Cyberpunk (á la Izy) **
Ich verschwende gerade sehr viel Zeit damit Zombeys Cyberpunk Streams nachzuschauen und habe Lust bekommen dazu zu schreiben. Um den Os zu verstehen muss man das Spiel nicht kennen, es geht da nur um ein paar Details.
Hier also meine Version von Zombey und maudado im Jahr 2063, im Cyberpunk-Stil:
Die Leuchtreklame war viel zu grell, so dass die Nacht auf abstruse Weise zum Tag wurde, der Himmel über der Stadt wurde nicht dunkel, von der Aussicht auf Sterne ganz zu schweigen. Ein ständiger Lärm tönte durch die Straßen, Autos, Musik und das Geschrei von denen, die ihr Leben lang nicht besseres zu tun hatten als sich auf der Straße zu prügeln und so bald sich der Hauch einer Möglichkeit bot, einander mit Waffen zu bedrohen.
Fast überall wo mein Blick hin fiel, blinkte Werbung, für die neuste Technik, die abgefahrensten Ideen und Entwicklungen der großen Tech-Firmen, die in Wirklichkeit alle in Intrigen und Habgier ertranken, Werbung für die Stripclubs an jeder Ecke, egal ob Virtuell oder altmodisch und Werbung für den Scheiß den keiner brauchte, den all die jenigen verkauften, die in dieser Stadt weder Gesetze machten, noch sich trauten auf sie zu scheißen.
In Wahrheit kam ich aus einer Kleinstadt wo die Häuser nicht mindestens acht Stockwerke hatten, sondern höchstens. Wo ich genau wusste und es mir nicht denken brauchte, in welchen Gassen einem aufgelauert wurde und in der es tatsächlich noch auf Schockierung traf, wenn irgendwer tot unter einer Brücke aufgefunden wurde, vorausgesetzt es war keiner der Obdachlosen, für deren, dem bemitleidenswerten Rausch gewidmetes, Leben, sowieso Keiner etwas übrig hatte, nicht einmal höfliche Ignoranz. Dort gab es auch Viertel in denen so Etwas passierte, doch die Kleinstädter machten einen großen Bogen um sie, warfen abschätzige Blicke auf heruntergekommene Gestalten und ermahnten ihre Kinder nicht an solche Orte zu gehen. Stattdessen besahen sie sich ihre eigenen Reklamen, von den Konzernen, die ihnen die neusten Haushaltshelfer und Jobangebote machten, wo sie die Welt außerhalb ignorieren konnten.
Ich schmunzelte, wüsste meine Mutter was ich tat, wäre sie so fassungslos, dass sie mir nicht einmal eine Standpauke halten könnte. Ich hatte zweifellos die Manifestierung des ewigen Bösen meiner Kindheit gefunden, nur war meine Ma in dem Glauben ich würde lediglich meiner Beschäftigung bei einem kleinen Radiosender nachgehen und in den umgänglicheren Vierteln der Stadt mein Leben leben.
Sicherlich hätten es alle, die in dem Teil der Stadt lebten, für eine Selbstmordmission gehalten als behütetes, naives Kleinstadtkind herzukommen, doch ich hatte mich ganz gut eingelebt. Ich wusste ganz genau was ich wollte und, wie ich es bekommen konnte. Denn wo gab es einen besseren Ort im Zweifelsfall das Gesetz zu brechen, als in der Stadt der Gesetzlosen, in einem Viertel in dem selbst die verzweifelte Polizei an den Grenzen der Vorgaben agierte? Wie um diese Tatsachen zu bestätigen bretterte eine Auto plötzlich queer über die Kreuzung, aus dem Fenster des Beifahrers lehnte sich ein Typ mit lila Dreadlocks, eine Pistole auf den Fahrer des Wagens hinter ihm gerichtet, zumindest vermutet ich das es sein Ziel war diesen zu treffen. Genau so schnell wie Flüchtige und Verfolger aufgetaucht waren, verschwanden sie auch unter Reifenquietschen und Geschrei wieder.
"Erschreckenderweise gewöhnt man sich dran.", meinte eine Frau Mitte vierzig, die meinen Blick bemerkt haben musste, wie er den Autos folgte. "Ich weiß.", ich zuckte die Schultern und verabschiedete mich mit einem Nicken. Mein Weg führte mich weg von der Hauptstraße am Kanal, in ein zwielichtiges Wohnviertel. Die unteren Etagen der Stockwerkbauten waren durch und durch besetzt mit Läden, von denen viele, um Aufmerksamkeit ringend, so viel und grell wie möglich blinkten. Andere waren dezenter und nur ein Neonschild am dunkeln Eingang verriet den Club oder das Casino.
