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☆Moritz☆ ☆5☆

Fasziniert sehe ich Oskar zu, wie er nach dem Stift greift und eine Aufgabe nach der anderen löst.
Ohne zu zögern.
Fast schon ohne zu überlegen.

"Wollen wir uns vielleicht alle dort drüben setzen?" Der Psychologe deutet mit seiner Hand zu einer Sitzgruppe, auf die Alex und Frau Karrenführ sofort zusteuern.
Nur schwer kann ich mich von Oskar's Anblick lösen.
Er ist so konzentriert.
So sicher in seinem Tun.
Nach einer weiteren Aufforderung des Arztes, geselle ich mich zu den restlichen Personen.

"Herr Doktor Hetkamp, Sie haben mich um einen dringenden, kurzfristigen Termin gebeten. Nun sind wir alle hier. Erzählen Sie mir, was genau Ihr Anliegen ist?"
"Ja, genau. Mich freut der Zufall, dass sie Oskar kennen, das erleichtert natürlich alles. Wir haben folgendes Anliegen: Oskars Mutter ist heute Nacht verstorben. Uns ist der etwas härtere Umgang zwischen dem Vater und Oskar aufgefallen. Außerdem zieren den Oberkörper des Jungen lauter blaue Flecken. Uns war nicht wohl dabei, den Jungen einfach so zurückzulassen. Wir..."
"Ich verstehe schon, Herr Hetkamp. Die Sache ist etwas kompliziert. Zur Erklärung: Oskar hat das Asperger-Syndrom. Er zeigt selten Emotionen, kann die Emotionen anderer nicht immer erkennen. Dazu kommt, daß ich den Eindruck habe, das die Eltern dem Kind zu wenig Liebe zukommen haben lassen. Von Anfang an. Ein weiterer Punkt ist die Berührungsempfindlichkeit. Für ihn ist jede Berührung schmerzhaft. Nicht zu ertragen. Aufgrund Dessen kommt es nicht selten zu Wutausbrüchen, da , zumindest sein Vater, das nie wirklich akzeptieren konnte!"
Ich atme tief ein, mein Herz wird schwer.

"Gehört es zu dieser Krankheit, das er nicht spricht?", will Frau Karrenführ wissen.
"Nein. Oskar hat sehr früh gesprochen. Sehr viel sogar. Doch irgendwann hat er einfach damit aufgehört. Vor etwa drei Jahren." Mitleidig schaut er zu dem Jungen, der gerade seinen Stift aus der Hand legt.
Da ich davon ausgehe, dass er Hilfe braucht, stehe ich auf und laufe zu ihm.

Schaue mir die Blätter an.
Das Erste ist in feinsäuberlicher Schrift ausgefüllt.
Das Zweite ebenso, genauso wie das Dritte und Vierte.
Irritiert schaue ich Oskar ins Gesicht, danach dem Psychologen.
Dieser fängt an zu lachen:
"Mathematik ist sein Spezialgebiet. Er ist fast schon besessen davon. Wenn man ihm denn auch die Möglichkeit gibt. Außerdem schreibt er hervorragend!"
Wieder wende ich mich Oskar zu:
"Das hast du sehr gut gemacht!"
Ein breites Lächeln legt sich auf meinem Gesicht ab.
Es ist seltsam, wenn kein Lächeln erwidert wird, obwohl ich weiß, dass er es nicht mit Absicht macht.

"Oskar, in der rechten Schublade in meinem Schreibtisch liegen noch weitere Aufgaben. Die darfst du dir gerne holen!" Dr. Wetzel deutet mit seinem Finger auf das besagte Möbelstück.
Der Junge ist schneller als ich gucken kann, an dem Schreibtisch angelangt und kramt einen Stapel Arbeitsblätter hervor.
Anschließend setzt er sich wieder an seinen Platz und beginnt, wie im Akkord, Zahlen hinter den Aufgaben zu notieren.

Ich selbst kehre auf meinen Platz zurück.
"Was ist mit der Mutter geschehen?"
"Suizid!", bringt Alex trocken hervor.
Leider fast schon Routine in unserem Job und doch trifft es mich in diesem Fall nur allzu hart.
"Mhm. Depressionen. Jahrelang. War in Behandlung deswegen. Sie war schon lange nicht mehr hier mit dem Jungen", redet er fast schon mit sich selbst.
"Was haben Sie für einen Eindruck von dem Vater?" Da die Mutter nicht mehr da ist und nur noch er übrig bleibt, möchte ich mich gerne diesem Thema widmen.
"Er kann Oskars Krankheit nicht akzeptieren. Ist wütend, weil er nicht mehr spricht. Sich zu nichts mehr äußert!"
"Das stimmt aber nicht so ganz!", werfe ich ein.
"Wie meinen Sie das?" Jetzt habe ich die volle Aufmerksamkeit des Arztes.
"Er nickt und schüttelt mit dem Kopf. Ich habe auch den Eindruck, dass er Kälte braucht, wenn er überfordert ist!"
"Das haben sie in den wenigen Stunden herausgefunden?"
"Ja. Liege ich richtig?"
"In der Tat. Gute Beobachtungsgabe. Erzählen Sie mir doch noch etwas von Ihren Beobachtungen!"
Jetzt werde ich unsicher.
Belächelt er mich oder ist es wirkliche Interesse.

