Was soll ich tun?
Ich stand vor dem Spiegel im Bad und Tränen liefen mir über die Wange. Warum musste das gerade mir passieren? Wir hatten doch aufgepasst. Die ganze Zeit. Und jetzt das!
Ich schaute wieder in den Spiegel und wurde auf mich selber wütend. Es war ja alles meine Schuld.
Ich merkte, wie ich meine Hand zu einer Faust ballte. Ich konnte mich nicht mehr sehen. Meine Faust schlug auf den Spiegel und der zerbrach in kleine Teile. Den Schmerz realisierte ich wenige Sekunden danach und schaute zu meiner Hand. Es steckte noch ein kleines Stück einer Scherbe drin.
Plötzlich hörte ich, wie es laut an der Tür klopfte.
"Jule, geht es dir gut? Ich hab lauten Krach gehört. Ist alles okay? Darf ich rein kommen?"
Ich fluchte innerlich, hatte ich doch komplett vergessen, dass Roman noch da war. Ich musste mir schnell eine Ausrede ausdenken, warum er nicht rein kommen könnte, sonst würden die Fragen losgehen. Aber hatte er nicht verdient, zu wissen, was für ein Problem ich hatte?
Auf einmal wurde mir total schwindlig, woher das kam, konnte ich nicht sagen. Bevor ich aber den Boden erreicht hatte, fing ein muskulöser Körper mich auf.
"Jule, ist alles okay? Soll ich einen Arzt rufen?", fragte mich Roman und setzte mich vorsichtig auf den Boden ab.
Ich schüttelte nur den Kopf. Ich war erst gestern beim Arzt gewesen, nachdem ich beim Training fast umgekippt bin.
"Erzählst du mir dann, was passiert ist?", fragte Roman wieder und schaute sich meine Hand an. Er holte aus dem Schrank unter dem Waschbecken die Packung Pflaster heraus. Dann kümmerte er sich um meine Hand. Er machte das so vorsichtig und liebevoll, dass ich wieder anfing zu weinen.
Ich spürte Romans Daumen an meiner Wange, wie er mir vorsichtig die Tränen weg wischte. Sanft sagte er: "Julchen, was es auch ist, ich bin doch da."
Nun schüttelte ich den Kopf. Ich konnte es ihm einfach nicht erzählen. Ich wollte hier weg, so schnell wie möglich. Und doch, ich konnte nicht so einfach weg. Roman würde eine Erklärung verlangen und die konnte ich ihm nicht liefern. Die wollte ich ihm nicht liefern.
"Jule, bitte", flüsterte Roman nun und ich machte den Fehler, zu ihm zu schauen. Er schaute mich mit seinem Hundeblick an, dass ich nur schmelzen konnte. Seine brauen Augen brachte mich dazu, mit meinem Problem auszupacken. Vor einem Jahr hatte ich mich in diese Augen schockverliebt, es war Liebe auf den ersten Blick.
"Ich hab Angst vor der Zukunft", flüsterte ich und meine Lippen zitterten. Roman schien überrascht zu sein: "Die Zukunft? Willst du mich verlassen?"
"Nein, nein... Aber wahrscheinlich willst du mich verlassen...", ich wurde zum Ende hin immer leiser.
"Wieso sollte ich dich verlassen, Julchen", fragte mich Roman, "ich liebe dich, seit dem ersten Moment."
Ich brach wieder in Tränen aus. Wieso musste es so schwer sein. Wieso war Roman so verständnisvoll.
"Hey Engelchen", sanft sprach Roman zu mir und strich mir durch die Haare. Ich fühlte mich so beschützt und doch, ich konnte Roman diese Problem aufbürden. Sein Leben würde auf den Kopf gestellt werden und das wollte ich nicht.
Mein Herz wurde schwer und ich bekam immer schwerer Luft. Es tat plötzlich alles so weh, ich hatte totale Schmerzen. Ich fing wieder an zu weinen. Mir wurde schwarz vor Augen und ich kippte zur Seite. Ich hörte wie Roman meinen Namen rief, danach bekam ich nichts mehr mit.
"Juli, Baby, wach wieder auf", hörte ich Roman sagen, als ich meine Augen wieder öffnete.
"Engelchen, du bist wieder wach", strahlte der Schweizer mich an und zog mich in seine Arme. Ich lag im Bett und Roman saß neben mir, seine starken Arme hatte er um mich geschlungen. Mein Herz hatte aufgehört weh zu tun, doch Panik machte sich in mir breit. Ich hatte keinen Hoodie an. Nicht, dass es schlimm wäre, ohne Shirt neben meinem Freund zu sein. Aber in der Tasche war was wichtig, das Roman nicht in die Hände bekommen sollte.
