13| Du wolltest sie bloß küssen
Zara Larsson - Ain't My Fault
Shawn und ich hatten uns schlussendlich unter einen Baum gequetscht und standen dicht an dicht, weil wir nicht noch nasser werden wollten. Es war zwar kein sonderlich tolles Gefühl mit einem Typen, in nassen Klamotten und strömendem Regen unter einem Baum aneinander zu kleben, aber eine andere Lösung gab es jetzt auch nicht.
Vorsichtig zog ich mein Handy aus meiner Jackentasche und betete innerlich, dass es noch funktionierte. Halleluja - dachte ich, als der Bildschirm anging und mir die Uhrzeit 20:40 Uhr anzeigte. Vierzig Minuten lang hatten wir uns also durch den Wald gekämpft, aber waren jetzt nicht wirklich näher an den Bungalows.
Als ich das Gefühl hatte, dass der Regen ein klein wenig nachließ, ging ich einen Schritt zurück, um mich umzusehen. Da es aber schon dunkel wurde, erkannte man nicht wirklich viel, außer einen Baum, einen anderen Baum und noch gefühlte Millionen andere Bäume. Ich ging davon aus, dass ich Morgen so oder so krank war, also kümmerte es mich ziemlich wenig, dass meine Klamotten bis auf das letzte Stück Stoff durchnässt waren.
,,Ich hatte schon schönere Momente mit Mädchen im Regen", grinste Shawn mich schelmisch an und erntete einen verwirrten Blick meinerseits. Als ich dann aber verstand was er meinte, rollte ich bloß mit den Augen. Ich merkte erst, dass er plötzlich sehr nahe hinter mir stand, als ich mich umdrehte und in seine Brust hineinkrachte.
,,Ähm?", fragte ich und zog eine Augenbraue hoch.
Shawn kam mir immer näher und bevor irgendetwas passieren konnte, das nicht passieren sollte, hörten wir ein : ,,Shawn? Sienna?", rufen. Drei Menschen kamen auf uns zu, die wir im Dunkeln aber nicht ausmachen konnten und leuchteten mit einer Taschenlampe auf uns. Als die Gestalten etwas näher traten, erkannte ich Matt, Chuck und Liv. ,,Oh mein Gott Sienna! Geht es dir gut?", schrie eine hysterische Liv und fiel mir um den Hals. Dies bereute sie jedoch, als sie bemerkte das meine Klamotten nass waren und löste sich von mir. Ich begann zu lachen.
,,Was macht ihr hier?", fragte Shawn an die drei gerichtet.
,,Ich glaube die Frage lautet eher, was ihr hier macht?", sagte Chuck und ich wollte ihm das Grinsen, das ich im Schein der Taschenlampe erkennen konnte, am liebsten aus dem Gesicht schlagen. ,,Wir saßen bloß dahinten bei den Bänken und dann begann es zu Regnen. Und weil es immer schlimmer wurde sind wir hier stehen geblieben", rechtfertigte sich Shawn augenverdrehend.
,,Du wolltest sie doch bloß küssen", hörte ich Matt leise sagen und bevor diese Diskussion weiter geführt wurde, hakte ich mich bei Liv ein, was sie weniger toll fand, und stapfte zurück.
***
Am nächsten Morgen wurde ich nicht nur von meinem Handy geweckt, sondern auch von dem nervtötenden Kratzen in meinem Hals. Stöhnend vergrub ich meinen Kopf im Kissen, aber Liv war diesen Morgen wohl etwas zu motiviert und riss mir die Bettdecke weg.
,,Liv was soll das?", krächzte ich mit den Rest Stimme, den ich noch besaß. ,,Guten Morgen Sonnenschein", betonte sie grinsend das 'Sonnenschein'. Mit finsterer Miene blickte ich sie an und raffte mich auf. In einer viel zu weiten Jogginghose ging ich dann zum Waschhaus und tat das nötigste.
