24| Louis
Lustlos sitze ich am Esstisch und kann mich kaum auf die Gespräche der anderen konzentrieren. Wir essen gerade zu Abend, es gibt Mums selbstgemachten Kartoffelauflauf und dazu Fleisch. Von dem Fleisch halte ich mich heute jedoch fern. „Mum?", frage ich leise und kriege somit ihre Aufmerksamkeit. „Ja, Lou?" Ihr und die Blicke meiner restlichen Familie liegen auf mir. Inklusive der meines Dads. Er ist extra aus England nach hier geflogen, um mit uns Weihnachten zu feiern.
„Kann ich hoch? Mir geht es irgendwie nicht so gut.", nuschele ich und weiß selbst nicht, was mit mir los ist. Die ganze Zeit schwirrt Harry in meinen Gedanken und das nervt so langsam. Ich habe ihn zwar gestern das letzte Mal gesehen, aber auch nur kurz. Zu kurz für meinen Geschmack.
„Ist alles okay?", fragt sie und legt ihre Hand auf meine Stirn. Nein Mum, kein Fieber.
„Weiß nicht. Vielleicht brauche ich einfach nur ein wenig Ruhe." Sie nickt und schaut mich traurig an, als ich von meinem Stuhl aufstehe und eher schlürfend das Esszimmer verlasse.
Gerade bin ich auf halbem Weg die Treppe hoch, als es klingelt. Seufzend drehe ich mich wieder um und bedeute den anderen, dass ich die Tür öffne. Langsam gehe ich wieder runter und fahre mir durch die Haare, ehe ich die Haustür öffne und einem mindestens genau so gut gelaunten Harry, wie mir begegne.
„Hey.", begrüßt er mich beinahe schon hauchend, was mich schlucken lässt. „Hey Harry." Ich mache die Tür auf und lasse ihn ins Haus eintreten. „Uhm, störe ich?" Er deutet auf die Ballons, die im ganzen Untergeschoss verteilt liegen. „Nein, meine Familie sitzt im Esszimmer. Wir haben gerade gegessen, aber ich wollte gerade hoch.", erkläre ich, während ich die Haustür hinter mir schließe. „Gibt es was zu feiern? Weihnachten ist doch erst morgen.", hakt er fragend nach und streicht über meine Wange, was mich seufzen lässt, ehe ich mich in diese kleine Berührung lehne. „Ich habe Geburtstag.", flüstere ich und öffne die Augen, als Harry seine Hand von meiner Wange entfernt. „Du hast heute Geburtstag? Warum hast du mir nichts gesagt, aber herzlichen Glückwunsch." Er zieht mich in eine Umarmung, welche ich sofort erwidere und meinen Kopf an seine Brust kuschele.
„Oh, hey.", sagt Harry auf einmal, was mich zusammenzucken lässt, bevor ich mich von ihm löse und seinem Blick folge. Mein Dad steht im Türrahmen und schaut zu uns. „Uhm, das ist mein Dad. Und das Harry." Harrys Namen flüstere ich beinahe, da ich mit meinem Vater vor ein paar Tagen erst ein Gespräch hatte, in dem wir uns über Harry unterhalten haben und mir klar geworden ist, dass ich Gefühle für ihn habe. Aber ich komme damit klar, dass er diese wohl nie erwidert wird.
Trotzdem schaut mein Vater mich wissend an, bevor er Harry seine Hand hinhält und sich als Mark vorstellt. „Wenn ich das alles hier gewusst hätte, wäre ich wann anders vorbeigekommen. Nach den Feiertagen." Harry wird rot, was mich ziemlich wundert. Er ist noch nie rot geworden.
„Louis wollte gerade in sein Zimmer, lasst die Tür auf.", kommt es von Dad und jetzt werde ich rot. „Dad", murmele ich mit Nachdruck und schüttele mit dem Kopf. „Wir bleiben anständig.", lächelt Harry charmant und deutet auf die Treppen. „Ich habe euch im Blick." Ich ignoriere Dad und will gerade zur Treppe gehen, als Mum auch noch in den Flur kommt und Harry mit einem nicken begrüßt. „Mitternacht ist er wieder Zuhause.", sagt sie und schaut mich prüfend an. „Wir wollten eigentlich in mein Zimmer, Mum.", nuschele ich und schaue zu Harry, der gerade seine Schuhe von den Füßen streift und dann wieder lächelnd zu mir schaut.
„Na dann. Seid nicht zu laut. Die Mädchen müssen nicht alles mitbekommen." Augenverdrehend nicke ich und gehe dann ohne noch etwas zu sagen zu den Treppen und dann hoch zu meinem Zimmer. Harry spüre ich dicht hinter mir.
„Tür auflassen.", grinst Harry, als ich diese schließen will. „Ganz sicher nicht. Meine Familie lauscht zu gerne." Das nimmt er als Argument und setzt sich auf mein Bett. Zum Glück ist mein Zimmer aufgeräumt, weswegen ich mich etwas entspanne. Trotzdem nicht ganz.
„Komm her." Er klopft neben sich auf mein Bett und lehnt sich an das Kopfteil. „Ich ziehe nur kurz eine Jogginghose an." Ohne auf Harrys Antwort zu warten, streife ich mir die schwarze Jeans über die Beine und tausche diese schließlich gegen eine etwas zu große, graue Jogginghose.
