8| Geliebte Menschenlogik
Macklemore and Ryan Lewis - White Walls
,,Und wie wars?", fragte ich Liv grinsend und sie warf mir einen genervten Blick zu.
,,Die Leute sind teilweise echt komisch, aber sonst gings", beantwortete sie meine Frage und kämmte gleichzeitig ihre brünetten Haare.
,,Und was hast du in der halben Stunde ohne mich gemacht?", fragte sie lachend.
,,Ich habe mit meinem kleinen Bruder telefoniert und den Rest der elendig langen halben Stunde gewartet", entgegnete ich sarkastisch.
,,Wollen wir jetzt los oder willst du deine Haare immernoch kämmen?", fragte ich belustigt und beäugte ihre Haare, die sie seit zwei Minuten versuchte zu entknoten.
,,Wir können los", sagte sie und legte bestätigend die Haarbürste weg. ,,Ich mach mir einfach 'nen Zopf", fügte sie verzweifelt hinzu.
,,Schön das wir das geklärt hätten", lachte ich und trat auf die kleine Terasse vor unserem Bungalow. Okay, es war mehr eine Überdachung mit zwei Stühlen und einer Bank.
***
Beim Mittagessen bot sich Liv und mir ein ziemlich interessantes Bild. Chuck versuchte Shawn sein Essen wegzunehmen, weswegen dieser ihn schlug und der Teller somit auf den Waldboden fiel. Als der Teller dann auch noch zerbrach konnten wir uns nicht mehr halten und begannen die beiden schallend auszulachen.
Zuerst blickten sie uns wie zwei verwirrte Hundewelpen an, aber stimmten kurzerhand mit ein.
,,Wer war das?", kam eine wütende Gruppenleiterin auf uns zu und stemmte die Hände in die Hüften, wobei man sie eher mit einem Gorilla vergleichen könnte.
,,Ähm nur ein kleines Missgeschick. Chuck wollte die beiden Teller halten, damit Shawn sich hinsetzen kann und dabei ist der Teller irgendwie heruntergefallen", log ich und das ganze hörte sich eher unglaubwürdig und bescheuert an.
,,Tut mir leid", grinste Shawn und versuchte schuldbewusst auszusehen, was ihm misslang.
,,Shawn und Sienna ihr fegt die Scherben zusammen und werft es dann in die Container neben dem Waschhaus und Chuck du holst ihm eine neue Portion", warf sie verärgert ein und ich hob die Hände abwehrend, weil ich schließlich nichts getan hatte und sie mich trotzdem missbilligend ansah.
Bevor ich den Handfeger von der beschriebenen Stelle holen konnte, ging Shawn los.
Ich hockte mich hin und versuchte die großen Scherben einzusammeln, aber eine Stimme hinter mir ließ mich zusammenzucken. ,,Mach das lieber nicht mit den Händen, hinterher schneidest du dich."
,,Als ob dich das interessiert", murmelte ich eher zu mir selbst als zu Shawn, aber er schien es wohl gehört zu haben und blickte mich undefinierbar an.
***
,,Warum müssen wir den Scheiß eigentlich zum Container bringen? Ist ja nicht so, als gäbe es bei dem Pavillion 'nen Mülleimer", beschwerte ich mich einige Minuten später, als wir zum Waschhaus liefen.
,,Wahrscheinlich wegen Verletzungsgefahr und so", sagte Shawn lachend und auch meine Mundwinkel zogen sich nach oben.
,,Wie gehts deinem Fuß?", wechselte er das Thema, wofür ich ihn verfluchen könnte.
,,Gut", erwiderte ich kühl und verdrehte innerlich meine Augen.
Gerade waren wir dabei wie zwei normale Menschen miteinander zu kommunizieren und jetzt begann er wieder mit dem Vorfall, ich korrigiere, mit den Vorfällen von gestern.
,,Du bist sauer auf mich, oder?", fragte er und ich glaubte ein wenig Schuldbewusstsein in seiner Stimme gehört zu haben.
,,Du hast es erfasst", murmelte ich. ,,Aber können wir jetzt das Thema wechseln? Ich habe keinen Bock darüber zu diskutieren. Ich verzeihe dir und gut ist", fügte ich genervt hinzu und seine Mundwinkel zierten ein Grinsen. Vermutlich hatte ich gerade genau das erreicht, was er wollte.
