( Rose )

Erschrocken fuhr ich hoch. Ich machte den Wecker aus und sah auf die Uhr. „Verdammt!", rief ich und war sofort hellwach. Wie der Blitz sprang ich aus dem Bett und stürzte zu meinem Kleiderschrank. Dann zog ich meine Schuluniform heraus. Wir hatten mehrere Teile zur Auswahl und ich entschied mich schnell für eine schwarze Bootcut Leggins, ein bauchfreies, schwarzes T-Shirt mit langen Ärmeln, eine warme, schwarze Sportjacke und schwarze Turnschuhe. Ich schnappte mir meine Tasche und rannte aus meinem Zimmer. In der Küche steckte ich zwei Äpfel und eine Flasche Wasser in meine Sporttasche. Dann verließ ich das Haus und stürmte zur Schule.

„Da bist du endlich Rose!", rief meine beste Freundin Malajka mir entgegen als ich auf den Schulhof stürzte. „Schnell! Wir kommen zu spät!", schrie sie. Gemeinsam rannten wir zu der Ahere. Nana Ike, unsere Lehrerin, drehte sich zu Malajka und mir um als wir die lange Hütte betraten. „Ihr seid zu spät", sagte sie mit ihrer eiskalten Stimme. „Entschuldigung Nana Ike", antworteten wir leise mit hängenden Köpfen. „Stellt euch an eure Plätze", forderte Nana uns Wirsch auf. Das musste sie uns nicht zweimal sagen. Als wir uns in die Reihe stellten, hörte ich ein gehässiges Lachen hinter mir und ohne mich umzudrehen, wusste ich, dass es meine Erzfeindin Baya war. Wütend knirschte ich mit den Zähnen. Zugern hätte ich mich umgedreht und ihr eine reingehauen. Aber da ich wusste, dass Nana Ike mich bestrafen würde, riss ich mich zusammen und konzentrierte mich auf Nanas Vortrag über Kampftechniken der Amazonen. „Wir haben viel von ihnen übernommen", erklärte sie gerade, „und können ihnen sehr dankbar sein. Baya, kannst du uns ein Beispiel dafür nennen?" „Was?!", fragte diese erschrocken. Ich konnte mir ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. Nana Ike entging nie etwas. Sie schlug Baya einmal mit ihrem Holzstab fest auf den Hinterkopf. Diese zuckte bei dem Schmerz zusammen und eigentlich hätte sie mir leid tun sollen, denn Nanas Hiebe waren wirklich schmerzhaft, aber bei Baya war mir das egal. Ich hasste sie mehr als die Pest. „Konzentrier dich weniger auf deine Klassenkameradinnen und mehr auf den Unterricht", herrschte Nana Ike sie an. „Also, was haben wir den Amazonen zu verdanken, Baya?" „Ähm..." „Ja?", fragte Nana ohne jegliches Mitgefühl in ihrer Stimme. „Ähm, also...zum Beispiel...", Bayas Gesichtsausdruck wurde immer panischer und Nana langsam ungeduldig. „Wenn ich dich noch einmal dabei erwische wie du dich bei deinen Freundinnen über andere Klassenkameraden auslässt anstatt aufzupassen, wirst du schmerzhaft lernen, dass es in meinem Unterricht nicht so läuft", zischte die alte Frau wütend. „Ja Nana", wimmerte Baya. „Also weiß einer von euch ein Beispiel?", fragte Nana Ike in die Runde. Keiner meldete sich. „Nun gut. Es wird Zeit, dass ihr es lernt", fuhr sie fort. Nana ging wieder nach vorne. Ihre faltige Haut war so weiß und fahl, dass sie fast durchsichtig wirkte. Ihre langen, leicht gekräuselten, weißen Haare fielen ihr über die Schultern. Sie war so dürr, dass man quasi jeden ihrer Knochen sehen konnte. Nur ihren beißend grünen Augen war anzusehen, welcher Kampfgeist noch in ihr steckte, dann obwohl sie ein wenig kleiner als ich, ich war eine der kleinsten in der Klasse, und 87 Jahre alt war, war sie eine todbringende Kriegerin. Nana Ike gehörte zu den Beraterinnen der Königin, weshalb alle noch mehr Respekt vor ihr hatten. Niemand wagte es, ihr zu wiedersprechen. Den Rest der Stunde war nichts mehr zu hören außer Nana Ike, die uns erklärte was wir von den Amazonen gelernt hatten und Bayas leises Wimmern.