"Wo ist mein Shirt?", fragte ich leise und schaute zu Roman.
"Ich hab es dir ausgezogen, du bist plötzlich sehr heiß geworden und ich hab mir Sorgen gemacht. Soll ich es dir wieder geben?", fragte Roman sanft. Vorsichtig strich er mir über den Rücken und küsste mich auf die Wange.
Ich nickte leicht und Roman reichte mir den Hoodie. Ich zog ihn über und griff in die Tasche. Das Bild war nicht mehr da.
"Du suchst das Bild, richtig? Julchen, was ist das?", fragte Roman leise.
"Ich kann es dir nicht erklären", flüsterte ich und fing an zu zittern.
"Schatz, ist das der Grund, warum du die ganze Zeit weinst. Es ist doch logisch, aber ich werde dich dennoch nicht verlassen. Es ist mir egal, ob du mit einer anderen geschlafen hast, du bist mir wichtig."
Ich fing wieder an zu weinen.
"Jule, wirklich, ich bin dir nicht sauer, vielleicht enttäuscht. Aber wenn du willst, helfe ich dir. Auch wenn du mit der anderen ein Kind ausziehen willst", Romans Stimme brach und es tat so schrecklich weh.
"Roman, es ist anders als du denkst", sagte ich und Tränen liefen über meine Wangen, "ich hab dich nicht betrogen. Würde ich nie. Ich liebe doch nur dich..."
"Was ist es dann?", fragte Roman leise und nahm meine Hände in seine, "was ist dann auf diesem Bild zu sehen?"
"Es...es... ist mein und dein...", hauchte ich, konnte aber nicht weiter reden. Auch konnte ich Roman nicht ansehen. Er würde mich hassen und das wollte ich nicht sehen. Alleine die Vorstellung war schrecklich.
"Du hast mich nicht betrogen?", fragte Roman und ich schüttelte den Kopf.
"Aber wie...?"
"Ich weiß es nicht", hauchte ich. Ich war verzweifelt und wartete nur darauf, angeschrien zu werden. Doch ich merkte nur, wie Romans Hände zu meinem Bauch wanderten. Vorsichtig strich er mit seinem Daumen drüber.
"Du meinst wirklich, da wächst ein Baby drin? Eines mit deiner und meiner DNA?", fragte Roman kaum hörbar.
Mir fiel es schwer, jetzt zu Nicken, aber Roman hatte die Wahrheit verdient.
"Wow...", flüsterte Roman und legte eine Hand unter mein Kinn, dass ich ihn anschauen musste. Dann beugte er sich vor und küsste mich sanft. Bei dem Kuss merkte ich, dass auch Roman die Tränen kamen. Weinte er vor Freude oder weil ich sein Leben zerstört habe.
"Es tut mir leid, ich habe dein Leben kaputt gemacht. Ich wusste nicht, dass so was passieren könnte... Roman, ich kann verschwinden, ich kann es auch vernichten...", hauchte ich und wieder liefen Tränen über meine Wangen. Ich konnte einfach nicht aufhören zu weinen.
"Du hast mein Leben nicht zerstört, du hast es bereichert, Julian. Seit dem Moment, an dem ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Du bist der hübscheste, süßeste und bemerkenswerteste Mann, den ich kennen lernen durfte. Ich liebe dich einfach, so sehr", flüsterte Roman und küsste mich auf die Wange. Dann kam er meinem Ohr näher und hauchte: "Ich werde ein sehr stolzer Papa werden."
Ich schluchzte auf und blickte Roman an. Er strahlte mich an und küsste mich so unfassbar zärtlich. Ich merkte, wie sehr ich mich nach diesen Kuss gesehnt hatte und wie sehr alles in meinem Körper nach Roman verlangte. Ich krallte mich geradezu krampfhaft an meinen Freund.
"Julchen", flüsterte Roman, "ich werde immer bei dir sein, versprochen. Es war zwar nicht so geplant, aber es wird bestimmt perfekt. Ich war auch nicht das geplante Wunschkind meiner Eltern. Und doch ist was aus mir geworden."
Ich nickte leicht und wischte mir Tränen aus dem Gesicht. Roman hatte es geschafft, mir irgendwie Hoffnung zu schenken, in dem er mir sagte, dass er mich nicht alleine lässt. Er liebte mich, immer noch. Wir beide waren noch jung und doch versprach er mir so etwas.
"Ich liebe dich auch, Roman...", flüsterte ich .
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