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Mordnacht

(Kürbistumor)

Mit einem Glas Sekt stand ich entspannt in der Lobby des angesehenen Hotels. Ich fühlte mich gut, der neue Anzug saß wie angegossen und meine Haare lagen zur Abwechslung mal nicht völlig zerzaust auf meinem Kopf, was durchaus daran liegen könnte, dass ich gestern extra beim Frisör gewesen war.
Zum Einen um dem Anlass gerecht auszusehen, denn meine Eltern würden es nie im Leben dulden, sollte ich auf der Spendengala nicht völlig herausgeputzt auftauchen, zum Anderen aber um eine ganz bestimmte Person zu beeindrucken. Erst gestern war Manuel aus seinem zwölfmonatigem Australienaufenthalt zurück gekehrt.

Am liebsten hätte ich sagen können, er sei mein fester Freund, doch wir beide hatten beschlossen, dass es besser wäre die lange Phase der Trennung nicht als Paar zu verbringen. Aus dem einfachen Grund, dass man nie wissen konnte was passieren würde.
Doch ich hatte weder jemanden kennen lernen wollen der Manuels Platz hätte einnehmen können, noch hatte ich wirklich die Zeit dazu gehabt. Ich hatte vor einem Monat mein Abitur mitveinen Schnitt von 1,1 geschafft und das erfüllte mich mit Stolz. Es war eines der wenigen Male gewesen, dass ich ehrliches Lob von meinem Vater erhalten hatte. Er war ein resoluter und zielorientierter Mensch, der stets erwartete, dass man mehr als sein Bestes gab.

Veranstaltung wie diese organisierten meine Eltern des öfteren, und jedes Mal nur in den besten Locations. Vermutlich war das der Weg wie sie ihr Geld mit gutem Gewissen ausgeben konnten, abgesehen von den Familienurlauben und dem großen Anwesen, welches ihnen gehörte.

Es waren noch nicht viele Gäste da, lediglich etwas Familie und Geschäftspartner meiner Eltern. Es wunderte mich, dass der langjährigste unserer Partner noch nicht eingetroffen war, normalerweise verpasste er keine Gelegenheit um überpünktlich zu kommen.

Als ich den Blick zu der sich gerade öffnenden Tür wandte, erkannte ich die Person, auf die ich die letzten zwanzig Minuten gewartet hatte. Manuel.

Er trug einen schwarzen Anzug und statt der üblichen Krawatte eine Dunkelblaue Fliege, die langen Haare hatte er offen gelassen und nur die beiden vorderen Stränen zurückgebunden. Er sah unverschämt gut aus, doch das hatte er in meinen Augen auch schon, als er gestern müde und zerzaust aus dem Flugzeug gekommen war.
Als er mich erkannte grinste er und kam selbstsicher auf mich zu. Ich hatte ihn gestern abgeholt und nach hause gefahren. Wir hatten ununterbrochen geredet, doch ein Thema ganz absichtlich außen vor gelassen.

Auf dem Weg nahm er sich elegant ein eigenes Glas Sekt von einem Tablet. Schließlich stand er direkt vor mir und sah mich an. Ich überlegte einen Moment ob ich etwas sagen sollte, doch stattdessen nahm ich seine Hand und zog ihn aus der Lobby in das noch leere Restaurant.

"Und gibt es irgendwen?", wollte er wissen. Liebevoll sah ich ihn an und schüttelte langsam den Kopf. "Ich konnte an niemand anderen als ab dich denken." "Wie sehr ich das gehofft habe.", flüsterte er hastig und drückte endlich, nach einem Jahr wieder seine Lippen auf meine. Ich seufzte wohlig in den Kuss hinein, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Einen Augenblick lang lösten wir uns von einander, doch lange wollte ich nicht von ihm ablassen. Gemeinsam stolperten wir ein Stück nach hinten als ich ihn etwas zu stürmisch erneut küsste.

"Das ist aber sehr unschicklich.", hörte ich eine gehobene, nässelnde Stimme hinter uns und ich löste mich kichernd von Manu. In der Tür des Restaurants stand Michael, in einem so dunkel violetten Anzug, dass er beinahe schwarz wirkte. Er lachte als er Manus erschrockenes Gesicht sah und kam dann schnell zu uns herüber. Mit einem Handschlag begrüßten sich die Beiden. "Schön dich endlich nicht mehr nur über den Bildschirm zu sehen."

Michael war schon seit der sechsten Klasse einer meiner besten Freunde. Seine Mutter hatte sich von seinem Vater scheiden lassen und schließlich einen Geschäftspartner meiner Eltern geheiratet. Da sich unsere Mütter erstaunlich gut verstanden, hatten wir uns schnell angefreundet. Er und Manu hatten sich auf Anhieb gut verstanden.
Maurice ging in die gleiche Klasse wie Micha und so hatte ich ihn früher schon gekannt. Ich erinnerte mich noch an dem Moment als uns aufgefallen war, dass er und Manu sich vor Jahren über das Internet kennen gelernt und nachdem sie bemerkt hatten, dass sie in der gleiche Stadt wohnten, beste Freunde geworden waren.

Die letzten Jahre meiner Schulzeit hatten wir fast ausschließlich zusammen verbracht, doch in den letzten Jahren hatte jeder von uns einiges zu tun und wir hatten uns kaum einmal im Monat gesehen. Doch dafür war es egal wie lange wir nicht geredet hatten, ich fühlte mich bei den Anderen drei immer wohl und wir konnten über alles sprechen.

