lukasz piszczek x marcel schmelzer || over you by now
over you by now
hazlet
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ᴠᴏʟᴜᴍᴇ : ▮▮▮▮▮▮▯▯▯
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LUKASZ PISZCZEK X MARCEL SCHMELZER
KARAOKE
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I THINK IT WAS LATE SEPTEMBER
WHEN I THREW AWAY YOUR PICTURE
SOMEHOW, GIRL, I STILL SEE YOU
Ich glaube, dass es letzten September gewesen war, als ich Lukaszs Bilder aus meinem Haus geschmissen hatte, um ihn endlich aus meinem Haus zu verbannen, aber irgendwie hatte ich trotzdem das Gefühl, als würde sein Geist mein Haus noch immer bewohnen. Er war so präsent, dass ich manchmal, wenn jemand fragte, ob ich alleine wohnen würde, verneinte.
"Es wäre nicht verboten, wenn du mit ihm in ein Gespräch kommst!"
Nuris ruhige Stimme, die ein schöner Gegensatz zu meinen Gedanken war, durchbrach die Stille. Ich wandte meinen Blick von dem Sideboard ab, dass früher einst mit einem gemeinsamen Foto von Lukasz und mir geschmückt gewesen war und sah zu Nuri, der am Ende der Couch saß und seine Unterarme auf seine Knie abgestützt hatte, mich nachdenklich ansah.
"Schon klar", antwortete ich, ließ in meinem Unterton aber auch keinen Zweifel übrig, dass ich Nuris Idee keine Folge leisten würde. Dieser wusste das auch und seufzte jetzt schwer.
"Marcel, es sind jetzt fast zwei Jahre, seit ihr euch getrennt habt. Du wirst auf kurz oder lang wieder in der Lage sein müssen ein Gespräch mit Piszczu zu beginnen!"
Nachdenklich fuhr ich mit meiner Zunge meine obere Zahnreihe nach, nickte ziemlich langsam, als Zeichen, dass ich Nuris Worte zur Kenntnis genommen hatte.
"Vor eineinhalb Jahren hast du ja auch mit ihm reden können. Warum ist das jetzt für dich so ein Problem?", warf Mats ein. Ich drehte meinen Kopf nach rechts zu ihm.
"Es war vor eineinhalb Jahren auch ein Problem. Vor eineinhalb Jahren war ich den Tag vor unserem Aufeinandertreffen genauso durcheinander, hatte eine schlaflose Nacht hinter mir und wusste nicht so ganz, wie ich ihm entgegentreten soll. Nur war es vor eineinhalb Jahren in Ordnung, dass es ein Problem war.", erklärte ich: "Aber jetzt ist es das nicht mehr!"
"Warum?", hakte Nuri nach.
"Weil ich mittlerweile über ihn hinweg sein sollte!", stellte ich direkt klar. Frisch nach einer Trennung war okay, wenn man scheiße aussah, sich selbst und sein Leben nicht im Griff hatte und auf dem letzten Prozent Lebenskraft in den Tag hinein existierte. Nach zwei Jahren sollte man den Herzschmerz einer vergangenen Beziehung überwunden haben und sein Leben wieder im Griff haben.
"Gestern Besuch gehabt?"
Nuri schwenkte mit seinem Kopf in Richtung des Regals neben dem Fernseher, wo die offene Whisky Flasche stand mit einem halb-leeren Glas daneben.
"Mhm", log ich und ließ ihn auch mit einem vielsagenden Blick wissen, dass ich log. Nuri seufzte und auch Mats atmete schwer aus.
"Trinkst ein bisschen viel in letzter Zeit, findest du nicht auch?", warf Mats etwas dämlich auf.
"Mhm", stimmte ich ihm wieder zu: "Immer, wenn Lukasz etwas postet und ich sehe, dass sein Leben ohne mich weitergeht!"
Und auch das sollte ich nach zwei Jahren nicht mehr tun
Ich sollte ihm eigentlich nicht einmal mehr auf Instagram folgen. Ich sollte schon längst einen klaren Schlussstrich gezogen haben.