Von einem heruntergekommenen Bungalow, der sich in den Windschatten eines der Häuser drängte, her, schwebte mir der markante Geruch von sinnesbetörenden Pflanzen entgegen, vermutlich das einzige im Umkreis, was nicht zumindest Teilweise aus technischen Implantaten bestand, die allzeit verbunden mit einer Unmenge an Informationen waren.
Das war der große Vorteil daran, sich aus zu kennen. Seit ich denken konnte hatte ich mich für all den Technikkram interessiert und als ich den Durchblickt hatte, dass die Dinge fast immer nur aus den selben Materialien bestanden und, dass es viel wichtiger war, wie sie programmiert waren, hatte ich alles gelernt was es zu lernen gab. Die Grundlagen hatten gereicht um nach und nach den Rest zu verstehen, zumindest wenn man genug Geduld, Zeit und ein wenig Talent besaß. Es würde viele dieser, sich unfassbar groß fühlenden Idioten, erstaunen wie einfach es war ihre Implantate zu hacken.
Mein Navi führte mich zielsicher zwischen die Häuser, eine Treppe hinab durch eine Unterführung, beleuchtet von einer flackender Neonröhre und mit klischeehaft feuchten Wänden. Doch anstatt, dass ich wieder die Treppe nach oben nahm, schlüpfte ich durch ein schwarzes Eisentor und schon nach wenigen Schritten stand ich vor einer Metalltür. Ich blickte mich um, die Umgebung war zweifellos die Richtige und pünktlich war ich auch. Kurzerhand griff ich nach der Klinke und wollte die Tür aufziehen, als ich von hinten an der Schulter gepackt wurde und mich jemand unangenehm heftig herumdrehte.
"Was wird das denn?", knurrte mich ein breitschultriger Mann mit raspelkurzen Haaren an. An der Seite seines Schädels verliefen die gradlinigen Narben eines alten Implantats, das neue spiegelte sich in den gravierten Metallplatten an seinem Hals wieder, genau wie in seinen unheimlich roten Pupillen, die mich aus mechanisch verbesserten Augen anstarrten.
Ich hatte, bermutlich anders als er ohne Unmengen an Geld auszugeben, über die Jahre einiges an eigenen Implantaten zusammengebastelt, die mir erlaubten mein Leben ein wenig einfacher zu gestalten. Ich hatte hier eine Idee geklaut und da die fremden Pläne eins Konzerns verwendet, ganz zu schweigen von den Ressourcen, die ich in den seltensten Fällen wirklich bezahlt hatte, denn wer das Beste haben wollte, musste entweder das Geld haben, oder sich etwas anderes einfallen lassen. Doch letztendlich war auch für mich die Hilfe eines guten Ripperdocs ab und zu unerlässlich.
Noch hatte es keinen großen Skandal gegeben, aber durch die ewige Verlinkung, waren wir alle mehr als angreifbar. Denn man brauchte keine Waffe oder die richtige Körpertechnik um jemanden Schmerz zu zufügen, es reichten ein kleiner Chip und das entsprechende Programm und es tat gut zu wissen, dass ich dahingehend eher Täter als Opfer wäre.
Ich wandte meine Aufmerksamkeit dem Typen vor mir zu, der mich mit zusammengezogenen Augenbrauch ansah. "Man hat mir die Adresse der Hintertür geschickt, also komme ich durch die Hintertür.", antwortete ich kühl und befreite mich ruckartig aus seinem Griff. "Ich kenne alle, denen man die Adresse der Hintertür geben würde.", fauchte der Securitymann. "Wie gut das du mich soeben kennen gelernt hast, denn sonst hättest du gelogen.", lächelte ich kalt und wandte mich der Tür zu. "Zu wem willst du?", wollte er wissen. "Zu meinem Treffen.", erklärte ich ruhig und stand schon im Türrahmen. Der Riese sagte nichts mehr, er wusste genau, dass nur Leute die Adresse Hintertür hatten, die sie auch haben sollten. Er war vermutlich nur da um denen Angst zu machen, die nicht das Selbstbewusstsein hatten, um hier etwas zu suchen zu haben.