Maurice betrat den Raum direkt hinter Michael und als er Manu sah blitzte Freude in seinen Augen auf. Mit zwei schnellen Schritten war er bei ihm und schloss ihn seine Arme. Manu erwiderte die Umarmung glücklich. Ich erinnerte mich, wie ich Anfangs eifersüchtig auf die innige Freundschaft zwischen den Beiden gewesen war, doch mittlerweile wusste ich, dass es eben nur Freundschaft war. Maurice hatte sich von Manu gelöst und starrte uns dann böse an. "Warum hat mir denn keiner gesagt, dass Manu hier ist. Dann wäre ich sogar freiwillig mitgekommen."

Er boxte Micha gespielt beleidigt gegen die Schulter, der lachte jedoch nur und erklärte vergnügt: "Ich wollte aber, dass du mir zu Liebe mit kommst und nicht wegen Manu."
Nun antwortete der Blonde nicht mehr, nur ein rosa Schimmer legte sich auf seine Wangen.
Dass Maurice sich auf Veranstaltungen wie diesen äußerst unwohl fühlte, wussten wir alle.

Ich warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr an meinem Handgelenk. "Wir sollten zurück ins Foyer, meine Mutter wird gleich alle willkommen heißen."
Die Anderen nickten zustimmend und während Manu nach meiner Hand griff, zog Micha den eher weniger glücklich aussehenden Maurice mit sich.

"Ich danke ihnen allen herzlichst für ihr Kommen, heute Abend möchten wir dazu aufrufen...", meine Mutter wandte sich mit den üblichen Worten an ihre Gäste. Sie trug ein cremfarbendes Kleid und hatte die Haare aufwendig hochgesteckt.
Ich ließ meinen Blick durch den großen Raum schweifen. Ich entdeckte einen Mann, dessen Gesicht mir bekannt vorkam, doch ich wusste nicht woher. Vermutlich ein Bekannter meiner Eltern, der vor Jahren mit uns zu Abend gegessen hatte. Er trug kein Jacket, sondern ein Hemd und darüber eine schwarze, zugeknöpfte Weste.

"Das ist ja ein interessanter Zufall.", flüsterte Manuel plötzlich und deutete mit zusammen genkiffenen Augen genau auf den Mann, den ich soeben gemustert hatte. "Der hat dich gestern am Flughafen angerempelt."
"Deshalb kam er mir so bekannt vor." Ich zuckte mit den Schultern. "Naja, ist ja nicht unmöglich."
"Ich finde er strahlt etwas ungutes aus, genau wie der andere Typ in Weste, der hinter uns an der Wand lehnt.", befand Manuel kritisch und hob im selben Moment die Hände, um sich dem Klatschen aller Anderen an zu schließen.

In diesem Augenblick hallte ein spitzer Schrei aus einem der oberen Stockwerke. Jede Etage hatte einen Rundgang, von dem aus man über ein goldenes Geländer in die Lobby blicken konnte. Über einem dieser Geländer tauchte nun das kalkweiße Gesicht meiner Tante auf.
"Bettina! Da ist ein Toter!"

Ich erstarrte augenblicklich und spürte nur entfernt wie Manu seine Fingernägel unabsichtlich in meiner Handfläche vergrub. Meiner Mutter wich alle Farbe aus dem Gesicht und erschrockenes Murmeln ging durch die Reihen. Mein Vater war hinter seiner Frau auf die Bühne getreten und legte einen Arm um sie.
Micha lehnte sich zu mir herüber und wollte leise wissen: "Meint sie das ernst? Gibt es wirklich eine Leiche im Hotel?"

"Woher soll Patrick das denn wissen?", zischte Manu bissig, er neigte dazu schlecht gelaunt zu reagieren sobald er unter Stress stand. Ich drückte seine Hand beruhigend und antwortete blass: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Tante lügen würde."
Auch Maurice war leichenblass und man sah ihm an wie dankbar er dafür war, dass Micha einen Arm um seine Schulter gelegt hatte.
"Was ist, wenn es ein älterer Gast war? Vielleicht ein Herzinfarkt, das könnte durchaus passieren.", überlegte er.

In diesem Augenblick erhob mein Vater das Wort: "Ich bitte sie alle ruhig zu bleiben. Keiner wird das Foyer verlassen, meine Frau Bettina wird hier bleiben und darauf achten bis ich zurück bin."
Er legte eine kurze Pause ein und suchte meinen Blick.
"Patrick, bitte achte auf alle Gäste."
"In Ordnung."
Mit einem Nicken eilte er durch das Treppenhaus davon.

Meine Blick schweifte über die Gäste, alle wirkten verunsichert oder betroffen und das leise Getuschel schwoll mit der Zeit in der mein Vater nicht zurück kehrte langsam weiter an. Immer wieder kontrollierte ich die Treppenaufgänge, den Fahrstuhl und vor allem die Eingangstür, doch keiner machte Anstalten die Feier zu verlassen.

Plötzlich zupfte Manuel mich aufgeregt am Ärmel, er beugte sich zu mir herüber und zischte: "Ich kann den einen Typ mit der Weste nicht wieder finden, der Andere lehnt schräg vor uns immer noch an der Wand." Obwohl ich nicht sofort über die beiden Männer urteilen wollte, musste ich ihm recht geben, er war nirgends zu entdecken.

"Ich werde meiner Mutter bescheid geben, magst du hier weiter ein Augen auf alles haben? Sicher ist sicher.", erklärte ich schnell und schlüpfte zwischen den Leuten hindurch, zu dem Podest auf dem meine Mutter mit wachsamen Blick hin und her tigerte.

