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☆Oskar/Moritz☆ ☆16☆

Oskar

Als ich meine Augen öffne, liegt neben mir auf dem Nachtschränkchen ein Fruchtriegel.
Ich weiß nicht warum, denn gestern habe ich Essen bekommen, gleich nachdem mich Moritz nach Hause gebracht hat.
Unter dem Fruchtriegel liegt ein Heft mit einer blauen Schleife.
Blau.
Ich mag blau.
Greife nach dem Heft, löse die Schleife.
Es ist ein Heft mit Rechenaufgaben, nur für mich.
Warum hat Steven mir das hier hingelegt und eine Schleife angebracht?

Schnell schlüpfe ich aus dem Bett und laufe in die Küche.
Papa sitzt mit Steven am Tisch und frühstückt.
Ich bleibe stehen und schaue meinen Bruder an.
Mundwinkel nach oben.
Ich glaube, er lächelt mich an und zwinkert mir zu.
Ein kurzer Moment, dann wird sein Gesichtsausdruck wieder normal.

"Setzt dich und iss etwas!"
Papa schaut mich nicht an, zieht nur den Stuhl neben sich zurück, klopft auf die Sitzfläche.
Er legt mir ein Brot auf den Teller, mit Kirschmarmelade bestrichen.
"Alles Gute zum achten Geburtstag, Oskar!"
Geburtstag.
Mama hat an meinem Geburtstag immer einen Kuchen mit mir und Steven gebacken und ein Picknick gemacht.
Einen Marmorkuchen mit vielen bunten Streuseln und Haselnussglasur.
Weil ich das mag.
Papa war nie da, war immer arbeiten.

Nach dem Frühstück wasche ich mich in der Küche, es fühlt sich fast schon normal an.
In meinem Zimmer wechsle ich meine Klamotten und gehe danach in den Garten.

Heute ist es kalt, ein Geschenk von Mama vielleicht.
An der Stelle, an dem wir immer das Picknick gemacht haben, lege ich mich in das Gras und schaue in den Himmel.
Seitdem Mama tot ist, hat es nicht mehr oft geregnet.
Der Himmel ist vielleicht glücklich, weil sie jetzt endlich bei ihm ist.

Moritz

Auf dem Weg zu Oskar fällt mir ein, dass ich mich hätte anmelden können.
Vielleicht ist der Vater mit den Kindern weggegangen.
Geburtstagsausflug.
Nach einem Blick auf die Uhr bin ich mir sicher, dass um neun Uhr morgens noch niemand einen Ausflug macht.
Etwas früh für einen Besuch, aber ich will so schnell wie möglich zu Oskar, direkt nach meiner Schicht.

Steige aus dem Auto aus, greife nach den Geschenken und laufe auf das Haus zu.
Durch einen zufälligen Seitenblick erkenne ich Oskar im Garten.
Er liegt im Gras, sieht in den Himmel.
Von dem Vater und dem Bruder ist weit und breit nichts zu sehen.
Wieder wird mein Herz schwer.

"Bist du denn ganz alleine?"
Oskar zuckt zusammen, als meine Stimme ertönt, dreht seinen Kopf zu mir und schüttelt dann den Kopf und zeigt in den Himmel.
"Deine Mama?"
Oskar nickt und setzt sich hin.
Er nimmt die Geschenke wahr, schaut zu mir und legt seinen Kopf leicht schief.

"Die sind für dich, Oskar. Geburtstagsgeschenke! Du darfst sie öffnen! Herzlichen Glückwunsch!"
Er ist unsicher, fast, als wüsste er damit nichts anzufangen.
"Du kannst sie auch erst später aufmachen. Wie du möchtest!"
Er stellt die beiden Päckchen zur Seite, legt sich wieder hin.
Ich lege mich dazu, will ihm einfach nur Gesellschaft leisten.
Manchmal braucht es gar keine Worte, einfach nur den einen Moment.

