anderes kleines Zeug befand, legte er nach hinten auf den Rücksitz.
„Falls du müde wirst, kannst du dich hinten auf die Rücksitze legen. Wir können unsere Jacken runterlegen und eine Decke habe ich auch mitgenommen", sagte er grinsend.
Ich wurde ein wenig rot. Wieso war er ein so perfekter Freund?
„Was ist mit dir? Falls du müde wirst, sag Bescheid. Ich kann dich ablösen."
Er nickte und schaltete das Auto an, doch bevor er den Motor startete, drehte er sich noch einmal zu mir und beugte sich zu mir herüber.
Verlegen legte ich meine Hände an seinen Oberkörper, um ihn aufzuhalten. „Du musst keine klischeehafte Dramaszene inszenieren. Ich bin schon angeschnallt."
Der Schwarzhaarige starrte mich verblüfft an, ehe seine Mundwinkel sich hoben und sein Gesicht meinem näherkam, bis unsere Lippen sich zu meiner Überraschung berührten. Der Kuss war leicht gewesen, aber dennoch schienen meine Lippen zu pulsieren.
„Wer braucht so eine klischeehaften Dramaszene? Diese Anschnallszene, bei der beide Parteien starkes Herzklopfen bekommen, brauchen wir nicht mehr, wenn wir schon zusammen sind. Darf ich meinen Freund nicht küssen?" Zufrieden mit seiner eigenen schlagfertigen Antwort wandte er sich nach vorne und ließ den Motor anspringen.
Währenddessen biss ich mir beschämt auf die Lippe und drehte mein Gesicht zum Fenster hinaus, um die Röte vor ihm zu verstecken. Da er jedoch leise neben mir kicherte, als wir losfuhren, ging ich davon aus, dass er sie trotzdem an meinen Ohren und meinem Nacken gesehen hatte.
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Die Fahrt dauerte insgesamt mit einer kurzen Pause zweieinhalb Stunden, bis wir bei dem Hotel ankamen, das direkt am Strand angrenzte. Nachdem ich mich von meiner Verlegenheit erholt hatte, hatten wir das Radio angeschaltet und lautstark mitgesungen. Wir hatten viel gelacht und über alte, schöne Erinnerungen geredet, in denen wir damals gemeinsam mit unseren beiden Familien in den Urlaub gefahren waren.
Es hatte sich sehr gut angefühlt.
Und jedes Mal, wenn ich zur Seite geschaut und Taehyung neben mir am Steuer gesehen hatte, breitete sich in meiner Brust ein warmes Gefühl aus. Dann ging mir durch den Kopf, dass ich Taehyung nun nicht nur als festen Freund hatte, sondern auch als besten Freund zurückgewonnen hatte. Es war dieselbe ausgelassene Stimmung wie früher.
Aber als er seine rechte Hand von dem Lenkrad heruntergenommen und stattdessen meine Hand genommen hatte, sodass unsere beiden Hände zwischen uns auf der Mittelkonsole ineinander ruhten, hatte ich glücklich vor mich hingelächelt und die restliche Fahrt genossen.
Wir waren nicht mehr nur Freunde. Wir waren Freunde und ein Paar.
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„Guten Abend, wir würde gerne ein Zimmer für zwei Nächte buchen", sagte Taehyung freundlich, als wir an die Rezeption des Hotels kamen.
Die junge Frau am Schalter lächelte bei unserem Anblick. „Das wären dann zwei Zimmer für zwei Nä-"
„Nein, wir brauchen nur ein Zimmer", wiederholte er lächelnd.
Sie schien ein wenig überrascht und blickte zu mir herüber, als würde sie mich im Stillen fragen, ob Taehyung das ernst gemeint hatte. Zwei junge Männer, die in einem Hotelzimmer bleiben würden, war anscheinend nicht gang und gäbe hier.
„Verstehe, dann ein Zimmer mit zwei Doppelbetten-"
„Ein Zimmer mit einem Doppelbett genügt, danke." Taehyungs charmantes Lächeln wirkte nur fast ein bisschen zu amüsiert.