"Patrick.", sie rang sich ein Lächeln ab, als sie mich entdeckte. "Es ist sicher nicht schlimmes." Mit wenigen Schritten war ich bei ihr und berichtete flüsternd von dem Verschwinden des Mannes, doch auch sie hatte ihn nicht gesehen. In diesem Augenblick kam meine Vater mit ernstem Gesicht die Treppe hinunter, dahinter meine Tante, die in ihrem dunkelblauen Kleid alle Farbe verloren zu haben schien. Meine Vater sprach nicht mit mir oder seiner Frau, sondern nahm das Mikrofon an sich und wandte sich an alle:

"Liebe Gäste, die Ereignisse dieses Abends bringen wahrlich nur Unglück über uns. Wie sie soeben schon gehört haben, gibt es einen Toten. Ich kann nicht ausschließen, dass es sich um einen Mordfall handelt. Ich habe selbstverständlich die Polizei verständigt, die Beamten werden in kürzester Zeit eintreffen. Bis dahin ist es Keinem erlaubt das Hotel zu verlassen, um genau das zu gewährleisten bitte ich sie, sich etwa alle fünfzehn Minuten bei mir und meiner Frau zu melden und den eigenen Namen auf eine Liste zu setzten. Es ist gut möglich das einer unserer Gäste in den Fall verwickelt ist, sollten sie sich also nicht pünktlich als anwesend melden, werden sie automatisch einer der Hauptverdächtigen sein."

Seine Stimme war belegt, jedoch gewohnt selbstbewusst und bestimmt, sie ließ keine Wiederrede zu. Dann wandte er sich an mich: "Patrick ich möchte bitte mit dir sprechen."

Er wartete nicht auf eine Antwort sondern führt mich direkt in den leeren Restaurantsaal, in dem ich schon mit Manuel gewesen war. "Was ist passiert, wer ist tot?", wollte ich bedrückt wissen. Er atmte tief durch und schaute mir in die Augen, jetzt wo er nicht mehr vor Publikum stand. merkte man ihm an, wie mitgenommen er war. Ein Zustand den ich beim meinem Vater noch nie so erlebt hatte und der mir Angst machte. "Matthias Jonas wurde umgebracht, mit einigen sehr gezielten Messerstichen."

Ein eisiger Schauer überkam mich, als er das sagte und meine Herz schien einen Moment auszusetzten. Deshalb war er nicht pünktlich gekommen. Der engste Partner meiner Eltern war umgebracht worden.

"Die Leiche liegt in deinem Ankleideraum. Ich möchte nicht, dass du auch nur einen Schritt in die Nähe dieses Flures setzt, doch wie sind Matthias und vor allem sein Mörder in ein Zimmer gelangt zu dem nur du Zugang hast?"

Mir war schlecht und schwindelig zu gleich, als ich stockend antwortete: "Ich weiß es nicht. Ich habe den Schlüssel immer bei mir getragen, immerhin liegen auch meine Sachen in dem Zimmer." Es herrschte einige Momente Stille zwischen uns, bis mir eine schreckliche Erkenntnis kam. "Aber... du glaubst doch nicht, dass ich es war oder?"

Meine Vatter schüttelte den Kopf und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Natürlich nicht, ich kenne meinen Sohn. Doch der Verdacht der Polizei wird zunächst auf dich fallen. wir kennen die Tatzeit nicht, doch ich denke, dass der Mord nicht allzu lange her ist, also wirst du sämtliche Zeugen dafür haben, hier anwesend gewesen zu sein."

Ich nickte langsam, es erschütterte mich ungemein, dass jemand wie Herr Jonas umgebracht wurde. Der Schwindel hatte sich hartnäckig in meinem Kopf festgesetzt und ich verstand meinen Vater nur halb, als er wissen wollte: "Wo hast du deinen Schlüssel? Hast du ihn verloren?"

Ich zog mit zitternden Fingern den Schlüssel aus der Tasche meines Jacketts und legte ihn in die Hand meines Vaters. Ernst sah er mich an. "Ich bin mir sicher die Polizei wird herausfinden was die Hintergründe dieser Tat waren, doch bis dahin können wir nichts tun. Bitte bereite dich auf die Fragen vor die dir gestellt werden."

Wieder nickte ich und verließ dann unsicher den Raum. Sofort stürmte Manuel mit schnellen Schritten auf mich zu und zog mich in seine Arme. Dankbar dafür, dass er da war, ließ ich mich gegen ihn sinken. Allmählich legte sich der Schwindel, nur das drückende Gefühl in meinem Magen blieb zurück. "Was ist passiert?", wollte Manu leise wissen und drückte meine Hand.

Ich sah wie meine Eltern die Gästeliste durchgingen, während einige Leute um sie herum standen und meine Tante aufgeregt telefonierte.
Ich zog Manuel ein Stück vom Geschehen weg und berichtete im Flüsterton was passiert war. "Das ist als würden wir plötzlich Teil einer Krimiserie sein.", bemerkte er angespannt.
"Wo sind eigentlich die anderen Beiden?", wollte ich wissen und ließ den Blick, wie so oft an diesem Abend schon, durch den Saal schweifen.
Manu zuckte mit den Schultern.

Wie auf die Sekunde genau klingelte sein Handy. Unter anderen Umständen hätte ich ihn streng angeschaut, sein Handy sollte während so einer Veranstaltung wenigstens stumm geschaltet sein.
"Hey Maurice, wo steckt ihr?"
Ich verstand die Antwort nicht, doch in diesem Augenblick stellte Manu auf Lautsprecher und zog mich, mal wieder, in das leere Restaurant.

"Dieser eine Typ hat sich ziemlich verdächtig benommen, auch wenn das total bescheuert klingt. Er hat sich zu den Toiletten geschlichen und ist dann aber in einen privaten Raum abgebogen, die Tür war nicht abgeschlossen. Er kam mit einer Tasche und einem Eimer voll Wasser heraus."

