6| Belauscht
Fall Out Boy - Centuries
Die Jungs waren noch lange geblieben, bis es dann endlich Abendessen gab und wir zusammen mit ihnen losgingen. ,,Das sieht essbarer aus als gestern", meinte Liv trocken und blickte auf den Reis, die Soße und das Hähnchenfleisch vor uns.
,,Essen", kreischte Chuck schon fast und ich blickte ihn belustigt an.
Chuck hatte grob geschätzt 2 Teller gegessen - also Portionen, nicht den Teller - wobei ich hingegen kaum etwas herunterbekam. Keine Ahnung ob es an den Bauchschmerzen lag, die ich vorhin bekommen hatte oder weil ich nicht so gerne Fleisch aß.
***
,,Chuck und ich wollen jetzt in sein Bungalow gehen. Möchtest du mitkommen?", fragte Liv mich und ich schüttelte den Kopf. Erstens wollte ich den beiden Zeit für sich geben, ja ich shippte die beiden, und zweitens wollte ich mir den Ort genauer ansehen, den ich mit Shawn und Matt entdeckt hatte.
Liv war schon drüben bei Chuck, weshalb ich alleine im Bungalow war. Ich griff nach meinem dunklen Hoodie und schnürte meine Boots zu. Auf dem Weg schlug ich mir vor dir Stirn und ging wieder zurück. Ich wollte gleich schreiben, weil ich dort meine Ruhe hatte, aber natürlich vergaß ich es.
Bei einem erneuten Anlauf - mit meinem Schreibzeug und Kopfhörern - hatte ich endlich alles und setze mich wieder in Bewegung.
Als die Sonne langsam begann unterzugehen war ich angekommen und ließ mich auf einem Stein nieder. Ich hatte einen perfekten Ausblick auf den winzigen See, die Natur herum und den Sonnenuntergang. Dann machte ich mich aber an die Arbeit und ließ meinen Gedanken freien lauf.
Als ich plötzlich ein Singen vernahm wurde ich stutzig.
"Got a feeling that I'm going under
But I know that I'll make it out alive
If I quit calling you my lover
Move on "
Ich stand auf, um die Person ausfindig zu machen und mein Blick fiel auf den kleinen Abhang fast neben mir.
Shawn saß dort mit einer Gitarre - wann hatte er die bitteschön mitgenommen? -, einem Notizblock auf dem Schoß und hatte die Augen geschlossen.
,,Wow", entfuhr es mir, denn er konnte verdammt gut singen.
Als ich ein wenig näher trat und mich so gegen die Steine lehnte, das er mich mit Sicherheit nicht sehen konnte lauschte ich seinem Singen fasziniert.
Durch ein Husten meinerseits wurde er unterbrochen und ich flüsterte leise : ,,Fuck."
Jetzt war ich vermutlich dran, auch wenn es mir egal sein konnte.
Ich schaffte es nicht rechtzeitig abzuhauen und mich wieder in meinen Platz zu verkrümeln, denn er trat hervor und sah mich mit hochgezogener Augenbraue und erschrocken zugleich an.
,,Was willst du hier? Hast du mich etwa belauscht?", fragte er mit zornigem Unterton und ich sah verlegen auf den Boden.
,,N-nein hab ich nicht. N-nicht absichtlich", stammelte ich und schluckte.
,,Was soll das?", fragte er nun wütender.
,,Man, ich habe eine Stelle fast neben dir gefunden ohne zu wissen, dass du hier sitzt und singst. Verdammt gut übrigens", erwiderte ich nun mit festerer Stimme.
,,Aha", entgegnete er kalt.
,,Na dann. Ich bin weg, lass dich nicht von mir unterbrechen", stotterte ich dieses mal und machte Anstalten zu gehen.
,,Ach und Sienna?", rief er mir hinterher.
,,Was?", fragte ich im umdrehen.
,,Das bleibt unter uns."
***
Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte von dem Schock, saß ich an 'meiner' Stelle und versuchte mein Glück weiterzuschreiben. Zu viele Gedanken durchfuhren meinen Kopf und ich bekam nichts auf die Reihe, weswegen ich seufzend den Stift ins Etui legte.