Spätestens jetzt verstand die Frau, in was für einer Beziehung wir zueinanderstanden. Sie lächelte verstehend und gab etwas in dem Computer ein, bevor sie uns zwei Karten überreichte. „Bitte sehr. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Aufenthalt bei uns. Falls Sie Fragen haben oder den Zimmerservice nutzen möchten, nutzen Sie einfach das Telefon in Ihrem Zimmer. Wir sind vierundzwanzig Stunden für Sie da."
„Danke, Ihnen noch einen schönen Abend", sagte ich höflich und nahm ihr die Zimmerkarten ab.
Kaum hatten sich die Tüten des Aufzugs geschlossen, prustete Taehyung los und hielt sich lachend den Bauch. „Das war lustig."
„Du hast dich absichtlich über sie lustig gemacht", stellte ich fest, kam jedoch nicht darum herum, ebenfalls zu kichern.
„Es hat sich angeboten. Sie wollte uns unbedingt heterosexuelle Gegebenheiten anbieten. Und außerdem", er zog seine Brauen zusammen, „mochte sie dich."
Ich lachte ungläubig. „Sie mochte mich? Wie das?"
„Sie hat dich so anschmachtend angeguckt, als wir durch den Eingang gekommen sind." Taehyung grinste stolz bei dem Gedanken, dass er es geschafft hatte, mich vor der Empfangsdame als seinen Partner erkenntlich zu machen.
Ich hob amüsiert eine Augenbraue in die Höhe. „Mich? Hat sie nicht uns beide angeschaut? Ich kann mich nicht daran erinnern, direkten Augenkontakt gehabt zu haben."
Taehyung überlegte für einen Moment, ehe er grinsend erwiderte: „Egal, es war trotzdem lustig."
Ich schüttelte lachend den Kopf.
Die arme Frau war wahrscheinlich einfach nur höflich gewesen und war ihrer Arbeit nachgegangen, die Gäste freundlich zu behandeln und stets zu lächeln.
Der Aufzug kam zum Stehen und die Türen öffneten sich. Taehyung nahm den Griff des Koffers, auf dem auch der Rucksack hing, und zog ihn hinaus. Ich hielt die Zimmerkarten und hielt Ausschau nach unserer Zimmernummer. Schließlich kamen wir vor unserem Raum an und betraten das Zimmer.
Vor uns erstreckte sich ein großes Zimmer in weißen und cremetönigen Farben gehalten. Es gab sogar einen kleinen Balkon, von dem aus auf den Strang schauen konnte. Das Bad war lediglich mit Glas abgegrenzt, wodurch man von außen ins Innere sehen konnte. Eine große Dusche, eine Badewanne und ein Doppelwaschbecken vor einem großen Wandspiegel.
„Ist das etwa eine von diesen Badezimmern, wo das Glas milchig wird, wenn man die Tür von innen zuschließt?" Taehyung ging begeistert hinein, winkte mir noch einmal von innen aus zu, bevor er die Tür abschloss.
Im nächsten Moment wurde die glasige Außenfassade des Bades milchig und undurchschaubar. Als er das Schloss wieder herumdrehte, wurden die Wände wieder glasklar.
„Und? Hat es funktioniert? Hast du meinen Luftkuss gesehen?", fragte Taehyung grinsend.
Ich nickte. „Ja, es hat funktionier- Warte, Luftkuss?"
Er lächelte und ließ sich auf das große Bett fallen.
Lächelnd zog ich meine Schuhe aus und holte zwei Paar Hausschuhe für uns heraus. „Zieh du deine Schuhe auch aus, Taehyung."
„Mn. Gleich", murmelte er und schloss die Augen, die Arme hinter seinem Kopf übereinander gefaltet.
„Soll ich sie dir ausziehen?" Bevor ich mich zu ihm auf das ordentlich gemacht Hotelbett setzen konnte, fuhr er wieder hoch und rutschte bis zu der Kante des Fußes des Bettes.
