➵ loveletter [drarry]
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Draco
Es klopfte an der Tür. Hastig legte ich meine Feder beiseite und versteckte das Pergament rasch unter meinen Hausaufgaben.
Pansy streckte ihren Kopf herein.
"Es ist unhöflich, unaufgefordert ein Zimmer zu betreten, nachdem man geklopft hat, Pansy.", setzte ich meine kühle Miene auf.
"Och komm, jetzt hab dich nicht so Draco.", lachte sie und ließ sich auf mein Bett plumpsen.
Abwertend hob ich meine Augenbrauen. Plötzlich erhob Pansy sich von der gemütlichen Matratze und schlenderte auf mich zu.
"Sag mal, was machst du da, Draco? Mir war so als hätte ich dich bei etwas gestört-"
"Ich habe Hausaufgaben gemacht."
"Mir war, als hätte ich dich bei etwas gestört ", begann sie erneut, diesmal mit mehr Nachdruck, "bei dem du nicht erwischt werden wolltest. Und lüg mich nicht an. Ich weiß, dass du keine Hausaufgaben gemacht hast. Weder deine Bücher sind aufgeschlagen, noch hast du ein Pergament vor dir liegen."
"Ich war gerade fertig.", presste ich hervor, ohne Pans in die Augen zu schauen. Sonst hätte ich auf der Stelle verloren.
"Sicher. Deswegen hast du dich auch so hastig bewegt. Als wolltest du etwas verstecken. Oder, Draco Malfoy?" Sie durchbohrte mich mit ihren Blicken.
"Ich wollte nichts verstecken, Pansy. Hör auf, Blödsinn zu quatschen."
"Ich bitte dich, Draco. Ich bin deine beste Freundin. Du hast einen Brief geschrieben." Verdammt.
"Ich frage mich nur, an wen." Langsam drehte ich mich zu ihr herum. Pansy hatte es sich mittlerweile auf meinem Schreibtisch bequem gemacht. Ich versuchte, ihr meinen eisigsten aller Blicke zu schenken und sie dabei mit den Blitzen, die förmlich aus meinen Augen schossen, zu erdolchen.
Aber stattdessen-
Lachte diese Hexe mich einfach aus.
"Süß von dir, Draco. Wirklich, netter Versuch. Du vergisst nur, dass ich auch eine Slytherin bin. Bei Potter kannst du das viellicht bringen,", augenblicklich glühten meine Wangen rot auf, als ich an Harry dachte. An seine verwuschelten Haare, seine funkelnden Augen, seine süße Stupsnase, die winzigen Sommersprossen, die soften Lippen, rosa und wahrscheinlich perfekt zum Küssen geeignet. Sein athletischer Körper, die Muskeln, die man unter seiner Schuluniform erahnen konnte und natürlich sein umwerfendes Lächeln. Pansy stoppte.
"Moment mal." Ich hörte förmlich, wie die Rädchen bei Pansy im Kopf Klick machten, als sie endlich kapierte. Dann grinste sie.
"Richte ihm liebe Grüße von mir aus." Und mit einem Zwinkern verschwand sie einfach so aus dem Raum, ohne dass ich sie hätte aufhalten können. Denn alles in mir schrie danach. Was, wenn Pansy etwas ausplaudern würde? Ich und Harry, wir hatten nicht mal mehr etwas miteinander. Ich schrieb ihm nur ab und zu.
Gut. Eigentlich schrieb ich ihm auch nicht wirklich. Jeder einzelne verdammt Brief landete in der Schublade meines Schreibtischs und wartete dort. Wahrscheinlich darauf, dass ich sie endlich abschicken würde. Tss, falsch gedacht. Das wäre mir dann doch eine Spur zu peinlich. Harry wusste weder etwas von meinen Briefen, noch von meinen Gefühlen für ihn. Und er sollte es auch unter keinen Umständen erfahren!
Vorsichtig zog ich das Blatt Pergament wieder unter meinen Unterlagen hervor, nur um es mir noch einmal durchzulesen.
Liebster Harry,
Oh Merlin, das hört sich ja an, als wäre ich einer deiner vielen Verehrer. Es hört sich schrecklich süß an. Als würde ich dir Honig um den Mund schmieren.
Ich... Ich glaube, ich hätte es dir schon längst sagen sollen. Ich denke, ich habe mich in dich verliebt.
Gut, jetzt ist es raus. Ich habe mich in dich verliebt. In dein süßes Grinsen, deine wunderbaren Augen und leider Merlins auch in die Eigenschaft, immer allem und jedem zu helfen.
