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Als Harry den Salon betrat, steckten Harriette, Mary, Morgan und Henry an einer kleinen Sitzecke die Köpfe zusammen, während ihm der chemische Geruch von Nagellack in die Nase stieg. Wie es schien, löste Harriette ihr Versprechen ein und zeigte den anderen, wie man sich die Nägel machte.
Gabrielle saß mit einem Buch auf dem dunkelroten Sofa, welches den Raum dominierte. Entweder bemerkte sie die Blicke, die Colin und Terry ihr von ihrem Koboldsteinspiel aus zuwarfen nicht, oder sie ignorierte sie.
Da die Jugendlichen gerade friedlich mit sich selbst beschäftigt schienen, beschloss er, sie erstmal in Ruhe zu lassen. Auch wenn er zumindest die Nägel der vier Schüler später auf jeden Fall sehen wollte. Statt sie also anzusprechen, schloss er nur leise die Türe hinter sich und gesellte sich dann zu Gabrielle.
„Vielen Dank, dass du hier übernimmst. Ich weiß, dass es so nicht besprochen war" bedankte er sich leise bei der zierlichen Frau, welche das Buch bereits weggelegt hatte, als sie ihn erkannt hatte.
„Kein Problem, hier schnappe ich auch viel Englisch auf. Und so viel passiert ohnehin nicht, dass Mungos hat zumindest noch nicht geschrieben" erklärte die Frau woraufhin Harry nickte. „Außerdem kann ich mir vorstellen, dass du gerade genug mit Draco zu regeln hast" fügte sie dann mit einem breiten Grinsen noch leider hinzu.
Verwirrt sah Harry zu ihr, während er die Stirn runzelte. „Was meinst du?" fragte er, wobei er sich dumm fühlte. War schon wieder irgendwas an ihm vorbeigegangen?
„Ach Harry, es ist doch vollkommen offensichtlich. Du bist ständig nur am Starren, sobald er einen Raum betritt. Dann ist alles andere vollkommen vergessen. Und dann auch noch, was auch immer ihr letzte Nacht angestellt habt..." meinte Gabrielle grinsend und drehte sich zu ihm um während sie ihm wohl ihre gesamte Aufmerksamkeit schenkte.
„Also, was genau habt ihr da miteinander?" wollte die Blondine wissen während Harry sich einen Moment überfahren fühlte, ehe er den Kopf schüttelte. „Zwischen uns läuft gar nichts. Abgesehen von der Arbeit gibt es kein Uns. Und woher weißt du was von gestern Abend?" fragte Harry, er war sich ziemlich sicher das Gabrielle deutlich früher gegangen war als Marcus gekommen war. Dem Mann schuldete er auch noch einen Anruf. Doch dafür hatte seine Energie nicht mehr ausgereicht.
„Davon! Also war doch etwas" triumphierte die junge Hexe, während sie Harry verschwörerisch ansah und sich etwas näher an ihn lehnte.
„Du stehst doch auf ihn, oder?" fragte sie woraufhin Harry einige Momente erstarrte, dann mit gesenktem Kopf nickte.
„Glaub schon" nuschelte er leise. „Aber es ist einfach zu seltsam. Ich meine... er ist Draco. Das würde sowieso niemals funktionieren" erklärte er, wobei er leise aufseufzte. Er wollte gar nicht wissen, wie die Zaubererwelt auf eine derartige Enthüllung reagieren würde.
„Ach Harry, hast du mal gesehen, wie er dich manchmal anschaut?" fragte Gabrielle leise, wollte vermutlich ebenso wenig wie er, dass die Schüler zuhören konnten.
„Vermutlich nicht, er starrt schließlich nicht so offensichtlich wie du. Aber er schaut immer wieder zu dir, vor allem wenn er etwas sagt, wie um sicherzugehen, dass du es gutheißt und fragt, wenn du weg bist, immer wieder nach wo du bist und ob jemand bei dir ist. So als hätte er ständig Angst davor, dass die etwas passiert oder du verschwindest. Er nutzt jede Gelegenheit mit dir alleine Zeit zu verbringen, wenn er die Möglichkeit dazu hat. Außerdem sorgt er sich um dich, warum glaubst du, dass es ihm wichtig ist, dass du die Politik hier verstehst?" erklärte Gabrielle, hatte ihm gar keine Möglichkeit gegeben überhaupt auf das zuvor gesagte zu reagieren.
„Woher weißt du das alles?" fragte Harry schließlich, immerhin war Gabrielle nur einige Stunden hier und in der Zeit ging eigentlich alles seinen normalen Lauf.
„Draco hat es erzählt. So mehr oder weniger... zumindest das mit dem Unterricht. Von Harriette kommt ein Teil vom Rest" erklärte Gabrielle während Harry verwirrt die Stirn runzelte. Gabrielle lachte allerdings nur leise und glockenhell auf, woraufhin Colin und Terry einen Moment verträumt zu ihr sahen, ehe sie sich glücklicherweise kommentarlos ihrem Spiel zuwandten. „Die beiden sprechen auch Französisch, die Gelegenheit musste ich nutzen" erläuterte Gabrielle dann, was die drei miteinander zu tun hatten woraufhin Harry langsam nickte.
„Achso" murmelte er, während er sich wirklich fragte, ob die drei ab und an zusammensaßen, um ihn zu diskutieren. Wobei sie das vermutlich ohne Harriette taten. Doch er freute sich, dass Draco sich mit der jungen Frau verstand. Immerhin hatte auch Draco es verdient, wieder Freundschaften zu schließen.
„Aber im Ernst, Harry. Ich glaube Draco mag dich sehr gerne und das schon recht lange. So lange, dass er damit deutlich besser umgehen kann als du. Ihr müsst es nur beide endlich auf die Reihe bekommen und miteinander reden, dann stände euch nichts mehr im Weg" erklärte Gabrielle ernst woraufhin Harry leicht den Kopf schüttelte.
„Das glaube ich nicht. Als würde er mich mögen. Selbst wenn wir alleine sind, ist er meistens nur sachlich und zurückhaltend. Er erzählt nicht von selbst, wie es ihm geht oder so. Und so oft sucht er meine Nähe auch nicht. Mal abgesehen davon, dass der Gedanke wirklich seltsam wäre... ich meine Draco und ich" erklärte er, erwartete fest, dass Gabrielle anfing zu lachen.
Diese schüttelte allerdings nur den Kopf und schnalzte ungeduldig mit der Zunge.
„Der Gedanke ist überhaupt nicht seltsam. Und Harry, wenn du Draco dann doch fragst, wie es ihm geht, hast du da das Gefühl das er nur höflich und distanziert ist? Denk da nochmal vernünftig drüber nach" meinte sie und klopfte ihm kurz auf die Schulter. „Du bist vermutlich einfach noch nicht so weit..." ergänzte sie dann nachdenklich woraufhin Harry etwas verärgert die Brauen zusammenzog.
Bevor er allerdings etwas sagen konnte, war Gabrielle schon aufgestanden und ging auf die Vierergruppe zu, von welchen noch immer der intensive Geruch von Nagellack kam.
„So, ihr Süßen, wie sieht's aus? Lasst mich mal eure Kunstwerke sehen" fragte Gabrielle lächelnd woraufhin auch Harry aufstand, er wollte das ebenfalls sehen während er froh war, an zwei Leute geraten zu sein, die diesen Job ebenso liebten wie er.
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