Natürlich Gehts Mir Gut
Ich lief durch den Park. Ein normaler Tag. Ein schöner Tag. Es war warm, ich hatte eine dünne Jacke an, die Sonne schien. Aus meinen Kopfhörern drang "Kartenhaus" von Adel Tawil. Kennt ihr das, ihr seid alleine, hört Musik, lauft oder fahrt irgendwo entlang und dann werdet ihr so sentimental? Alle Erinnerungen kommen auf einmal hoch, ob sie nun dich betreffen oder jemand anderen. Und auf einmal kommt es dir vor, als wäre plötzlich alle Sonne und Wärme verschwunden.
Du frierst, die Welt hat eine andere Farbe angenommen, ein grauer Schleier hat sich über alles gelegt.
Ich will dass das für immer bleibt.
Ja ich will auch vieles, aber ein für immer existiert in dieser Welt nun einmal nicht.
Doch dieser Moment ist wie ein Kartenhaus.
Oh ja.
Und die Zeit zieht ihre Karten raus.
Jeder Moment bröckelt, kaum dass er entstanden ist.
Liebe. Flüchtig.
Freundschaft. Eine Sekunde.
Niemand bleibt und irgendwann sind wir alle allein. Und nichts kann das aufhalten. Manche sagen so oft, sie bleiben für immer, doch du kannst ihnen nicht glauben. Entweder weil sie dich schon oft enttäuscht haben, du schon von anderen oft enttäuscht worden bist oder weil du einfach nicht kannst.
Noch so etwas dass in dieser Welt nicht akzeptiert wird. Ein "Ich kann nicht mehr." gilt nicht. Du musst. Du hast keine Wahl. Die Welt wird sich weiter drehen, und du kannst sie nicht aufhalten.
Tja, ich kann einfach nicht mehr. Ich hab kein Bock mehr. Ich will nicht mehr kämpfen, ich will nicht mehr vorgeben ich würde stark sein. Denn das bin ich nicht, ich will auch einmal schwach sein. Mich einfach bei jemandem anlehnen. Aber es geht nicht, denn diese Momente sind so selten, nie ist jemand da. Sie kommen nur wenn ich alleine bin. Ansonsten übernimmt wieder der Autopilot, der der lacht, der den anderen Stärke gibt. Dahinter bin ich, und wieder einmal kann ich nichts tun. Ich bin machtlos.
Ich lache, nein der Autopilot lacht. Er lässt das Weinen nicht zu, es ist egal was ich will. Es zählt nicht.
Oh, da ist ein Klassenkamerad. Lachen aufs Gesicht zaubern, und so tun als wäre alles wie immer.
"Geht's dir gut? Du sahst so verloren aus."
"Natürlich geht's mir gut, was denn sonst.", oh wie ich es hasste. Aber es musste so sein. Wenn man so tut als bräuchte man niemanden, wenn man andere davon überzeugt dass man zu crazy ist, als dass es einem einmal schlecht geht, fragen sie gar nicht erst nach. Gut so. Er ging weiter, mit einem letzten prüfenden Blick.
Ich wiederholte meinen Satz immer und immer wieder in Gedanken. Natürlich geht's mir gut. Klar doch. Mir geht's super. Ich will lediglich vor einen Zug springen, mir ein Loch in den Kopf bohren oder mich erhängen. Das könnte man als "super" definieren.
Also definiert man mein "Es geht mir gut" als "Ich will sterben", ja dann geht's mir tatsächlich super. Tja, manchen geht es gut wenn sie mit schnellen Autos über die Straßen brettern, mir geht es gut wenn ich an den Tod denke. Gott, das war so krank.
Da war eine Brücke.
"Natürlich geht's mir gut.", flüsterte ich in den Wind.
Dann war ich weg.
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