Ich weiß nicht, woher das hier kommt. Weißt du Harry, ich habe nicht viele Leute mit denen ich reden kann. Aber immer wenn ich dir schreibe, dann fühle ich mich so ungezwungen. Als könnte ich einfach ich selbst sein. Und dieses Gefühl habe ich nicht oft. Aber ich bin froh, dass du es in mir auslöst. Es zeigt mir, dass es sich lohnt, vielleicht um dich zu kämpfen, dass es sich lohnt, dich zu
Draco
Müde betrat ich am frühen Morgen die große Halle. Die Stimmen und das freudige Gelächter der Schüler verstummte augenblicklich.
Irritiert sah ich zu Blaise, welcher an meiner Seite war und nicht minder überrascht schien.
Verdammt ja, wir waren Slytherins. In den Muggelmärchen, welche wir in Muggelkunde zum Lesen bekommen hatten, wären wir wahrscheinlich die Bösen gewesen. Die egoistischen, selbstverliebten und die jenigen, die alles dafür tun würden, den Prinzen und das Mädchen voneinander zu trennen und auseinander zu bringen. Aschenputtels Stiefmutter. Oder die von Schneewittchen.
Aber über die Jahre hatte man sich hier in Hogwarts doch an uns gewöhnt, oder? An unsere Existenz. Wahrscheinlich waren wir immer noch die Bösen, Gemeinen, Hinterhältigen, aber dennoch waren wir Menschen. Und in Slytherin zu sein, bedeutete noch lange nicht, Voldemort und seinen Scharen anzugehören. Nicht jeder von uns hatte ein kaltes, vereistes Herz.
Wie so oft schweifte mein Blick kurz zum Gryffindortisch. Harry saß dort. Gemeinsam mit seinen unzähligen Freunden, Fans und Verehrern. Für einen Moment vergaß ich, dass ich ja auch einer von ihnen war. Einer dieser Verehrer.
Auch blendete ich aus, dass sie mich alle anstarrten. Vielleicht weil ich einfach daran gewöhnt war, vielleicht weil ich zu sehr auf Harry fokussiert war.
Zumindest, bis Finnigan mich aus meinen Gedanken riss.
"Na sieh mal einer an. Da kommt ja unser Slytherin-König.", höhnte er. Und wenn mich vorher noch nicht alle angestarrt hatten, dann taten sie es jetzt. Aber so war das hier nun mal. Ein neues Gerücht über einen der bekannteren Schüler? Zack, es verbreitete sich wie ein Lauffeuer und jeder hörte gespannt zu und wartete, bis es etwas neues gab, worüber man sich das Maul zerreißen könnte.
Blaise neben mir, spannte sich deutlich an. Als ob er mich im Notfall verteidigen würde. Süß von ihm.
"Was willst du, Finnigan? Hast du kein eigenes Leben? Lass uns in Ruhe." Blaise zog dir Augenbrauen hoch, doch Finnigan ließ sich nicht vertreiben.
Mit genervten Blick schlurften Blaise und ich auf unsere Plätze am Slytherintisch. Ein Glück war hier alles normal. Hier schaute mich niemand komisch an. Hier war ich nicht der Böse Draco Malfoy. Okay, doch, vielleicht ein bisschen. Aber jeder wusste, dass seine oder ihre Eltern mindestens genauso herrisch und bösartig waren, wie die meinen. Von daher machte es niemandem etwas aus.
Mein Blick huschte kurz zu Pansy, die gegenüber von mir saß. Ihre Augen waren starr auf den Teller gerichtet und ihre Lippen zu einem schmalen Strich gezogen.
"Geht's dir gut, Pans?", fragte ich sie einmal. Es klang weder abwertend, noch höhnisch sondern einfach nur besorgt.
Denn wenn ich wollte, konnte ich durchaus sehr lieb und menschlich sein. Das meiste meines Verhaltens war nur eine Maske, die ich außerhalb der Slytherinräume trug. Ansonsten wurde man hier in Hogwarts nicht annähernd ernst genommen.
Stellt euch einen lachenden Draco Malfoy vor.
Vielleicht heiß.
Aber stellt euch mal einen lachenden Draco Malfoy in mitten der großen Halle vor, umgeben von Schülern aller möglichen Häuser, die ihn aus ungläubigen und verachtenden Augen angucken.
Einfach nur komisch. Und überhaupt nicht heiß. Demütigend.
"Ich war noch nicht fertig mit dir, Malfoy!", ertönte dort auf einmal wieder die Stimme von Finnigan. Nur diesmal vom Gryffindortisch. Jetzt hatte der dumme Spast bestimmt alle Aufmerksamkeit, die er brauchte. Genervt leierte ich meine Augen.