"Kuba ist auch da. Die beiden werden sowieso nur polnisch reden!", fügte ich ein wenig grimmig hinzu. Eigentlich hatte ich nichts gegen Kuba. Nein, viel mehr als das, eigentlich mochte ich Kuba. Sehr sogar. Zu Dortmunder Zeiten war er ein sehr, sehr guter und verlässlicher Freund gewesen. Das Problem lag er im Duo von Lukasz und Kuba. Dagegen hatte ich was.
"Übertreib nicht. Die beiden besitzen schon noch genug Klasse, um auf Deutsch zu wechseln, wenn du dich zu ihnen stellst, sonst hätten sie sich nicht die Mühe gemacht die Sprache zu lernen!", verteidigte Mats Kuba und Lukasz. Ich schnaubte. Meine Gedanken waren eine Sackgasse. Egal woran ich dachte, welchem Gedankengang ich folgte, ich kam bei einem hoffnungslosen Schnauben raus, weil ich nicht wirklich eine Möglichkeit sah, dass sich irgendetwas an meiner bemitleidenswerten Situation änderte.
"Wenn ich nicht so viel mit ihnen rede, habe ich aber eine bessere Chance, dass Lukasz nicht bemerkt, was für ein Wrack ich bin!"
"Ihr wart vier Jahre zusammen. Er hat dich in weitaus schlimmeren Verfassungen gesehen", ließ mich Nuri wissen, aber auch das änderte meine Meinung nicht.
I REALLY THOUGHT I KNEW BETTER
WHEN I LET YOU KEEP MY SWEATSHIRT
BUT I STILL SMELL YOUR PERFUME
I DID EVERYTHING TO GET YOU OFF MY MIND
BUT YOU'RE STILL ON MY MIND
Es sollte mich nicht stören, dass Lukasz gemeinsam mit Kuba von einem Taxi zum Hotel chauffiert wurde, in das wir für das Wochenende in Glasgow einquartiert waren. Nein, es sollte mich nicht nur nicht stören, es durfte mich auch nicht stören. Und überraschen sollte es mich schon überhaupt nicht.
Das war doch die ganze Sache um Lukasz und Kuba. Immer zusammen. Immer im Duo. Die zwei besten Freunde aus Jungendzeiten, die es bis an die Spitze des Fußball geschafft hatten, ohne, dass wer sie entzweite.
"Piszczu auch da, hm?"
Owo trat an meine Seite vor das große Fenster in der ersten Etage, durch welches man auf den Hotelparkplatz schauen konnte. Ich beobachtete Lukasz und Kuba dabei, wie sie ihre Reisetaschen von der Rückbank nahmen und dabei die ganze Zeit gemeinsam lachten.
"Nuri hat erwähnt, dass er dich noch immer wachhält!"
Sofort riss ich meinen Blick von Lukasz und Kuba los und sah zu Owo. Nuri hatte was?
"Zu seiner Verteidigung: ich habe nachgefragt, wie die Situation zwischen euch beiden aussieht. Wir wollten wissen auf was wir uns einstellen sollten!"
"Wir?", hakte ich mit scharfer Stimme nach.
"Vorrangig ich Nobby und ich!"
Ich kniff meine Augen zusammen. Lukasz und ich waren niemals sonderlich offen mit unserer Beziehung umgegangen, hatten sie aber auch nicht unbedingt auf strengste Art verschwiegen. Unsere engsten Freunde hatten von ihr gewusst, einige gute Bekannte hatten sie vermutet und Fremde hatten nicht gewusst, dass sie überhaupt existierte.
Es war erst nach der Trennung, die zeitlich auch mit Lukaszs Rückkehr nach Polen zusammenpasste und meiner miserablen Verfassung, dass viele eins und eins zusammengezählt und Rückschlüsse auf eine Beziehung geschlossen hatten. Unter anderem auch Owo und Nobby. Zu diesem Zeitpunkt war ich auch zu zerschlagen gewesen, um auf ihre Nachfrage mir eine weitere Lüge auszudenken, also war ich einfach mit der Wahrheit rausgerückt.
"Wenn ihr Angst hattet, dass Lukasz und ich uns die Köpfe einschlagen, kann ich dich beruhigen: Nein!"
Ich würde mir schneller selbst den Kopf einschlagen, als jemals Hand an Lukasz anzulegen
"Sollen wir irgendwie dafür sorgen, dass ihr ein Vier-Augen-Gespräch führen könnt?", bot Owo an, aber auch das lehnte ich dankend ab und verabschiedete mich zeitnah dann auch in meine Zimmer.