Hinter der Tür empfing mich ein steriler Gang, wie so oft gesehen, beleuchtet durch farbiges Neonlicht. Ich sah in beide Richtungen und entschied mich dann für den rechten Weg. Mit jedem Meter wurde die Musik lauter und das Licht greller, allerdings kam es lange nicht an die penetrante Werbung der Stadt heran, sondern blieb das gedimmt, schmutzige Licht, welches dem Ort einiges an Charakter verlieh. Der Gang entließ mich in einen offenen Raum, eine Bar, Tanzfläche, Sitzplätze und leichtbekleidete Frauen und Männer die elegant umher tanzten. Ich mochte den Raum nicht, zu viele Menschen, viel zu offen um sich sicher zu fühlen und doch zu leer um in der Masse unterzugehen.
Trotzdem gab ich meiner Selbstsicherheit nicht auf und ließ mich beobachtend auf einen der Barhocker sinken. Es war genau der Ort an dem Geschichten wie diese begannen, in einem Club. Ein Deal, versteckt zwischen dem wirren Gerede Betrunkener und den etwas zu wachsamen Augen der Tänzer. Aufmerksam verfolgte ich jede Bewegung des Barkeepers, der mich zwar längst bemerkt, jedoch noch nicht einmal richtig angeschaut hatte. Er trug ein hellblaues, hochgekrempeltes Hemd, eine rote Kravatte und kleine, kristallene Stecker, in denen sich immer wieder ein Licht fing, mich kurz blendete und wieder verschwand, an seinen Ohrläppchen.
Ganz unvermittelt drehte er sich zu mir. "Etwas zu trinken?" Ich nickte. "Und was darf's sein?", erkundigte er sich und griff nach einem Glas. "Das überlasse ich ihnen."
Er musste gewusst haben, dass ich so antworten würde, denn noch bevor ich das gesagt hatte, hatte er schon angefangen etwas in des Glas zu füllen.
"Was sind so die Schlagzeilen?", wollte ich wissen. "Das wissen sie doch bestimmt sowieso.", stellte der Barmann feste, ging jedoch nicht weiter darauf ein sondern antwortete auf meine Frage: "Dies und das halt. Es wurden Dateien geleaked, Dateien die die Welt in Aufruhe versetzten. Man sagt Japan wäre im Besitz eines Virus, dass uns alle kalt machen könnte."
"Weiß man was für Dateien genau?", fragte ich. "Eine Audioaufzeichnung, von einer Putzkraft. Ich kann mir vorstellen, dass die Arme nun einen Kopf kürzer ist. Wortwörtlich, Japaner töten mit Stil habe ich mir sagen lassen." "Das passiert wenn man unvorsichtig ist.", ich zuckte die Schultern und erntete ein leises Lachen seitens des Barkeepers, der mir nun das Glas auf den Tresen stellte. Er beugte sich zu mir hinüber, sodass uns sicherlich niemand Anders hören konnte. "Trink aus und dann komm nach hinten, du findest mich schon." Gekonnt verräumte er in Sekunden einige Gläser und verzog sich dann durch die Tür, durch die ich gekommen war, so als hätten wir nie geredet.
"Ganz alleine hier Süßer?", fragte mich eine Stimme von der Seite. Ich schenkte der Frau nur einen kurzen Blick, ich hatte sie durch die verspiegelte Rückwand der Bar beobachtet wie sie gerade zur Tür herein gekommen war. Sie klapperte mit ihren leuchtenden Nägeln auf den Tresen, was mich einen Blick auf meine lila lackierten Fingernägel werfen ließ, der Lack war an einigen Stellen abgeplatzt, ganz im Gegensatz zu ihrem, der völlig makellos aussah.
"Ja ganz offensichtlich und mit voller Absicht.", antwortetet ich ihr kühl. Sie lächelte mich teils überheblich, teils enttäuscht an. "Sag bescheid falls du doch Gesellschaft wollen solltest.", damit stolzierte sie in eine andere Ecke des Raumes. Ich trank den letzten Schluck aus meinem Glas, obwohl ich immer noch nicht ergründet hatte was genau darin war, und stand auf. Ein letztes Mal ließ ich den Blick über alles schweifen, dann verschwand ich durch die Hintertür, zurück in den sterilen Gang.
