Bastiplatte (BastiGHG x Papaplatte)
Kevin gab einen zufriedenen Laut von sich, als er merkte wie Basti anfing seine Kopfhaut zu massieren. Mit geschlossenen Augen konzentrierte er sich nur auf dieses Gefühl. Wenn Basti nicht gelegentlich stoppen würde, um eine Seite in seinem Buch umzublättern, wäre der Ältere von ihnen vermutlich schon längst wieder eingeschlafen. So döste er nur vor sich hin und hing seinen Gedanken nach. Er dachte an die letzten Jahre, daran was alles passiert war. Basti's Unfall, wegen dem er ja überhaupt erst bei ihm eingezogen war. Dann der Umzug aus der Stadt aufs Land. Die Ärzte hatten ihnen geraten den ganzen Stress, den das Stadtleben mit sich brachte, hinter sich zu lassen, damit Basti's Gesundheit nicht noch mehr strapaziert werden würde.
Und jetzt waren sie hier, irgendwo im nirgendwo in ihrem eigenen Haus, umgeben von nichts außer Bäumen, Feldern und wo erst einige Kilometer weiter die nächsten Menschen lebten. Am Anfang war Kevin noch skeptisch gewesen. Er war seit seinem 12 Lebensjahr ein Stadtkind gewesen und nicht wirklich davon begeistert, eine viertel Stunde zum nächsten Supermarkt fahren zu müssen. Er hätte ja auch gar nicht mitkommen müssen, doch er wollte es. Basti zu liebe. Am Ende hätte er noch so einen komischen Betreuer zugewiesen bekommen. Das löste in Kevin schon einen Würgreiz aus. Er hatte noch gut in Erinnerung, wie so jemand auf seine Oma acht geben sollte. Betonung liegt auf sollte. Kurz gesagt, dieser Mensch war faul, hat seinen Job nicht ernst genommen und seine Großmutter war todunglücklich. Aber sie hatte keine Wahl. Seit dem hatte Kevin ein Problem mit diesen Menschen. Das wollte er Basti nicht antun.
Und es war eine der besten Entscheidungen seines Lebens, wie er mittlerweile festgestellt hatte. Er verbrachte so viel mehr Zeit mit seinem besten Freund und merkte außerdem wie auch ihm die Luft hier gut tat. Streamen taten sie beide immer noch, wenn auch nicht mehr so häufig wie früher. Basti's Streak war so oder so gerissen, als er über drei Monate im Krankenhaus verbringen musste, einen halben davon im Koma. Die Communitys waren natürlich etwas traurig, aber auch genauso verständnisvoll.
„Na? An was denkst du gerade?"
Holte Basti seinen Mitbewohner aus den Tagträumen.
„Schon verrückt was alles passiert ist, dass wir hier heute so liegen können"
„Du liegst, ich sitze"
Grinste Basti. Kevin rollte genervt mit den Augen, konnte sich allerdings das Schmunzeln nicht verkneifen.
„Ja okay, du sitzt, ich liege. Mein Punkt ist trotzdem der selbe"
„Da hast du recht"
Meinte Basti, fast schon ein wenig melancholisch.
„Und ich bin verdammt froh über jeden einzelnen Schritt den wir bis jetzt gegangen sind"
Hängte er noch schnell hinten dran.
„Ich auch"
Sie verfielen wieder ins Schweigen. Basti hatte sein Buch zugeklappt und sich nun vollständig der Frisur des anderen gewidmet. Er zwirbelte die blonden Haarsträhnen zwischen seinen Fingern, was Kevin gelegentliche Schauer über den Rücken sandte. Der ruhige Moment wurde ihnen jedoch nicht gegönnt, denn die von Basti gestellte Küchenuhr machte lautstark auf sich aufmerksam. Seufzend sah er den Mann, dessen Kopf auf seinem Schoß lag, an.
„Also entweder du gehst, oder du musst hoch, damit ich gehen kann"
Kevin streckte sich einmal ausgiebig, dann hob er seinen Oberkörper an, so dass Basti aufstehen konnte.
„Fauler Sack"
Lachte der schwarzhaarige und erhob sich von den weichen Polstern des Sofas. Kevin schnaubte eingeschnappt, sagte jedoch nichts sondern ließ sich demonstrativ wieder auf die Couch plumpsen.
