➵ police presidium pt. 3 [drarry]
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Kapitel Drei: Drei weitere Hinweise
„Ich blicke da einfach nicht mehr durch!“ Harry sitzt an seinem Arbeitsplatz im Polizeipräsidium, in der Abteilung für Mordkommissionen. Seit drei Tagen sitzt er schon hier, nicht beständig, aber doch von früh bis spät.
Und bei dem Fall ist er noch nicht großartig weiter gekommen. Er hat noch ein paar Befragungen gemacht, eine Mindmap angelegt und versucht, Mordmotive für die unterschiedlichsten Leute zu finden.
„Ich auch nicht!“, mault Ron Weasley, welcher gegenüber von Harry an seinem Schreibtisch sitzt. „Wieso packt er mich nicht mit dir zusammen? Ich meine - hallo? - wir sind Partner! Weißt du mit wem ich stattdessen arbeiten darf, da die es anscheinend nicht hinbekommen? Mit Crabbe und-“ „-Goyle. Ich weiß. Du erzähltest es mir bereits. Mindestens zehn Mal, Ronald! Ich muss mich konzentrieren! Weihnachten will ich zu Hause mit meinen Eltern und meinem Patenonkel verbringen und nicht hier, mit einer Tasse Kaffee neben dem Plastikbaum!“ Ron sinkt ein bisschen tiefer in seinem Stuhl zusammen, als Harry ihn so anschnauzt.
„Ich geh mal zu Hermione.“, murmelt Ron dann nach einer gefühlten Ewigkeit, in der sie sich anschweigen oder zumindest Ron schweigt Harry an, denn Harry grübelt derweil weiter an seinem Fall.
Ron steht gerade auf, da klingelt das Telefon.
Harry nimmt ab.
„Hallo Pansy! Gibt’s was neues?“ Harry klingt müde, was kein Wunder ist, denn er sitzt schon seit heute morgen um Sieben hier und jetzt ist es schon beinahe Drei.
„Hey, Harry. Ja. Wir haben beide Leichen vollständig untersucht. Und meine Annahmen werden nur bestätigt. Das wollte ich dir mitteilen. Der Täter hatte also wirklich nicht viel Zeit. Wir gehen von ein paar Minuten aus. Höchstens. Anders kann es nicht möglich sein, denn schon im nächsten Moment rief Miss McKinnon die Polizei. Weißt du schon, was mögliche Motive sein könnten?“
„Soll ich ehrlich sein? Ich habe noch keinen blassen Schimmer. Ich habe allerdings das Gefühl, Astorias Ex-Ehemann hat etwas mit der ganzen Sache am Hut. Vielleicht hat er sie umgebracht. Um sich zu rächen oder so.“
„Aha. Und hast du Informationen über ihn?“
„Nein. Niemand kennt ihn. Soweit ich Miss McKinnon Glauben schenken kann. Sie meint, Astoria ist mit achtzehn von ihm schwanger geworden und ist dann von zu Hause raus geschmissen worden, war aber gleichzeitig auf der Flucht vor ihm. Ich denke ich werde in nächster Zeit noch einmal die Wohnung durchsuchen. Das dürfte bisher noch niemand gemacht haben.“
„Warte mal. Sie war auf der Flucht vor ihm, aber trotzdem waren sie verheiratet? Ich denke nicht, dass Miss McKinnon dir alles erzählt hat. Die beiden standen sich schließlich sehr nah. Sie und Astoria. Und wenn du magst, könnte ich auch kommen und dir helfen? Wir könnten uns gleich treffen. Ich habe jetzt eh frei. Soll ich dich abholen? Oder treffen wir uns dort?“
„Ich werde zum Tatort kommen. Andererseits könnte Astoria ihn auch nach der Flucht oder eben davor geheiratet haben können. Entweder haben sie sich vertragen und anschließend wieder gestritten oder sie haben sich nur gestritten. Vielleicht haben die beiden aber auch vorher heimlich geheiratet, dann ist sie schwanger geworden und schließlich abgehauen, da ihr alles zu viel wurde. Wie auch immer. Bis gleich, Pansy.“
„Ja, vielleicht hast du recht…Tschüss.“
Harry legt auf. Als er wieder zu Ron blickt, der immer noch hinter seinem Schreibtisch steht, anstatt bei Hermione zu sein, erkennt er den Grund dafür in Rons Augen.