Der Kleine rückt ein Stück näher zu mir, lässt aber noch genügend Abstand.
Manchmal kommt es mir so vor, als hätte das Schicksal es so vorgesehen, dass wir uns kennenlernen.
Geplant, das ich in Oskars Leben trete und er in meins.
Dass wir sofort ein Gefühl füreinander haben und jeder dem anderen wichtig ist.
Bei Oskar kann ich es fühlen.
Fühlen, dass er die aushaltbarste Nähe sucht, so wie jetzt.
Dass er versucht, sich gegenüber mir verständlich zu machen.
Dass er mich braucht, obwohl ich fremd bin.

Neben mir kommt Bewegung ins Spiel.
Oskar setzt sich auf und nimmt eines der Päckchen in seine Hände.
Holt sich per Blickkontakt die Erlaubnis, es öffnen zu dürfen.
Zuerst schnappt er sich das größere Geschenk und löst fast schon ehrfürchtig das Papier.
Er mustert die Verpackung, auf der lauter Legosteine abgebildet sind.

Mir ist aufgefallen, dass er in seinem Zimmer keinerlei Spielzeug besitzt, nur Mathematik-Hefte.
Ich weiß nicht, ob er mit Lego etwas anfangen kann, aber das ist etwas, was er auch unter Umständen mit seinem Bruder zusammen machen könnte.
"Gefällt es dir?"
Ich bin mir etwas unsicher und kratze mir an meinem Hinterkopf, doch Oskar nickt.
"Weißt du auch, was das ist?"
Der Kleine schüttelt mit dem Kopf, was ich mir fast schon gedacht habe.
Ich muss leicht lachen, da ihm wohl jedes Geschenk gefallen hätte, das ich ihm vor die Nase legen würde, egal ob er damit etwas anfangen kann oder nicht.

Bevor der Kleine den Karton öffnet, zieht er seinen Pullover aus.
"Ist dir warm?"
Trotz frischer Brise, scheint in ihm die Hitze zu wüten, denn er nickt eifrig vor sich hin.
Da er mir sonst einen normalen Eindruck macht, kommt in mir der Gedanke auf, dass er das Gefühl der Freude durch Wärme wahrnehmen könnte.

Drei Legoautos und ein Legohaus später, greift er nach dem anderen Geschenk.
Hinter dem Geschenkpapier, in dem Karton, verbirgt sich eine Lavalampe.
Oskar betrachtet die raketenartige Lampe skeptisch und schüttelt sie ein paar Mal.
"Nicht schütteln! Soll ich dir zeigen, was das ist?"
Der Junge wendet seinen Blick nicht von der Lampe ab, nickt mir trotzdem zu und steht auf.
"Damit wir uns das anschauen können, müssen wir allerdings in dein Zimmer. Ist das in Ordnung?"
Ohne ein Wort zu erwidern oder eine Gestik zu tätigen, läuft Oskar auf das Haus zu.
Ich sammle das Lego zusammen und folge ihm ein paar Sekunden später.

Da auf dem Nachttisch nichts anderes steht, haben wir genug Platz, um sein Geschenk aufzubauen.
Nachdem der Strom durch die Kabel fließt, müssen wir warten, bis sich die Flüssigkeit in Bewegung setzt.

So lange wie Oskar die Lampe niederstarrt, schaue ich mich nochmals gründlicher in seinem Zimmer um.
In dem kleinen schmalen Bett findet man kein Kuscheltier oder Ähnliches.
Ob er dafür schon zu alt ist?
Auch die Wände beherbergen keinerlei Poster oder Bilder.
Alleine eine graue Farbe beherrscht die mit Tapete versehene Steinmauer.
Kein Teppich, nur nackter Laminat.
Selbst der Bettbezug ist überhaupt nicht kindgerecht.

Ein Tätscheln an meiner Schulter erweckt meine Aufmerksamkeit.
Ich folge Oskars Finger und sehe, dass die gelbe Flüssigkeit sich endlich in Bewegung setzt.
Da es zu hell ist und somit die Lavalampe nicht ihre volle Wirkung entfalten kann, erhebe ich mich und sorge für Dunkelheit, indem ich den Rollladen herunter lasse.

