Von den Schmerzen der Ablehnung
Ein kleines Märchen, dass ich in einer Freistunde geschrieben habe.
Es ist eine metaphorische, kurze Kindergeschichte und würde wahrscheinlich eher in die Grundschule passen (vom Stil/Aufbau her) aber es drückt ein Gefühl aus, dass jeder einmal erlebt oder erleben wird: Ablehnung.
Es war einmal ein kleiner roter Käfer.
Er war etwas Besonderes, denn seine Flügel schillerten und strahlten in dem herrlichsten kirschrot, das man sich vorstellen konnte.
Immer wieder hörte der Käfer die Worte: ,,Wow, ich wünschte, mein Panzer wäre so kirschrot. Ich wünschte, er würde das Sonnenlicht so reflektieren wie deiner!"
Der kleine Käfer wuchs heran und bildete sich viel auf seine Farbe ein. Er wurde sogar etwas arrogant und überheblich, was er jedoch nicht nach außen hin zeigte. Doch in seinem Kopf wucherten Gedanken wie : ,,Oh wie hässlich die anderen doch sind! Da bin ich aber froh etwas Besonderes zu sein!"
Doch diese Einstellung würde er noch teuer bezahlen...
Eines sonnigen Vormittags, als er selbstgerecht auf einem Ahornblatt saß und seinen Panzer von Blattläusen polieren ließ, hörte er ein fernes Summen. Er stoppte die Aktivität der Läuse und schaute sich in der blühenden Umgebung um, da erschütterte das Blatt unter ihm wie bei einem Erdbeben. Angstvoll klammerte er sich daran fest und als er die Augen öffnete stockte ihm der Atem. Ein wunderschöner Käfer, garnicht so unterschiedlich zu ihm selbst, schaute ihn an, doch es gab einen Unterschied: Er war gelb wie ein Löwenzahn.
,,Die Sonne ist heute besonders herrlich, nicht wahr Kollege?", fing dieser selbstbewusst an.
,,Ja, schau nur, wie mein Panzer leuchtet!", rief der rote Käfer und erwartete gespannt die gewohnten Komplimente.
,,Mhhhh, findest du?"
,,Wie meinst du das?"
Der gelbe Käfer gähnte ohne ihn eines zweiten Blickes zu würdigen und wandte sich ab.
,,Ach nichts. Ich muss dann auch mal wieder..."
,,Nein warte!"
Der goldene Käfer hörte nicht auf ihn.
Der rote Käfer schaute ihm noch lange hinterher, bis er mit der Sonne verschmolz.
Verunsichert wagte sich der rote Käfer unter seine Bewunderer und schaute sie herausfordernd an. Er war doch so rot und prächtig wie eh und je?!
Als er keine Reaktion bekam rief er: ,,Was ist denn nur mit euch los? Jetzt sagt doch was!"
,,Was denn?", fragte der Maikäfer neben ihm, einst sein größter Bewunderer.
,,Na, wie toll ich aussehe? Wie ich funkle und scheine"
Der Maikäfer schwieg.
,,Was ist denn nur mit euch los?!", wiederholte der rote Käfer verzweifelt. Er spürte einen tiefen Stich in seinem Herzen.
,,Also mir ist aufgefallen, dass du schon seit Längerem nicht mehr so kirschrot bist, wie früher..."
,,Ja, ist mir auch aufgefallen!", mischte sich die Kellerassel ein, ,,Eher Bordeaux. Oder Schlammfarben"
,,Schlammfarben??"
Total niedergeschlagen und verletzt verließ der Käfer die Gemeinschaft. Er wollte weit weg. Weg von allen. Sein Leben kam ihm nun so fremd vor, denn sein roter Panzer war das, was ihn ausgemacht hatte. Was war er nun? Wer war er nun?
Auf einem Betondach landete er.
Es zerriss ihn innerlich, er konnte es einfach nicht ertragen und er sah immer wieder das Gesicht der Kellerassel vor sich. Mit einer beherzten Bewegung packte er seine Flügel und riss sie ab.
Dort lagen sie vor ihm und es fing an zu regnen. Der Regen prasselte auf den nackten ungeschützten Käferrücken und die Flügel füllten sich mit Wasser. Doch als er hineinschaute erkannte er sich nicht.
In diesem Moment hasste er sich.
Sich und seine Hässlichkeit.
Wäre er doch nie schön gewesen, denn dann wüsste er jetzt nicht, wie schrecklich es war, es nicht mehr zu sein.
Er würde nie wieder fliegen.
So saß er 3 Tage und 3 Nächte auf dem Betondach.
Da hörte er plötzlich wieder dieses Summen, doch diesmal viel lauter als zuvor.
Dem Käfer war alles egal, er hob nicht einmal den Kopf.
,,Was zum Teufel machst du hier?!"
Das war die Stimme des Maikäfers.
,,Lass mich in Ruhe! Ihr wolltet mich nicht!", schrie der flügellose, nackte Käfer und fühlte sich sehr verletzlich und bloßgestellt.
,,Was redest du da für einen Mist?"
Es war still. Alle anderen Insekten aus der Gemeinschaft waren still.
,,Schlammfarben", flüsterte der einst rote Käfer.
,,Ach das... Komm schon. Wir haben dich tagelang gesucht! Wir dachten schon... Aber wo sind denn deine Flügel?"
,,Ich hasse sie"
,,Und das nur, weil du ein einziges Mal in deinem Leben Ablehnung erfahren hast?"
In diesem Moment wurde dem Käfer bewusst, wie bescheuert und kindisch er sich verhalten hatte. Er schaute auf und sah, wie viele Insekten gekommen waren. Nur für ihn.
,,Mensch, wir haben uns Sorgen gemacht! Kommst du wieder nach Hause?"
Er lächelte den Maikäfer an und eine Träne fiel auf den Beton.
Als er in sie hinabschaute, sag er seine Reflexion in ihr und sie sprach:
,,Ja. Ich bin so froh, dass ihr da seid!"
Von diesem Tag an war es dem Käfer egal, was andere von ihm hielten.
Er bastelte sich 2 Flügel aus Blütenblättern.
Sie gefielen nicht jedem, aber ihm schon, und das war das Wichtigste.
Er konnte nun wieder fliegen und er hatte sich noch nie so frei und glücklich gefühlt.
Bei keinem einzigen der Komplimente.
Etwas Besonderes machte man aus sich selbst.
Mir persönlich hat es viel dabei geholfen mit Ablehnung umzugehen und ich weiß, bei jedem ist das anders, aber ich dachte, ich lade es mal hoch, nur für den Fall, dass ich jemandem aus der Seele sprechen kann und es ihm danach besser geht. Naja, lange Rede, kurzer Sinn:
Ihr seid alle etwas ganz Besonderes, egal wie ihr euch gerade fühlt❤️❤️❤️
Eure Jojo💕
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