Die kommenden Stunden verbrachte ich dort, in meinen sicheren vier Wänden, wo ich nicht Gefahr lief Lukasz zu begegneten. Es war irgendwie komisch zu wissen, dass Lukasz sich irgendwo im selben Gebäude, wie ich befand, aber nicht an meiner Seite war. Er war vermutlich bei Kuba. Wenn Kuba und Lukasz in einem Gebäude waren, waren sie immer zusammen, egal, wie alt, egal, wo sie spielten, egal, wer sonst noch da war. Lukasz und mich hatte es als BVB Duo nur für einen begrenzten Zeitraum von 2018 bis 2021 gegeben. Kuba und Lukasz als Duo reichte über solche Zeitgrenzen hinaus. Ich verübelte es ihnen nicht. Es war Freundschaft. Eine gute, innige Freundschaft. Es war nur... ich wäre gerne einfach Kuba. Eine ewig wehrende Beziehung mit Lukasz, die über allen Geschehnissen des Lebens stand, auch über Wechseln und...
Ein Klopfen riss mich aus meinen trüben Gedankenschleifen. Ich blickte auf und fragte mich, wer wohl an der Tür stehen könnte. Kandidaten gab es immerhin viele. Es würde sicherlich nicht nur einer sein, der sich darüber wunderte, dass ich mich in meinem Zimmer verbarrikadiert hatte, wo ich mich doch immer so auf die Legenden Spiele freute — nicht, wenn Lukasz mit von der Partie war.
Ich schlürfte zur Tür, zog diese auf und war gedanklich mit mir selbst die Wette eingegangen, dass es vermutlich Kevin war, der mich für irgendetwas abholen wollte, aber diese Wette verlor ich haushoch, denn statt Kevin stand dort niemand Geringeres, als...
"He-ey", murmelte Lukasz und kratzte sich gleich auch schon etwas verloren am Hinterkopf. Sein Blick flog nur kurz zu mir, dann richtete er ihn wieder auf den Boden.
"Nobby hat mir verraten in welchem Zimmer du bist!"
Natürlich hatte er
Ein wenig perplex wusste ich nicht, was ich sagen sollte, also schwieg ich. Mir fiel das schwarze Kleidungsbündel in Lukaszs Arm auf.
"Uhm... das ist... uhm deiner"
Lukasz reichte mir das Stoffbündel, was sich zwischen uns als einer der vielen BVB Hoodies entfaltete, die jeder von uns besaß. Ich hatte völlig vergessen, dass Lukasz den noch hatte.
"Ich dachte, dass du ihn mal wieder kriegen solltest, wenn wir ja nicht mehr... uhm..."
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er sich durch die Haare fuhr, ehe er mit deutlich leiser Stimme hinzufügte: "Zusammen sind"
Erst bei diesen Worten traute ich mich ihm ins Gesicht zu sehen. Kurz trafen sich unsere traurigen blauen Augen. Und zwischen uns der Unglaube, dass es doch nicht mit dem für immer funktioniert hatte.
"Du kannst den auch behalten, hab eh genug davon!", flüsterte ich, aber Lukasz schüttelte seinen Kopf: "Quatsch, ist deiner. Ich brauch den nicht mehr!"
Er brauchte ihn nicht mehr. War das der Moment, wenn ich zwischen den Zeilen lesen sollte, dass Lukasz jemand neuen hatten?
Völlig aus dem Konzept gebracht von seinen Worten, nahm ich ihm den Hoodie ab und presste ihn mir an die Brust.
"Kommst du noch runter? Gleich gibt's Essen und so, langsam versammeln sich alle!", fragte mich Lukasz, sein Blick blieb an meinen Augen hängen. Ich mochte es, wenn Lukasz mir in die Augen sah. Ich mochte zu glauben, dass für einen Moment ich dann das einzig Relevante für ihn war. Er war es für den Moment zumindest für mich.
"Weiß nicht, fühle mich nicht so gut und will das spiel morgen nicht verpassen!"
"Bist du krank oder was?"
"Ein bisschen Kratzen im Hals!", log ich und räusperte mich dann, um meine Lüge zu unterstreichen.
