Fünfunddreißig
Ganz langsam lasse ich meine Hände sinken und Niall deutet das als Aufforderung den Reißverschluss öffnen zu dürfen. Federleicht wandern seine Finger in sanften Bewegungen, dabei meinen Rücken hinab. Normalerweise würde mich in diesem Augenblick ein wohliger Schauer packen und ich würde wohl den Kopf in den Nacken legen und seufzen. Aber ich stehe einfach nur wie angewurzelt da und spüre weiterhin nichts.
Niall lehnt sein Kinn auf meine Schulter, küsst meinen Hals und bahnt sich mit seinen weichen Lippen einen Weg zu meinem Ohr.
„Vicky ich liebe dich so sehr", flüstert er und ich schließe nur die Augen.
Etwas in mir sagt mir, dass ich noch einmal mit Niall reden muss. Ihm sagen muss, dass ich nicht so empfinde wie er es tut. Nie wirklich so empfunden habe. Aber dann ist da auch wieder die Angst, dass er erneut sein anderes Gesicht zeigt und dieser Gedanke lässt mich zittern.
Niall küsst mich innig auf die Lippen, ich folge seinem Kuss. Lasse es geschehen, weil ich einfach in diesem Moment nicht anders kann. Ich kann dem Mann, der mich so sehr liebt keinen Vorwurf machen, dass er nicht bemerkt, wie abwesend ich bin, als er mich Richtung Bett führt. Mir langsam aus dem Kleid hilft, ich wie eine Marionette an Fäden die Knöpfe seines Hemdes öffne.
Die Hitze, welche er ausstrahlt erreicht nur meine Haut, kriecht aber nicht darunter, innerlich bin ich kalt. Es wirkt alles wie eingefroren in mir. Nialls maskuline Gestallt schwebt über mir. Er huldigt meinem Körper, wie er es schon so oft getan hat. Zärtlich küsst er sich über meinen flachen Bauch, bis zu meinem Beckenknochen. Hält dort inne und sieht kurz zu mir auf.
„Du bist dünner geworden", stellt er fest.
Wenigstens das, denke ich, antworte aber dennoch nicht auf seine Feststellung, da ich weiß, dass sich wohl meine Meinung zu dem Thema nicht mit seiner decken würde.
Um ihn von meiner Figur abzulenken und damit Niall nicht weiter nachforscht, wandern meine Finger in seine kurzen dunklen Haare. Wohlig brummt Niall daraufhin, bevor er seine komplette Aufmerksamkeit erneut mir widmet.
Obwohl er genau weiß, was er tun muss, schließlich ist es nicht unser erstes Mal, ist jedes Stöhnen, jedes tiefe Atmen als ich den Kopf in die Kissen drücke von mir gespielt.
Niall kauft es mir ab. Ich weiß nicht, ob es an seiner Lust liegt, oder ich wirklich so gut darin bin, ihm meine Leidenschaft vorzuspielen, aber er scheint nicht zu bemerken, dass etwas anders ist als sonst.
Plötzlich ist sein Gesicht direkt über mir. Blau sieht in grün. Ich erkenne die Begierde in seinem Blick und Liebe. Was nur sieht er in meinem?
Schnell drehe ich den Kopf weg, wimmere dabei, als Niall mich ausfüllt. Er wird es meiner vermeintlichen Lust zuschreiben, doch ich kämpfe in diesem Moment damit, nicht in Tränen auszubrechen.
Ich muss stark sein, darf es nicht zulassen, dass ich schwach werde. Schwäche lässt mich etwas fühlen. Etwas, mit dem ich nicht mehr umgehen kann. Woran ich nur noch mehr kaputt gehe. Es ist einfach leichter mitzumachen und mich den Anforderungen der Personen um mich herum zu beugen.
Nur noch wenige Tage - vier Tage, um es in Zahlen auszudrücken und wir fliegen zurück nach Berlin. Dann endlich kann alles wieder seinen gewohnten Gang gehen und ich werde mich auch wieder an Niall gewöhnen. An seine Nähe und die jahrelange Vertrautheit zwischen uns. Sie wird wiederkehren und Niall wird wie immer all das was mich an manchen Tagen zu erdrücken scheint leichter machen. Er wird wieder der Alte sein, wenn ich ihn nur heirate. Ich könnte doch ein schlechteres Los ziehen, als ihn als Mann zu nehmen.
Die Minuten, welche wild, ungezwungen und voller Liebe zwischen uns sein sollten, ziehen sich dahin. Ich halte die Augen geschlossen und kralle meine Nägel in Nialls Rücken. Doch nur, weil ich sonst Angst habe, in diese tiefe Schwärze zu stürzen, die sich um mich herum auftut und ich darin womöglich verschluckt würde.
Niall küsst mich immer wieder. Es ist mehr als deutlich, dass er will, dass es sich für mich genauso gut anfühlt, wie es sich für ihn anfühlt. Aber er schafft es nicht und das ist nicht Nialls Schuld. Ich bin ausgebrannt und lasse es einfach geschehen, weil es doch so viel einfacher ist, als sich gegen all das, was mich nicht frei sein lässt, zu wehren. Ich bin nicht der Typ Mensch, der dafür gemacht ist die Ketten, die einen festhalten, zu sprengen.
