Taehyung

Nach langer Zeit sitzen wir wieder im Büro von unserem Manager und warten auf ihn. Keiner von uns sagt etwas, oder bewegt sich kaum. Alle Blicke sind auf den Boden gerichtet. Die Stille wird von der Tür unterbrochen, die geöffnet und wieder geschlossen wird. Unser Manager betritt den Raum und setzt sich auf seinen Sessel vor uns, schaut auf die Blätter, die auf dem Tisch liegen und fangt an zu reden.

"Also, Jungs. Kommen wir mal zu euch. Ihr habt euch ausgeruht und jetzt geht es wieder los. Kurz zusammengefasst: in zwei Wochen habt ihr ein Konzert in Brasilien zwei Tage. Eine Woche danach geht es nach Griechenland und von dort nach Japan. Auf den Blättern stehen mehr Informationen zu allem. Wenn ihr noch Fragen habt, dann bitte jetzt", erklärt er, ohne seinen Blick vom Tisch zu heben.

"Was?", kommt es überrascht und wütend von mir.

"Hm?", der Manager schaut auf und blickt zu mir.

"Gibt es Probleme?", fragt er.

"Ja! Jungkook ist vor nicht einmal einer Woche gestorben und du erzählst mir hier, dass wir in zwei Wochen ein Konzert haben?! Sag mal, hast du kein Verständnis? Denkst du, ich kann jetzt wieder normal rausgehen und mit den Fans glücklich sein, singen, tanzen und lachen? MEIN VERLOBTER IST VERDAMMT NOCHMAL GEDTORBEN UND DU DENKST AN DIE ARBEIT! ER WAR NICHT NUR MEIN VERLOBTER, ER HAT MIT DIR GEARBEITET!", brülle ich ihn an und stehe auf. Der Manager zuckt nicht einmal mit den Wimpern und schaut mir aufmerksam zu.

"Taehyung, ich weiß, dass Jungkook gestorben ist, aber ich kann nicht den ganzen Tag hinter ihm her trauern. Ich habe Arbeiten zu erledigen, genauso wie ihr auch. Ich bin auch trauri-", sagt er ruhig.

"Du bist vieles, aber nicht traurig", unterbreche ich ihn kalt.

"Ich werde nicht mitkommen. Ich werde hier bleiben. Nur weil dir deine Arbeit wichtiger ist, werde ich nicht mit euch kommen und Jungkook einfach vergessen. Ich bin nicht so wie du, ein Roboter. Ich habe Gefühle und Schmerzen. Ich muss erstmal damit klarkommen, dass ich eine wichtige Person verloren habe", beendet ich meine Rede ruhig und bahne mir den Weg aus dem Büro.

"Taehyung", stopt mich der Manager. Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihm um. Er ist bereits auch aufgestanden und streckt seine Hand aus, in dem etwas drinnen ist.

"Von Jungkook", sagt er. Ich schaue ihn nur verwirrt an und gehe näher zu ihm.

"Höre es dir zu Hause an. Er hat mich darum gebeten, es dir zu geben, wenn er weg ist. Ich kann dich auch verstehen und ich werde die Konzerte absagen", sagt er ruhig und ich nehme die CD aus seiner Hand. Mit zittrigen Händen halte ich es in meiner Hand und betrachte es. Dann schaue ich auf und werfe einen kurzen Blick zum Manager und verlasse mit schnellen Schritten sein Büro.

Ich gehe aus dem Gebäude, doch ich steige nicht ins Auto ein, sondern gehe an diesem vorbei. Ich kann nicht auf die anderen warten. Ich muss mir das alleine anschauen und würde ich jetzt mit dem Auto alleine fahren, dann müssten sie warten und mit etwas anderes nach Hause kommen. Das möchte ich nicht. Also steige ich in ein freies Taxi ein und fahre nach Hause.