It's Not Me
POV Ruby Smith
Push up BH, Minirock und roter Lippenstift... Das bin ich nicht. Das ist Jake Davies Freundin, aber das bin nicht ich. Das ist das Mädchen, das Jake Davies aus mir gemacht hat.
-Samstag, 27. Septemper, 9:53 Uhr, zu Hause-
Das erste, was ich an dem Tag sah, als ich mit meinen Augen blinzelte, war meine Zimmertür, an der ein Bild von Jake und mir hing. Er hatte seinen Arm um meine Schultern gelegt und drückte meinen Oberkörper an seinen. Das war vor zwei Jahren, wir waren gerade zusammengekommen und ich war noch ich. Mein Haar war noch lockig, mein Look war noch nicht so... nuttig und ich war viel natürlicher geschminkt. Und, was mir besonders abging, war mein Körper. Jetzt war ich zierlich und schlank, damals war ich aber stark. Ich hatte Muskeln gehabt, ich hatte gewusst, ich hätte mich wehren können, jetzt war das anders. Das erste, was ich an dem Tag hörte war die Stimme meines Bruders. "Klar, komm rein. Aber ich glaube, Ruby schläft noch, soll ich sie wecken gehen?" Wahrscheinlich sprach er mit Jake. Er hatte seinen Besuch zwar erst um 11 Uhr angekündigt, doch er kam fast immer eine Stunde früher. Ein leises Seufzen entfuhr meinem Mund und ich setzte mich auf. Meine nackten, gebräunten Beine schmiegten sich aneinander, meine Arme stützten meinen müden Körper und mein Kopf war nach hinten in meinen Nacken gefallen. Die Türklinke wurde langsam, man hätte sogar behutsam sagen können, nach unten gedrückt, die Tür ging knarrend auf und vor mir stand ein Junge, sein Haar so schwarz wie die Federn eines Raben, seine Augen so braun wie die Augen eines Streuners und sein Körper so stark, wie der eines Bären. Und dieser Junge war - Überraschung - Jake Davies. Sein Gesicht war wie versteinert, erst als ich ihm zulächelte, bewegten sich seine Mundwinkel etwas nach oben. Er setzte sich gegenüber von mir auf mein Bett und beugte sich vor. Und so kam es, dass das erste, was ich an diesem absolut nichtssagenden, normalen Tag spürte, Jake Davies' Lippen auf meinen waren.
"Darling, beeilst du dich etwas? Wir wollen Josh doch nicht warten lassen, oder?", fragte Jake mich mit einem Blick, der mich wissen ließ, ich sollte ihn ernst nehmen. "Wolltest du nicht erst um 11 kommen?", entgegnete ich müde. "Schatz, freust du dich nicht, dass ich da bin?" So etwas war zu erwarten. So was kam immer.
Hey, du bist früh.
Ich wollte dir doch nur eine Freude machen.
"Sicher freu ich mich", lächelte ich ihn an. Und er hatte recht, wir wollten Josh wirklich nicht warten lassen. Josh. Er war ein Freund von Jake. Ein Freund, den Jake zutiefst verachtete. Doch ich fühlte mich bei ihm wohl. Ich mochte ihn, auf eine ganz besondere Art und Weise. Er war der Freund von Jake, der kein Blatt vor den Mund nahm, und wenn es zwischen mir und ihm Streit gab, dann war Josh da. Und ich wusste, er würde immer da sein. Nicht nur für Jake. "Wirklich?", hakte Jake nach. "Ja, wirklich", gab ich trocken, und vielleicht etwas genervt zurück.
Ich hatte in dem Moment einfach nicht die Nerven, für ewig lange Diskussionen. "Gut, mach dich fertig, ich warte solange unten", und damit stand er auf und ließ meine Tür geräuschvoll zuknallen bevor er im Flur verschwand. Noch immer müde stieg ich aus meinem Bett und ging an meinen Schminktisch. Seitdem ich mit Jake zusammen war, ging ich ungeschminkt nie aus dem Zimmer. Woran das lag? Vielleicht ist es, um eine Fassade aufrecht zu erhalten. Die Fassade eines glücklichen Mädchen. Vielleicht war es aber auch, um die blauen Flecken zu überschminken, die ich von Jake nach einem Streit hatte. Ich weiß nicht, warum ich bei ihm blieb. Vielleicht, weil ich ihn trotz allem, immer noch liebte. Vielleicht, weil ich wusste, dass er mich auch liebte. Man weiß es nicht. Als ich fertig geschminkt war, schlenderte ich zum Kleiderschrank. Eine lange Jeans. Straight. Vereinzelt Löcher. Ein Bauchfreies Top. United Colors of Benetton. Verdammt. Alles was ich trug, die Goldketten, die Kleidung, die Markenschuhe, alles eben, war von Jake. Das war einfach nicht mein Stil. Aber es war der Stil von Jakes Freundin. Ich machte mir einen festen Pferdeschwanz und zog mir einen großen Pullover drüber. Dann verschwand ich aus dem Zimmer und lief die Treppe hinunter. Jake saß auf der Kücheninsel und sprach mit Luke, meinem 3 Jahre älteren Bruder. Er hatte, wie ich, blonde Locken, grüne Augen und gebräunte Haut. Nur meine Sommersprossen hatte er nicht. Luke war gegen den Ofen gelehnt, seine Hände in seinen Hosentaschen vergraben. "Hey, lass deinen Freund nicht warten", lachte Luke, als er mich sah. Auch ich musste lachen. Es war ein ehrliches Lachen. Nicht so, wie wenn ich bei Jake und seinen Freunden lachte. "So willst du rausgehen?", fragte Jake mich spöttisch. Es war die Art von Spott, die ich nicht ertrug.