Ich fragte mich trotzdem, warum er noch mit mir reden wollte, weil ich ja so asozial und null-acht-fünfzehn in seinen Augen sei. Hach, wie ich die Menschenlogik liebte.
***
Nach dem Mittagessen hatten wir erst eine Stunde lang Pause, bevor sie uns dann zu sportlichen Aktivitäten zwangen. Aber wenigstens durften wir uns die Sportart selber aussuchen und wurden nicht wie sonst immer in Gruppen aufgeteilt. Liv und ich hatten uns beim "Joggen" eingetragen, obwohl meine Ausdauer vermutlich später heulend im Keller sitzen würde. Aber das war definitiv besser, als Fußall oder Volleyball in 'nem Wald zu spielen. Und für Fangen waren wir hundertprozentig zu alt, worüber sich die Gruppenleiter wohl nicht wirklich bewusst waren.
,,Dürfen wir mit Kopfhörern Musik hören?", fragte ein schwarzhaariger Junge an die Gruppenleiter gerichtet.
,,Meinetwegen", meinte Tom nur dazu und ich kramte achselzuckend die Kopfhörer aus meiner Weste. Chuck hingegen hatte plötzlich eine Musikbox in der Hand, woher auch immer, und kündigte an für alle Musik anzumachen. Als dann aber "Happy" von Pharell Williams aus den Boxen kam flüchtete ich mich schnell in die Fall Out Boy Welt.
Ein paar Idioten waren natürlich so schlau und rannten so schnell wie sie konnten und verreckten danach halb an Luftmangel. Liv und ich liefen entspannt los, so wie Chuck und Matt auch, aber ich hatte jetzt schon keine Lust mehr. Die Schmerzen in meinem Knöchel hielten sich glücklicherweise in Grenzen, was so viel bedeutete, dass sie gerade weg waren.
Matt und Chuck riefen die ganze Zeit um die Wette - hatte ich zumindest das Gefühl. ,,Halt dein Maul", rief Liv Matt zu, nachdem wir das ganze fünf Minuten über uns ergehen ließen und drohten einen Anfall zu erleiden.
,,Er hat auch rumgeschrien", meinte Matt und deutet mit geschürzten Lippen auf Chuck. Liv hingegen sagte nichts mehr und Matts grinsen könnte man mit einem Psychopathen verwechseln. Sie lief daraufhin rot an und ich lachte laut los, um die verlegene Stimmung zu retten. Chuck hob verwirrt eine Augenbraue, vermutlich weil ich wie der letzte Idiot lachte und drohte zu ersticken, Liv aussah wie eine Tomate und man Matt mit jemandem verwechseln könnte, der aus der Irrrenanstalt ausgebrochen war.
Ich verstand auch nicht wirklich was hier abging, aber es war irgendwie lustig. Nur leider war die Kombination zu lachen und zu joggen keine sonderlich gute Idee, was wir im nachhinein zu bemerkten.
***
Irgendwann waren wir wieder bei unseren Bungalows angekommen - früher als die anderen - weil wir keine Lust mehr hatten und drohten am Lachen zu verrecken. Später würden wir dafür vermutlich eine Menge Ärger kassieren, aber das interessierte uns noch ziemlich gering.
,,Wo ist Shawn eigentlich?", fragte ich Chuck, mit dem ich gerade zum Waschhaus lief und er begann mich wissend anzusehen. ,,Nicht deshalb oder auf die Weise", versuchte ich ihm zu erklären, aber einem pubertären Jungen sowas aus den Gedanken zu schlagen, erforderte verdammt viel Arbeit.
,,Nein Spaß, ich glaube natürlich nicht, dass da was läuft", warf er ein und machte eine abwinkende Geste mit seiner linken Hand, aber sein Gesichtsausdruck sprach das Gegenteil aus. ,,Und er ist übrigens beim Fußball", beantwortete er endlich meine Frage.
,,Okay", murmelte ich achselzuckend, obwohl es mir eigentlich scheiß egal war, was der Spinner trieb.
,,Bis gleich", sagte ich zu Chuck, als sich unsere Wege zu den Jungs- und Mädchenkabinen spalteten.
Er nickte mir zu und verschwand in dem anderen Gang.
***
pizzatogo
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