Gerade als ich aus dem Waschhaus trat, wurde ich von links weggezogen. ,,Guten Morgen", raunte die Stimme in mein Ohr und ich wusste sofort welcher Spinner mich weggezerrt hatte. ,,Morgen", erwiderte ich und zwang mich zu einem Lächeln auf. ,,Warum bin ich krank und du nicht?", fragte ich gespielt beledigt.
,,Du hättest dich auch einfach an mich dran kuscheln können, dann wärst du jetzt sicher nicht krank", grinste er und blickte an mir herunter. Augenverdrehend machte ich auf dem Absatz kehrt und spazierte zurück zu den Bungalows. Ausnahmsweise folgte er mir nicht wieder, sondern blieb ein wenig ratlos an Ort und Stelle stehen.
***
Nachdem zwei Gruppenleiter meine Stimme und mein Husten gehört hatten, schickten sie mich zurück ins Bungalow und Chuck gleich hinterher, denn er sollte mir Tee kochen. In der kleinen Küche des Bungalows suchte er eine gefühlte Ewigkeit nach dem Wasserkocher, bis ich mich dann genervt aufrappelte und ihm den Wasserkocher in die Hand drückte, der auf dem Küchenschrank nicht zu übersehen war.
,,Ups", grinste mich Chuck unschuldig an und ich warf mich zurück aufs Sofa.
Als er es dann geschafft hatte mir einen Tee zu machen, stellte er ihn auf den Wohnzimmertisch und setzte sich auf das gegenüberliegende Sofa.
,,Also was läuft zwischen dir und Shawn?", grinste er mich an und ließ seinen Arm auf der Sofalehne nieder. Genervt stöhnte ich auf.
,,Kann mich mal bitte ein Mensch NICHT zu Shawn befragen? Danke."
,,Ich schlafe", fügte ich noch grummelnd hinzu und breitete mich auf dem Sofa aus. Als ich meine Augen geschlossen hatte spürte ich plötzlich einen leisen Atem vor meinem Gesicht. Und plötzlich kitzelte es. Ich schlug die Augen wütend auf und vor mir auf dem Boden saß Chuck, der mir gerade allen ernstes eine Feder (keine Ahnung woher er die hatte) unter die Nase gehalten hatte.
Genervt drehte ich mich um, mit dem Gesicht zum Sofa, und betete innerlich jetzt ruhig schlafen zu können.
***
Wie es aussah hatte mein Plan sogar funktioniert, das merkte ich, als ein leises "Sienna", mich wecken sollte. Viel zu faul meine Augen zu öffnen hielt ich sie einfach geschlossen. ,,Sienna", strich mir jetzt jemand sanft über den Rücken. Definitiv Shawn.
Als ich mich geschlagen gab und 'aufwachte' saß ein offenbar glücklicher Shawn neben mir. ,,Tut mir leid ich wollte dich nicht wecken", entschuldigte er sich. ,,Hast du aber", entgegnete ich.
,,Ja, nein so meine ich das nicht. Ich wollte dich eigentlich schlafen lassen, aber ich sollte dich fragen ob du Mittagessen willst", erklärte er und ich nickte verstehend. ,,Was gibt es denn?", fragte ich interessiert.
,,Kartoffelpüree mit Spinat und Fischstäbchen", erwiderte er. Zögernd nickte ich und zog mir meine Schuhe an, die neben dem Sofa standen. Essen ging immer, dachte ich.
Aussehend wie der letzte Penner lief ich dann Shawn hinterher und zum Glück war es ihm nicht peinlich wie ich aussah.
Gerade als ich das kreischende "Sienna" erst wahrnahm, kam Liv auf mich zugestürmt. ,,Du lebst", klatschte sie begeistert in die Hände. Verwirrt hob ich eine Augenbraue.
,,Chuck meinte du wärst tot", erklärte sie trocken und ich drehte mich einmal um neunzig Grad, um ihm einen grinsenden Blick zuzuwerfen.
***
Unpassender Cut, ich weiß.
pizzatogo
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