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» Jungkook «
„Taehyung...! Wir müssen jetzt wirklich aufstehen!", quengelte ich gegen den Stoff seines Oberteils.
Er gab unzufriedene, undeutliche Laute von sich und drückte mich noch ein wenig mehr an sich.
Ich zog die Augenbrauen zusammen und versuchte mich aus seinem Klammergriff zu befreien. „Wo ist mein Handy? Wie spät ist es?"
Taehyung streckte seinen Arm über mir aus und schien auf meiner Seite des Bettes nach dem besagten Gerät zu suchen. Auch wenn er immer noch keine Anstalten machte, mich freizulassen, sah er wenigsten für mich nach, wie viel Uhr es war.
„Oh, es ist schon kurz vor Zwölf."
Meine Augen weiteten sich. „Was?? Als ich vorhin wach wurde, war es gerade einmal kurz vor zehn. Du hast mich um eine Viertelstunde gebeten, nicht knapp zwei Stunde...!"
Er kicherte in meine Haare, da sich mein Gesicht auf der Höhe seines Kinns befand.
„Ich lasse dich nicht mehr bei mir schlafen", sagte ich bestimmt.
„Das meinst du nicht so. Wer war derjenige, der mich am Abend angefleht hat, hier zu bleiben?" Taehyung spielte sachte mit meinen Haaren.
Ich hob mein Kinn so weit, wie es mir nur möglich war, um ihm ins Gesicht schauen zu können. „Ich habe dich nicht angefleht."
Obwohl ich nicht sein ganzes Gesicht aus diesem Winkel sehen konnte, war ich durchaus in der Lage, seinen Mund zu sehen, der sich zu einem belustigten Schmunzeln verzog.
„Ich habe dich nicht angefleht", wiederholte ich stumpf.
„Mn."
„Ich habe dich wirklich nicht angefleht!"
„Mn."
Beleidigt drückte ich meine Hände, die zwischen unseren Überkörpern eingesperrt waren, mit ganzer Kraft gegen seine Brust, sodass ich es endlich schaffte, freizukommen. Daraufhin warf ich ihm einen schmollenden Blick zu, schnappte mein Handy und setzte mich schnell so auf, dass ich ihm den Rücken zuwandte.
Jetzt, wo er mich nicht von vorne sehen konnte, ließ ich der Schamesröte freien Lauf.
Obwohl ich ihn am gestrigen Abend wirklich nicht angebettelt hatte, zu bleiben, so war es durchaus meine Idee gewesen, dass Taehyung die Nacht blieb und bei mir übernachtete. Nachdem wir etwas zu Essen bestellt und uns satt gegessen hatten, war in mir das Gefühl hochgekommen, dass ich wirklich nicht allein sein wollte.
Und so hatten wir uns beide in mein Einzelbett gequetscht.
Nun, der Platz war nicht wirklich ein Problem.
„Bist du sauer? Sei nicht sauer, Jungkook~" Taehyung rückte auf dem Bett an mich und schlang seine Arme um meine Taille, während er immer noch flach auf der Matratze lag.
Ich wollte ihn etwas länger im Glauben lassen, dass ich ihm die kalte Schulter zeigte, aber bei seinem süßen, kindlichen Tonfall und dem unschuldigen Gesicht konnte ich nicht anders, als weich zu werden. Man konnte wirklich nicht von mir erwarten, dass ich ihm standhalten konnte, wenn ich mich jahrelang nach diesem Szenario gesehnt hatte.
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich meine Hand hob und durch seine weichen, fluffigen Haare fuhr, als wäre er eine Katze, die sich an mich schmiegte, weil sie von mir gestreichelt werden wollte.
Er schloss genüsslich seine Augen und lächelte. „Ich könnte jeden Tag so mit dir aufwachen."
„Ich auch", erwiderte ich verlegen.
Plötzlich klingelte mein Handy in meiner anderen Hand.
Wie erwartet war es eine Nachricht in unserem Gruppenchat, allerdings hatte ich erwartet, dass der Inhalt uns gleich hetzen würde, endlich aus dem Bett zu kommen. Stattdessen war das Gegenteil der Fall.
„Jimin hat geschrieben, dass er heute auch nicht kann...", erzählte ich, nachdem ich mein Handy wieder sperrte.
Taehyung hob erstaunt seinen Kopf. „Schon wieder?"
Ich nickte und fügte hinzu; „Er hat nur gesagt, dass etwas spontan dazwischengekommen ist."
„Seltsam. Jimin albert zwar gerne herum, gibt den Anschein, als würde er sich vor Unizeug sträuben, aber eigentlich drückt er sich letztendlich nicht davor. Vor allem, wenn es eine Gruppenarbeit ist." Taehyung setzte sich nun auch auf.
„Denkst du, es ist etwas passiert?"
Er verzog nachdenklich den Mund. „Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht ist zu Hause etwas vorgefallen. Seine Beziehung zu seinen Eltern ist manchmal ein bisschen angespannt."
