three
Och ernsthaft?
Ich werde verrückt. Da unsere Mathelehrerin sich spontan überlegt hatte, krank zu werden, schieben wir die Kunststunden von morgen auf die nächsten zwei Stunden. Ich hasste Kunst. Naja, das kam auf die Art der Kunst an. So was wie zeichnen und Musik sind zum Beispiel schöne Arten von Kunst und der Kunstunterricht ist einfach zu sozial und gezwungen. Für mich ist Kunst etwas freiwilliges, etwas bei dem man machen kann was man will und nicht was, was du vom Lehrer vorgeschrieben bekommst.
Ich atmete aus. Ich werde es schon überleben. Muss ich ja.
Die Kunsträume befanden sich in einem neben unserer Schule liegendem Gebäude, weshalb ich sowieso erst mal dahin laufen musste. Mit mir liefen auch ein paar andere aus meiner Klasse und unterhielten sich.
Im Kunstgebäude angekommen, lief ich die Treppen hoch bis zu unserem Raum. Dort ließ ich mich seufzend auf meinen Platz fallen und beobachtete, wie sich der Kunstraum langsam füllte. Es wurde wieder laut. Ich saß etwas weiter vorne, aber außen.
,,Hallo Klasse!", trällerte meine Lehrerin, als sie ihre Sachen auf den Tisch gelegt hatte und schaute durch den Raum. Sie war mir immer zu glücklich. Ja, sie war nett, aber einfach etwas nervig. Man gewöhnt sich dran.
,,Da diese Stunde sehr spontan ist, werden wir uns heute ein kleines, einzelnes Thema anschauen.", sagte sie, während sie ein paar Sachen aus ihrer Tasche zupfte.
Mein Laune war sowieso schon im Keller, aber gerade hatte sie den Erdkern erreicht und drohte in Flamen aufzugehen. Neues Thema=ganze Zeit labern=ich werde dran genommen. Nicht nur ich, sondern auch die restliche Klasse schien nicht ganz erfreut zu sein. Angestrengt lehnte ich mich zurück.
,,Also... das kommt euch sicher bekannt vor", sprach sie, als sie ein kleineres Plakat, auf dem der Farbkreis in seiner vollen Pracht abgebildet war, raus. Natürlich kommt mir das bekannt vor, immerhin hat man das in der 1. Klasse. Es gibt drei Hauptfarben, aus denen sich weitere Farben mischen lassen können. Das ist nichts neues.
,,Ja, das ist ein Farbkreis", kam es aus einer Ecke und die Klasse kicherte auf die Bemerkung nur.
,,Ja, genau", lachte sie und heftete ihn vorne an die Tafel.
,,Habt ihr euch die Farben schon mal angeschaut und euch überlegt, für was für Gefühle sie stehen könnten?", stellte sie die Frage und überflog den Raum.
Keiner meldete sich wirklich.
,,Mhh... Felix", rief sie den jungen Australier dann auf und zeigte auf eine Farbe. Schwarz. Was zur Hölle suchte Schwarz da überhaupt? Schwarz war jetzt nicht im Farbkreis, aber stand daneben.
Felix schaute sofort auf und betrachtete die Farbe kurz.
,,Naja, Schwarz ist für mich dunkel und mysteriös. Irgendwie wirkt sie anders und allein, als würde sie nicht dazu gehören. So als würde sie sich in ihrer eigenen Farbe verstecken wollen. Sie ist einzigartig, aber trotzdem schlicht.", sprudelte es aus ihm.
Woah, das hatte ich jetzt nicht erwartet. Wie viel er darüber reden konnte, war erstaunlich.
Aber auf einmal fiel sein Blick auf mich. Nicht einfach so, sondern länger und intensiver. Er saß auf der anderen Seite des Klassenraums, aber seine Augen trafen genau meine. Ich erstarrte.
,,Ich finde schwarz sehr interessant und wünschte mehr über sie zu erfahren", beendete er seinen Satz.
Ich verstand gar nichts mehr. Er sah mich so durchdringend an, während er darüber sprach. Als würde er mit mir reden. Mein Mund öffnete sich einen Spalt.
,,Das war super Felix. Ich bin erstaunt, wie viel du aus dieser Farbe erkennen kannst", lobte ihn unsere Lehrerin. Ab dem Moment lösten sich seine Augen von mir und er nickte.
,,Mhh Changbin", sagte sie nun meinen Namen in den Raum. Ich zuckte. Urgh! Ich wusste es.
,,Ja?", gab ich kratzig zurück.
Wieder tippte sie auf eine Farbe.
,,Und an was denkst du bei Orange?"
Ich stockte. Orange? An eine Orange?
,,An etwas Glückliches?", stellte ich eher eine Frage.
,,Ja, schon richtig, aber es wird doch wohl mehr geben", sagte sie auffordernd.
Mist. Ich verbinde nicht viel mit dieser Farbe. Einfach oberflächlich rangehen.
,,Irgendwie anders und schrill. Auch ein bisschen aufdringlich und stechend. Im Gegenteil zu schwarz, ist sie offen und hell.", sagte ich erst leise und wurde langsam lauter. Doch während ich das erzählte, wendete ich meinen Blick automatisch zu Felix. Als hätte ich das Bedürfnis, ihn dabei anzusehen.
Er schaute zurück. Wieder starrten wir uns an, doch wendeten den Blick nicht ab.
,,Ich glaube sie ist sehr interessant und trägt viel Liebe und Zuneigung in sich", sagte ich fast wie in Trance.
,,Perfekt, Changbin!", lobte sie mich ebenfalls. Ich nickte darauf hin nur und schaute Felix in die Augen. Der Moment wirkte so besonders. Noch nie hatte ich Felix in diesem Licht gesehen. So wie ich die Farbe Orange beschrieben hab, hätte ich Felix auch beschrieben. Es war komisch.
,,Sangchan!", rief sie den nächsten auf und unsere Blicke lösten sich schnell und schüchtern von einander.
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