Meine Rettung
Es war schon dunkel, aber heim wollte ich noch nicht. Lieber lief ich im Park meine Routen ab und versuchte nicht an die Nachricht zu denken, die ich vor einigen Stunden bekommen hatte.
Doch all die Ablenkung brachte nichts, denn spätestens als ich zurück in meine Wohnung ging und das Bild über meinem Schuhschrank sah, kamen mir wieder die Tränen. Ich nahm es ab und strich vorsichtig drüber. Es war mein Lieblingsbild gewesen, aber jetzt ist es vorbei. Ich warf das Bild zu Boden und das Glas brach in tausende Teile. Es war mir egal und wenig später folgten weitere Bilder. Unaufhörlich liefen mir Tränen über die Wangen und doch schrie die Stimme in meinem Kopf "Es ist aus! Er hat es beendet!"
Plötzlich klingelte jemand Sturm an meiner Tür. Doch ich wollte niemanden in meiner Nähe haben. Aus dem klingeln wurde schließlich ein lautes klopfen und hämmern gegen die Tür. Aber auch weiterhin ertrank ich lieber in Liebeskummer, als jemanden die Tür zu öffnen.
"Roman Bürki! Jetzt öffne diese verdammte Tür, oder ich trete sie auf!!", schrie von draußen mein bester Freund und klopfte wieder feste gegen die Tür.
"Ich will aber nicht!", schrie ich zurück und schluchzte auf.
"Ich komm trotzdem rein! Du brauchst mich jetzt", rief mein bester Freund. Es dauerte einen Moment, dann stand mein bester Freund in meinem Flur und schaute auf mein Werk. Doch anstatt mich irgendwie zu fragen, was los sei, griff er zu einem weiteren Bild. Er grinste mich an: "Darf ich mitmachen?"
Mir liefen weitere Tränen über die Wangen und ich schaute zu meinem besten Freund hoch. Er ließ das Bild fallen, hockte sich zu mir und legte die Arme um mich.
"Hey Großer, was ist denn los? Was hat der Arsch von deinem Freund gemacht?", fragte er leise.
"Er hat Schluss gemacht", flüsterte ich und lehnte mich etwas an ihn.
Ich hörte ihn schnauben: "Er hat dich nicht verdient. Du bist viel zu perfekt für ihn."
Ich wischte mir die Tränen von der Wange und nuschelte: "Und wen habe ich dann verdient?"
"Jemanden, der dich schätzt. Der weiß, was für ein perfekter Mensch du bist", flüsterte mein bester Freund.
"Wer sollte das denn sein?", fragte ich zurück.
"Ich", flüsterte dieser.
Ich drehte mich überrascht zu ihm und blickte in seine braunen Augen. Warum ist mir denn noch nie aufgefallen, wie hübsch die Augen meines besten Freundes sind? Ich verlor mich in ihnen, ohne es zu beabsichtigen. Vorsichtig fuhr ich über seine Wangen und dann seine Haare. Er war perfekt, nicht ich... Wie konnte er das zu mir sagen?
"Nicht weinen, Roman", flüsterte er und strich mir die Tränen weg, "nicht wegen ihm. Er hat dich wirklich überhaupt nicht verdient. So gar nicht."
"Ich weine nicht mehr ihm hinter her. Er ist ein Arsch gewesen. Aber auch ich bin nicht perfekt. Ich hab Fehler..."
"Fehler, die ich an dir liebe", flüsterte er kaum hörbar.
Ich schaute wieder zu ihm und verlor mich ein weiteres Mal in seinen Augen. Dann beugte ich mich vor und küsste ihn vorsichtig. Seine Lippen fühlten sich so viel besser an. So perfekt.
"Julian?", fragte ich leise.
"Ja?"
"Ich kann das aber noch nicht", flüsterte ich leise. Verständnisvoll nickte Julian und dafür hätte ich ihn drücken können. Wieso habe ich vorher nie gesehen, wie perfekt Julian war.
"Ich hab schon so lange gewartet, da kann ich das auch noch aushalten", flüsterte Julian wieder, "willst du ins Bett, dann räume ich hier noch kurz auf und gehe dann nach Hause."
