» Jungkook «
Taehyung klingelte gegen Mittag an unserer Haustür.
Ich war noch in meinem Zimmer gewesen, um mich umzuziehen, weshalb meine Mutter ihm unten bereits die Tür öffnete. Während ich zügig die Stufen herunterlief, hörte ich, wie meine Eltern den Schwarzhaarigen freudig und enthusiastisch willkommen hießen.
„Taehyung, bist du etwa wieder gewachsen?", fragte meine Mutter lachend.
Dieser antwortete scherzhaft, sein Blick richtete sich dabei zu mmir, als ich unten ankam: „Ich muss ja weiterhin größer als Jungkook sein."
Ich zog die Brauen entrüstet zusammen. „Unser Größenunterschied ist nicht-"
„Signifikant", beendete er meinen Satz schulterzuckend. „Ich weiß. Aber es gibt einen."
Bestürzt schüttelte ich den Kopf.
Taehyung lächelte zufrieden, da ich wie immer nichts entgegenzusetzen hatte, und reichte meiner Mutter dann eine rechteckige Dose.
Sie nahm sie verwundert entgegen und öffnete sie, woraufhin zahlreiche Sorten von Gebäck zum Vorschein kamen.
„Meine Mutter hat gestern Abend gebacken. Ich soll aber von ihr ausrichten, dass manche angebrannt sein könnten."
Bei dem zweiten Satz musste meine Mutter langen. „Hat Seyoung etwa wieder vergessen einen Wecker zu stellen? Richte ihr Danke aus. Sie bekommt die Dose mit einer Kleinigkeit von mir zurück."
„Mach ich", versicherte Taehyung lächelnd, dann drehte er sich wieder zu mir, sein Lächeln schien dabei noch ein wenig größer zu werden. „Wollen wir los?"
Ich erwiderte das Lächeln und nickte. Wir zogen unsere Schuhe an und gingen hinaus.
Meine Mutter stand noch in der Tür, bis wir das Gartentor erreichten.
Bevor ich dieses öffnete, erblickte ich zu meiner Überraschung ein Fahrrad vor dem Eingang. „Dein Fahrrad?"
Taehyung nickte. „Ich dachte, wir könnten am Fluss entlangfahren. Die alten Plätze abfahren und so."
Er und ich waren oft zusammen nach der Schule noch unterwegs gewesen. Es gab viele Orte in diesem ruhigerem Standort Seouls, an denen wir unsere Freizeit genießen konnten.
Allerdings hatte ich mein Fahrrad seit dem Studium nicht mehr angerührt und wusste nicht einmal, ob dieses überhaupt noch existierte. Nicht, dass es damals in einem besonders guten Zustand war.
Ich drehte mich herum und fragte meine Mutter, die gewartet hatte, bis wir weg waren, um zurück ins Innere zu gehen: „Eomma, steht mein Fahrrad hinten noch im Gartenschuppen?"
Sie schien selbst erst einmal überlegen zu müssen, ehe sie bedauernd entgegnete: „Das haben wir weggeworfen, weil es kaputt gegangen ist."
Ich zog irritiert die Augenbrauen in die Höhe. „Aber ich habe es doch gar nicht benutzt. Wie ist es kaputt gegangen?"
„Nun, das solltest du deinen Vater mal fragen", brachte sie hervor und winkte uns noch zu, bevor sie hineinging. „Habt Spaß, ihr beiden."
Ich nickte verstehend.
Das musste wohl bedeuten, dass mein Vater es irgendwann ausgeliehen hatte. Für das Fahrrad hatte es scheinbar kein gutes Ende gegeben.
„Das macht nichts. Du kannst hinten auf mein Fahrrad draufsteigen", schlug Taehyung vor.
Ich zögerte, als wir das Grundstück verließen und vor seinem Fahrrad standen, das hinten am Gepäckträger einen Sitz anbot, der sogar gepolstert war. Zudem gab es an der Fahrradnabe auf beiden Seiten jeweils eine Stelle, wo man seine Füße absetzen konnte.
Unsicherheit machte sich in mir breit. „Bin ich nicht zu schwer? Schreit das nicht nur danach, dass wir beide umkippen?"
