Katies Dream
Etwas müsst ihr über Josh und meinen Bruder wissen. Luke hasste Josh abgrundtief. Woran das lag, wusste ich nicht, doch ich wusste, dass sie einmal unzertrennlich gewesen waren.
-Montag, 29. September, 20:56 Uhr, zu Hause-
Ich klingelte. Luke machte mir auf, und lächelte mich an, doch ich ging ohne ihn anzusehen, in die Wohnung.
POV Josh Greenpeace
Als Luke mich sah wurde mir eiskalt. Es war, als würde sich meine Haut schälen. "Was willst du hier Josh? Verdammt, wenn du dich noch einmal dieser Wohnung, meiner Schwester oder mir näherst, bist du tot!", Luke schrie. Tränen schossen mir in die Augen und Falten wurden auf Lukes Stirn sichtbar. "Verdammt, was ist los?", seine Stimme nahm einen besorgten Ton an. "Sarah, sie... sie hat es getan", erklärte ich mit bebender Stimme. Luke presste seine Lippen aufeinander und schloss seine Augen. Es tat ihm sichtlich weh. Kein Wunder. "Bruder, wir gehen fahren", sagte Luke und verschwand in der Wohnung. Bruder. Monate hat er mich nicht mehr so genannt. Und ich ihn nicht.
Stundenlang fuhren wir durch die Gegend. Luke am Steuer, ich neben ihm. "Wie läuft's mit Katie?", obwohl ich mich bemühte, wusste ich, wie verbittert meine Stimme klang. Und das war ich auch. "So gut wie noch nie... Ich hab seit Monaten nichts mehr von ihr gehört", lachte Luke. Luke hatte schon immer einen übertriebenen Hang zur bitteren Ironie. Und zu einem ganz speziellen Humor. "Warum nicht?", fragte ich und legte meinen Kopf in den Nacken. "Lange Geschichte", Luke klang nun nur mehr zutiefst verletzt. "Früher hättest du das nicht gesagt. Früher hättest du einfach erzählt", erwiderte ich trocken. "Sie wurde ermordet. Katie hatte eine Party, Jubiläum. Sie ist zwei Jahre Lehrling bei der Werkstatt gewesen. Sarah hat nach Hause gehen wollen, 14... 14 Stichwunden! Der Arsch hat 14 Mal zugestochen. Was für ein Mensch macht sowas denn? Und dann, legte er einen Zettel auf ihren Körper! 'Reinigt euer Land'! Sie wollte doch Mechanikerin werden. Sie hatte sich gerade den Respekt ihrer Kollegen geholt und dann sowas! Und das schlimmste ist, du warst nicht da. Die Polizei sucht den Typen noch nicht einmal richtig!", ich ließ ihn einfach reden.
"Tut mir leid"
"Ja, ja mir auch! Und glaub mir, ich weiß wie du dich nach Sarahs Tod fühlst", eine schnelle Kurve. Mein Kopf schlug gegen die Scheibe, doch nichts zerbrach. Mein Kopf pochte. Alles drehte sich, doch nichts passierte. Ich kippte nicht um, wie heute morgen. Doch mein Herz blutete. Katie war eine sehr gute Freundin von mir, bis ich und Luke stritten. Ich verlor sie und es war mein Egoismus, der Luke und Katie vertrieb. Ich lehnte meinen Koopf vorsichtig an die Scheibe und schloss meine Augen. Irgendwann spürte ich nurmehr die Vibrationen.
Luke weckte mich aus meinem Halbschlaf. "Wir sind da." "Da? Wo da?", fragte ich verwirrt. "Steig aus."
Schnell schnallte ich mich ab und öffnete die Autotür. Ohne sie zu schließen, ging ich ein paar Meter von dem Auto weg und sah mich um. Der Nachthimmel war wolkenlos, dunkelblau, mit Sternen übersät. Wir standen auf einer Art natürlichen Plattform. Etwas abseits der Straße, mit Gras überdeckt, ging ich immer weiter. Ich stand vor einem Abgrund. Es ging sicher 50 Meter hinunter. "Mach nichts Falsches Josh", sagte Luke etwas besorgt. Ich setzte mich, ließ meine Beine gen Abgrund baumeln und beugte mich vor. Weit unten waren Felsen zu sehen, spitz, gefährlich, tödlich. "Warum sind wir hier?", fragte ich etwas misstrauisch. "Angst?", lachte Luke. Es freute mich, dass er wieder lachen konnte. "Wir sind hier, weil ich dir etwas geben möchte. Und weil der Ausblick verdammt schön ist", antwortete Luke. Er öffnete die Tür zum Kofferaum und schaltete eine Taschenlampe ein. Anschließend setzte er sich neben mich, ließ seine Beine ebenfalls herunterhängen und legte die Taschenlampe zwischen uns. In seinen Händen lag ein dunkles, kleines Buch. Und ich wusste sofort, was es war. "Was willst du damit?", fragte ich sofort. "Du kannst diese Nacht nicht leugnen, du kannst nicht leugnen, was wir alle gesehen haben, was wir gelesen haben", antwortete Luke tonlos.