"Verstehe", nickte Lukasz, hatte mich wahrscheinlich längst entlarvt, denn ich gehörte nicht zu den begabtesten Lügnern.
"Falls du was brauchst, kann ich..."
"Brauche ich nicht!", sagte ich ihm direkt etwas scharf ab, wusste nicht einmal, warum ich diese Worte wählte, aber ich wusste, dass ich Lukasz mit ihnen ungewollt schwer traf, denn ein kurzer Schatten von Schmerz huschte ihm übers Gesicht.
"Sorry, wollte nicht aufdringlich sein", entschuldigte er sich. Ich kniff meine Augen zusammen. Manchmal war ich wirklich ein Idiot.
"Dann gute Besserung, nh. Ich gehe... ist ja auch egal..."
Mir war es absolut nicht egal, wohin Lukasz ging, aber ich verstand, dass er davon ausging, dass es mir egal war. Ich suchte nach Worten, die meine vorherigen Worte irgendwie beschwichtigen würden, aber noch bevor ich mit dem passenden Satz um die Ecke kam, salutierte mir Lukasz ein wenig verloren und verschwand dann. Ich sah ihm hinterher, wie er geknickt durch den schmalen Gang ging und dann in die erstbeste Möglichkeit abbog. Kaum war er aus meinem Blickfeld verschwunden, stieß ich meine Stirn gegen den Türrahmen und stöhnte frustriert.
Da hatte man einmal die Chance auf ein Gespräch und man verkackte es so...
Shit.
Ich kniff meine Augen zusammen und nahm einige tiefe Atemzüge. Sofort stieß mir ein spezifischer Geruch in die Nase, den mein Gedächtnis sofort Lukasz zuordnete. Ich öffnete meine Augen, bemerkte, dass der Geruch vom Hoodie auskam. Ich hob ihn hoch und vergrub meine Nase in dem weichen Stoff, sog Lukaszs Geruch tief ein und schloss wieder meine Augen.
Gott, wie konnte man auch nach zwei Jahren eine Person so sehr vermissen? Wie konnte einfach nichts helfen, um über ihn hinwegzukommen?
YEAH, YOU'D THINK THAT AFTER ALL THIS TIME
AFTER ALL THESE SLEEPLESS NIGHTS
THAT I'D BE GETTING THERE
BUT FOR ALL THAT WHISKEY THAT I TRIED
IT AIN'T WORKING, BOY
CAUSE I AIN'T GETTING ANYWHERE
YEAH, BABY, I'M STILL MISSING YOU SOMEHOW
I SHOULD BE OVER YOU BY NOW
Lukasz saß neben Kuba in der Kabine. Natürlich tat er das. Sie hatten früher in Dortmund auch immer nebeneinander gewesen und ich wusste von Lukaszs Erzählungen auch, dass es in der polnischen Nationalmannschaft nicht anders gewesen war. Die beiden hatten es nicht einmal selbst initiieren müssen. Sie wurden ganz von selbst nebeneinander gesetzt. Es waren doch Lukasz und Kuba. Natürlich saßen sie nebeneinander.
Nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe herum und wunderte mich, was wohl geschehen würde, würde ich mit Dede den Platz tauschen, der auf der anderen Seite von Lukasz saß. Ich könnte so tun, als ob ich wegen des Spiels etwas mit Lukasz zu besprechen hätte. Dann wiederum: Wollte ich überhaupt neben Lukasz sitzen? Könnte ich überhaupt neben Lukasz sitzen?
"Hast du heute Nacht überhaupt eine Sekunde geschlafen?"
Kevins ziemlich konkrete Frage riss mich aus meinem Starren. Ich wandte mich meinem Sitznachbarn zu und antwortete mit einem deutlichen Blick.
"Sag mir jetzt bitte, dass das daran lag, dass ihr beide gestern Abend noch geredet und die ganze Nacht gevögelt habt!"
"Kevin!", mahnte ich meinen Landsmann um seine Wortwahl. Kevin schnaubte.
"Hast du mit ihm geredet?", fragte ich Kevin dann neugierig. Er nickte.
"Hast du ihn vielleicht gefragt, wie es bei ihm so läuft?"
"Ja"
"Und wie läuft es so?"