„Du hast dich mit ihr verabredet? Obwohl wir Partner sind? Und jetzt löst du mit ihr den Fall?“ Ron ist wütend. Seine Ohren werden rot und aus seinen Augen könnten Blitze schießen, so verärgert blickt er Harry entgegen.
„Ron, ich bin Leiter des Falles. Sie arbeitet bloß für mich. Für meine Ermittlungen. Kein Grund, eifersüchtig zu werden, ja? Krieg dich wieder ein, Ronald.“
Harry steht auf, schnappt sich seine Jacke und verschwindet hinaus, auf den Flur. Von Rons Wut angesteckt rennt er vorbei an den anderen Ermittlern, Detektiven, Inspektoren und schließlich auch vorbei an Hermione Granger.
„Mum, hi, ja, ich bin’s, Harry. Ich wollte nur kurz Bescheid geben, dass ich es Weihnachten nicht vor 17 Uhr schaffe. … Ja, ist gut, Mum. Nein, ihr braucht nicht auf mich warten. … Ich habe keine Freundin, Mum! Wie oft noch? Frauen sind nichts für mich. … Ich dich auch, Mum. Ja, hab dich auch lieb. Bis dann, Mum. Tschüss!“ Harry steckt sein Telefon zurück in seine Jackentasche. Dann tritt er durch die Tür, heraus an die frische Luft.
Eine zarte Windböe verstrubbelt seine Haare ein bisschen mehr.
Harry macht sich auf den Weg zum Tatort.
Nach wenigen Minuten kommt er dort an. Pansy Parkinson wartet schon auf ihn. Von dem Mord ist nichts mehr zu sehen. Das Absperrband, wie auch die Leichen und das restliche Team sind weg, verrichten jetzt ihre Arbeit in einem Labor, der Schnee bedeckt die Steinplatten, welche hinaus in den Hinterhof führen. Kein Blut ist mehr zu sehen.
„Hey Harry. Alles fit?“ Pansy schmunzelt. Erschrocken sieht Harry sie an. Er war schon wieder in Gedanken. In Gedanken bei Astoria Greengrass und ihrer Tochter Emily. Irgendetwas müssen sie übersehen haben. Dann schüttelt er ihr die Hand, bevor sie gemeinsam das Innere des Hauses betreten. Wie auch immer sie das getan hatte, aber Pansy hatte die Tür anscheinend schon vorher aufgebrochen.
„Hereinspaziert“, murmelt die Brünette, als auch die Wohnungstür endlich offen steht.
„Wow. Sie ist sehr… Also ich meine, sie hat ziemlich…-“
„-einfach gelebt, ja, das kann man wohl so sagen. Aber es sieht trotzdem nett aus, nicht?“
Harry nickt, obwohl er in Gedanken schon wieder ganz woanders zu sein scheint.
„Ich werd´ mal bei den Büchern dort hinten schauen, ja? Vielleicht finden wir dort einen Hinweis.“ Und mit diesen Worten marschiert er ins Wohnzimmer und stellt sich vor eines der beiden deckenhohen Regale.
„Nur zu. Ich übernehme den Schreibtisch, ja? Wer weiß, vielleicht hat sie da ja irgendwelche geheimen Schlüssel oder Briefe versteckt.“, ruft Pansy Harry zu, ehe sie die Wohnung nach einem Schreibtisch durchforstet.
Harry steht vor dem Bücherregal. Mindestens ein Dutzend Bücher, Hefte und Magazine sind dort alphabetisch untergekommen. Harry findet einige Wissenszeitschriften. Ein Fachbuch über Astrologie, Astronomie, Astrophysik… Dinosaurier, Homo Sapiens, Leistungssport, Medizin. Hier findet man wirklich alles, bis hin zu Zebras - Die Welt mit anderen Streifen sehen. Harry fragt sich, was so etwas taugt. Es hört sich vollkommen albern an.