"Hast du nicht gehört? Lass uns in Ruhe!", erwiderte ich, hoffentlich laut genug, dass er es hören konnte.
Denn im Mittelpunkt und in Rampenlicht des ganzen Geschehens zu stehen, war mittlerweile nicht mehr ganz so mein Ding.
"Oho, werd nicht unhöflich, Malfoy!" Lacher vom Gryffindortisch. Und zwar eine ganze Menge. Ob Harry auch mit lachte?
Ich beschloss, sie einfach zu ignorieren. Und zwar alle.
"Weißt du Malfoy?", stimmte nun auch Weasley-Bee mit ein. "Harry hat Post bekommen." Das breite, höhnische Grinsen auf Ron Weasleys Gesicht verfolgte mich noch bis in die Kerker.
Und in diesem Moment setzte mein ganzes Gehirn aus. Nichts war mehr vorhanden. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. In mir schrie alles danach, wegzulaufen, so wie ich es immer tat. Doch gleichzeitig wollte ich auch Harry's Reaktion sehen. Und weglaufen. Und während ich abrupt vom Slytherintisch aufstand und mit langen Schritten die Halle verließ, schwirrte in meinem Kopf die ganze Zeit die Frage umher, wer meine geheimen Briefe an Harry gefunden und abgeschickt hatte.
Ich rannte. Keinen blassen Schimmer wohin. Ich musste einfach nur weg. Weg von alldem. Der Astronomieturm schien mir zu klischeehaft. Ich brauchte unbedingt Luft. Ich spürte schon, wie sich meine Kehle Stück für Stück zusammen zog. Eine Panikattacke war so ziemlich das Letzte, was ich gerade gebrauchen konnte.
Harry
"Sag mal spinnst du, Ron?", giftete ich meinen besten Freund an.
"Wasn? Er hat's doch verdient.", zuckte er nur mit den Schultern und ließ sich wieder auf seinem Platz sinken. In der großen Halle war es mucksmäuschenstill. Keiner wagte es, auch nur ein Wort zu sagen.
"Das war echt nicht nötig." Und mit diesen Worten verließ ich die Halle. Ich wusste nicht, wohin. Vielleicht war ich auf der Suche nach Draco, wollte die ganze Sache aufklären. Wahrscheinlich war das ja alles nur ein großer Spaß von ihm und der Parkinson gewesen.
Aber wahrscheinlich musste ich selbst erst einmal meine Gedanken sortieren.
Harry
"Zabini! Hey- Zabini! Jetzt bleib doch mal stehen!", rief ich nach dem Großgewachsenen Slytherin, der sich mit einigen Schritten von mir entfernte.
Genervt drehte er sich zu mir herum.
"Weißt du Potter, ich habe gerade echt wichtigeres zu tun, als mit dir über diese blöden Briefe oder sonst eine von deinen anderen Babyangelegenheiten zu quatschen. Wenn's dir also nichts ausmacht-" Und mit diesen Worten und einer ziemlich eindeutigen Handbewegung in Richtung der Kerker, setzte er sich wieder in Bewegung.
Seufzend holte ich wieder zu ihm auf.
"Welche-? Egal! Genau darum geht es ja! Ich möchte mit Malf- mit Draco sprechen.", betonte ich den Vornamen des Slytherin-Prinzen, während ich zu Zabini sprach.
"Tue was du nicht lassen kannst", tat er meine Worte nur mit einem einfachen Schulterzucken ab.
Davon genervt, dass Zabini mit seinem ja ach so brillianten Slytherin-Hirn nicht begriff, wovon ich eigentlich redete, zog ich ihn an dem Ärmel seiner Slytherinrobe zu mir herum.
"Potter", zischte er ärgerlich, bevor er meine Hand abschüttelte. "Wenn du mit Malfoy reden möchtest, dann rede einfach mit ihm, ja? Ich für meine Fälle, werde ihn jetzt suchen gehen, bevor er irgendwelche Dummheiten anstellt, nur weil du ihm das Herz gebro- Ich meine, nur weil einer deiner tollen Freunde die Briefe veröffentlicht hat."
"Wie bitte?" Hatte ich mich gerade verhört?
Keine Antwort.
"Wow, Zabini. Er wird wahrscheinlich in eurem Gemeinschaftsraum sein, aber wie soll ich da bitte rein kommen? Deshalb brauche ich deine Hilfe. Bitte."
Kurze Pause. Wahrscheinlich überlegte er und wählte die Vor- und Nachteile der Aktion ab.