Ich nickte verstehend und fragte auch nicht weiter nach, da ich das Gefühl hatte, dass mich Jimins familiären Umstände nichts angingen. Und nach Taehyungs Miene zu urteilen, war es offenbar kein allzu schönes Thema.
„Was sollen wir heute den ganzen Tag machen?", fragte ich und ließ mich nach hinten zurück aufs Bett fallen.
Der Schwarzhaarige lachte, als ich wieder lag, und gesellte sich zu mir, unsere Füße berührten noch den Boden.
„Möchtest du mit mir auf ein Date gehen?"
Schlagartig saß ich wieder kerzengerade am Rand des Bettes und hustete sogar ein paar Mal erschrocken, nicht mit diesem Vorschlag gerechnet.
Taehyung lächelte und klopfte mir gegen den Rücken, um mir zu helfen. „Was für eine extreme Reaktion. Heißt das, nein?"
Ich schüttelte umgehend den Kopf. „I-Ich möchte auf ein Date gehen! Mit dir..."
„Danke." Sein Lächeln wurde breiter, seine Augen glänzten erfreut, als wäre er aufrichtig dankbar, dass ich zugesagt hatte. „Dann lass mich kurz zu mir, um mich fertig zu machen. Dann können wir los."
Ich nickte. „Ich bringe dich zur Tür."
Als er sich erhob, und auch ich vom Bett aufstehen wollte, legte er seine Hand auf meine Schulter und drückte mich wieder herunter.
„Nicht nötig. Ich finde selbst raus. Bin gleich wieder da, gib mir nur fünfzehn Minuten", kündigte er an, beugte sich herunter und gab mir lieblichen Kuss auf den Mund, bevor er aus meinem Schlafzimmer lief.
Kurz darauf hörte ich, wie die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wurde.
Für einen Augenblick blieb ich regungslos dort sitzen, doch als ich mir hundertprozentig sicher war, dass Taehyung mein Appartement wirklich verlassen hatte, ließ ich mich erneut nach hinten fallen, presste mein Kissen gegen meine Brust und quietschte laut auf. Ich rollte mich einige Male hin und her, und kickte meine Beine willkürlich in die Luft, bevor ich nach einer Weile wieder zum Stillstand kam und mein rotes Gesicht in das Kissen vergrub.
Anhand meiner Augen, die an den Enden ein wenig zusammengekniffen wurden, konnte man das Strahlen erahnen, das sich hinter dem Kissen um meine Mundwinkel gebildet hatte.
_____
Taehyung stand wie versprochen etwa eine Viertelstunde später wieder vor meiner Haustür.
„Bereit für unser erstes offizielles Date?", fragte er hochgestimmt und hielt mir seine Hand hin.
Ich nickte ebenso voller Vorfreude und legte meine Hand in seine.
Wir machten uns entspannt und heiter auf den Weg in die Innenstadt.
„Ich war lange nicht mehr shoppen, also habe ich gedacht, dass wir das zusammen machen könnten", erklärte Taehyung, als beim Anfang einer Shoppingmeile ankamen, die mitten in der Woche nicht so gefüllt war.
Ich nickte lächelnd. „Gerne. Wo möchtest du zuerst hin?"
Wir betraten einige Geschäfte und waren beide ziemlich erfolgreich. Auch ich war lange nicht mehr Kleidung kaufen gewesen, und Taehyung suchte mir in jedem Laden mindestens fünf Outfits zusammen, die ich seiner Meinung nach, unbedingt anprobieren musste, weshalb es nicht so lange dauerte, bis wir beide fündig wurden.
„Findest du nicht, dass wir schon genug haben?", fragte ich lachend, als Taehyung mich in das nächste Geschäft zog.
„Das ist der letzte!"
„Das hast du auch schon bei dem letzten Laden gesagt."
Darauf grinste er nur und zerrte mich weiter zur Rolltreppe, um in den höchsten Stock zu kommen, wo sich die Männerabteilung befand. Wie immer gab es von den insgesamt vier Etagen natürlich nur eine einzige, die nicht für die Frauen war.
Oben angekommen, trennten wir uns auf.
Ich spazierte eher durch die Reihen, als dass ich wirklich mit einer ernsthaften Absicht nach weiteren Kleidungsstücken suchte. Irgendwo in einer anderen Ecke sah ich, wie Taehyung durch die vielen Kleiderstangen ging und nach der richtigen Größe suchte.
Bei seinem angeregten Anblick kicherte ich unbewusst.
Ich konnte mich genau daran erinnern, als wir einmal in der neunten Klasse von unseren Müttern gezwungen wurden, mit ihnen zusammen shoppen zu gehen. Wir waren jung und wie die meisten Jungen in dem Alter nicht besonders interessiert an Kleidung, gerade weil wir in der Schule ohnehin Schuluniformen tragen mussten. Besonders bestand kein Interesse daran, von unseren Müttern mitgeschleppt zu werden, während sie Ewigkeiten brauchten, um sich überhaupt zu entscheiden, ob sie das Kleidungsstück anprobieren wollten.