"Gefällt es dir?"
Der Junge starrt gebannt auf die sich neu bildenden Blasen und nickt kaum merklich vor sich hin.

Im Internet bin ich auf ein Forum gestoßen, in dem eine Mutter berichtet hat, dass ihrem Asperger-Kind solch eine Lavalampe beim Entspannen hilft.
Da ich mir vorstellen kann, dass Oskar aufgrund des abstoßenden Verhalten seines Vaters innerlich einen, vielleicht auch unbewussten, Kampf führt, hoffe ich, dass ihm dieses Geschenk auch etwas innere Ruhe verschaffen kann.

"Feiert ihr denn heute noch?"
Der Kleine schüttelt sofort mit dem Kopf und legt sich seitlich mit seinem Oberkörper auf die Matratze nieder.
Ich schlucke schwer und kann es fast nicht glauben, dass man einen Geburtstag, wohlgemerkt den eines Kindes, nicht feiert.
"Hast du schon Geschenke bekommen?"
Oskar zeigt nickend auf die Lavalampe, das Lego und auf ein dünnes Heftchen, das ein paar Matheaufgaben beherbergt.
Ich schließe für einen Moment die Augen, da mich große Wut überkommt.
Wie kann einem der eigene Sohn so wenig Wert sein?

Plötzlich wird die Türe aufgerissen und der Vater kommt herein gelaufen.
Er knipst das Deckenlicht an, nimmt kurz abfällig eine Notiz von der Lavalampe und sieht mich dann emotionslos an.
"Hier sind Sie.... Sind Sie länger anwesend?"
"Hatte nicht vor, gleich wieder zu verschwinden!"
"Sehr gut. Ich muss nämlich noch weg und wenn sie schon hier sind, können sie auf Oskar aufpassen. Dann muss ich ihn nicht mitnehmen!"
Ich schaue zu Oskar, da ich davon ausgehe, dass er enttäuscht ist, dass sein Vater gerade heute Termine zu haben scheint.
Doch der Junge verzieht nicht ansatzweise sein Gesicht, beobachtet ausschließlich die aufsteigenden gelben Blasen in der Lampe.
"Na, was ist? Ich muss los!"
"Kann ich machen, ja!"
Ohne ein Wort des Abschiedes an seinen Sohn verlässt der Vater das Zimmer.
Seinem anderen Sohn ruft er zu, dass er endlich kommen soll, da sie los müssen.

"Warst du schonmal in einem Schwimmbad?", frage ich Oskar, da mir in den Sinn gekommen ist, dass es die nächsten Tage ziemlich heiß werden soll.
Kopfschütteln.
Langsam frage ich mich, ob das Kind jahrelang in sein Zimmer gesperrt wurde.
"Weißt du was? Morgen soll es schönes Wetter geben und wenn dein Papa es erlaubt, dann möchte ich mit dir zum Schwimmen gehen."
Oskar macht große Augen, versteht nicht ganz, was ich ihm hier erzähle.
"Sollen wir Alex mitnehmen, wenn er Zeit hat?"
Oskar nickt.
Ich denke, dass ihm das kalte Wasser gefallen wird und er sich dort etwas entspannen kann.

"Hast du einen Geburtstagskuchen bekommen?"
Obwohl ich mir die Antwort schon denken kann, hoffe ich, dass der Vater wenigstens dieses Minimum erfüllt und seinem Sohn einen Kuchen gebacken hat.
Zuerst reagiert Oskar gar nicht auf meine Worte, sondern starrt nur auf die Zimmertüre.
Mir ist das schon Antwort genug und ich ärgere mich, dass ich nicht vorher daran gedacht und einen mitgebracht habe.
Der Kleine rutscht von seinem Bett, greift nach dem Saum meines Oberteils und zieht auffordernd daran herum.
"Soll ich dir folgen?"
Oskar nickt, bevor ich mich erhebe und ihm in die Küche folge.
Er geht auf einen der Schränke zu, öffnet die Türe und kramt eine Weile darin herum.
Ich schaue mich derweilen um und entdecke einige gemalte Bilder an dem freistehenden Kühlschrank.
Jedes Bild beherbergt die Initialen des Bruders, kein einziges ist von Oskar.
Man könnte meinen, dass Oskar gar nicht existiert.
Bevor ich mich noch mehr verkopfen kann, holt mich ein Scheppern aus meinen Gedanken.