Ein Blick zu Luke verriet, dass er diese Art von Spott genauso hasste. Seine Augenbrauen waren hochgezogen, er hatte sich groß gemacht und stand bedrohlich vor Jake, der keine Notiz davon nahm. "Naja, es ist kalt und", weiter kam ich nicht. "Dafür gibt es ja mich", erwiderte Jake und glitt von der Kücheninsel. Ohne ein Wort zu sagen drehte ich mich um, lief in mein Zimmer und zog den schwarzen Pullover aus. Den Pferdeschwanz öffnete ich und meinen Kopf schüttelte ich kurz. Besser, Jake?, dachte ich mir. Zum zweiten Mal an diesem Morgen trat jemand, ohne anzuklopfen in mein Zimmer. "Hey, geht ihr schon?", fragte Luke. "Ja, wir wollen mit Freunden essen gehen", antwortete ich tonlos. "Girl, schau mich an"
Genervt sah ich Luke in seine Augen.
"Kein Alkohol, keine Drogen"
"Luke... Ich"
In Lukes Augen konnte man Tränen sehen. Ich konnte Tränen sehen.
"Du trinkst nichts und du nimmst keine Drogen", seine Stimme wurde deutlich lauter.
"Luke!"
"Versprich es"
"Ok!"
Luke kam näher auf mich zu und schloss mich in seine Arme. "Wenn du mich brauchst, ruf an"
-Samstag, 27. September, 23:47 Uhr, Party bei Sarah-
"Jetzt sei kein Feigling, ich trink doch auch was Ruby", sprach Jake auf mich ein. "Ja, du bist aber auch 17 Jake, komm ich will einfach nach Hause. Bitte"
"Hör mal, ich... Ein Becher, ja? Dann frag ich Josh, ob er dich nach Hause bringt, Deal?"
Ich sah in seine Augen und ich vertraute ihm. Ich liebte ihn.
"Okay"
-Sonntag, 28. September, 11:23 Uhr, zu Hause-
"Ich hab's ja gesagt. Verdammt Ruby"
Jedes Wort, jeder Buchstabe hörte sich wie Donner in meinem Kopf an. Mein Kopf, ich hatte schon fast Angst, er würde platzen. "Luke, das hilft mir nicht", antwortete ich dezent genervt. Luke schob mir ein Glas, gefüllt mit einer grünen, Smoothie-ähnlichen Flüssigkeit zu und forderte mich auf, zu trinken. Er saß mir direkt gegenüber, seine Hände auf der schwarzen Steinplatte der Kücheninsel verschränkt und weit zu mir gebeugt. "Hat dich dieser Bastard dazu gebracht?"
"Mensch Luke, er war dagegen! Mir reicht's ganz ehrlich, ich bin keine 13 mehr und blind verschossen. Mein Gott, ich kann gut auf mich selbst aufpassen. Ich brauch dich nicht mehr als Bodyguard!", langsam merkte ich, wie meine Stimme merkbar lauter wurde. Luke glitt von seinem Hocker, ging um die Kücheninsel und legte seinen Arm um meine Schulter. "Doch, das bist du Ruby, du glaubst allen Ernstes, ich wüsste nicht wie es dir geht? Wer glaubst du, bin ich? Ein Fremder? Ein Außenstehender?", und damit ging er. Ohne mich antworten zu lassen. Auch ich stieg nach ein paar Minuten später die Treppe hinauf und ging in mein Zimmer. Stunde um Stunde verging. Ich lag einfach nur in meinem Bett und starrte ins Nichts. Mein Kopf war leer und gleichzeitig voll. In meinen Augen waren Tränen, die ich niemals weinen würde. Verdammt.
Ich hatte quasi keine Erinnerung an den Abend, an die Nacht und den Morgen. Ich wusste nur mehr, dass Josh Jake und mich zu der Party bei Sarah fuhr und Jake und ich uns mit Sarah unterhielten. Dann wachte ich irgendwann gegen neun bei Jake auf. Er erzählte mir alles - wie ich darauf beharrte, dass er mir Alkohol besorgte, wie ich dann begann mit ihm rumzuknutschen und wie er mich sicher zu sich nach Hause fuhr. Als ich aufwachte fuhr er mich nach Hause. Ich drehte mich zur Seite und entsperrte mein Handy. Mittlerweile war es schon 16:56 Uhr. Eine Push Up Nachricht erschien. Also öffnete ich WhatsApp und meine Mundwinkel bewegten sich leicht nach oben als ich Jakes Namen sah. Hey, alles klar bei dir? Ohne zu überlegen begann ich zu tippen. Ja, alles gut. Holst du mich morgen zur Schule ab? Und sofort kam die Antwort. Klar. Bin um 6.30 da. Muss jetzt aufhören.
Okay, bis dann. In dem Moment klopfte es. Schnell schaltete ich mein Handy aus und bat Luke herein. "Hey..." Sein Gesicht war müde und träge. "Hey." Luke setzte sich auf mein Bett neben mich. "Ruby.... Es... Ich... Verdammt sorry!" Ich begann zu schmunzeln, was sich letztendlich in ein fröhliches Lachen verwandelte. "Ich mag Jake... Und naja" "Wie viel Überwindung hat dich die Lüge gerade gekostet?", fragte ich skeptisch und wie ich schon dachte, antwortete Luke. "Ziemlich viel"
Blonde, unbändige Locken, weite Sachen und kein Lippenstift... Das bin ich. Das ist nicht Jake Davies' Freundin, aber das bin ich. Das ist das Mädchen, das Jake Davies' Freundin war, bevor er sie zu einer Marionette gemacht hat.
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