Gebannt hörten wir zu wie er weiter berichtete: "Mit einer Schlüsselkarte ist er in den Personalaufzug gekommen und weggefahren, ich habe einfach so getan als müsste ich auf Klo."
Manu holte Luft um etwas zu sagen, doch ich unterbrach ihn aufgeregt: "Hat der Typ eine Weste getragen?"
"Ja, er hatte-", plötzlich brach Maurice mit einen erschrockenen nach Luft Schnappen ab.

"Was ist passiert?", wisperte ich und lauschte angespannt. Wir vernahmen Schritte und ein empörtes Schnauben, dann herrschte Stille. Plötzlich hörte ich Michael, er schien ein gutes Stück vom Handy entfernt zu sein und wirkte aufgeregt: "Was machst du denn hier? Du kannst doch nicht einfach abhauen wenn-", doch er wurde von Maurice unterbrochen:
"Alles gut Micha, ich war nur auf Toilette."
Kurz nachdem er das gesagt hatte, erklang ein Tuten aus Manus Handy, er hatte aufgelegt.

"Was war da denn los?", fragte Manu, erwartete jedoch keine wirkliche Antwort. Durch die gläserne Tür des Restaurants sah ich Michael und Maurice, die geradewegs auf uns zu kamen und hielt ihnen die Tür auf.

"Wir müssen unbedingt was unternehmen. Ich wette mit euch, dass der Typ mit der Weste der Mörder war.", brachte Maurice hektisch hervor.
"Woher willst du das denn wissen?", funkte Manu dazwischen.
"Er ist zurück gekommen und hatte ein Bettlaken dabei, er wollte bestimmt nicht, dass man es sieht aber...", er schluckte. "Da waren Blutflecken drauf."
"Aber das glaubt uns doch niemals jemand.", warf ich ein und Micha nickte zustimmend, um dann zu erklären: "Wisst ihr was, ich denke dieser Typ wurde von deiner Tante erwischt, als er seine Spuren beseitigen wollte. Was wenn er das jetzt gerade zu Ende bringt?"

"Dann sprechen wir mit meinen Eltern.", entschied ich und setzte etwas leiser hinzu: "Es gibt noch etwas, dass ihr Beide nicht wisst.", ich sah Michael und Maurice an.
"Der Mann, er war ein Geschäftspatner meiner Eltern. Du kanntest Herr Jonas bestimmt auch Micha. Und er wurde in meinem Ankleidezimmer umgebracht."
Betroffenes Schweigen breitete sich aus.
"Das ist irgendwas geschäftliches, wo es um Geld und Macht geht, wenn wir irgendwas unternehmen bringen wir uns nur selbst in Gefahr."
"Uns wird aber niemand glauben. Man wird mir sagen, dass ich mir das eingebildet habe weil ich unter Schock stehe."
"Aber...", setzte ich erneut an doch Micha fiel mir ins Wort:
"Mau und ich gehen hin und gucken ob wir den Typen erwischen. Wir machen ein Foto, dann haben wir einen Beweis."

Ich wusste, dass die Beiden sich nicht aufhalten lassen würden und verlangte nur: "Seid bloß vorsichtig, das ist doch total durchgeknallt."
Manu hatte wieder meine Hand genommen und überlegte leise: "Ist es bestimmt, aber sie haben Recht. Uns würde keiner glauben."
Plötzlich hielt er Inne und starrte mich an. "Wie sind die in das Zimmer reingekommen?"

"Ich weiß nicht, entweder sie haben das Schloss geknackt oder sie hatten einen Schlüssel, aber den hatte ich eigentlich immer bei mir."
"Sie hatten eine Schlüssel. Deshalb hat der Typ dich am Flughafen angerempelt. Das war kein Zufall!"
Ich überlegte einen Moment und sagte schließlich: "Aber ich hab den Schlüssel doch heute noch gehabt."
Er nickte aufgebracht. "Klar, aber es ist nicht unmöglich einen Abdruck davon zu machen, beim Schlüsselmacher zu behaupten es wäre der Eigene und einen nachmachen zu lassen um dir Deinen zurück zu bringen."
"Damit fällt der Verdacht viel eher auf unsere Familie, es muss nicht einmal ich gewesen sein, vielleicht mein Vater oder sogar jemand vom Hotel.", schloss ich die Vermutung.
"Manu ich muss unbedingt mit meinem Vater sprechen.", entschied ich und stürmte davon, er folgte mir.

Nach wie vor standen meine Eltern in der Nähe der Bühne an einem Tisch, umringt von einer kleinen Traube aufgeregter Gäste. Gerade wollte ich mich an ihnen vorbei drängeln, als Manu mich plötzlich am Arm packte, seine Finger gruben sich unangenehm fest in meinen Unterarm. Er sagte nichts, zog mich nur schnellen Schrittes hinter sich her.
Wir entfernten uns ein gutes Stück von allen Anderen, dort wo das dunkle Parkett, von edlem Marmorboden abgelöst wurde. Kurz bevor wir um die Ecke bogen, blieb Manuel aprup stehen.
Genau wie er, lugte ich vorsichtig um die Wand.

Zum zweiten Mal an diesem Tag blieb mir fast das Herz stehen. Dort stand mein Onkel, fast mit wahnsinnigem Gesichtsausdruck und presste meine Tante mit beiden Händen gegen die Wand. Sie zitterte am ganzen Körper und schaute ihn ängstlich an.
"Du kommst mit nach oben. Wenn du auch nur ein Wort verlierst bist du genau so tot."
"Alfred, ich...", setzte sie leise an doch er schnitt ihr mit einem Knurren das Wort ab. "Du hast bisher gemacht was ich gesagt habe, das wirst du auch weiterhin!"
Meine Tante nickte ergeben.