Alex war einer dieser Menschen. Er konnte sich dagegen auflehnen, hat sich für seinen eigenen Weg entschieden. Gegen die Meinung meiner Eltern und ohne jede Unterstützung. Dafür habe ich ihn bewundert. Die ganzen letzten acht Jahre lang. Nur um am Ende bei einem Drink in einem teuren Hotel ganz beiläufig von meiner Mutter erfahren zu müssen, dass ihn diese Rebellion in den Tod getrieben hat. Was lerne ich daraus? Vielleicht, dass es am Ende gar nichts bringt zu kämpfen, wozu es also erst versuchen?
Nach dem Kuss mit Harry wollte ich etwas ändern, wollte Klarheit schaffen und fair gegenüber mir und Niall sein, aber schlussendlich hat auch das nichts gebracht.
Nun liege ich bereits eine Stunde nachdem Niall und ich miteinander Sex hatten wach und starre an die Decke. Noch immer diese Leere in mir und obwohl meine Gedanken mehr, oder weniger still stehen, kann ich nicht einschlafen. Unruhig drehe ich mich von der einen auf die andere Seite. Während Niall tief und fest neben mir zu schlafen scheint.
Mir ist zu warm und ich habe den Eindruck, die dunkle Decke über mir würde immer näher kommen. Ohne, dass ich es bewusst entscheide, steige ich aus dem Bett. Über meine Unterwäsche ziehe ich lediglich eine Shorts und ein Tanktop. Mit Sandalen an den Füßen verlasse ich lautlos das Zimmer. Ein letzter Blick zu Niall - noch immer atmet er tief ein und aus. Ich beneide ihn darum, dass er so gut schlafen kann.
Meinen wilden Haarschopf fasse ich zu einem unordentlichen Knoten auf meinem Kopf zusammen, während ich die Treppen hinabgehe. Das Hotel ist so gut wie ausgestorben. Ich habe keine Ahnung, wie spät es bereits ist, aber während ich an dem ausgestorbenen Pool entlanggehe, sehe ich, dass auch die Bar bereits geschlossen hat.
Fast wie automatisch werde ich von den Stufen angezogen, welche zum Strand führen. Ein kühler Wind weht mir die salzige Meeresluft entgegen, als ich die Stufen hinabsteige.
In der Dunkelheit und nur mit dem Licht, welches der Mond am wolkenlosen Himmel spendet, wirkt der fast schwarze Sand hier auf Teneriffa am Fuße der Stufen wie ein bodenloses Loch. Und trotzdem habe ich in diesem Moment keine Angst darin zu versinken. Unten angekommen, sehe ich mich um. Wie ich es erwartet habe, kann ich auch hier keine Menschenseele entdecken.
Über diese Tatsache bin ich mehr als glücklich. Ich brauche die Ruhe, ich will alleine sein. Geradewegs gehe ich auf das Wasser zu. Nahe genug, damit ich mich in den trockenen Sand setzen und dennoch meine Füße ins Wasser halten kann, lasse ich mich schließlich auf den weichen Untergrund fallen.
Bevor ich meine Füße in das kühle Nass tauche, ziehe ich die Sandalen aus und stelle sie neben mir ab. Im ersten Moment als die Wellen meine Füße und Knöchel umspielen, ich den aufgewirbelten Sand zwischen meinen Zehen spüren kann, schrecke ich auf. Das Wasser ist kälter, als ich es erwartet habe. Aber bereits nach der nächsten Welle die mit einem sanften Rauschen an Land gespült wird, haben sich meine Füße daran gewöhnt und ich genieße dieses Gefühl einfach.
Das Wasser erinnert mich daran, dass ich es seitdem ich auf der Insel bin noch nicht einmal geschafft habe im Meer baden zu gehen. Dabei war ich schon seit der Kindheit immer gerne in dem flüssigen Element.
Die Nähe zum Wannsee und den anderen umliegenden Seen, zu Hause in Berlin, habe ich als Kind und Teenager immer als Vorteil gesehen. Kaum haben die Strandbäder geöffnet, war ich, sofern es mein durchgetakteter Zeitplan in der Jugend zuließ, auch direkt dort.
Oft hat Niall mich begleitet. Wenn wir uns gemeinsam die Sonne auf die Leiber scheinen ließen, Eis aßen und immer wieder in den Wannsee sprangen, ja dann war das wohl mit Abstand die unbeschwerteste Zeit in meiner Jungend. In solchen Momenten konnte ich alles vergessen. Den Druck und den Wünschen meiner Eltern standzuhalten, einfach mal zu entkommen.
In diesen Stunden war ich jung und frei, wenigstens für einen kurzen Moment, konnte ich ganz normal sein und bin zwischen all den anderen Jugendlichen nicht aufgefallen. Im Strandbad traf sich jede Gesellschaftsschicht. Von alt bis jung war alles dabei. Ich habe es einfach genossen abseits all der aufgeblasenen Typen, mit denen sich meine Familie sonst umgab Spaß, haben zu können.