Irgendwann steht Pansy neben ihm. „Sag mal, Kommissar, wonach suchen wir eigentlich genau?“
Harry dreht sich erschrocken um. Pansy grinst ihn wie immer frech an und ihre hübschen Augen funkeln ein bisschen dabei. Wäre Harry nicht vom anderen Ufer, hätte er das direkt als eine Einladung dazu gesehen, sie hier und auf der Stelle zu vögeln. Aber Harry ist nun mal vom anderen Ufer und leider ist er auch nicht unbedingt die hellste Kerze auf der Torte, wenn es um Romantik geht, weshalb er es nicht tut, sondern ahnungslos mit den Schultern zuckt.
„Gut, also kann ich gehen? Falls du es nämlich nicht merkst: Ich verschwende hier meine wertvolle Zeit, um dir hier bei deinem doofen Fall zu helfen. Ich kassiere weder Geld dafür, noch werde ich sonst jemals etwas dafür zurück bekommen. Kein Ruhm, keine Anerkennung. Wenn du mir nicht also in spätestens fünf Minuten deinen Supergeheimen-Mega-Plan vorführst, werde ich gehen und du kannst das hier alles alleine machen, verstanden?“ Pansy´s Ansage holt Harry irgendwie aus seiner Traumblase zurück in die Realität.
Ihm ist ein bisschen klomm, aber trotzdem stammelt er die Worte: „Es tut mir leid, Pans. Ich weiß auch nicht, was gerade los mit mir ist. Ich habe mich vorhin mit Ronald gestritten und dieser Fall… Ich weiß auch nicht. Es fühlt sich an, als würde etwas fehlen. Ein entscheidender Hinweis. Wenn wir diesen Hinweis nicht haben, dann können wir nicht weiter machen. Wir brauchen mehr Informationen. Nicht nur über den potentiellen Täter, sondern auch über ihre Vergangenheit. Wir müssen alles wissen. Erst dann können wir heraus finden, wer sie umgebracht hat, verstehst du?“
Pansy hört aufmerksam zu. Als Harry endet nickt sie. „Also brauchen wir Hinweise und Informationen. Vielleicht hat sie Fotoalben hier. Ich werde noch mal in ihrem Schlafzimmer nach sehen. Auf geht´s, Sherlock!“
„Gut kombiniert, Watson.“
Harry steht wieder einmal vor den beiden Regalen im Wohnzimmer. Doch diesmal überfliegt er die Buchtitel nur, anstatt sie gründlich zu lesen. Als erstes guckt er unter „F“. Vielleicht steht dort etwas wie Fotoalben. Danach schaut er am Ende nach. Vielleicht hat Astoria alle Bücher, welche keinen offiziellen Titel trugen, ans Ende verfrachtet? Doch auch hier wird Harry nicht fündig.
Als nächstes sucht Harry grob hinter den Lücken zwischen Büchern und Wand. Immerhin könnte Greengrass auch hier einige Bücher versteckt haben, weil sie nicht wollte, dass andere sie finden. Leider muss Harry zu geben, dass wenn sie das ernsthaft geglaubt hätte, sie entweder dumm gewesen war oder noch nie einen richtigen Polizeikrimi geschaut hatte, obwohl er denkt, dass er beides ausschließen kann. Immerhin lebte Astoria in einer reichen Familie. Ihre Eltern hätten wahrscheinlich am ehesten auf Bildung geachtet. Und ihre Familie hatte wohl bestimmt auch einen Fernseher, wenn nicht sogar zwei oder drei, auf welchem sie vielleicht abends, heimlich bei ihren Eltern, wenn sie nicht schlafen konnte, mutgeschaut hatte.
Die dritte Möglichkeit war, dass Astoria verzweifelt war. Und zwar so sehr, dass sie keinen anderen Ausweg sah, als so schnell wie möglich das, was sie verstecken wollte, zu verstecken. Und da sie gesehen hatte, dass die Opfer und Täter in Polizeikrimis ihre Sachen hinter den Büchern versteckten, nahm sie sich diese zum Vorbild. Vielleicht wusste Astoria, dass jemand hinter ihr her war. Vielleicht wusste sie, dass sie ermordet werden würde. Vielleicht hatte sie nur noch darauf gewartet, wann es geschehen würde. Und nicht ob.
