
Time to chill
Natasha Romanoff war eine introvertierte Person. Sie war eine stille Beobachterin, die die Gesten und Aktionen von Menschen auf Anhieb verstehen konnte.
Wegen dieser Fähigkeit hatte sie sich dazu entschlossen, Psychologie zu studieren. Sie wollte in der Zukunft eine eigene Praxis eröffnen und Fremden mit ihrer Gabe helfen.
Hätte sie jedoch geahnt, dass ein Vollzeitstudium so anstrengend werden würde, hätte sie sich lieber einen Ausbildungsberuf ausgesucht. Vielleicht als Dolmetscherin. Natasha hatte russische Wurzeln und hatte ihre Muttersprache beim Aufwachsen ebenfalls gelernt.
Erschöpft verließ sie ihren Hörsaal und rieb sich über die Nasenwurzel. Es war später Nachmittag und sie hatte bereits drei Vorlesungen hinter sich gebracht.
Nach einem kurzen Einkauf in einem naheliegenden Supermarkt machte sie sich auf den Weg zum Jungen-internat.
Anfangs war es ungewöhnlich gewesen, dass ein Mädchen fast jeden Tag einem Jungen dort einen Besuch abstattete. Mittlerweile verwirrte ihr Auftreten nun noch ein paar Erst semester. Die restlichen Bewohner des Wohnheims hatten sich an sie gewöhnt.
Den Weg zu Clint's Zimmer fanden ihre Füße bereits von allein.
Seine "Wohnung" bestand aus zwei Räumen. Hier gab es ein Badezimmer und ein Wohnzimmer mit ausziehbarer Couch. Es war nicht viel, aber hier ließ es sich trotzdem gut leben.
Nachdenklich öffnete sie eine Brandschutztür und lief den Flur in Richtung seines Zimmers entlang.
Ob er sich über ihren Vorschlag am Morgen Gedanken gemacht hatte?
Ihn in einer Beziehung zu sehen, wäre sicherlich sehr amüsant.
Clint war noch Jungfrau. Er hatte noch nie im Leben eine Freundin gehabt und auch noch nie jemanden geküsst. In der Nähe von Fremden, zum Beispiel auf Parties, hielt er sich meistens an Natasha. Dieser fast schon schüchterne Charakterzug des Blonden ließ ihn in Natashas Augen sehr süß wirken.
Sie war darüber hinaus die einzige Person, die über seine Unerfahrenheit Bescheid wusste und solange er es niemand anderem erzählen würde, würde dies auch so bleiben. Sie hatte ihm nämlich ihr Wort gegeben, niemandem etwas davon zu erzählen und wollte dieses Versprechen auch einhalten.
Als Natasha dann endlich an Clints Zimmer angelangte, klopfte sie leise an. Binnen Sekunden öffnete er die Tür und zog sie zu sich hinein.
Dann stolperte er in Richtung Couch und schaute, sobald der Fernseher wieder in seinem Sichtfeld auftauchte, gebannt auf den Bildschirm.
"Es ist gerade spannend. Das ist ein Kopf an Kopf Match.", erklärte er begeistert und ließ sich in die Kissen auf dem Sofa fallen.
Die Russin zog sich die Schuhe aus und schmunzelte. Den Geräuschen zufolge sah er sich gerade einen Bogenschieß-Wettbewerb an.
Ihr bester Freund war sehr vernarrt in diese Sportart. Er verpasste keine einzige Meisterschaft und hatte sich selbst auch für zwei Tage in der Woche beim Bogenschieß- Kurs der Universität eingetragen, um seinen Idolen nachzueifern.
"Ich habe uns Essen mitgebracht.", meinte sie und hielt die blaue Einkaufstüte nach oben.
Er schnupperte und strahlte sie dann an. "Chinafood!!! Nat, du bist ein Schatz!" Mit diesen Worten sprang er noch einmal auf und umarmte sie stürmisch. Als er sich wieder löste um in seinem 'Nest' aus Decken Platz zu nehmen, lächelte sie und packte die Essensbehälter auf den Tisch vor der Couch.
Die Russin legte jeweils ein Paar Stäbchen daneben. Dann setzte sie sich zu ihm auf die Couch und lehnte sich an seiner Schulter an. Er legte seinen Arm um sie und strich ihr sanft durch die roten Locken.
"Wie war dein Tag?", fragte er leise nach, ohne seinen Blick vom Fernseher zu lösen.
"Sehr anstrengend." "Mh."
"Ich lerne aber immer wieder neue interessante Fakten über verschiedene Verhaltensweisen.- Wusstest du, dass manche Menschen in Situationen, in welchen sie Stress empfinden häufiger gähnen?" "Wieso das denn?" "Wenn man Stress empfindet wird die Kehle trocken und das erneute Gähnen regt den Speichelfluss an." Als sie sein Schmunzeln bemerkte schüttelte sie amüsiert den Kopf.
"Manchmal frage ich mich, ob es nicht einen besseren Weg für mich gegeben hätte, als das Studium."
Sie lehnte sich vor, um den ersten Klumpen Reis in ihren Mund zu schieben.
Ruckartig löste er seinen Blick vom Flachbildschirm und schaute sie verblüfft an. "Das sehe ich aber ganz anders, Tasha."
Sie spürte seinen Blick auf sich, ignorierte diesen aber gekonnt und zuckte mit den Schultern.
"Es macht mir ja auch wirklich Spaß, mehr über Psychologie zu erfahren, daran liegt es nicht... Das viele Lernen für die Zwischenprüfungen ist sehr stressig und ich habe somit kaum Zeit für mich selbst.", jammerte sie. Im Anschluss fuhr sie sich durch die Haare und seufzte frustriert auf.
Clint sah sie kurz Gedanken verloren an und schien nachzudenken. Dann verlagerte er seine Sitzposition zur Seite und legte die Arme um ihre Taille, um sie wieder an sich heran zu ziehen.
"Wir sollten am Wochenende etwas unternehmen. Einmal den Kopf frei bekommen und nicht an Lernen oder Schulstress denken. Was sagst du dazu?"
Die Rothaarige zögerte noch kurz, ehe sie seinem Angebot letzten Endes zustimmte.
What do you think so far? ❤️
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