Er schenkte mir munteres Lächeln und streckte seine Arme nach mir aus. Ich näherte mich ihm verwundert, bis ich direkt zwischen seinen Beinen stand und auf ihn herunterblickte.
Taehyung nahm meine rechte Hand und streichelte über meine Finger und den Rücken meiner Hand, ehe er sie näher an sein Gesicht führte. Meine Hand kam mit seinen Lippen in Berührung, während seine Augen auf mein Gesicht, meine Reaktion und mich fokussiert waren.
Meine Wangen wurden warm und ein Kribbeln breiteten sich an meinem Nacken bis hin in alle Ecken meines Körpers aus.
Ich öffnete leicht meinen Mund, als wollte ich etwas sagen, aber keine Worte kamen über meine Lippen.
Der Schwarzhaarige spürte die Aufregung in mir und lächelte gegen meine Hand. Daraufhin wanderte er hauchzart von meiner Hand über mein Handgelenk bis hin zu meinem Arm.
Seine weichen Lippen kitzelten mich ein wenig und lösten Gänsehaut aus, dass ich instinktiv die Augen zukniff.
„Du bist wunderschön, Jungkook", wisperte er und zog mich plötzlich mit einem heftigen Ruck zu sich herunter.
Nicht damit gerechnet, knickten meine Knie ein und ich fiel ungeschickt gegen ihn. Durch mein Gewicht und wahrscheinlich durch seine eigene Verlagerung seines Körpers nach hinten fielen wir beide aufs Bett. Ich über ihm.
Die Vertrautheit der Situation und die Worte, die er zuvor ausgesprochen hatte, ließen meine Augen groß werden. Ich blinzelte ihn etwas verschreckt an, woraufhin er leise zu lachen begann.
Sein Lachen zeigte keinen Funken an Spott, aber trotzdem kam ich mir so vor, als würde er mich necken.
Ich blies schmollend meine Wangen auf. „Ich habe es schon einmal gesagt, aber dafür, dass du bis vor Kurzem erst in Betracht gezogen hast, meine Gefühle zu erwidern, bist du etwas zu gut in solchen Sachen."
„Hinterfragst du meine Unschuld?", fragte er lachend und rieb unsere Nasen aneinander.
Ich konnte nicht anders als bei dieser Wortwahl zu lachen. Mein Glück kaum fassend, schlang ich meine Arme um seinen Hals und kuschelte mich genüsslich an ihn.
„Ich liebe dich, Taehyung."
Er lächelte und strich mir ein paar Haare aus dem Gesicht. „Ich liebe dich auch, Kookie."
„Benutzen wir wieder unsere Spitznamen?"
„Also ich würde es lieben, Tae wieder aus deinem Mund zu hören. Was ist mit dir?", fragte er sanft.
Ich stützte mich auf seiner Brust auf und sah ihm lächelnd ins Gesicht. „Ich hätte auch nichts dagegen, wieder ab und zu von dir Kookie genannt zu werden, Tae."
Er grinste. „Dann hätten wir das ja geklärt, mein Kookie."
Ich lachte und entgegnete spielerisch: „Wer hat was von dein gesag-"
Bevor ich allerdings meinen Scherz zu Ende führen konnte, brachte er mich mit einem Kuss zum Schweigen. Dieses Mal war er länger, leidenschaftlicher und verlangender, dass mir die Luft wegblieb. Trotzdem fühlte es sich nur wie ein kurzer Moment an, als wir uns schwer atmend voneinander lösten.
„Wie wäre mit ein paar Runden im Pool draußen?", fragte Taehyung noch außer Atem.
Ich versuchte meinen Atem ebenfalls zu stabilisieren. „Ist es nicht ein wenig zu kalt?"
„Ich glaube, die Abkühlung könnte mir jetzt nicht schaden", erwiderte Taehyung verschmitzt und küsste mich erneut.
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Ich hoffe, das Kapitel hat euch wieder gefallen und ihr könnt das heiße Wetter genießen :)
Mei~
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