"Ich bin nur neugierig. Konnte die Entwicklung nicht mehr verfolgen!"
Ich atme schwer auf.
Hatte glatt vergessen, dass hier ein Psychologe vor mir sitzt.
"Er sieht einen intensiv an, als ob er versucht, den Gesichtsausdruck seines Gegenüber zu erkennen. Möchte nicht angefasst werden. Sucht die Kälte. Er hat nicht geweint, obwohl seine Mutter gestorben ist. Hört exakt auf das Wort seines Vaters. Wirkt manchmal erschöpft. Mehr kann ich nicht sagen, dafür war die Zeit zu kurz."
Zucke mit den Schultern.
"Das ist mehr, als sein Vater sieht! Verstehen Sie mich nicht falsch, aber es ist nunmal Fakt, dass der Vater Oskar nicht akzeptiert. Ihn nicht fördert, obwohl so viel Potenzial da ist. Wissen Sie, Emotionen, Gesichtsausdrücke müssen immer wieder wiederholt und geübt werden. Er vergisst sonst, wie man aussieht, wenn man lacht oder weint. Das verwirrt ihn, macht ihn wütend. Dadurch, dass er nicht mehr spricht, macht er es uns leider auch etwas schwerer als es sowieso schon ist".
Fahre mir durchs Gesicht, kann die Worte nur schwer ertragen.
Ein Kind, sein eigenes in diesem Fall, so abzustoßen, kann ich nicht begreifen.

"Darf ich Ihnen eine Frage stellen?"
"Sicher doch!"
"Warum sind Sie heute dabei? Das soll keinesfalls eine abwertende Frage darstellen, dient nur dem reinen Interesse. Der Arzt und das Jugendamt erklären sich von selbst. Die Polizei wirkt in gegebenen Anlässen erst später mit!"
"Oskar wollte es so!"
Verwirrung im Gesicht des Verhaltensforschers.
"Ich hatte das Gefühl, dass er ... Ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll... Es klingt absurd!"
"Nein, bitte, in diesem Fall ist nichts absurd. Es ist alles anders. Sagen Sie einfach frei heraus, welche Eindrücke sie hatten!"
Ich atme tief durch, komme mir selbst vor wie ein Patient.
"Ich hatte das Gefühl, dass er mir irgendwie vertraut. Auf meine Frage hin, ob ich ihn begleiten soll, hat er genickt. Darum bin ich hier!"
"Interessant. Oskar hat sich noch nie bemüht, sich mit anderen anzufreunden. Ich schätze, er sieht, dass er von Ihnen gesehen wird. Verstehen Sie, was ich meine?"
"Natürlich. Was können wir denn tun, um ihm zu helfen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Vater mit der jetzt zusätzlich belastenden Trauer mehr auf sein Kind eingehen wird!"
"Vielleicht kann Frau Karrenführ den Vater durch Gespräche dazu bewegen, wieder regelmäßig mit Oskar zur Therapie zu kommen", schlägt Herr Wetzel vor.
Ich lache ungläubig auf, worauf der Psychologe aufmerksam wird und mich eine Zeit lang mustert.

Sein Wunschdenken in allen Ehren, aber wir wissen alle wie die Realität aussehen wird.
"Ich werde auf alle Fälle das Gespräch mit ihm suchen. Vielleicht helfen auch unangekündigte Besuche!" Frau Karrenführ scheint optimistisch.
Als ich zu Alex schaue, der seit geraumer Zeit verdächtig ruhig ist, sehe ich nur sein altbekanntes Pokerface.
Das sagt mir wiederum, dass ihm dieser Vorgang ebenfalls widerstrebt.
"Der Junge wurde erst heute morgen von seinem Vater misshandelt", platzt es aus mir heraus, "der Bruder hat es erzählt. Oskars Körper weist Spuren auf, die die Richtigkeit dieser Aussage untermauern!"
Ich lasse es nicht zu, dass diesem Kind weiteres Leid zugefügt und seinem Schicksal überlassen wird.
Er kommt nicht alleine zurecht und wird in keiner Weise von seinem Vater unterstützt.
"Oskar? Kommst du mal bitte zu uns?" Herr Wetzel scheint sich selbst davon überzeugen zu wollen.

Kaum ausgesprochen, steht der Junge wie ein strammer Soldat neben uns.
Nicht wie ein Kind.
Wie ein Soldat.
Ein Gehorsamer.
"Kannst du bitte deinen Pullover ausziehen?"
Oskar kommt der Aufforderung nach.
Bis zu den Ohren kommt er, dann stoppt er, zerrt wild an dem Stoff herum.
"Ich kann dir helfen, wenn du möchtest!", biete ich an.
Ein Murren ertönt.
Er gibt auf.
Läuft auf mich zu, bis er an meinen Knie anstößt, dann ein Schritt zurück.
"Erschrick nicht, ich ziehe den Pullover nach oben!"
Obwohl die Arme nach oben gestreckt sind und der Pullover das Gesicht verdeckt, kann man das Nicken deutlich erkennen.

Ohne große Schwierigkeiten ist das Kleidungsstück entfernt.
Auf Oskars Rücken zeichnen sich die ersten neuen blau/roten Flecken und Striemen ab.
Der Psychologe nimmt das nickend zur Kenntnis.
Ebenso die Frau vom Jugendamt.
"Auch hier am Kiefer. Der Vater wollte, dass er spricht!" Mein Finger schwebt über den Kiefer, ohne jegliche Berührung.
Oskar wendet sich ab, legt sich auf den Boden.
Streckt die Arme weit von sich, damit so viel Haut wie möglich den kalten Linoleumboden berührt.
Er ist überfordert.
Ob er versteht, warum wir hier sind?

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