The 1975 - Girls

,,Wollen wir was spielen?", fragte Shawn nach ein paar Minuten Stille, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen.

,,Gerne", erwiderte ich locker.

Ich drehte mich auf den Bauch, stützte mich mit meinen Armen ab und strich mir die Haare aus dem Gesicht.

,,Okay, du sagst zwei Sachen über dich. Eine davon stimmt, die andere nicht. Ich muss dann raten, was stimmt und was nicht", erklärte er ganz simpel das 'Spiel'.

Ich nickte und sagte : ,,Du fängst an."

,,Ich höre sehr gerne Yellowcard, aber ich hasse 5 Seconds Of Summer", begann er.

..Ehm ich tippe jetzt mal drauf, dass du Yellowcard wirklich gerne hörst, aber 5 Seconds of Summer nicht hasst", riet ich.

Er klatschte lachend. ,,Du bist gut."

,,Hättest du jetzt wirklich gesagt, dass du 5 Seconds Of Summer hasst, hätte ich dich im hohen Bogen rausgeworfen", grinste ich.

,,Bitte nicht", lachte er.

,,Du bist dran."

,,Also entweder habe ich drei große Brüder und eine kleine Schwester oder zwei kleine Geschwister, die Zwillinge sind", versuchte ich so überzeugend wie möglich zu klingen.

,,Ich kann mir dich nicht mit drei Brüdern vorstellen. Du hast zwei kleine Geschwister, denke ich", riet er und hatte somit Recht.

Ich nickte und er sah irgendwie.. erleichtert aus?

,,Es steht 1:1. Entweder spiele ich Gitarre, Klavier und ich singe oder ich spiele Gitarre und singe nur", stellte er mir die nächste Aufgabe.

,,Du spielst nur Gitarre und singst, oder?", war ich fester Überzeugung, doch er schüttelte den Kopf.

,,Echt?", fragte ich erstaunt. ,,Ist das nicht total schwer, so alles in Kombination? Und wann hast du denn Zeit zum üben?"

,,Nein, es geht eigentlich. Gitarre übe ich ja nicht mehr wirklich, sondern spiele einfach und kann es gut. Klavier spiele ich seit vier Jahren, bin aber noch dabei einige Sachen zu lernen und übe dementsprechend öfter", erklärte er und es klang relativ logisch.

,,2:1 für dich", sagte ich gespielt mürrisch, doch konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen.

,,Ha! Du hast gegrinst. Ich habs genau gesehen", rief Shawn begeistert.

,,Wenn du lachst, bist du total schön."

Ich bedankte mich ein wenig unsicher.

,,Ich bin dran", unterbrach ich die kurze Stille und überlegte wirklich gut, allerdings kam dabei nur das raus : ,,Mein Lieblingsessen ist entweder Pizza oder Reispfanne mit allem drum und dran und Zwiebeln."

,,Pizza. Pizza mag und liebt jeder", lachte er.

,,Ich mag Pizza zwar, aber die Reispfanne hat einen größeren Platz in meinem Herzen", grinste ich siegessicher.

,,2:2. Mein Zimmer ist entweder schwarz oder grün gestrichen", stellte er die Aufgabe.

Mit meinem Ist-das-dein-Ernst-Blick sah ich ihn an und verdrehte die Augen. Unfair war das schon.

,,Ich tippe mal auf Schwarz."

,,Mist. Du hast sogar recht", lachte er.

Ich überlegte erneut und stellte nun auch eine unfairere Aufgabe. Ich sagte total ernst : ,,Entweder habe ich zwei Goldfische oder einen Goldfisch und einen Afrikanischen Schmetterlingsbuntbarsch." Ich selber musste mich wirklich zusammenreisen um nicht laut loszulachen.

,,Ist das dein Ernst?", begann er schallend loszulachen und ich stimmte mit ein.

,,Du spielst unrealistisch und unfair, also tue ich das auch", grinste ich ihn an.

,,Zu dir passen Goldfische. Aber wenn du schon den Namen Schmetterlingsblauarsch kennst, bin ich ernsthaft am überlegen, ob du nicht tatsächlich so einen Fisch hast", grübelte er eine Weile.

,,Schmetterlingsblauarsch?", rief ich und brach in lautes Gelächter aus. Ich konnte mich vor lachen nicht richtig halten und lag zusammengekrümmt auf der Matratze.

,,Hey! Lach mich nicht aus", schmollte er wie ein kleiner Junge, aber ich sah ihm deutlich an, dass er auch loslachen wollte.

,,Ich weiß, dass du lachen willst", sagte ich immer noch lachend.

,,Um auf die Frage zurückzukommen.. Ach was weiß ich. Bestimmt hast du zwei Goldfische", sagte er trocken, was mich noch mehr dazu brachte, ihn auszulachen.

,,Du hast sogar Recht", hustete ich während ich lachte. Dass es 3:2 stand, war mir ziemlich egal.