Erschrocken zog ich Manu wieder in die Nähe einiger Leute, als Alfred zusammen mit seiner Frau, der er vorgeblich beschützend einen Arm um die Tallie gelegt hatte, aus dem Gang zurückkehrte.
Vorsichtig löste Manu seine Hand aus meiner. Entsetzt bemerkte ich, dass ich während des Geschehens meine Fingernägel in seiner Handfläche vergraben hatte. Er rieb über die tiefen Abdrücke die ich auf seiner Haut hinterlassen hatte, sagte jedoch nichts dazu.

Ich versuchte irgendwie zu verarbeiten was wir gerade mit angehört hatten und wieder erfasste mich das Schwindelgefühl, welches meinem Kopf vermittelte wie unwirklich all das war. Es war als wäre ich in einem erschreckend realistischen Alptraum gestrandet.
"Patrick, ist alles in Ordnung?", wollte Manu wissen und strich mir behutsam über die Wange.
Ich schüttelte leicht den Kopf und flüsterte kaum hörbar: "Alfred ist für den Mord verantwortlich und meine Tante hat ihn erwischt."
"So leid mir das tut, es klingt nach dem gerade ziemlich realistisch.", gestand Manuel.
Ich sah ihn an, doch er blickte zielgerichtet an mir vorbei.
Als ich seinem Blick folgen wollte zischte er: "Nicht umdrehen."

Einige Momente verharrten wir so und ich versuchte in seinem Gesicht zu erkennen was los war.
Kurz blickte er sich im Foyer um und zog mich dann zu der Treppe, die auch schon Micha und Maurice genommen hatten. Auf dem ersten Absatz blieb ich stehen.
"Die Beiden sind hier hoch oder? Meinst du wirklich wir sollten hinter her gehen?"
"Patrick, würde deine Mutte ihrem Schwager das zutrauen?", unterbrach er mich noch bevor ich mehr sagen konnte. Langsam schüttelte ich den Kopf.
"Wir müssen deiner Tante helfen, denn außer uns weiß keiner was los ist."
Ich wusste, dass er irgendwie Recht hatte und seuftzte ergeben.
"Lass uns irgendeinen Grund finden warum wir unbedingt mit ihr sprechen müssen, einen der meinen Onkel nichts angeht."
Manuel überlegte kurz und grinste dann verschmitzt. "Ich hab eine Idee."

Es fühlte sich immer noch nicht richtig an, als ich die Glastür zum ersten Stock auf stieß. Immerhin war mein Onkel offensichtlich gefährlicher als ich jemals hätte annehmen können, doch Manuels Überzeugung, unser Plan wäre nahezu perfekt gab mir Sicherheit.
Schon auf dem Flur kamen uns die Beiden entgegen.

"Was macht ihr Beide denn hier?", knurrte Alfred sofort. Ich beachtete ihn gar nicht sondern wandte mich an seine Frau: "Tante Elisa, wie geht es dir?"
"Ach es geht schon.", antwortete sie zerstreut und lächelte traurig. Nun ergriff Manu an meiner Seite das Wort: "Meine Schwester hat mich gerade angerufen. Sie ehm... hat überraschend ihre Periode bekommen." Er wirkte etwas verlegen. "Haben sie vielleicht..."

Unsicher huschte ihr Blick zu meinem Onkel, dann nickte sie. "Klar, komm doch kurz mit."
Gerade als sie los gehen wollte hielt Alfred sie am Arm fest.
"Sei vorsichtig Elisa, hier läuft ein Mörder frei herum.", mahnte er. Das kalte Lächeln erreichte seine Augen nicht. Als Antwort nickte sie fahrig.

Ich wollte gerade Manuel und folgen, doch die Stimme meines Onkels hielt mich zurück: "Patrick, bleib doch kurz hier. Dann können wir uns unterhalten."
Etwas an der Art wie er das sagte, jagte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken, nichtsdestotroz nickte ich und wandte mich zu ihm.
Elisa verschwand mit meinem Freund in einem Raum fast am Ende des Ganges und mit einem leise Klicken fiel die Tür ins Schloss. Ich hätte schwören können, die Temperatur wäre um einige Grad gesunken, als Alfred mir in die Augen starrte.

"Ich weiß nicht warum ihr Jungs der Meinung seid euch einmischen zu müssen, aber ich kann dir versichern, dass das keine gute Idee war."
Ich verzichtete darauf etwas zu sagen und ballte die Hände zu Fäusten um das Zittern meiner Finger zu verstecken.
"Glaubst du wirklich wir würden euch nicht bemerken? Elisa tut genau das was ich sage, ganz egal was ihr vorhabt."
Ich stolperte einige Schritte rückwärts und wollte zu Manuel, doch mein Onkel lachte nur gehässig und zog meine Aufmerksamkeit so, auf die kleine Pistole in seiner Hand.
"Na, das lassen wir aber ganz schnell.", lächelte er.

Wie angewurzelt blieb ich stehen und starrte ihn an. Er hatte Herr Jonas getötet und schreckte nicht davor zurück mir das Gleiche anzutun. Erst jetzt wurde mir bewusst wie absurd das war. Mein Onkel, ein Teil meiner Familie brachte kaltblütig Menschen um. Panik stieg in mir auf, das flaue Gefühl aus meinem Magen breitete sich im gesammten Körper aus, ließ meine Knie weich werden und meine Hände schwitzen.
"Klein Patrick hat Mist gebaut und jetzt bekommt er Ärger.", erklärte Alfred und befahl dann: "Mitkommen."

