20| Kira
Misguided Ghost - Paramore
,,Wohin als nächstes?"
Matt stapfte mir und Chuck hinterher, als wäre er in der falschen Gruppe gelandet. Unser nächstes Ziel war die Bank, auf der wir mal zu dritt saßen. Von dort aus hatten wir beim letzten Mal einen guten Ausblick in die Ferne.
Die Kamera trug ich und als wir ankamen, drückte ich sie Matt in die Hand, denn immerhin war es seine Idee gewesen.
,,Dankeschön", murmelte er.
,,Setzt euch mal auf die Bank." Chuck und ich folgten seiner Anweisung und setzten uns nebeneinander auf die braune Bank, die noch relativ neu aussah und nicht schäbig.
,,Sienna ein kleines Stück nach links bitte und drehe dich etwas mehr zu Chuck", redete Matt völlig normal mit mir und als wäre er voll in seinem Element. Ich tat, was er sagte und in dem Moment begann ich zu lachen, weil Chuck eine Grimasse zog.
,,Das Foto ist toll geworden", sagte Matt und zeigte uns die Fotos.
,,Stimmt", erwiderte ich und blickte lächelnd auf den kleinen Bildschirm.
,,Du bist dran", wurde Chuck die Kamera in die Hand gedrückt.
Er schien kurz zu überlegen, bis er schließlich sagte : ,,Setzt euch so hin, wie Sienna und ich eben saßen. Danach gehen wir zu einem anderen Ort."
***
Nach einer guten Stunde liefen wir zurück zu Alex. Wir hatten viele Fotos gemacht, die uns gefielen. Insgesamt waren es bestimmt 70 Stück, wovon 15 toll waren.
,,Gut, dass ihr wieder da seid. Jetzt warten wir nur noch auf Jess und Victoria", rief uns Alex von weitem zu. Ich hatte die Kamera und drückte sie ihm samt Speicherkarte in die Hand.
,,Wir haben fünfzehn Fotos und die restlichen schon gelöscht, damit die Auswahl nicht zu lange dauert", erklärte ich und er nickte zufrieden.
Ich ging wieder zurück zu Chuck und Matt, die ein paar Meter entfernt auf dem Waldboden saßen.
,,Sag mal Sienna, du surfst doch oder?", wurde ich von der Seite gefragt.
Aron, auch einer aus dem Workshop, hatte sich neben mich gesetzt.
,,Ja, tue ich. Warum?", fragte ich weitgehend freundlich.
Fragt mich nicht wie, aber irgendwie war ich in der letzten Woche freundlicher geworden.
,,Meine Großeltern wohnen in der Nähe vom Gaslamp Quarter, also nicht allzu weit weg vom Strand. Ich war diesen Sommer dort zum zweiten Mal surfen und wollte nur mal so aus Interesse fragen", erklärte er.
,,Achso. Ich bin meistens das ganze Jahr über dort, wenn es das Wetter erlaubt, weil ich sehr nah am Strand wohne", erwiderte ich, nachdem ich merkte, dass er wohl ein Gespräch aufbauen wollte.
,,Vielleicht sieht man sich ja mal im Sommer am Strand wieder und wir starten einen kleinen Wettbewerb", zwinkerte er mir zu. Ich konnte gerade wenig zuordnen, ob er bloß normal mit mir redete oder ob es ein Flirtversuch war.
Matt und Chuck saßen die ganze Zeit neben uns, ohne einen Mucks von sich zu geben. Was machte Chuck eigentlich in seiner Freizeit? Ich wollte gerade zu einer Frage ansetzen, als Alex uns zusammenrief.
,,Also das sind alle Fotos der letzten Tage. 130 Stück sind sehr gut geworden und in der Fotoshow", wiederholte er indirekt seine Sätze von vorhin und startete an seinem Laptop die Diashow.
Die ersten Bilder waren vom zweiten Tag, an dem wir einfach irgendwas fotografiert hatten. Darauf folgte der dritte und vierte Tag ähnlich. Natürlich waren die Fotos unterschiedlich, mal von Personen, mal von der Natur und aus unterschiedlichen Perspektiven.
Am Schluss folgten dann die Fotos von heute und meiner Meinung nach waren sie echt am schönsten. Einige waren total gut gelungen, während andere einfach gehalten waren, aber trotzdem gut aussahen. Auf dem vorletzten Foto waren Chuck und ich, als er mich zum lachen gebracht hatte. Das war einer meiner Lieblingsbilder, weil es in dem Moment zwar nach Anweisung gestellt war, aber die Grimasse nicht geplant war.
Wenn das Camp zu Ende ist, kriegen wir alle Fotos per CD und ausgedruckt. Zudem waren dann einige auf der Homepage - wurde uns zumindest so gesagt.
,,Okay Leute, das wars", verkündete unser Betreuer und klappte seinen Laptop zu.