,,Okay wir beenden dieses Spiel an der Stelle, weil mit unfairen Mitteln gespielt wird", beklagte sich Shawn und zog einen Schmollmund.

,,Aw der süße, kleine Shawn ist beleidigt, obwohl er gewonnen hat", jammerte ich in einer Babystimme.

,,Hast du mich gerade allen ernstes süß genannt?", fragte Shawn empört und sah echt so aus, als würde er gleich verzweifeln.

Um ihn noch mehr zu ärgern sagte ich : ,,Ja, du hättest dein Gesicht sehen müssen. Wie ein kleiner, trauriger Junge, der keine Schokolade von den anderen Kindern abkriegt. Das ist zwar in traurig, aber in diesem Fall sahst du dazu noch echt süß aus."

Ich schwärmte das in einer viel zu hohen Stimme vor, so als wäre ich Elf Jahre alt und würde von meinem Lieblingssänger viel zu übertrieben schwärmen. Obwohl das auch Siebzehnjährige ganz gut konnten, wie zum Beispiel meine Beste Freundin Kira.

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als Shawn uns plötzlich umdrehte.

,,Ich bin also 'süß'?", äffte er mich genervt nach.

Auf die Frage konnte ich mich nicht mehr wirklich konzentrieren, denn sein heißer Atem war wenige Zentimeter von meinen Lippen entfernt.

,,Ja", krächzte ich dann noch, wenn auch sehr unglaubwürdig.

Shawn streifte einmal nur ganz kurz meine Lippen, bevor er sich von mir löste und sich wieder neben mich legte.

War das sein Ernst? Ich wollte, dass er mich küsst. Richtig küsst.

,,Tja", grinste er eingebildet, weil er anscheinend meine Gedanken lesen konnte.

Beleidigt drehte ich mich zur Seite. Ich wollte jetzt nicht nachgeben und ihn einfach küssen. Also ich wollte es schon, aber ich wollte nicht die sein, die nachgab.

Shawn drehte sich einfach hinterher und lag in der gleichen Position hinter mir, was mich zum schmunzeln brachte.

Ich spürte erneut seinen heißen Atem, aber dieses Mal in meinem Nacken. Und ich spürte auch, wie er meine Haare etwas zur Seite strich, um zwei kleine Küsse an meinem Nacken zu verteilen. Ich unterdrückte ein Stöhnen und gerade, als ich mich umdrehen wollte, kam jemand herein.

Nicht anders zu erwarten war es Liv. Und einige Sekunden später stand auch Chuck hinter ihr.

,,Was geht denn hier ab?", grinste er uns an und wackelte mit den Augenbrauen. Er warf sich auf Livs Bett, die mich immer noch ein wenig verstört ansah. Sie brauchte darüber aber absolut nicht verstört sein, denn laut Shawns Erzählung hatte er sie bei ganz anderen Dingen gesehen und nicht wie sie nebeneinander lagen.

,,Wie spät haben wir?", fragte ich.

,,Wenn du fragen willst, wann es Mittagessen gibt, in 15 Minuten", antwortete Liv lachend.

Sie hatte sich mittlerweile neben Chuck aufs Bett gesetzt und an die Wand angelehnt. Fragt mich nicht, wie sie dort sitzen konnte und er noch liegen (er nahm das ganze Bett ein).

Shawn und ich hatten uns bei mir irgendwie hingelegt, aber sehr eng nebeneinander, denn das Bett war eben nur 90 Zentimeter breit.

,,Was habt ihr uns denn heute gekocht?", fragte Chuck an Liv gerichtet, weil sie ja in diesem Kochkurs war.

,,Es gibt Wraps", antwortete sie.

Chuck erwiderte zwinkernd : ,,Klingt gar nicht so schlecht und dafür, dass du da auch mitgeholfen hast."

Ihr Mund klappte auf und sie sah ihn empört an.

,,Sienna?"

,,Zur Stelle", sagte ich und sprang auf.

Liv musste jetzt wohl erstmal eine Runde beleidigt sein, weswegen wir dann beide das Bungalow verließen und irgendwo draußen rumliefen.

,,Also, was haben du und Shawn gemacht?", fragte Liv um etwas abzulenken.

,,Nichts, wirklich. Wenn ihr nicht reingekommen wärt, wäre vielleicht noch was draus geworden, aber sonst haben wir nur geredet. Außerdem muss ich noch etwas von heute Morgen erzählen, wozu ich noch keine wirkliche Gelegenheit hatte. Shawn, naja, er hat mich heute morgen am Waschhaus wieder geküsst", beantwortete ich ihr Fragen weitgehend.

,,Was?!", fragte sie mit dem breitesten Grinsen im Gesicht, das ein Mensch überhaupt haben konnte.

,,Du hast ihn echt etwas lieber, als nur mögen, oder?"

,,Keine Ahnung", murmelte ich.

,,Ich will ihn noch besser kennenlernen."

***
pizzatogo