"Hoppla. Was machst du denn?"
Das Geburtstagskind ist auf den Hosenboden gefallen, um ihn herum liegen einige Kuchenformen.
Der Junge hält eine der Kastenformen in die Höhe und schenkt mir einen auffordernden Blick.
"Möchtest du einen Kuchen backen?"
Der Kleine nickt, während ich ihm die Form abnehme und sie auf die Arbeitsplatte stelle.
"Da muss ich aber erst im Internet nach Rezepten schauen. Ich kenne mich nicht so gut aus!"
Oskar schüttelt heftig mit dem Kopf und zeigt mit dem Finger auf sich.
"Du willst mir zeigen, wie das geht?"
Wieder ein Nicken.
"Gut. Dann mal los!"
Nachdem ich meine Ärmel nach oben geschoben habe, zücke ich allerdings doch mein Handy aus der Hosentasche, da ich etwas Musik machen möchte.
Ich wähle ein Kinderlied aus und lege das Smartphone zur Seite.
Oskar läuft darauf zu und nimmt das Gerät genauer unter die Lupe.
"Ist das Lied in Ordnung?"
Ein Daumen nach oben signalisiert mir, dass meine Auswahl genehmigt ist.

Der kleine Kerl fasziniert mich.
Er weiß genau, was er zu tun hat und bezieht mich in die Arbeitsschritte mit ein.
Ich denke, dass die Mutter sich vielleicht doch etwas mehr bemüht hat, als der Vater und ihr Oskar doch nicht so egal war, wie es den Anschein macht.

Nachdem der Kuchen fertig ist, zeigt Oskar ein paar Mal mit dem Finger in den Garten.
"Möchtest du nach draußen?"
Nach einem Nicken verschwindet der Junge aus dem Raum, um kurz darauf mit einer Decke in den Armen im Flur wieder zu erscheinen.
Jetzt wird mir klar, was er vor hat:
"Du möchtest ein Picknick machen, oder?"
Anstatt mir eine Antwort zu geben, marschiert Oskar nach draußen.
Ich durchforste die Küche noch schnell nach Tellern und Bechern, schnappe mir den Kuchen und begebe mich dann ebenfalls in den Garten.

Nachdem ich alles auf der ausgebreiteten Decke abgestellt habe, schnappt sich Oskar den Kuchen und hält ihn in die Höhe.
Richtung Himmel.
Zu seiner Mama.
Meine Augen werden feucht.
Wenn ich heute nicht gekommen wäre, hätte der Kleine seinen Geburtstag wohl nur in seinem Zimmer verbracht.
Dabei ist es doch so einfach, ihm Freude zu bereiten.
Zumindest denke ich, dass er sich freut.

Es beginnt zu tröpfeln.
Mein erster Gedanke ist es, alles zusammen zu räumen.
Doch Oskar schließt die Augen und sieht zufrieden aus.
Ich halte inne und beobachte ihn, als er wieder in den Himmel sieht und sich eine Hand auf die Herzregion legt.
Ob er es als Zeichen seiner Mama wertet?
Es beginnt stärker zu regnen.
Oskar bricht den Kuchen auseinander, da ich kein Messer mitgebracht habe, und legt auf jeden Teller ein Stück davon.
Ihn stört das Wasser des Himmels nicht.
Er wirkt eher glücklich.
Wenn er es ist, dann bin ich es auch.

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