Ich schloss die Augen und lehnte meinen Kopf gegen das Gestein des Felsens. Durch meine Kopfhörer kam gerade "Till I Collapse" von Eminem, was mich wieder etwas klarer denken ließ.
Als ich meine Augenlider öffnete sah ich einen Schatten. Einen großen, breiten Schatten, der definitiv zu Shawn gehörte. Mein Blick glitt nach oben und ich nahm einen Kopfhörer heraus.
,,Und was willst du jetzt hier?", fragte ich, aber nicht mit dem unfreundlichen Unterton von ihm vorhin.
,,Keine Ahnung", erwiderte er achselzuckend und setzte sich mit seiner Gitarre schräg vor mich.
- Shawns P.o.V. -
,,War das dein Song?", fragte sie mit einem gewissen Funkeln in ihren grünen Augen, welches ich niemals vorher bei ihr gesehen hatte.
Ich schluckte und sah kurz auf meine Gitarre, bis ich schließlich antwortete : ,,Ja war es."
Ihr Mund klappte auf und ich kratzte mich geschmeichelt im Nacken.
,,Ich würde das auch gerne könne", meinte sie deprimiert.
,,Keine Ahnung, ich tue das schon mein Leben lang. Es ist nicht wie ein Hobby, sondern wie eine Leidenschaft und es gehört einfach dazu", entgegnete ich lächelnd.
,,Und wie ich sehe hast du auch ein Talent von dem niemand weiß", fügte ich hinzu und griff nach der Mappe, die auf ihrem Schoss lag.
,,Hey", rief sie und wollte nach der Mappe greifen, aber ich hielt sie so hoch, dass sie nicht dran kam.
,,Pff", ihre Mundwinkel zogen sich nach unten und ich begann zu lachen, weil das irgendwie niedlich aussah.
,,Hier hast du deine Mappe wieder", sagte ich und hob abwehrend die Hände.
,,Danke", erwiderte sie knapp und ich lehnte meinen Kopf gegen die Steine.
,,Warum bist du eigentlich jetzt so nett? Also ähm so aufgeschlossen und nicht genervt", fragte Sienna total verunsichert und innerlich verdrehte ich jetzt schon die Augen.
,,Weißt du Sienna, ich kenne Mädchen wie dich", begann ich.
,,Ach ja? Wie oder besser gesagt wer bin ich denn?", fragte sie herausfordernd und ich blickte sie ein wenig abschätzend an.
,,Du tust so, als wärst du eines dieser wunderschön-aber-eiskalt Mädchen. Draufgängerisch, asozial, dir sei alles egal und unfreundlich. Vielleicht gibt es da zwei, drei Personen mit denen du gut klarkommst, aber sonst bist du so ich-schotte-mich-ab typisch", versuchte ich ihr zu erklären, obwohl es sich komplett beschissen anhörte.
,,Und was ist schlimm an dieser Persönlichkeit?", fragte sie nun wütender.
,,Das bist nicht du", meinte ich locker.
,,Das bin nicht ich? Das soll nicht ich sein?", begann sie zu schreien , ,,Als ob du eine Ahnung hättest. Du kennst mich seit 3 Tagen. 3 Tage zu viel. Du hast keine, wirklich keine Ahnung von mir. Du weißt nichts von meiner Vergangenheit, meiner bisherigen Schulzeit, von meinen Freunden und tust so ,als hättest du mich analysiert. Es hat seine Gründe warum ich geworden bin, wie ich bin also halt einfach deine Fresse, wenn du absolut keine Ahnung hast", zischte sie und ihr Gesicht lief beinahe rot an vor Wut.
,,Und ich dachte du wärst vielleicht anders, aber du bist auch nur ein scheiß verdammter Typ mit Vorurteilen", flüsterte sie mit zitternder Stimme, bevor sie sich umdrehte und ging.
Ich musste schlucken und ihre Worte gingen mir immer wieder durch den Kopf.
"Und ich dachte du wärst vielleicht anders, aber du bist auch nur ein scheiß verdammter Typ mit Vorurteilen"
***
Mal ein Sichtwechsel :3
Ich hoffe es hat euch gefallen, auch wenn mir dieses Kapitel nicht so sehr gelungen ist.
Was sagt ihr zum Verhalten der beiden?
Würde mich wie immer über Feedback und Votes freuen :)
pizzatogo
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