,,Was haltet ihr davon, wenn jeder nach der Reihe sagt, was ihm besonders an diesem Workshop gefallen hat und was nicht?", schlug er vor und alle nickten.
,,Ich fand es gut, dass wir selbständig fotografieren durften ohne eine ständige Aufsicht. Allerdings wären mehr Hintergrund Möglichkeiten gut."
,,Für das nächste Mal würde ich eine Leinwand oder so für die Diashow empfehlen. Sonst hat mir alles gefallen."
,,Ich fand alles gut."
Das wurde grob immer gesagt, aber bei acht ziemlich normalen Leuten und einem freundlichen Betreuer konnte man auch nicht wirklich anderes erwarten.
,,Danke für euer Feedback. Eure Gruppenzusammensetzung ist auf jeden Fall gelungen und die Fotos sind sehr gut geworden. Wenn ihr wollt, könnt ihr jetzt zurück zu den Bungalows, ich komme dann nach. Spätestens in einer Stunde müssten die anderen Gruppen kommen", sagte er zum Abschluss und wir klatschten kurz.
***
Als wir wieder an den Bungalows waren, war keine andere Gruppe dort und ich ging in mein Bungalow. Mein Handy war endlich voll aufgeladen und ich zog es von der Ladestation.
Kira hatte mir geantwortet.
,,Oh mein Gott, es tut mir so leid, dass ich ewig nicht schreiben konnte. Wie geht's dir und was macht ihr alles in diesem Camp? Wie sieht es mit Jungs und anderen Freunden aus? Sind da ein paar heiße Typen bei? Bei mir ist es so öde. Aber wir fahren fünf Tage früher als eigentlich geplant zurück, weil meine Eltern auch nicht hellauf begeistert sind. Wir müssen unbedingt wieder telefonieren, in spätestens vier oder fünf Tagen bin ich ja zuhause mit gutem Empfang!"
-
,,Alles gut haha, wirklich viel Zeit zum Schreiben habe ich hier auch nicht, weil die Teamer uns nicht so gerne mit Handys in der Hand sehen. In dieser Woche hatten wir irgendwelche Workshops, also noch relativ in Ordnung. Im Gegensatz zu dem, was ich erwartet habe, ist es echt ganz gut. Wenn wir telefonieren muss ich dir unbedingt von einem Jungen erzählen, sein Name ist Shawn. Ansonsten ist meine einzige weibliche Freundin hier Olivia bzw. Liv. Die Jungs sind hier echt nett und gut drauf, wenn wir telefonieren erzähle ich dir auf jeden Fall mehr", war meine Antwort auf ihre Nachricht.
Eigentlich hätte ich ihr jetzt eine Sprachnotiz geschickt, aber ich hatte ein wenig Angst, dass mich jetzt hier irgendwer hörte und Sachen erfuhr, die er nicht erfahren sollte.
Um die Zeit etwas zu vergeuden spielte ich einfach irgendein Spiel auf meinem Handy und switchte immer zwischen WhatsApp und irgendwelchen anderen Apps. Kira schien immer noch kein gutes Internet zu haben, da die Nachricht nicht einmal zustellte.
Zehn Minuten später lag ich absolut gelangweilt auf meinem Bett und starrte Löcher in die Luft, bis ich plötzlich hörte, wie jemand das Bungalow betrat. An den Schritten erkannte ich schon, dass es Liv nicht sein konnte, vermutlich einer der Jungs.
Die Vermutung bestätigte sich sogar, als die Türklinke zum Schlafzimmer runtergedrückt wurde und Shawn hereinkam.
,,Hey", sagte er lächelnd.
,,Na du", antwortete ich und setzte mich auf, damit er sich neben mich setzten konnte. Allerdings setzte er sich einfach gegenüber von mir hin, also auf Livs Bett.
,,Pff", sagte ich nur und lies mich zurückfallen.
,,Sag mal, wo wohnst du eigentlich? Wir haben nur noch eine Woche", fragte Shawn mich.
,,Ich wohne in der Nähe von der San Diego High und gehe auch dort zur Schule, also nicht so weit Weg vom Strand und allem. Und du?"
,,Ich gehe auf die Saint Augustine High School, ich weiß nicht ob dir das etwas sagt", entgegnete er.
,,Doch, mein Cousin geht dorthin. Dann wohnen wir nicht weit auseinander, maximal zwanzig Minuten mit dem Auto oder Bus", sagte ich lächelnd.
,,Das ist gut", grinste er zurück.
Dann stand er plötzlich auf und warf sich so neben mich, dass das ganze Bett knarzte.
Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an und lachte.
,,Was?", fragte er und sah mich wie ein unschuldiger kleiner Junge an.
,,Nichts nichts", lachte ich leise weiter.
***
Unpassendes Ende, sorry dafür.
pizzatogo
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