All diese plötzlichen Gedankenblitze, welche jetzt durch Harrys Gehirn sausten, veranlassten ihn dazu, sich bei seiner Suche zu beeilen. Er wusste nicht wonach er suchte. Er wusste nur, dass er suchte. Und er wusste, dass seine Hände gerade in dem Moment, als er bei dem Buchstaben „M“ angekommen war, ein samtiges Tuch zwischen seinen Fingern spürte, welches etwas umschloss. M wie Mord.
„Pansy!“, Harrys Schrei war kein richtiger Schrei. Es war viel mehr ein Jauchzen, ein überglückliches Jauchzen. Harry hat noch nie so viel Adrenalin in seinem Körper gespürt, wie jetzt. Es rauscht in seinen Kopf, es erreicht sein Herz. All seine Glieder. Die Umgebung sieht auf einmal viel fröhlicher und vor allem auch sympathischer aus.
Die Brünette kommt aus dem Flur ins Wohnzimmer gestürzt. Sie umarmt ihn stürmisch, ehe Harry vorsichtig das weiße Tuch entfernt und in seinen Händen nun einen silbrig schimmernden Schlüssel aus Metall hält.
„Unser erster Hinweis!“, quiekt Pansy glücklich. „Hier muss irgendetwas sein, was sie mit diesem Schlüssel verschlossen hat. Im Schreibtisch ist übrigens nichts. Keine abgeschlossene Schublade, keine alten Fotos. Nicht einmal eine Telefonnummer von einem heimlichen Verehrer. Es ist, als hätte sie mit ihrem Tod nicht nur ihr ganzes Leben, sondern auch ihre Vergangenheit, mitgenommen.“
„Weißt du? Ich glaube der Schlüssel ist für einen Tresor oder eine Kasse oder etwas ähnliches, wo sie wertvolle Gegenstände drin aufbewahrt hat. Immerhin gehört dieser Stadtteil Londons zu denen, in welchem im vergangenen Jahr am häufigsten etwas aus Wohnungen und Häusern gestohlen worden ist. Vielleicht ist es aber auch nur ein schäbiger Ersatzschlüssel.“
„Ach Quatsch. Einen schäbigen Ersatzschlüssel will man nicht so gut verstecken. Du hast bestimmt recht. Es gibt hier bestimmt einen Tresor. Ich tippe auf´s Bad. Oder auf die Küche.“
„Wow, Pansy. Ist ja nicht so, als gäbe es sonst noch weitere Räume, welche wir noch nicht durchsucht hätten.“
Eine weitere Stunde später, in welcher Harry sich das Badezimmer und Pansy sich die Küche vorgenommen hat, findet Pansy tatsächlich eine kleine Truhe, welche sie beim ersten Anblick für einen Brotschrank hält. Zufälligerweise passt auch der Schlüssel, welchen Harry im Wohnzimmer hinter den Büchern mit „M“ gefunden hat.
Harry fühlt sich, als wären Weihnachten und Geburtstag zusammen auf einen Tag verlegt worden. Extra nur für ihn. Er ist so glücklich darüber, endlich einen Hinweis, eine kleine Spur, auf den Mordfall von Astoria Greengrass und ihrer Tochter Emily erlangt zu haben.
„0175 7880390 - Ruf mich bitte an, ich will dir nur helfen! In Liebe, deine Schwester D.G.“, liest Pansy laut vor. „Wer ist denn bitte D.G?“ Verwundert dreht und wendet Pansy den kleinen Zettel, welcher sorgsam aufbewahrt in dem kleinen, wie ein Brotschrank aussehendem, Tresor lag.
„Na offensichtlich ihre Schwester.“, lacht Harry laut auf. „Schade, dass du nicht blond bist.“ Wieder bricht er in schallendes Gelächter aus, während sie am Küchentisch der verstorbenen Greengrass´ sitzen.
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Passend zu Ron's Geburtstag heut ein Kapitel!
💓💓 H A P P Y B I R T H D A Y 💓💓
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