"Benutz doch Vielsafttrank, so wie damals.", schnalzte er mit der Zunge.
"Bitte? Woher weißt du-"
"Entschuldige mich jetzt bitte, Potter. Ich muss meinen Pflichten nach gehen." Pflichten, ja sicher.
Und schon war er davon und um die nächste Ecke gerauscht. Mit wehendem Umhang. Wie ästhetisch.
Missmutig lief ich die Treppen, die herunter in die Kerker führten, wieder herauf.
Vielleicht sollte ich das mit Draco Malfoy einfach an den Nagel hängen.
"Na, Potter? So alleine unterwegs?", wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.
"Parkinson. Nein, also ja. Ich meine... ich muss jetzt eigentlich los.", stammelte ich unbeholfen. Na super.
"Du suchst nicht zufälligerweise gerade Draco? Ich weiß nämlich, wo er ist." Mit einem überlegenen Grinsen im Gesicht stand sie mir gegenüber.
Für einige Sekunden überlegte ich ernsthaft, ob ich mich einfach aus dem Staub machen sollte, aber vielleicht wusste die Slytherin ja tatsächlich, wohin Malfoy geflüchtet war.
"Jaah, kannst du mir sagen, wo er ist, Parkinson?"
"Als deine zukünftige beste Freundin, Lebensretterin und wahrscheinlich auch Patentante eurer Kinder kannst du mich gerne Pansy nennen."
Mir blieb der Mund offen stehen.
"D-das geht nicht. Ich- Malfoy" "Ja, weiß ich doch, Harry. Mach dich locker. Ich hab doch nur Spaß gemacht. Als ob ich deine beste Freundin werde. Tss" Und mit diesen Worten zog sie mich an der Hand mit sich, bis wir irgendwann vor dem Klo der Maulenden Myrte standen.
"Und du bist dir sicher?"
"Geh rein und quatsch nicht so viel mit mir, Harry.", schubste sie mich sanft an der Schulter durch die Tür, bevor ich auch schon ihre Schritte vernahm, die sich langsam von der Mädchen-Toilette entfernten.
"Du?" Draco Malfoy drehte sich ruckartig vom Spiegel um.
"Jaah. Pansy hat mich her gebracht. Ich will mit dir reden."
"Aha." Draco nickte misstrauisch.
Peinliches Schweigen.
"Es hört sich vielleicht dumm an. Aber diese Briefe, die du bekommen hast, die stammen von mir. Auch wenn du denkst, dass das alles nur ein blöder Scherz war. Ich meine das wirklich ernst. Man, hört sich das beschissen an. Aber ich fühle mich irgendwie wirklich zu dir hin gezogen. Und wenn du nicht genauso für mich empfindest, wie ich für dich... dann ist das wirklich kein Problem, ja? Ich- ich mag dich wirklich, Potter... Harry. Ja. Und ich-"
"Halt mal die Luft an, Draco! Ich weiß nicht mal wo von du redest? Welche Briefe? Ich habe keine Briefe bekommen."
"Fuck."
Ron
"Glaubst du, es hat geklappt?"
"Natürlich hat's geklappt! Draco gesteht Potter jetzt bestimmt seine Gefühle, dann küssen sie sich, heiraten und bekommen ganz ganz viele-"
"Ruhig, Parkinson.", lachte Seamus.
"Ich kann's nicht fassen! Unser Plan hat tatsächlich funktioniert!", murmelte ich fassungslos.
Vor einigen Tagen war Pansy Parkinson mit einer Hand voll Briefen bei Seamus und mir erschienen und hatte uns von ihrem genialen Vorhaben, Harry und Malfoy zu verkuppeln, erzählt.
Malfoy, der wohl schon seit Ewigkeiten heimlich für Harry schwärmte und seine ganzen Gefühlsduseleien in Tagebuch ähnlichen Briefen nieder schrieb und Harry, der seit der fünften Klasse irgendwelche überirdischen Obsessionen für Draco fucking Malfoy entwickelt hatte.
Es war ziemlich verrückt, aber auch irgendwie süß.
Feierlich öffnete Pansy eine Flasche Feuerwhiskey und verteilte die erste Runde in drei kleine Shots.
"Auf uns!"
"Und unser geniales Meisterwerk!"
"Auf Drarry!"
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Wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, oder auch nicht, habe ich in diesem Buch einige Oneshots (in etwa 10) gelöscht, da ich sie einfach nicht mehr als „gut genug" empfinde.
So geht es mir auch mit einigen Büchern, weshalb ich auch ein paar Bücher herunter genommen habe...
<3
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