"Das musst du ihn schon selbst fragen!"
Ich stöhnte. Kevin wollte einfach nicht verstehen, dass das mit dem Kontakt zu Lukasz nicht so einfach war. Es ging einfach nicht. Ich konnte mich nicht einfach neben ihn setzen und mit ihm reden und Gefahr laufen zu hören, dass es irgendjemand Neuem in seinen Leben gab und ihm zeitgleich offenbaren, dass ich nicht einmal einen Prozent über ihn hinweg war. Es ging nicht.
Jede Zelle meines Körpers vermisste Lukasz. Lukasz zu vermissen, war für mich so alltäglich, wie die Luft zum Atmen geworden. Ich hatte den Schmerz internalisiert. Er war Teil von mir geworden. Dort, wo früher Lukasz in meinem Herz gehaust hatte, hauste jetzt das Empfinden ihn zu vermissen. Und es wollte und wollte und wollte einfach nicht abklingen.
Nobbys Ansprache vor dem Spiel kam mir sogar ganz gelegen, da es so zumindest keine Möglichkeit für Kevin mehr gab weitere unangenehme Fragen zu stellen. Relativ zeitlich wurden wir ohnehin schon aufs Feld gescheucht zum Legendenspiel gegen den irischen Verein.
In der ersten Hälfte hatte ich die ganze Zeit einen Blick auf Lukasz, ob es nun in der zwischenzeitlichen Trinkpause oder kurzen Durchschnauffmomenten auf dem Feld war. Ab und zu einmal kreuzten sich unsere Blicke, aber auf die Distanz konnte ich nichts in seinem Blick lesen. In der Halbzeit spielte ich wieder mit dem Gedanken mich zu ihm zu setzen, aber dann lauschte ich einem Gespräch zwischen Roman und ihm, wo Lukasz von seinen Sommerplänen in Griechenland erzählten und irgendwie war sein klar strukturierter Sommer ein zu krasser Gegensatz zu meinem chaotisch versinkenden Sommer und ich wagte mich wieder nicht an seine Seite.
"Ey ich weiß, dass es nur ein Legendenspiel ist, aber ich habe keinen Bock hier mit drei Toren Rückstand zu verlieren. Für sowas bin ich nicht extra aus Polen angereist. Kuba meint, ich soll mich zügeln, aber ich bitte dich. Wie viele Tore will man noch kriegen, oder?"
Ich lauschte Lukaszs Beschwerde und schmunzelte bei dem Feuer, was noch immer in ihm brannte. Seine Beschwerde konnte ich durchaus nachvollziehen. Auch wenn man nicht mehr professionell spielte, war ein gewisser Ehrgeiz dennoch da.
"Oder darf man sich darüber nicht beschweren?"
Als nach einigen Sekunden niemand antwortete, sah ich über meine Schulter nach rechts, wo Lukaszs Stimme hergekommen war. Ich zuckte zusammen, als ich ihn doch näher als erwartet bei mir bemerkte, mit seinem Blick direkt auf mich gerichtet. Hatte er etwa mit mir geredet?
"Ist mein erstes Spiel hier, aber wenn das immer so ist, dann wird's auch mein letztes. Kuba gefällt es, den könnt ihr euch nehmen. Ich mach sowas nicht!"
"Nobby sagt immer, dass es hier nicht ums Gewinnen, sondern ums Spaß haben geht!", zitierte ich Nobby, weil ich nicht Gefahr laufen wollte wieder zu lange zu schweigen.
"Verlieren soll mir neuerdings also Spaß machen oder was?", grunzte Lukasz und schob die Wasserflasche an seine Lippen. Ich beobachtete, wie er einen Schluck aus der Flasche nahm und, wie seine Lippen glänzten, als er sie wieder senkte. Ich biss mir auf die Unterlippe. Gott, wie gerne ich diese Lippen nochmal küssen würde...
"Hast du denn Ideen, was wir besser machen können?"
"Ja, aber dann brauch ich einen 20 Jährigen in der Startelf!"
"Damit kann ich dir nicht dienen!"
"Das ist scheiße!"
"Hättest einen aus Polen mitbringen können!"
"Hätte, hätte, Fahrradkette. Beim nächsten Mal dackle ich mit mehr als nur einen mit."