Er reichte mir das Buch und ich schlug es auf der ersten Seite auf. 'Philipp hat es wieder getan. Er kam gerade, vor 30 Minuten in das Zimmer. Ich zittere immer noch, meine Tränen zieren immer noch mein Gesicht, es tut noch immer so fürchterlich weh. Und das wird es wohl für alle Ewigkeit. Und deshalb, liebes Tagebuch, habe ich beschlossen, zu gehen sobald jede deiner Seiten beschrieben ist, und ich es immer noch möchte.' "Lies die letzte Seite, bitte", sagte Luke leise. Also schlug ich Sarahs Tagebuch auf der letzten Seite auf und merkte wie Luke seine Hand auf meine Schulter legte. 'Liebes Tagebuch. Ich habe es seit meinem ersten Eintrag nicht mehr erwähnt, nur meinen Wunsch nach Freiheit. Doch nun ist es soweit.
Verdammt. Luke, wenn du das jemals ließt, es tut mir so leid, was mit Katie passiert ist . Es gibt in dieser Welt einfach zu viele rassistische Arschlöcher. Ich richte ihr liebe Grüße aus.
Und jetzt zu dir, Ruby. Ich will nur, dass du weißt, dass du das alles rocken wirst und... lass dich von Jake und Brice, Ned und all den Idioten nicht unterkriegen, ja?
Josh? Ich könnte Seiten schreiben, doch dazu ist jetzt keine Zeit mehr. Ich... Ich liebe dich und morgen werde ich dir das nicht mehr sagen können, doch es wird immer wahr sein.
Oh, und Jake... Fuck u!
Ich sprang auf, Lukes Hand schnellte zurück und Sarahs Tagebuch fiel. "Josh... beruhige dich! Bitte", sagte Luke laut und bestimmt. Sarah. Sie war tot. Tot. Ich setzte mich wieder. Luke hatte offensichtlich Ansgt, ich würde springen, denn er umklammerte mein Handgelenk. "Weißt du, Sarah... sie mochte Katie. Anfangs vielleicht nur wegen ihrer Hautfarbe, doch irgendwann fand ich heraus, sie waren beide Kämpferinnen. Und das sind sie immer noch. Aber eins musst du mir sagen. Warst du auf Sarahs Party?", ich wusste nicht worauf er hinaus wollte und antwortete. "Ja, warum?" "Wollte Ruby was trinken?" Mein Mund wurde trocken. "Fuck... Luke, es tut mir leid! Ich... Ich wollte auf sie aufpassen, aber du kennst Jake. Verdammt, er hätte mich totgeschlagen, hätte ich auch nur versucht ihn aufzuhalten. Ich... Luke!", Luke war zum Auto gelaufen und hatte den Schlüssel umgedreht. Schnell sprang ich auf und lief ihm hinterher. "Josh, wenn du hier nicht erfrieren willst, würde ich an deiner Stelle einsteigen", rief Luke mir entgegen und ich stieg ein. Viel zu schnell raste er den Berg hinunter, bei jeder Kurve hatte ich Angst, wir würden in die unendliche Leere fahren, als wir unten waren ging erst los. Und dann erkannte ich sein Ziel.
Er überholte Autos, überschritt das Tenpolimit. "VERDAMMT, WAS HAT ER MIT IHR GEMACHT?", schrie Luke mich an. Ich nahm es ihm nicht übel... würde das mit meiner Schwester machen, wäre der Arsch schon tot. "Nichts, er hat sie abgefüllt, mehr nicht", antwortete ich. Mein Blick lag auf der Temposkala. 100, 105, 110, 120, 140 immer schneller. "Fuck, wir wurden geblitzt, das wird teuer, aber wenn du willst, übernehm ich das", sagte ich und Luke nickte. 10 Minuten und wir waren angekommen. Er hetzte aus dem Auto und lief zu einem Haus um zu klingeln. Jake machte auf. Ich hatte mir gewünscht, dass er nicht zu Hause gewesen wäre. Luke zog etwas blitzendes aus seiner Hosentasche. Ein Taschenmesser. Es sollte heute nicht drei Tote geben. Sarah und Katie reichten völlig aus. Schnell stieg ich aus und ging langsam auf Luke zu. Sein Messer lag auf Jakes Hals. Ich schluckte. Es lag nicht an Jake. Er konnte meinetwegen verrecken. Es ging um Luke und Ruby. Luke wäre verhaftet worden und Ruby... sie liebte Jake trotz allem. "JOSH! HILF MIR DOCH!", schrie Jake verzweifelt. "Halt dich von meiner Schwester fern!", murmelte Luke. "Okay! O kay!", ich musste zugeben, Jake so verzweifelt zu sehen, gefiel mir.
Und das war's. Luke und ich fuhren wieder. Ich schlief bei ihm ein. Jake lebte noch. Und manchmal, wirklich nur manchmal, denke ich mir es wäre besser, wenn es anders gekommen wäre. Wenn Luke ihm seinen feigen Hals aufgeschlitzt hätte, er in seinem verfickten Blut gestorben wäre und ich Luke ein Alibi geboten hätte. Vielleicht wären wir damit durchgekommen. Vielleicht hätte auch Ruby nach einer Weile eingesehen, dass sie ohne ihn besser dran war. An dem Tag ging alles so schnell. Sarah starb. Ich und Luke waren wieder wir. Katie... Luke hätte Jake fast umgebracht. Verdammt. Mein Leben war noch nie wirklich spannend. Und plötzlich wünschte ich mir, es wäre wieder wie früher.
Etwas müsst ihr über Luke und mich wissen. Luke hasste mich abgrundtief. Woran das lag, wusste ich , doch ich wusste nicht, dass wir wieder einmal unzertrennlich sein werden.
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