Nach einer Weile, in der wir artig bei ihnen gestanden waren, schlichen wir endlich beide davon und jagten uns in dem ganzen Laden hinterher.
Letztendlich wurden wir, glaube ich, herausgeworfen, weil wir bei unserer Rennerei ein paar Kleiderständer umgeworfen und die anderen Kunden sich über das Chaos beschwert hatten.
Ich lachte bei der Erinnerung.
Wir hatten ganz schön viel Ärger bekommen, aber Taehyung und ich hatten danach trotzdem miteinander gekichert und keinerlei Reue empfunden.
Immerhin hatten unsere Mütter uns nicht mehr zum Shoppen mitgezerrt.
„Jungkook!"
Ich schaute auf und entdeckte Taehyung, der mit ein paar Sachen in seinen Händen zu mir kam.
„Hast du etwas gefunden?", fragte ich und nahm ihm ein paar von den Kleiderbügeln ab.
Er nickte. „Hier, das ist für dich, und das für mich."
„Für mich auch?" Ich sah ihn mit großen Augen an und betrachtete dann den Kleiderhaufen bestehend aus ausschließlich weißen, cremefarbigen und dunkelblauen Stücken.
„Couple Look", sagte er mit einem breiten Grinsen.
„C-Couple Look...?"
Taehyung nickte enthusiastisch. „Probieren wir es an?"
Bevor ich überhaupt dazu kam, zu antworten, hakte er sich bereits bei mir unter und zog mich zu den Umkleiden.
Von den drei Kabinen waren jedoch schon zwei besetzt.
„Du kannst zuerst", schlug ich vor und wollte mich gerade mit unseren Einkaufstüten von den vorherigen Läden auf einen der zwei Stühle setzen, die sich vor den Umkleiden befanden.
Ich berührte nicht einmal den Stuhl, als er mich mit einem Ruck zurückzog, sodass ich gegen ihn stolperte.
Überrumpelt schaute ich ihn mit aufgerissenen Augen an.
„Lass uns zusammen in eine Kabine gehen."
„Zusammen...?" Als die Bedeutung seiner Worte so wirklich bei mir ankamen, wurde ich verlegen und nervös. „Z-Zusammen??"
Taehyung ließ mir keine Wahl und schob mich in die freie Umkleide hinein.
Diese war sogar recht geräumig.
„Na komm, zieh dich aus."
„Ausziehen?"
Er runzelte die Stirn. „Wie willst du sonst die Sachen anprobieren? Komm, ich helfe dir!"
„Was? Das...ist nicht nötig!"
Ehe ich mich versah, wurde mir mein Oberteil über den Kopf gestreift, während ich gegen die Wand gedrückt wurde. Meine Arme befanden sich unbeholfen in der Luft, sodass der Stoff meines T-Shirts hängen blieb.
Ich blickte verunsichert und mit heißen Wangen zu Taehyung, der seine Finger in dem Stoff meines Oberteils vergraben hatte, um es mir förmlich vom Leib zu reißen.
Bis zu diesem Zeitpunkt war er in vergnügtes Gelächter ausgebrochen und hatte Witze über meine Verlegenheit gerissen, doch plötzlich er hielt inne.
Ich hatte mich bei dem Angriff seinerseits instinktiv etwas kleiner gemacht, weshalb ich wie ein in die Ecke getriebener Hund zu ihm hochschaute.
Verwirrung spiegelte sich nun in meinen Augen wider, als er auf einmal still wurde.
Sein Blick wanderte langsam herunter, und ich folgte seinen Augen zu meinem entblößten Oberkörper.
Meine Wangen wurden in diesem Moment wahrscheinlich noch ein ganzes Stück roter, zumindest fühlte sich mein Kopf an, als würde er gleich vor Hitze platzen.
Taehyung schien die Stellung, in der wir uns befanden, nun auch so richtig bewusst zu werden, da er plötzlich hastig losließ, als er hätte er sich verbrannt, und seine Hand über sein Gesicht legte, den Augenkontakt vermeidend. Seine Hand verdeckte lediglich einen Teil seiner unteren Gesichtshälfte, sodass mir der rötliche Schimmer nicht entging.
„Tut...mir leid", stieß er mit brüchiger Stimme hervor.
Ich schaute ihn ungläubig an.
War ich nicht derjenige, der hier halbnackt und in einer beinahe unterwürfigen Position vor ihm stand?
Aber warum war dann Taehyung derjenige, der auf einmal so aufgelöst wirkte, und es nicht schaffte, mir in die Augen zu sehen?
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Mir kommen immer mal wieder Schnipsel von Ideen für neue Geschichten, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich leicht beeinflusst werde. Wenn ich etwas lese oder schaue, was mir gefällt, habe ich Lust auch was in die Richtung zu schreiben. Und soweit ich länger darüber nachdenke, verwerfe ich die Idee wieder xd (das hatte jetzt überhaupt nichts mit dieser Geschichte zu tun, aber ich dachte, ich teile mal meine Struggles haha)
Mei~
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