Ich lachte leise, genoss den kurzen Smalltalk den wir miteinander teilten und der so einfach über die Lippen kam, weil man auf dem Platz weder Zeit noch Energie hatte lange zu Grübeln.
Wenigstens könnte ich Nuri und Mats jetzt ausrichten, dass wir geredet hätten...
Dafür, dass wir deutlich verloren hatten, war die Stimmung ziemlich ausgelassen, als wir nach dem Spiel in eine von Glasgows Bars das Zusammenkommen zelebrierten. Ich saß etwas außerhalb, gab mir die Feier als Zuschauer, weil ich nie das große Partybiest gewesen war. Ich präferierte den stillen Hintergrund. Ziemlich lange gelang es mir auch unentdeckt zu bleiben, bis sich dann ausgerechnet Lukasz neben mich setzte.
"Mir ist voll klar, dass du offensichtlich nicht mit mir reden möchtest und ich werde das auch akzeptieren, gleich, nachdem du mir erklärst, was genau ich jetzt falschgemacht habe, dass du mich schneidest!"
Aus großen blauen Kulleraugen blickte er zu mir auf, dass mein Herz dahinschmolz.
"Eine Erklärung hab ich doch verdient. Bin ich dir nicht mal das mehr wert oder was?"
"Lukasz...", presste ich hervor.
"Lukasz mich nicht!", verbat er mir. Ich schloss kurz meine Augen.
"Hab ich irgendetwas falsch gemacht?"
Ich schüttelte meinen Kopf, versuchte Kontrolle über meinen Körper zu wahren, bekam Hitzewallungen, weil er mir so nah war.
"Ich kann einfach nicht mit dir reden", brachte ich mit einem tiefen Atemzug hervor.
"Warum? Hast du einen Neuen, der dir verbietet mit deinem Ex zu reden?"
Ungewollt rutschte mir ein Lachen heraus. Also von einem Neuen in meinem Leben war ich wirklich Meilen entfernt.
"Ich bin noch nicht bereit mit dir zu reden!"
Man sollte doch meinen, dass ich nach all den schlaflosen Nächten und Whiskey Flaschen weiter im Prozess des Hinwegkommens war, aber wenn überhaupt hatte ich den Rückwärtsgang eingelegt.
Lukasz musterte mich intensiv und ich spürte lauter kleiner Feuer entlang meiner Haut entfachen und mich verbrannten.
"Ich weiß, dass ich über dich hinweg sein sollte, aber ich bin es nicht und deswegen kann ich mich nicht mit dir an einen Tisch setzen und über dein Leben reden. Du hast nichts falsch gemacht, es liegt einzig an mir. Niemandem sonst, nur mir."
"Hätte dir sowieso nichts Aufregendes zu erzählen", murmelte Lukasz. Er schob seine zusammengefalteten Hände zwischen seine Beine und seufzte schwer.
"Seit du weg bist, ist mein Leben nicht mehr wirklich interessant!", fügte er leise hinzu und hob dann wieder seinen Blick in meine Richtung.
"Du fehlst mir", hauchte er. Meine Augen zuckten kurz. Hatte er das gerade gesagt?
"Ziemlich sogar"
Er hatte es wirklich gesagt
Ich spürte Lukaszs Knie, dass mich anstupste.
"Ich bin hier auch eigentlich nur wegen dir hingekommen. Hab Kuba angefleht, dass er auch mitmacht, damit ich nicht alleine bin, aber eigentlich bin ich hier nur wegen dir. Ich hatte irgendwie die Hoffnung, dass wir ins Gespräch kommen, deswegen hab ich gestern bei dir geklopft, aber du warst so schlecht drauf"
"Ich war überfordert", begründete ich mein Verhalten.
Lukasz zuckte mit den Achseln.
"Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich von Mats gehört habe, dass du auch am Samstag in London sein wirst und ob du Lust hast vor dem Spiel irgendwie, keine Ahnung, Essen zu gehen", flüsterte Lukasz, Blick auf den Tisch gelegt.
"Meintest du nicht immer, dass man mit seinem Ex nicht Freunde bleiben soll?"
"Ich will auch nicht, als Freunde essen gehen!"
🦦
vor ein paar Tagen geschrieben
vergessen zu posten so here we go
hope you enjoy it 🤍
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