Er ließ mich vorlaufen, den Gang hinunter und um eine Ecke, immer weiter weg von Manuel. Dann standen wir vor der Tür meines Ankleidezimmers. Ich verstand immer noch nicht warum meine Eltern pflegten ein Zimmer zu buchen, jeweils dort wo die Veranstaltung statt fand. Umziehen konnte man sich auch zu hause, doch vermutlich diente es auch als Rückzugsort.
Die Tür war nur angelehnt und mit der freien Hand stieß mein Onkel sie auf.

Das Bett war nicht mehr bezogen, Kissen und Decken fehlten. Doch der Blutfleck auf der Matraze, der sich bereits rostrot verfärbte sagte alles. Einer der Männer in Weste, der vom Flughafen, saß auf dem Bett und war dabei langsam mit Putzmittel den Fleck auszuwaschen. Sein Kollege stand in der Ecke des Raumes und hatte sich drohen vor zwei Gestalten am Boden aufgebaut. Michael und Maurice.

Micha schien die Männer völlig zu ignorieren und konzentrierte sich nur auf den Blonden. Maurice lag auf dem Boden, den Kopf in Michas Schoß gebettet und mit geschlossenen Augen. Die große Schürfwunde die seine Stirn zierte, erkannte ich auch vom anderen Ende des Raumes aus.
Ich wollte Michael irgendetwas sagen, doch ich traute mich nicht und so schaute ich ihn nur unverwandt an, in der Hoffnung er würde meinem Blick finden.

"Seid ihr eigentlich bescheuert? Warum lasst ihr euch denn von zwei Kindern erwischen?", schnaubte mein Onkel mit rotem Kopf.
"Es ist doch alles gut, das Handy ist kaputt also gibt es auch keine Fotos mehr und...", wollte der Eine ihn beschwichtigen.
"Und was? Was mache ich jetzt mit denen!?", schrie er, senkte danach jedoch sofort die Stimme: "Ihr solltet nur schnell aufräumen aber statt dessen bringt ihr nur Schererein."

Micha hatte tatsächlich den Blick gehoben und verfolgte aufmerksam die Disskussion. Nun konnte ich erkennen, dass auch er etwas abbekommen hatte. Seine Stirn war auf einer Seite von einem Bluterguss bedeckt, der sich über dem Wangenknochen noch ein kleines Stück fortsetzte.

Immer noch wütend, aber etwas gefasster entschied mein Onkel: "Ihr nehmt sie mit sobald ihr hier fertig seid. Ich kümmer mich später darum. Es ist wichtig den Schein zu wahren und sich um das Geschäft zu kümmern."
Der Mann auf dem Bett nickte. "Aber nur wenn wir zehn Prozent mehr bekommen, die Jungs waren nicht eingeplant und ne' Entführung schon gar nicht."
Ich sah schon wieder Zorn im Gesicht meines Onkels aufflackern, doch er knurrte nur zustimmend und verließ dann den Raum.

In dem Moment in dem die Tür zu fiel drehte der Mann, der vor Micha und Maurice stand sich um. Auch er trug eine Waffe die er fast schon entspannt auf meine Brust richtete. "Schön dich kennen zu lernen Patrick.  Hinsetzten, Schnauze halten und vor allem keinen Mist bauen, deine Freunde könnten darunter leiden.", befahl er im selben Atemzug.
Auf mein Schnauben hin lachte er nur abfällig.
Obwohl mir die Angst darum, was nun passieren würde den Brustkorb zuschnürte, ließ mich eine Bewegung, hinter ihm, den Blick abwenden.
Maurice schien zu sich gekommen zu sein und wollte sich scheinbar aufrichten, doch Michael hielt ihn davon ab. Ich wollte zu den Beiden hinüber, doch ich traute mich nicht etwas zu tun, das irgendwen das Leben kosten könnte.

Der Typ auf dem Bett fuhr damit fort die Matraze zu reinigen, doch ich beobachtete ihn nicht wirklich. Viel mehr blickte ich durch alles hindurch, nur konzentriert auf meine Gedanken.
Wie sollten wir hier weg kommen?
Was hatte mein Onkel vor, was konnte ihn dazu bringen jemanden zu töten?
Vermutlich hatte mein jüngeres Ich, das so gerne mit ihm Lego gebaut hatte, sich von Anfang an getäuscht.

"Sorry.", erhob Michael die Stimme, sie klang erstaunlich fest doch ich kannte ihn lange genug um trotzdem die Angst heraus zu hören.
"Meinem Freund geht es nicht besonders gut nachdem ihr ihn verprügelt habt, er bräuchte einen Schluck Wasser."
Der Mann vor ihm schaute belustigt zu ihm herunter. "Da hat man wirklich Lust der Bitte nach zu kommen, wenn du so nett bist."
"Er wollte fragen ob er bitte etwas zu trinken bekommen könnte.", schob ich schnell dawischen bevor Micha etwas weiteres, patziges sagen konnte.
Er drehte sich zu mir herum und knurrte: "Schon besser.", bevor er ins Bad stiefelte.

Ich sah wie Maurice zwischen uns, dem Mann auf dem Bett und dem Bad hin und her blickte, doch Micha starrte mich mit seinen fast ganz blauen Augen unverwandt an. Als ich seinen Blick erwiederte, schaute er demonstrativ zu der Pistole des zweiten Mannes, die am Ende des Bettes lag, beinahe in meiner Reichweite. Unsicher sah ich Michael an, doch es war zu spät für eine Reaktion, denn der Mann kam mit einem Becher Wasser zurück, den er Micha unsanft in die Hand drückte.