Zurück an der Tür nach draußen schlug ich nun den linken Weg ein und fand mich hinter einer Abzweigung in einem Teil des Ganges wieder, von dem mehrere Türen abgingen. An der hinteren Wand stand ein bestimmt fast hundert Jahre alter Spieleautomat und aus dem Raum daneben tönte leise Musik, obwohl die Tür verschlossen war. Die Tür gegenüber war nur angelehnt und mit dem Handrücken stieß ich sie auf. Das Zimmer dahinter war erstaunlich wohnlich, woran zu großen Teilen wohl der Teppich auf dem Boden schuld war. Auf einem schwarzen Ledersofa saß der Mann von der Bar und sah mich erwartungsvoll an. "Ich hatte mich dir anders vorgestellt Zombey.", stellte er fest.
"Dass du überhaupt ein Vorstellung hattest überrascht mich, ich hätte jeder sein können." "Das stimmt, aber ich kenne viele Leute und deine Nachrichten klangen eher nach einem ruppigen Typen, der seine Knöchel mit Metallspitzen verstärken hat lassen, damit er besser prügeln kann." Ich hob die Augenbrauen. "Wer sagt, dass ich nicht genau so bin?" Der Mann im blauen Hemd lächelte wissend. "Ich sage das." Darauf folgte eine kurze Stille, bis ich erklärte: "Es ist sicherer sich den Respekt der Leute zu verschaffen bevor man sie trifft."
"Ich bin nicht deshalb hier, ich suche nach etwas.", setzte ich hinzu. Mein Gegenüber nickte und deutete auf den freien Platz auf dem Sofa. "Das hattest du erwähnt, hast du mit Keira Stone gesprochen?" "Die Journalistin?", hakte ich nach und nickte. "Aber nur weil sie darüber schreibt, heißt das nicht, dass sie wirklich Infos hat.", bemerkt ich abfällig. Die junge Frau war zweifellos nicht blöd gewesen, doch sie traute sich nicht tiefer nach zu forschen als es das Gesetezt erlaubte, also klangen ihre Artikel lediglich klug und waren in Wirklichkeit Inhaltslos. Vermutlich war das auch der einzige Grund warum sie noch nicht längst von irgendwem beseitigt wurde.
"Ich weiß wen du fragen musst, aber ich hatte erwähnt, dass das kostet." "Und ich hatte gesagt, dass ich zahle.", antwortete ich und erntete schon wieder ein verschmitztes Lächeln. "Erkundige dich doch mal bei Klarcs, dem Finanzunternehemen, nach einem gewissen Louis Collins. Er hat bis vor kurzem noch für den Denker hinter den Plänen gegen das Altern gearbeitet. Ein kleiner, grauer Büroarbeiter, den hat niemand auf dem Schirm.", erzählte er und ich grinste. "Keiner außer dir. Danke."
Ich stand auf. "Die Eddies sind auf deinem Konto." Eigentlich wollte ich mich verabschieden, doch ich wurde aufgehalten, als der Barmann ebenfalls aufstand. "Was will jemand wie du eigentlich mit den Plänen? Du arbeitest nicht für einen der Konzerne, aber du hast scheinbar ja einen guten Grund zu suchen."
"Ich glaube nicht, dass Arasaka, oder irgendwer anders mit zu viel Macht die Entwürfe für den Chip in die Hände bekommen sollte. Altern ist die letzte Krankheit der Menschen, das ist das Einzige was uns noch wirklich verwundbar macht. Egal wie viel du ersetzt, irgendwann stirbt sowohl der Körper als auch der Geist. Aber keine Tote, bedeutet auch keine Veränderung. Wollen wir das?"
"Aha, du bist also auf Weltrettungsmission. So selbstlos und mutig im Kampf gegen die großen Machthaber? Ich wünsche viel Glück, denn die Meisten enden dabei als Leiche." Ich sah ihn an, suchte nach einem Anzeichen, dass er wusste was meine wahren Absichten waren, doch ich fand nichts, außer dem wissenden Lächeln, dass er schon die ganze Zeit auf den Lippen trug. "Ich hab meine Ziele.", entgegnete ich nur und verschwand endlich.
Der Riese am Hintereingang stand in einer Ecke neben der Tür und als ich an ihm vorbei ging, blies er mir seinen Zigarettenrauch ins Gesicht, sagte jedoch kein Wort. Als ich gerade, das Eisentor passiert hatte, ertönte hinter mir der ohrenbetäubende Knall einer Explosion. Erschrocken fuhr ich herum und sah, wie über dem vorderen Teil der Bar eine feurige Rauchsäule aufstieg. Was auch immer da los war, es war bestimmt kein Zufall und schnell verdrückte ich mich in den Schatten der Unterführung, ganz so als sei ich niemals hier gewesen.
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