„Wenn du Pizza willst musst du so oder so an den Tisch. Wir essen nicht auf dem Sofa"
Mahnend schaute Basti auf den Kleineren herunter, der jedoch keine Anstalten machte sich zu bewegen.
„Gut, mehr für mich"
Grinste der Jüngere und ging in die Küche.
„Ich komm ja gleich"
Rief Kevin ihm noch hinter her. Seufzend drehte er sich noch mal auf die Seite. Er wollte wirklich nicht aufstehen, der Vibe war ihm dafür viel zu perfekt. Er dachte noch mal an das Gefühl, als Basti ihm mit seinen Fingern durch die Haare gefahren war. Das war nicht das erste mal, das so eine Situation entstanden war, aber irgendwie war es in letzter Zeit...intimer geworden? Er konnte es selbst nicht ganz beschreiben. Solche Momente häuften sich und es gab keinen wirklichen Auslöser dafür. Es war einfach passiert. Und je länger Kevin darüber nachdachte, desto klarer wurde es ihm. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte mal in seinem eigenen Bett geschlafen hatte. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann es nicht so war dass Basti Frühstück gemacht hatte und er von hinten seine Arme um seine Taille geschlungen hatte. Oder wann es passiert war, dass sie abends zusammen auf dem Balkon gesessen und die Sterne bewundert hatten. Er dabei zwischen den Beinen des größeren und an seine Brust angelehnt.
Langsam setzte der blonde sich auf. War er wirklich so blind gewesen? Diese Dinge hatten sich so verdammt normal angefühlt, dass er keine Sekunde daran gedacht hatte etwas für seinen besten Freund zu empfinden. Und Basti schien es ja offensichtlich ähnlich zu gehen. Die Realisation, dass sie sich vielleicht schon in einer Beziehung befanden, traf ihn wie ein Güterzug. Mit wackligen Beinen stand er auf und machte, bevor er ins Esszimmer ging, einen Abstecher ins Bad. Er versuchte mit kaltem Wasser die Farbe wieder in sein Gesicht zu kriegen.
„Kevin? Alles klar?"
Erklang plötzlich Basti's Stimme vor der Badezimmertür.
„Äh...ja! Wieso fragst du?"
Schnell trocknete er sein Gesicht ab.
„Ich hab gesehen wie du ins Bad getaumelt bist. Ist dir schlecht?"
„Nein nein alles gut. Hab wohl wieder Eisenmangel, mir war bisschen schwarz vor Augen als ich aufgestanden bin"
Normalerweise hätte er sich für diese geniale Ausrede gefeiert, aber gerade hatte er da keine Zeit für.
„Oh, okay. Ich such dir ne Tablette raus"
Die Schritte entfernten sich von der Tür. Erleichtert atmete Kevin aus und fuhr sich einmal durch die Haare. Nachdenklich betrachtete er sich im Spiegel. Er beschloss, das ganze heute Abend mal auszutesten.
Den Rest des Tages war er komplett durch den Wind und gar nicht bei der Sache. Plötzlich nahm er jede von Basti's Berührungen viel intensiver wahr. Als er an seinem Computer saß und der Jüngere von hinten so nah an ihn heran trat, dass er den Bauch des schwarzhaarigen an seiner Schulter spüren konnte. Oder als sie gemeinsam die Spülmaschine ausräumten und sich beim überreichen eines Topfdeckels ihre Finger leicht berührten. Selbst als sich, nur beim aneinander Vorbeigehen, ihre Arme etwas streiften. Kevin konnte wirklich nicht verstehen wie ihm das nicht schon früher aufgefallen war.
