Kapitel 19
• M A T T H E W •
Als ich aufwache, bin ich allein. Neben mir ist die Bettseite leer. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es noch mitten in der Nacht ist. 02:28.
Ich höre ein Geräusch, das durch das ganze Haus hallt. Was zur Hölle war das?!
„Chris?" Ich stehe auf und tapse zur Tür. „Chris, bist du das?" Von unten ertönt „Teenage Dream" von Katy Perry. Okay, das ist bestimmt kein Einbrecher.
Als ich nach unten gehe, höre ich bereits Chris leise mitsingen. Grinsend lehne ich mich an den Türrahmen zur Küche und beobachte ihn, wie er hin und her tänzelt. Als hätte er meine Anwesenheit gespürt, dreht er sich zu mir grinsend um.
„Gut geschlafen, Babe?", fragt er.
Babe, ernsthaft?
„Ich hoffe, du hast Hunger. Meine Mom ist echt gut in der Küche. Willst du zufällig ein Glas Wein? Rot oder Weiß?" Er hält beide Flaschen hoch, woraufhin ich auf die mit dem Rotwein zeige.
Ich sehe ihm schmunzelnd zu, wie er die Teller auf dem Tisch stellt und zwei Gläser mit dem Wein füllt. „Was grinst du denn so?"
Ich zucke mit den Achseln. „Tue ich doch gar nicht. Ich schaue dir nur zu, wie du vor dich her summst und... Ich weiß wirklich nicht, was du hier machst", sage ich lachend.
„Hey, also so ein schlechter Tänzer bin ich auch wieder nicht."
Wieder kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen. „Du bist sowas von niedlich, Chrissie", murmle ich eher vor mich hin und schüttle den Kopf.
„Was sagtest du gerade?"
„Ähm, nichts."
Chris setzt sich zu mir und mustert mich vorsichtig. „Sag mal. Heute Nacht, also vorhin, nachdem wir... du weißt schon, ähm..."
„Sex hatten?"
„Genau! Also, hast du gehört, was ich gesagt...?"
„Ja, das habe ich", unterbreche ich ihn wieder und fahre mir durch die Haare.
„Und, ähm, was sagst du dazu?"
Er weiß doch, wie es in meiner Familie zugeht. Da lernt man nicht, wie man sowas ausdrückt.
„I-Ich empfinde etwas für dich", murmle ich und schaue auf den Teller, den er mir hingestellt hat.
„Und?"
„Ich...habe Gefühle für dich." Chris fährt sich lachend durch seine Haare.
Mit geweiteten Augen beobachte ich, wie er sich aufrichtet und über den Tisch beugt. „Warum kannst du es nicht einfach aussprechen?" Selbstsicher grinst er. Ich bemerke, wie mein Puls ansteigt. „Nur drei Wörter."
„Ich...mag dich", sage ich schluckend und lehne mich zurück. „Chris, geh weg. Du machst mich nervös, wenn du mir so nahekommst."
Er sieht mich mit seinen warmen grünen Augen an. „Es ist in Ordnung, wenn du dir noch Zeit lassen willst. Solange du weißt, dass ich dich liebe."
Zögerlich beuge ich mich nun ebenfalls über den Tisch und lege meine Lippen auf seine. Überrascht seufzt er in den Kuss hinein und legt seine Hand auf meine Schulter. Meine Finger krallen sich in seine breiten Oberarme.
„Ich liebe deine Arme und deinen Körper", murmle ich an seinen Lippen und küsse ihn nochmal kurz. Ich spüre, wie er grinst.
„Das ist doch schon mal ein Anfang."
Wir setzen uns nun ordentlich an den Tisch. Chris hält mir die Gabel hin. Das Wasser läuft mir im Munde zusammen, als ich den mit Spinat gefüllten Lachs sehe.
„Das sieht wirklich gut aus! Nur, wie kommst du eigentlich auf die Idee, dreiviertel drei etwas zu essen?"
Er zuckt mit den Achseln. „Naja, wir hatten kein Abendessen, dafür verdammt heißen Sex", er zwinkert mir zu, „und sind dann gleich eingeschlafen. Und ich meine, Mom hat sich ziemlich die Mühe damit gemacht. Wie gesagt, sie kocht richtig lecker."
Genüsslich seufze ich auf, als ich beginne zu essen. Diana hat wirklich ein Händchen dafür!
„Ach, im Übrigen wirst du wohl diese Nacht wieder hier schlafen müssen. Meine Eltern wollen dich jetzt wirklich kennenlernen", meint Chris auf einmal, was mich schlucken lässt.
Was werden meine Eltern dazu sagen, dass ich so oft woanders schlafe? Und dann auch noch mitten in der Woche.
„I-ich weiß nicht so recht."
„Komm schon, Matt. Wenn du dann nicht am Esstisch sitzt und meinen Eltern ihre Fragen beantwortest, dann hast du diesen Adonis Körper heute zum letzten Mal gesehen! Er wird nämlich nicht mehr so aussehen, wenn Mom mit mir fertig ist."
Lachend greife ich nach meinem Glas Wein. „Du bist echt ein Spinner!"
Er nimmt ebenfalls sein Glas und stößt mit mir an. „Du liebst mich trotzdem", zieht er mich augenzwinkernd auf und nippt dann daran.
„Lass mich raten, du wirst nicht aufhören, bis ich es sage?"
„Das ist der Plan, Schatz."
• M A T T H E W •
„Chris, ich bin auf dem Weg. Ich hole nur ganz schnell frische Klamotten und meine Schulsachen und dann komme ich zu dir."
„Versprochen?"