„Zu schwer? Habe ich dich damals nicht öfters auf meinem Fahrrad mitgenommen, weil deins immer irgendwelche Probleme hatte? Du saßest sogar einmal auf dem Lenkrad, während ich gefahren bin", Taehyung lachte, als er an die Zeiten dachte.
Ich lachte ebenfalls bei dem Bild, das sich wie von selbst in meinem Kopf visualisierte. „Ja, das mit dem Lenkrad war eine ganz schlechte Idee."
„Ach was, es hätte viel schlimmer enden können."
„Was meinst du damit? Wir sind beide nach wenigen Metern umgefallen und haben uns alles Mögliche aufgeschürft."
Taehyung grinste. „Wir haben uns wenigstens nichts gebrochen."
„Unsere Eltern haben uns fast umgebracht. Sie haben schon vorher gesagt, dass wir nicht auf solche dummen Dinge kommen sollen."
Er hob sein Bein und schwang sich auf den Sattel. „Und da wir jetzt wissen, dass das Lenkrad keine gute Idee ist, sitzt du ja auch jetzt hinten auf dem Gepäckträger. Na, komm schon, Jungkook. Du kannst dich an mir festhalten."
Ich gab mich letztendlich geschlagen und setzte mich hinter ihm.
Von diesem Winkel hatte ich Taehyungs Hinterkopf und Hals im Blick, der schmal, lang und hell war. Das weiße, weite T-Shirt, das er zu der hellen, beigen Hose trug, war etwas dünn, weshalb seine Haut leicht hindurchzusehen war.
„Auf was wartest du? Halt dich fest", rief er mir von vorne zu.
Ich zögerte. Mich festzuhalten, bedeutete ihn anzufassen. War ich dafür schon bereit?
Es stellte sich heraus, dass ich gar nicht so viel Zeit hatte, um eine Antwort auf diese Fragen zu finden. Denn im nächsten Moment trat Taehyung in die Pedalen und fuhr los.
Bei dem plötzlichen Ruck spürte ich, wie mein Oberkörper nach hinten zu kippen drohte, weshalb meine Arme sich instinktiv nach vorne Strecken und sich an das nächstbeste klammerten. In diesem Fall war das nun einmal Taehyung.
Erst, als meine Arme sich bereits fest um seine Taille geschlungen hatten und ich mein Gesicht an seinen Rücken gepresst hatte, realisierte ich, was passiert war.
Gespalten zwischen das war viel zu nah und warum zum Teufel fährt er so schnell und wackelig, ich will nicht herunterfallen blieb ich also hilflos an ihm kleben.
„T-Taehyung...!", rief ich mit gepresster Stimme.
Dieser lachte ausgiebig. „Halt dich gut fest, Jungkook!"
Ein erstickter, entsetzter Laut entwich meinen Lippen, als er den Bürgersteig herunterfuhr, woraufhin wir auf dem Fahrrad ein wenig hochsprangen, und wieder auf die Straße kamen.
Nach einer Weile, als wir von der für Fahrradfahrer gefährlichen Straße herunterkamen und die Grünanlage und den Weg, der sich am Fluss entlangstreckte, erreichten, war auch ich von meiner Schockstarre aufgetaut.
Ehe ich mich versah, entspannte ich mich und bekam Spaß an der Fahrt.
Der Wind wehte uns entgegen. Taehyungs schwarze Haare kitzelte mir im Gesicht.
Es war genauso wie früher.
Der Ort war derselbe.
Die Situation war dieselbe.
Und obwohl viel geschehen war, hatte ich nun doch das Gefühl, dass auch wir dieselben waren.
Strahlend, lachend und rufend brausten wir slalomartig an den Leuten vorbei.
Ich streckte meine Arme zur Seite aus und schloss die Augen, während ich meine Beine an das Gerüst des Reifens stabilisierte, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
Es fühlte sich so an, als würde ich fliegen.
„Jeon Jungkook und Kim Taehyung sind zurück!!", schrie der Schwarzhaarige aus.
Ich lachte, führte meine Hände trichterartig vor meinen Mund und schrie ebenso: „Kim Taehyung und Jeon Jungkook sind zurück!!"