Meine Gedanken rasten, vielleicht war das die einzige Möglichkeit uns zu befreien. Der Mann in Weste wäre bald fertig und würde die Waffe wieder an sich nehmen, doch es war viel zu riskant etwas zu unternehmen. Ich müsste mich ein ganzes Stück nach vorne lehnen, was ganz bestimmt Aufmerksamkeit erregen würde. Ich hätte nicht einmal eine Ausrede parat um mein Verhalten zu erklären. Aber würde sich so eine Chance noch einmal bieten?
Meine Hände schwitzten und nach wie vor zitterten meine Finger. Mein Blick huschte umher, bei dem Versuch die Beiden Männer im Auge zu behalten. Fast in Zeitlupe rutschte ich ein Stück nach vorne und suchte dabei Michas Augenkontakt. Er wirkte ebenso unsicher wie ich, doch er nickte.

Kurz hatte ich das Gefühl Schritte und eine Stimme zu hören, aber genau so gut konnte es sein, dass mein verzweifelter Kopf mir einen Streich spielte. Wieder schaute ich zu Michael, er flüsterte Maurice etwas zu und sofort knurrte ihr Bewacher er solle ruhig sein. Für den Bruchteil einer Sekunde blickte der Mann auf dem Bett nach hinten, zu seinem Kollegen.

Diesen Augenblick nutzte ich und hechtete das letzte Stück nach vorne, noch bevor sich meine Finger um das Metall schließen konnten, griff mein Gegenüber danach. Er hatte sich sofort auf das Bett geworfen, riss die Waffe hoch und funkelte mich an.
Wie erstarrte saß ich vor ihm auf dem Boden. Ich wagte es nicht zu meinen Freunden zu schauen, statt dessen ließ ich den Mann nicht aus den Augen.
"Jetzt reicht es mir! Egal was dein Onkel gesagt hat damit hast du dir einen Platz im Totenreich gesichert!"

Plötzlich, bevor irgendetwas weiteres passieren konnte, ertönte ein dumpfer Knall. Die Tür flog auf und bewaffnete Polizisten in schwarzer Schutzkleidung kamen in den Raum gestürmt.
"Waffe fallen lassen! Die Hände über den Kopf!", befahl eine durchdringende Männerstimme.
Der Mann vor mir kam der Anweisung sofort nach, doch sein Komplize drehte sich blitzschnell zu Micha und Maurice um.
Die Waffe auf die Beiden gerichtet rief er: "Warum? Damit ich in den Knast wandere?"
"Legen sie sofort die Waffe nieder, oder ich werde schießen."

Der Mann drehte seinen Kopf in meine Richtung, ein irres Glitzern lag in seinen Augen. "Nein, ihr könnt mich nicht aufhalten, jetzt ist es doch sowieso egal."
Er richtete seinen Blick wieder auf meine verängstigten Freunde und in der Sekunde bevor er sich abwandte sah ich es in seinem Gesicht:
Er würde abdrücken, es spielte keine Rolle mehr für ihn was passieren würde, er würde schießen.

Der Schuss war ohrenbetäubend, viel lauter als ich es jemals erwartet hätte. Er hallte in meinen Ohren nach, skrupellos und kalt. Ungläubiges Entsetzen breitet sich in meiner Brust aus, das konnte nicht wirklich passiert sein. Das durfte nicht sein!

Der Verbrecher schrie auf, wie in Zeitlupe sah ich seine Pistole zu Boden fallen. Ich hörte das Klappern als sie aufkam und sah das schmerzverzerrte Gesicht des Mannes. Einer der Polizisten hatte auf seinen Arm geschossen.
Alles passierte viel zu schnell, gerade noch hatte ich das Gefühl gehabt die Welt wäre beinahe stehengeblieben, jetzt schien es als würde mein Gehirn es nicht schaffen das Geschehen ausreichend schnell zu verarbeiten.
Eine Polizistin half mir auf und führte mich auf den Flur, mit einem Blick zurück sah ich noch wie ein weiterer Mann Micha half den blassen Maurice zu stützen.

Die Frau sagte etwas zu mir, dass ich nicht wirklich und ich nickte einfach schwach, dann ließ sie mich allein. Erschöpft und zittrig ließ ich mich an der Wand zu Boden gleiten.
Kurz danach setzte Michael sich zu mir und zog Maurice behutsam in seine Arme. "Geht es euch gut?", wollte ich besorgt wissen.
Der Blonde lächelte müde. "Könnte besser sein." Er verschränkte seine Finger mit denen von Micha.

Für den Moment brauchten wir nicht darüber zu sprechen was passiert war, es reichte zu wissen, dass alles einiger Maßen okay war.
Doch obwohl die Gefahr vorrüber zu sein schien, plagte mich weiterhin ein Gedanke: Was war mit Manu?
Die Polizistin, die mich aus dem Raum begleitet hatte kam zurück und erklärte sanft: "In einigen Minuten werden Sanitäter hier sein, die sich um euch kümmern. Allerdings müssen wir danach unbedingt eure Aussagen aufnehmen."

Micha und Maurice nickten, doch ich musste noch etwas loswerden: "Entschuldigung, ich... mein Onkel ist für all das hier verantwortlich und auch seine Frau ist darin verstrickt. Sie ist vorhin mit meinem Freund in ihr Zimmer gegangen um etwas zu holen und ich weiß nicht ob es ihm gut geht.", versuchte ich zu erklären.
Die Frau überlegte einen Moment und wollte wissen: "War deine Tante auch bewaffnet?"
"Soweit ich weiß nicht, mein Onkel hat ihr gedroht ihr etwas anzutun, sollte sie nicht mitmachen."
"Du wirst das später noch einige Male ausführlich erklären müssen. Aber fürs Erste zeig uns bitte wo das Zimmer ist."