Grinsend klemme ich mein Smartphone zwischen Ohr und Schulter, um meine Schlüssel heraus zu kramen. „Pass auf, Schatz, du wirst anhänglich", ärgere ich ihn und schließe dann die Haustür auf.
Er wollte mich eigentlich fahren, wurde aber von seiner Mutter gebeten, einkaufen zu gehen. Daher habe ich gemeint, ich würde später zu ihm kommen.
„Weißt du, du hättest auch meine Klamotten haben können. Ich hätte dich gerne darin gesehen."
„Warum glaube ich, dass du gerade dreckig grinst?"
„Weil ich es tue", erwidert er belustigt. Ich wusste es.
„Okay, ich lege jetzt auf. Mit einer Hand kann ich nämlich nicht packen."
„Dann bis nachher. Ich liebe dich."
Ich stecke lächelnd das Handy weg und betrete das Haus. Es scheint, als wäre Mutter nicht zuhause. Ich gucke in allen Zimmern im Erdgeschoss, treffe aber niemanden an. Gerade als ich nach oben laufen will, höre ich komische Geräusche aus dem Garten.
Draußen stöhnt jemand, nur sind es keine Sexgeräusche.
Neugierig sehe ich nach und entdecke dann Eve, die Babysitterin der Zwillinge. Sie schläft und überall um sie herum sind Bierdosen verteilt. Meine Gedanken kreisen sich sofort um die Kleinen.
So schnell wie ich kann, renne ich nach oben in das Zimmer meiner Schwestern, wo die beiden mich aus ihrem Bettchen angrinsen. Gott sei Dank, ihnen geht es gut.
„Hallo, ihr Mäuse. Wisst ihr, wer ich bin? Ich bin euer großer Bruder Matty", flüstere ich den beiden zu und streiche Emma über ihren kleinen Kopf. Sie greift nach meinem Finger und strahlt mich an. Und auch Selena versucht, nach meiner Hand zu greifen. Tränen sammeln sich in meinen Augen, als ich diesen Moment mit meinen kleinen Geschwistern erlebe.
Zum ersten Mal fühle ich mich wie ein richtiger Bruder! Wie konnten meine Eltern immer meinen, dass ich den Kleinen irgendwas Böses antun würde. Ich könnte ihnen niemals schaden, so süß wie sie sind. Sie sind die bezauberndsten Wesen auf der Welt!
„Hat das böse Mädchen euch einfach allein gelassen, um im Garten zu saufen?"
Die Mädchen lächeln, als würden sie meine Worte verstehen.
„Wie gerne würde ich hier bei euch bleiben. Aber wisst ihr, mein Freund Chris würde mich töten, wenn ich ihm absagen würde. Ihr werdet ihn bestimmt mal kennenlernen und euch auch sofort in ihn verlieben. Er ist der tollste Mensch auf diesem Planeten, mit dem wärmsten Herzen und der liebevollsten Seele. Und wenn er euch sieht, ist er garantiert auch verzaubert, so süß wie ihr seid."
Jetzt rede ich schon mit den kleinen Prinzessinnen über Chris. Sie haben doch sowieso keine Ahnung, worüber ich hier gerade spreche. Und unsere Eltern, besonders Mutter, wird niemals zulassen, dass ich mal Chris als meinen Freund nach Hause bringe.
Ich beuge mich nach unten und gebe den beiden einen Kuss auf die Stirn, bevor ich das Zimmer verlasse. Auf dem Weg nach unten versuche ich, meine Mutter zu erreichen.
Nach wiederholtem Klingeln geht sie ran. „Was gibt es denn?", fährt sie mich gleich an.
„Eve liegt betrunken im Garten und hat die Mädchen unbeaufsichtigt gelassen", erkläre ich und höre sie an der anderen Leitung nach Luft schnappen.
„Ich komme sofort. Und du wirfst dieses unfähige Weib gefälligst raus!", faucht sie und legt dann auch schon auf.
Augenverdrehend gehe ich zielstrebig über das Wohnzimmer in den Garten. Je näher ich der Studentin komme, desto mehr leeren Bierdosen muss ich ausweichen. Hat sie die alle allein getrunken? Das kann ja wohl nicht wahr sein.
„Entschuldigung?" Ich bleibe neben der Liege stehen und sehe auf die schlafende 'Babysitterin' hinunter. „Hallo, aufwachen!" Keine Reaktion.
Genervt verdrehe ich die Augen. Gut, noch ein Versuch. „Hey, aufwachen!", sage ich laut, doch daraufhin dreht sie sich nur auf die Seite. Mit den Rücken zu mir. Okay, jetzt reicht's.
Ich packe die Liege und kippe sie zur Seite, sodass das Mädchen auf den Boden fällt. „Hey...was soll'n das?!" Verwirrt mustert sie mich. „Wer bist du denn?"
„Wer ich bin? Der Sohn deiner Arbeitgeber, also bin ich auch dein Arbeitgeber. Sozusagen. Und deshalb bist du offiziell gefeuert!"
Ihre Augen mustern mich verwirrt. „Aber warum denn?"
„Hör mal, ich bitte dich jetzt nochmal höflich, zu gehen. Wenn du nicht sofort dieses Anwesen verlässt, sorge ich dafür, dass du nie wieder einen Babysitter-Job kriegst. Meine Familie hat genug Einfluss, das kannst du mir glauben."
Hektisch nimmt sie ihre Tasche und rennt über die Wiese ins Haus. Einen Moment später höre ich die Tür, die laut zu eschlagen wird.
Seufzend knie ich mich hin, um die Dosen einzusammeln. Wenn meine Mutter dieses Chaos hier sieht, wird sie einen Herzinfarkt bekommen.
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