Ich erinnere mich noch gut, wie ich damals dort ein paar Kameraden aus meiner Klasse dabei erwischt habe, wie sie Zigaretten geraucht haben. Wir waren zwölf und natürlich war es verboten. Meine Mitschüler machten mir das Angebot, dass wenn ich sie nicht verraten würde, ich eine abbekommen könnte. Mir war bewusst, dass rauchen ungesund ist, aber in diesem Moment wollte ich einfach einmal wissen, wie es ist, wenn man etwas Verbotenes tut. Ich stimmte dem Deal zu und keine Minute später hatte ich den Glimmstängel zwischen meinen Lippen und ein Feuerzeug wurde rangehalten, um diesen zu entzünden. Mein erster Zug und ich musste augenblicklich husten. Die anderen haben gekichert, aber ich zog noch ein weiteres Mal daran. Der Geschmack war eklig und mir wurde beinahe schlecht, aber ich rauchte die komplette Zigarette schlussendlich auf, nur, um nicht wie eine Idiotin dazustehen.
Ganz davon abgesehen genoss ich diese kleine Rebellion, von der meine Eltern nie etwas erfahren dürften, so hoffte ich es zumindest. Allerdings war ich so naiv und habe geglaubt ein Kaugummi würde reichen, um den Geruch nach Nikotin zu überdecken. Da hatte ich mich getäuscht. Meine Eltern waren beide Nichtraucher und ahnten sofort, was ich getan hatte. Sie brüllten mich an, schimpften mich aus und verboten mir für den restlichen Sommer noch einmal ins Strandbad zu fahren, zusätzlich gab es Hausarrest. Am Ende hatte ich aus der ganzen Sache gelernt, dass Rebellion nur noch mehr Verbote bedeuten und sich dieser Ärger für nur wenige Minuten Auflehnung nicht gelohnt hatte.
Völlig in meinen Erinnerungen versunken bekomme ich zuerst nicht mit, dass ich mich mittlerweile nicht mehr alleine an diesem Strandabschnitt befinde.
„Ich hatte gehofft, dass du kommst", höre ich Harrys markante Stimme hinter mir sagen.
Erschrocken über seine plötzliche Anwesenheit zucke ich zusammen und drehe mich in seine Richtung, um zu ihm aufsehen zu können.
Zwar ein recht kurzes Kapitel für meine Verhältnisse, aber an diesem Punkt hat es einfach gepasst zu Enden.
Bitte denkt an das Sternchen und nun folgt noch mein Bericht zum Harrykonzert am Freitag in Köln. :)
Also als aller erstes bleibt zu sagen, der Mann kann singen und hat eine Präsenz auf der Bühne, so dass er selbst den letzten Zweifler noch in seinen Bann ziehen kann. Harry hat mich zu keiner Sekunde enttäuscht. Ganz im Gegenteil, er hat mich sogar noch mehr begeistert, als ich es erwartet habe. Sein Cover zu WMYB topt das Original, meiner Meinung nach, um längen. Und das habe nicht nur ich so empfunden, sondern auch das kleine Gummibärchen, dass in mir heranwächst.
Ja jetzt ist es raus, für die, die es noch nicht wussten, ich bin schwanger. (Übrings ist das auch der Grund warum ich manchmal recht schnell mit den Updates bin, oder wie in der letzten Woche langsamer. Kommt eben ganz auf mein Befinden und meine Stimmung an und die kann zur Zeit auch mal schnell umschlagen ^^) Deswegen nun auch zur Location. Aus diesem Grund habe ich es erst gar nicht probiert mich nach vorne zu drängen. Im Gegenteil nach dem es an dem Platz wo ich zu erst stand immer enger wurde und ich wirklich das Gefühl hatte keine Luft mehr zu bekommen und es mir einfach auch zu "gefährlich", für das kleine Würmchen wurde, habe ich mich noch ein Stück weiter nach hinten gestellte. Ich konnte von meiner Position aus Harry aber die ganze Zeit sehen und vorallem hören. Die Akustik in der Location war gut, der Raum selbst aber eher ungeeignet. Überall waren Säulen die einem, wenn man blöd stand die Sicht zur Bühne genommen haben. Ausserdem ist es halt blöd, wenn 4000 Leute freie Platzwahl haben.
Ich habe nicht nur eine gesehen die abgeklappt ist. Nein es waren mehrere junge Mädels und dazu bleibt mir zu sagen. Gott vergesst nicht zu trinken und zu essen auch wenn die Sache so aufregend ist. Aber am Ende wegzuklappen und das Konzert dann zu verpassen, dass ist es doch wirklich nicht wert.
Ja was bleibt noch zu sagen. Ich hab den Tag nicht bereut und freue mich schon jetzt wie ein kleines Schnitzel auf das Konzert in Berlin nächste Woche. Zu mal ich diese Location kenne und sie sich meiner Meinung nach besser für solch einen Künstler eignet.
Wenn ihr auch vor Ort wart, wie waren eure Erfahrungen?
Anni
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