Sein seltsames Verhalten fiel auch Basti auf, welcher ihn mehrmals, belustigt darüber wie verkrampft Kevin plötzlich war, darauf ansprach doch dieser schob es auf Schlafmangel oder dergleichen. Er wollte einen guten Moment abpassen. Und den bekam er. Wieder einmal saßen sie am Abend gemeinsam auf der Outdoor-Couch auf ihrer Terrasse. Eingehüllt in dicke Wolldecken und Mäntel, da es ziemlich kalt geworden war, nicht verwunderlich für Mitte Dezember, saßen sie aneinander gelehnt dort und betrachteten die hell leuchtenden Sterne am Himmelszelt. Zu ihrem Glück war es seit langem mal wieder nur eine leicht bewölkte Nacht, weshalb man eine gute Sicht hatte. Die ersten Minuten saß Kevin komplett versteift neben seinem Mitbewohner. Konnte nur an eine Sache denken. An das, wo er schon den ganzen Nachmittag dran dachte. Irgendwann schaffte er es sich etwas zu entspannen und fing wieder an es zu genießen, dass sie hier so sitzen konnten.
Vorsichtig drehte er seinen Kopf so, dass er Basti's Gesicht sehen konnte. Ein kleines Lächeln lag auf seinen Lippen, während er die funkelnden Himmelskörper betrachtete. Der Größere schien die Bewegung von Kevin wahrgenommen zu haben, denn er drehte ebenfalls seinen Kopf und schaute den blonden fragend an.
„Gibt's was?"
Fragte er lächelnd. Kevin schluckte die aufkommen Zweifel runter und sah unschlüssig zwischen Basti's Augen und Lippen hin und her. Sollte er? Schließlich kamen all die Jahre von Basti die selben Signale. Dachte er jedenfalls. Wissen konnte er es ja nicht. Und um es herauszufinden musste er entweder reden, oder anderweitig aktiv werden. Und da er gerade mehr als unfähig war zu sprechen, beugte er sich stattdessen langsam vor. Den Blick dabei auf Basti's Augen gerichtet. Dieser wich nicht zurück. Er sah auch keine Abneigung in seinem Gesicht. Im Gegenteil. Er hatte das Gefühl der jüngere würde ihm sogar etwas entgegen kommen.
Ein letztes Mal sahen sie sich an, dann schloss Kevin seine Augen und legte zeitgleich seine Lippen auf die von Basti. Ein Feuerwerk, mit dem Ausmaß von einem ganzen Fußballstadion ging in ihm los. Adrenalin flutete seinen kompletten Körper und er fühlte sich, als würde er gleich abheben. Doch bevor das passieren konnte, legte sein Gegenüber eine Hand auf seine Schulter und die andere auf seinen Oberschenkel. Basti zögerte keine Sekunde und erwiderte sofort den Druck, der von Kevins Lippen ausging. Mit zittrigen Händen legte der blonde seine Arme um Bastis Hals und verschränkte sie in seinem Nacken. Er spürte die leichte Gänsehaut, die sich, vermutlich auf Grund seiner eiskalten Finger, auf Basti's Haut bildete. Es fühlte sich wie eine Millisekunde an, da hatte er seinen Kopf schon wieder zurück gezogen und schaute in Basti's strahlende Augen. Erst sah er überrascht aus, dann grinste er breit.
„Ist es das was dich den Tag über so beschäftigt hat?"
Nicht in der Lage sprechen zu können nickte Kevin einfach nur. Ohne es selbst zu wollen kullerte eine Träne seine Wange hinunter. Basti wischte sie sanft weg und ließ anschließend seine Hand auf der Wange des blonden liegen.
„Ist es überflüssig zu fragen, ob du mit mir zusammen sein willst?"
Sie kicherten leise. Kevin räusperte sich einmal.
„Basti, darf ich dich fragen, ob du genauso weiter machen willst wie die letzten Jahre auch, bloß dass wir halt jetzt noch Sex haben werden"
Der schwarzhaarige verdrehte belustigt die Augen.
„Ja, ich will"
„Sehr schön. Ich nämlich auch"
Schmunzelte Kevin und lehnte seine Stirn gegen die von Basti. Seine hellblauen Augen strahlten nur so vor Freude. Der blonde hatte das Gefühl sein Magen würde sich einmal umdrehen, so erleichtert und glücklich war er.
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Heute relativ kurzer Os (für meine Verhältnisse)
1716 Wörter
Ich glaub keiner hat's gemerkt aber das ist mein erstes veröffentlichtes Werk aus Dritter Perspektive. Und ich sage bewusst „veröffentlichtes Werk", denn eventuell schreibe ich schon länger an einer Story mit der selben Erzählweise👀
Nächster Os wird sad, geht schon mal Taschentücher kaufen
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