"Kannst du dich nicht zu mir legen? Und das hier kann auch morgen sauber gemacht werden. Ich möchte jetzt nicht alleine sein", flüsterte ich und schaute zu meinem besten Freund. Diese lächelte sanft: "Klar."
Dann half er mir auf und gemeinsam gingen wir in mein Schlafzimmer. Ich zog mir die unbequeme Jeans aus und ließ mich dann in mein Bett fallen. Julian folgte mir und ich robbte etwas an ihn ran.
Ich merkte, wie er anfing zu grinsen und drückte mir einen Kuss auf den Kopf. Er hatte mich wirklich gern und ich fühlte mich so schuldig. Wie oft hatte ich ihm vorgeschwärmt wie toll mein Ex ist. Wie glücklich ich mit ihm war.
Und doch hatte Julian mich nie aufgehört zu lieben. Ich hatte ihn verletzt, immer und immer wieder. Und er?
Schon wieder begann ich zu weinen und drückte meinen Kopf ins Kissen.
"Hey Romü, bitte hör auf. Es wird wieder gut. Er ist ein Arschloch und hat dich nicht verdient", flüsterte Julian wieder und strich mir über den Rücken.
"Aber dich habe ich auch nicht verdient. Ich hab dich verletzt immer und immer wieder. Und du? Du hast mich gerettet. Ich wollte nicht mehr, wirklich. Er hatte mich so verletzt, es hatte einfach nur weh getan", schluchzte ich.
Julian zog mich in seine Arme und drückte mich an sich. Ich fühlte mich nicht nur sicher sondern auch geborgen. Ein Gefühl, dass ich noch nie hatte.
"Ich bin dir nicht sauer. Ich wusste einfach, dass es noch Zeit kosten würde, bis ich meine Chance bei dir habe. Und jetzt, jetzt darf ich dich in den Armen halten", lächelte Julian mich an.
"Danke für deine Rettung", flüsterte ich und kuschelte mich etwas an Julian. Dieser perfekte junge Mann.
Nur zwei Jahre später war dieser perfekte Mann nicht mehr nur mein Freund, er wurde zu meinem Mann und ich war glücklich. Er hatte mich aus gerettet, nachdem mich mein Ex erst betrogen und dann verlassen hatte.
Auf unserer Hochzeit stand Julian mir gegenüber, hielt meine Hand und grinste mich strahlend an. Ich konnte das Grinsen nur erwidern. Ich stand hier vorne mit dem perfektesten Mann der Welt, der gleich mein Mann werden würde.
Als der Priester bei dem Versprechen angekommen war, starrte ich Julian an. Mein Herz blieb für einen Moment stehen, doch dann sagte Julian das erhoffte "Ja, ich will!"
Mir kamen die Tränen und mir wurde bewusst, dass Julian meine Rettung war und das Beste, das mir passieren konnte. Als der Priester die Frage an mich stellte, hätte ich sie fast überhört. Ich war so in Gedanken, dass Julian mich anstupsen musste. Ich schaute auf, nickte dann aber glücklich und sagte "Ja, ja klar. Ich will."
Nach der Hochzeit nahm ich Julian zur Seite und umarmte ihn.
"Hey, ist bei dir alles okay? Romü, bitte, geht es dir nicht gut?", fragte Julian leise.
"Natürlich. Du bist die Person, die mein Leben erst vollkommen macht. Durch dich bekam ich wieder überall Spaß und Freude an allem. Ich konnte mich dank dir wieder verlieben, ich konnte mich in dich verlieben. Julian, du bist meine Rettung. Die Liebe meines Lebens. Nach der Nachricht damals hätte ich mir niemals vorstellen können, wieder zu lieben. Dann kamst du."
"Romi, du bist so süß", flüsterte Julian und küsste seinen Ehemann, "ich liebe dich, das habe ich schon immer."
"Ich liebe dich auch, Julchen", hauchte ich und Tränen liefen mir über die Wange. Julian drückte mich an sich.
Durch Julian war mein Leben endlich vollständig und perfekt. Er war meine Rettung.
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