Erstaunlicherweise hält Harry den Blick gesenkt und lächelt schwach, als ich mich neben ihn auf die Matratze setze. „Alles okay?", frage ich vorsichtig nach und drehe mich so, dass ich ihn besser sehen kann. Er nickt und lehnt sich zu mir vor, um mich küssen zu können. Viel sanfter, als er es je zuvor gemacht hat. Doch auch dieser Kuss muss irgendwann enden und dieses Mal viel zu schnell. Er lehnt seine Stirn gegen meine und legt seine Hände auf meine Wangen.
Als ich kurz die Augen öffne, sehe ich, dass er seine geschlossen hat und sich auf die Lippe beißt. „Du kannst mit mir reden, Harry.", flüstere ich und will meine Hand ebenfalls auf seine Wange legen, lasse dies doch, da seine Reaktion das letzte Mal bei dieser Geste eher ins negative ging. „Ich kann das nicht mehr, Louis.", sagt er plötzlich und löst sich von mir. Geschockt schaue ich in sein wunderschönes Gesicht und lese nichts als Angst und Verzweiflung und diesem ab.
„Aber warum? Gestern war doch noch alles gut. Und eben auch. Harry, du kannst jetzt nicht einfach gehen.", flehe ich und lege meine Hände an seine Schultern, um ihn bei mir zu halten. „Ich will, dass du glücklich wirst, Louis. Und das kannst du mit mir nicht. Es tut mir leid." Eine Träne löst sich aus seinem Augenwinkel, die ich schnell wegstreiche. „Nicht weinen.", hauche ich und nehme seine Hände in meine, ehe ich diese miteinander verschränke. Auch wenn ich mit kleinen Abweisungen klar komme, wird meine Welt zerbrechen, wenn Harry mich jetzt einfach so fallen lässt. „Ich bin glücklich, mit dir. Ich will dich und niemand anderen." Jetzt laufen auch Tränen über meine Wangen, die ich so gut wie möglich zu ignorieren versuche.
„Aber genau darum geht es doch, Louis. Du willst mich. Ich habe dich kaputt gemacht, dir gezeigt, wie man jemanden fickt, aber nie, wie man jemandem zeigt, zu lieben. Das hätte ich machen sollen. Dich von Anfang an zu lieben." Harry verfestigt seinen Griff um meine Hände und mustert mein Gesicht.
„Du hast mich nicht kaputt gemacht, Harry. Ich kann lieben.", schluchze ich und rutsche näher zu ihm. „Aber nicht mich, du kannst mich niemals lieben, Louis. Und das ist allein meine Schuld." Verwirrt schüttele ich den Kopf und kann nicht schnell genug reagieren, als Harry seine Hände aus meinen entzieht und von meinem Bett aufsteht.
Schneller, als ich denken kann, ist er aus meinem Zimmer verschwunden und läuft die Treppen runter. Sofort stehe ich auf und laufe ihm hinterher. Als ich auf der ersten Etage bin, zieht er gerade seine Schuhe an und will die Tür öffnen, doch ich halte ihn auf.
Mein Mund ist schneller, als mein Gehirn, weswegen ich genau so stark zusammenzucke, wie Harry, als ich meine nächsten Worte so laut ausrufe, dass nicht nur er es mitbekommen muss.
„Ich liebe dich, Harry. So richtig, bitte geh nicht." Geschockt dreht er sich um und schaut mich mit leicht geöffnetem Mund an. „Geh nicht.", flüstere ich immer wieder, während ich die letzen Stufen runter gehe und vor ihm stehen bleibe. Harry scheint wie angewurzelt dort zu stehen, weswegen ich langsam auf ihn zugehe und meine Hand auf seine Wange lege. Scheiß auf Abweisung. Entweder Harry erwidert meine Gefühle in irgendeiner Art, oder das alles ist aus zwischen uns.
„Geh bitte nicht.", flüstere ich und beiße mir auf die Lippen, während ich ihm die Tränen von den Wangen streiche. „Was?", haucht er und scheint viel zu geschockt, um irgendwas zu verstehen. „Ich liebe dich.", murmele ich und fahre mit meinen Händen in seinen Nacken.
Wie, als hätte man einen Schalter in ihm umgelegt, zieht er mich plötzlich an sich und presst seine Lippen auf meine. Erschrocken erwidere ich und seufze, als er seine Hände auf mein Steißbein legt und den Kuss vertiefen will.
Doch leider haben wir beide nicht mit meiner Familie und vor allem nicht mit Daisy gerechnet, die uns auseinander schieben will, jedoch ein bisschen zu wenig Kraft hat.
Peinlich berührt lösen wir uns von einander und ich streiche mir durch die Haare, bevor ich mich langsam zu meiner Familie drehe.
„Wenn du meinem Sohn das Herz brichst, breche ich dir deins.", kommt es trocken von meiner Mum, die mich danach warm anlächelt. „Hör auf Louis' Mum. Sie lügt nie." Dad legt eine Hand um ihre Hüfte, worauf sie ein Stück auf Seite geht und ihn entschuldigend anschaut. Anscheinend ist das zwischen den beiden wirklich vorbei. Zum mindestens von meiner Mutter aus.
Als ich Harrys Arm um meine Hüfte spüre, schaue ich mit knallroten Wangen zu ihm hoch und lächele ihn breit an. Er dreht seinen Kopf ebenfalls in meine Richtung und beißt sich lächelnd auf die Lippe. „Bleibst du hier?", flüstere ich und schaue ihn flehend an. Harry nickt sofort und streicht mir über die Wange.
Als ich das nächste Mal den Blick von Harry abwende, stelle ich fest, dass meine Familie nicht mehr im Flur versammelt steht und wir somit alleine sind. Er streift sich wieder seine Schuhe aus und folgt mir zurück in mein Zimmer.
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