_____
„Da vorne ist der Basketballplatz! Wollen wir eine Pause machen?", fragte Taehyung und zeigte auf den leerstehenden Platz.
Ich stimmte zu.
Wir hielten also an und lehnten das Fahrrad an eine Sitzbank. Daraufhin liefen wir auf den Platz.
Ich war der Erste, der den roten Ball neben dem Korb entdeckte, und hob ihn auf. „Schau mal, hier liegt sogar ein Ball."
Taehyung kam auf mich zu, seine Miene zunächst keine eindeutige Reaktion. Als er jedoch direkt vor mir stand, fuhr er nach vorne und schlug mir mit einem verschmitzten Grinsen den Ball aus der Hand.
Nicht darauf vorbereitet, entglitt er mir, schlug auf den Boden einmal auf und wurde von ihm aufgefangen.
„Lust auf ein paar Körbewerfen?" Er dribbelte den Ball ein paar Mal auf dem Boden, während er weiter nach hinten ging, bis er an der Dreipunktlinie zum Stehen kam und ihn in Richtung Korb warf.
So cool er auch dabei ausgesehen hatte, er verfehlte den Korb um eine Haarbreite, woraufhin er schmollend die Unterlippe nach vorne schob.
„Deine Haltung war schlecht", kommentierte ich belustigt und nahm den Ball an mich.
Er schnalzte mit seiner Zunge. „Mal sehen, ob du besser bist!"
_____
Eine halbe Stunde später, in denen wir unterunterbrochen den Ball hin und her warfen, auf dem Platz herumrannten, ließen wir uns beide erschöpft, schwitzend und schwer atmend auf den Boden fallen.
Wir lagen, die Arme und Beine ausgestreckte rechtwinkelig zueinander, sodass unsere Köpfe fast aneinander lagen.
Seine sowie meine Brust hob und senkte sich in kurzen Abständen.
„Du bist besser", gestand Taehyung keuchend.
Ich stieß zwischen meinen schweren Atemzügen ein schwaches Lachen hervor.
Taehyung drehte sein Gesicht zu mir und sah mich an, seine Mundwinkel nach oben gehoben. „Aber das warst du schon immer. Dabei bin ich größer."
Ich schnaufte auf und stieß ihn verspielt gegen seinen Arm.
Wir blickten hinauf in den strahlend blauen Himmel, an dem keine einzige Wolke weit und breit zu sichten war.
Mit der Zeit beruhigten wir uns und das schwere Keuchen erstarb.
Der Wind wehte durch unsere Haare und sorgte für Erfrischung. Das Wasser des Flusses war im Hintergrund zu hören.
Es war friedlich.
„Das hat gutgetan", murmelte Taehyung.
Ich summte zustimmend.
„Jungkook?"
„Mn?"
Er setzte sich auf und schaute auf mich herunter. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war warm, doch hinter seinen dunklen Augen schien etwas zu lauern, dass ich nicht in Worte fassen geschweige denn interpretieren konnte.
„Ich habe das hier vermisst."
Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus, und ich hoffte, dass er es bei meinem kurzen hellblauen Oberteil nicht bemerkte.
Ich erwiderte seinen Blick erstaunt, nicht mit diesen plötzlichen sentimentalen Worten gerechnet.
„Ich habe uns vermisst", fügte er nach einer Pause schwach lächelnd hinzu.
Noch immer starrte ich ihn lediglich an.
Durch meinen Kopf gingen viele Dinge. Irgendwo spürte ich auch meinen starken Herzschlag, aber diesen versuchte ich zu ignorieren.
Schließlich richtete auch ich mich auf, sodass wir zueinander saßen, und lächelte ihn ebenfalls an. „Ich auch."
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Ich auch, also könnt ihr einfach zusammen kommen? xd
Ich weiß noch nicht, ob ich es diesen Freitag schaffe, ein Kapitel hochzuladen, weil meine beste Freundin mich besuchen kommt und sie von Donnerstag bis Samstag bleibt. Eventuell kommt dafür stattdessen Mittwoch oder Sonntag eins. Tut mir echt leid, dass ich die Updatetage nicht einhalten kann, aber irgendwie ist bei mir viel los T_T
Mei~
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