1. Endlich wieder Festivals!
Endlich wieder Festivals! Zwei Jahre lang waren sämtliche größere Veranstaltungen auf Eis gelegt gewesen. Aber was noch viel schlimmer war, nicht nur die Festivals sondern auch alles andere war aus Caths Leben gestrichen worden: Keine Dorfpartys mehr, keine Clubs, keine Bars, selbst der Kontakt zu seinen Freunden und Familienmitgliedern war eingeschränkt gewesen.
Das soziale Leben war quasi eingefroren worden. Das Einzige was nicht verboten wurde, war das Arbeiten – jedenfalls, wenn man in der richtigen Branche gearbeitet hat. Gut, sie musste zugeben, hin und wieder hat sie auch mehr als eine Freundin gleichzeitig gesehen und hin und wieder waren hier auch mal größere Mengen Alkohol geflossen – aber wenn sie so sah, was andere Leute so auf ihren Instagram-Seiten gepostet hatten, lebte sie nahezu regelkonform.
Jetzt war der Spuk endlich vorbei und Corona galt als besiegt. Jedenfalls insofern man einen Virus besiegen konnte...
Darüber wollte sie sich aber nun keine Gedanken mehr machen. Endlich fand RISEN statt und das bedeutete sie würde diese Tage ausgiebig nutzen: um betrunken zu werden und die ganze Scheiße zu verdrängen, die in letzter Zeit passiert war.
Mit einem zufriedenen grinsen schnappte sie sich ein Bier aus der Kühlbox und ließ sich auf einem der Campingstühle neben ihrer Freundin Lila nieder.
Eigentlich hieß sie Lia – ironischerweise war ihr Spitzname sogar einen Buchstaben länger, aber als sie sich mit sechzehn die Haare Lila gefärbt hatte, war sie zu ihrem Spitznamen gekommen und sie trug ihn mit Würde. Auch jetzt noch, vier Jahre und viele Haarfarbenwechsel später, war sie wieder zu ihren Wurzeln zurückgekehrt: Ihre dunkelbraune fast schwarze Mähne, lief in einem zarten ombre Look zu den violetten Spitzen hinab.
Ihre Haare waren aber auch beneidenswert. Lang und voll und dick. Da wo die ganzen Influencer fake-wigs in ihre Haare klebten – waren Lilas Haare einfach naturgegeben.
Leider war Cath nicht das gleiche Glück gegeben, ihr hellbraunes Haar war zwar gesund – wie ihre Frisörin ihr freudestrahlend verkündet hatte – allerdings waren sie dünn, nicht sehr voluminös und langweilig.
»Und, wer steht heute alles auf dem Programm?«, fragte sie in die Runde hinein, bestehend aus Lila, Blake, Shawn und Julien.
Blake war ihr Cousin, durch ihn hatte Lila dessen Kumpel Shawn kennengelernt und seit dem Lockdown waren die beiden nun ein Paar. Wie ernst sowohl ihrer Freundin als auch Shawn die Beziehung war, würde sich wohl in den nächsten Tagen herausstellen – denn die Ursprünge der Beziehungen beruhten lediglich darauf, dass es beiden während dem Lockdown langweilig gewesen war.
Trotzdem musste Cath zugegeben, dass es seine Vorteile hatte mit den drein auf Festivals zu gehen – in dem großen Sprinter hatte man einfach mehr Platz und durch das Aggregat hatten sie auch noch Strom, wodurch Getränke und Essen gekühlt werden konnten.
»Ich will auf jeden Fall heute Nacht auf die After-DJ-Party!«, sagte Lila sofort.
»Warum wundert mich das überhaupt gar nicht«, stellte Cath augenrollend fest, Lila liebte DJs und als Avicii damals starb, ist für sie fast eine Welt zusammengebrochen.
»Der Hauptact ist KRAFTKLUB, da geht es jedes Jahr richtig zu, da müssen wir auf jeden Fall hin«, warf Julien ein und Cath nickte zustimmend, »davor spielt dieser deutsche Justin Bieber, ich hoffe der versaut die Stimmung nicht.«
»Hey«, warf Lila ein, »der ist nicht schlecht und hat gute Hits!«
»Ich weiß«, Blake verdrehte mit einem provokativen grinsen die Augen und fügte dann hinzu, »darf sie mir jeden Tag zwangsläufig im Radio anhören.«
»Wann müssen wir los?«
»Lass uns so gegen drei losgehen«, bemerkte Blake, »dann können wir uns die anderen auch ein bisschen ansehen und können ja dann schauen, wo wir stehen bleiben.«
»Außerdem kann ich mir dann was zu essen holen«, stellte Cath zufrieden fest, das Essensangebot war einfach ein Traum. Auch wenn man dafür unnötig viel Geld ausgeben musste, weil es einfach so teuer war –die verschiedenen Gerichte sind einfach zu verlockend.
»Du hast es erfasst.« Blake lachte.
»Kein Wunder, das ihr aus einer Familie stammt... beide verfressen«, neckte Lila.
»Haha«, antwortete Cath augenverdrehend und begab sich abermals in Richtung ihrer Vorräte, »weiß jemand wo der Tee ist?«
»Nicht zu vergessen, das beide ein Alkoholproblem haben«, stellte Julien belustigt fest, denn Tee war nichts anderes als Zitronentee mit Vodka.
»Sagt der, der bereits kurz nach dem Aufstehen sein wievieltes Bier getrunken hat?«, stichelte Cath zurück, während sie heißes Wasser aufsetzte.
Als sie ein paar Stunden später schließlich in Richtung Konzertbühnen unterwegs waren, waren sie alle schon gut angeheitert und die ganze Welt sah schon etwas bunter aus.
❤
Sie waren früh genug losgegangen, um beim Einlass nicht eine Schlange zu geraten – Cath wusste, wie nervig es hier manchmal war und dann war es manchmal doch ganz gut, wenn man ein paar etwas größere Jungs dabei hatte, die für etwas Platz sorgten.
»Geht ihr schonmal vor und kauft Bier?«
»Ich nehme an, du gehst dir essen holen?«
Cath grinste. »Korrekt.«
»Gleicher Platz wie immer?«, fragte Lila und sie nickte nur zur Antwort, »dann bis später«, und mit diesen Worten schlenderten Lila und Shawn händchenhaltend davon, während Julien mit etwas Abstand folgte.
Blake und Cath machte sich unterdessen in Richtung der Essenstände auf, hier verlor sie ihren Cousin allerdings aus den Augen, weil sie sich für ein andere Essen anstellte als er. Sie würden sich aber ohnehin nachher wiedersehen.
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