Ich nickte und kam auf die Füße. Die Beamtin sprach kurz mit einem ihrer Kollegen, der uns daraufhin begleitete. Zielsicher führte ich die Beiden zum Zimmer meiner Tante.
Von drinnen hörte man keine Stimmen, in dem kurzen Augenblick in dem der Polizist mit einem Generalschlüssel die Tür öffnete, schossen mir tausende schrecklich Szenarien durch den Kopf. Womöglich war Manu längst nicht mehr da, weil mein Onkel ihn genau so entführen wollte, oder noch viel Schlimmeres. Schwungvoll ging die Tür auf und gab den Blick auf das Zimmer frei.
Die Beiden waren noch da.

Manuel stand mit blassen Gesicht an die Wand gedrückt und zitternden Hände erhoben, ihm gegenüber meine Tante. Ihre Haare lösten sich aus dem Geflochtenen Zopf, der Lippenstift war verwischt, ebendso wie ihre Wimperntusche, die mit den Tränen über ihr Wangen verlaufen war. Sie hatte ein Messer mit der Spitze auf Manus Brust gerichtet, dass sie sofort fallen ließ, als sie die Polizisten entdeckte.
Einen Momentlang betrachtete sie uns erschrocken, dann brach sie unter Tränen zusammen.
"Gott sei dank sind sie da. Alfred, er...", schluchtzte sie, kam jedoch nicht weiter.

Die Beamten schienen zwar Verständnis zu haben, doch trotzdem legte die Polizistin meiner Tante Handschellen an und führte sie bestimmt aus dem Raum. All das interessierte mich in dem Augenblick jedoch recht wenig. Mit zwei Schritten war ich bei Manuel und zog ihn in meine Arme, viel eher fing ich ihn auf, als er sich gegen mich sinken ließ.
"Geht es dir gut?", wollte ich leise wissen. Ich spürte wie er nickte.
"Es tut mir so leid was passiert ist, du hast von Anfang an deinen Eltern bescheid sagen wollen und ich...", er verstummte als ich ihm liebevoll eine verirrte Sträne aus dem Gesicht strich. "Es ist ja alles gut gegangen."

Ich sagte nichts dazu wie knapp es gewesen war, oder wie viel hätte passieren können, denn es war nicht wichtig. Uns allen ging es gut und der Mord würde aufgeklärt werden können.

"Ich weiß es gäbe bessere Momente um das zu sagen, aber ich liebe dich Patrick Meyer.", murmelte Manuel ganz unvermittelt.
Mein Herz klopfte schneller als je zuvor an diesem Abend, ganz gleich was passiert war. So konkret hatte er es noch nie formuliert.
"Ich liebe dich auch und du kannst dir nicht vorstellen wie glücklich ich bin, dass dir nichts passiert ist.", flüsterte ich, so dass nur er es hören konnte.
Er grinste mich frech an und meinte: "Ich kann schon auf mich aufpassen.", bevor er endlich seine Lippen auf meine legte.

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Es dauerte Wochen lang, bis der Fall endlich vollständig aufgeklärt war. Mein Onkel weigerte sich wehement ein Geständnis abzulegen, wohingegen meine Tante ihr Selbstbewusstsein erstaunlich schnell zurück gewonnen hatte und alles dafür tat, dass ihr Gatte seine Strafe erhielt, meine Mutter stand ihr dabei stets zur Seite.
Es hatte sich herausgestellt, dass mein Onkel gehofft hatte die Position von Herr Jonas einnehnen zu können, nachdem der unter mysteriösen Umständen umgekommen war. Meine Tante wurde nur unglücklich in das Geschehen hineingezogen und kam tatsächlich glimpflich davon.
Auch wurde schnell klar, dass Manuel uns alle gerettet hatte, da er kurz bevor Tante Elisa ihn bedroht hatte, seinem Bruder geschrieben hatte was los war, der hatte sofort die Polizei gerufen. Dass die Beamten nicht längst eingetroffen waren, lag an dem Anruf meiner Tante, die ihren vorherigen Anruf als Fehlarlarm erklärt hatte.
Dank unserer Aussagen und vor allem den Schilderungen meiner Tante, waren die Gerichtsprozesse kaum verhandelbar.

Nur wenige Tage nach dem Vorfall hatte meine Mutter mich zu einer Psychotherapeutin geschleift, was sich schnell als gar nicht so schlechte Idee herausstellte, es tat gut mit jemandem ganz offen zu reden, ohne Angst haben zu müssen die Anderen damit zu belasten.
Am besten schien Maurice alles verkraftet zu haben, die Schürfwunde, die er einem Gerangel, um das Handy mit den Beweisfotos, zu verdanken hatte, zierte noch einige Tage lang sein Gesicht doch er schaffte es sogar unbesorgt Witze über den Abend zu machen. Vermutlich lag das aber auch zu großen Teilen an Micha, denn die Beiden verkündeten bei einem gemütlichen Cafebesuch mit roten Wangen, dass sie nun ein Paar seien.

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Ich weiß das mache ich nicht oft, aber hier melde ich mich mal unter dem Os.

Das ist der längste Oneshot den ich bisher zustande bekommen habe, mit über 6000 Wörtern, obwohl das am Anfang gar nicht geplant war. xD
Ich muss zugeben vielleicht bin ich ein bisschen Stolz...

(Möglicherweise hat die Qualität einiger Absätze darunter gelitten, dass ich alleine gelassen wurde, aber wir betiteln das jetzt einfach mal als nicht all zu tragisch. xD)

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