Teen!lock
Mein erster Johnlock+ Teen!lock Oneshot, da mich diese beiden einfach faszinieren. Und da ich sowieso mal wieder mehr schreiben wollte, hier ist er.
Die Schulglocke ertönte mit einem durchdringenden, viel zu hohem Schriii! und erlöste die in der Sommersonne schwitzenden Jugendlichen von ihrer Mathestunde, von der die meisten ohnehin nicht viel mitbekommen hatten, sei es, weil sie mit ihrem Handy beschäftigt waren, oder weil die Lehrerin den Unterricht meist nur mit denen führte, die Mathe verstanden.
Ein Junge mit sandfarbenen, kurz-geschnitten Haaren und müden, blauen Augen trat als einer der letzten aus dem Raum. Seine Nacht war lang und unruhig gewesen, seine Eltern hatten sich mal wieder mit seiner älteren Schwester gestritten, aufgrund ihrer Sexualität.
Ein Grund mehr für ihn, seinen Eltern nicht zu erzählen, dass er Bi war. Nicht, dass es sie ohnehin etwas angehen würde. Als Eltern hatte sie doch eigentlich bloß zu kümmern, ob es ihm gut geht. Die Sexualitäten ihrer Kinder waren doch die Sache derer, da hatten sie überhaupt nichts mit zusprechen.
Der Name des 16-jährigen war John, John Watson. Und der Grund, warum er wusste, dass er Bi war, war erstens seine Ex Mary. Und zweitens sein neuer Crush.
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Eben dieser hatte nichts von John gewusst, bis John ihm bei einem Erste-Hilfe Kurs begegnet war.
Sie hatten kein einziges Wort miteinander gesprochen, doch hatte der dunkelhaarige Junge immerzu Johns Blick gespürt.
Und immer, wenn John sich abgewandt hatte, hatte er den Kopf gehoben und den kleineren Jungen gemustert. Rein interessehalber, natürlich. Nur um zu wissen, mit wem er es zu tun hatte.
Für Sherlock gab es zwei Arten Menschen: Die, die ihn bemerkten und deshalb mobbten und die, die ihn ganz schlicht und einfach übersahen.
Doch John wirkte anders. Er schien zu keiner der beiden Gruppen zu passen und das war eine Eigenschaft, die Sherlock bisher nur bei wenigen wahrgenommen hatte. Und etwas an John ließ ihn dazu bringen, dass er ihn kennenlernen wollte.
Mycroft hatte stets gesagt, auf Freunde könne man sich nicht verlassen, sie waren zu menschlich, um ewig zu bleiben. Und vielleicht hatte er Recht. Sherlock hatte noch nie Freundschaften über einige Wochen gehabt. Alle hatten sie schließlich erkannt, was er war: ein Freak. Alle seine "Freunde" waren irgendwann zu der Gruppe Anderson/Donovan übergelaufen, Sherlock hatte nie mehr auch nur einen Gedanken an sie verschwendet.
Wäre er jemand anderes, hätte er sich sein gesamtes Wissen auch gut zunutze machen können. Um all die Quälereien zurückzuzahlen. Könnte er Anderson nicht erpressen, dass er wusste, dass er seine derzeitige Freundin mit Donovan betrog?
Könnte er nicht zu Jane, einem Mädchen aus Donovans Klasse gehen, und ihr sagen, dass ihre Freundin in der Anwesenheit Andersons und seiner Clique durchgängig abfällig über queere Menschen sprach, obwohl Jane, ihre beste Freundin, sich selbst als queer bezeichnete?
Oh, er könnte soviel Schaden anrichten, sie würden merken, wie es war, mal nicht die stärkere Macht zu sein. Doch er tat es nicht.
Außerdem, und das wurde ihm klar, würde John ihn dafür hassen.
Und warum auch immer, Johns Meinung war ihm plötzlich wichtig geworden.
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John saß auf einer Bank auf dem Schulhof, einem grauen Betonplatz mit wenig Pflanzen und alten, morschen Holzbänken, von denen die Farbe abblätterte. Der Schulhof (und die Schule allgemein) sollten schon seit Jahren renoviert werden, doch schien die Stadt es für wichtiger zu halten, eine Autofabrik im Wald zu finanzieren, als in die Zukunft der Kinder zu investieren. Von der Unmenge Bäumen, die für die Fabrik abgeholzt wurden, ganz zu schweigen.
Er laß einen Graphik Novel, den er sich kürzlich aus der Bibliothek ausgeliehen hatte und der momentan sehr angesagt war und sogar als Serie verfilmt wurde, als Greg und Molly sich links und rechts von ihm auf die Bank fallen ließen, die daraufhin bedrohlich ächzte.
Mollys Blick wanderte zu den Jungs und Mädchen auf den Basketballplatz, die alle paar Minuten sich auf den heißen Betonboden fallen ließen und dann ihrem Schmerz durch lautes Geschrei Luft machten. Von der nicht vorhandenen Logik, sich auf den Boden zu schmeißen und sich dann zu wundern, warum es weh tat, fing John gar nicht erst an.
Man könnte als Erklärung nehmen, dass es heute die siebten Klassen waren, die den Platz für sich hatten, oder es lag daran, dass auch Mädchen mitspielten und einige der Jungs unbedingt deren Aufmerksamkeit wollten.
Über diesen Gedanken musste John schmunzeln. Nicht lange war es her, als seine Freunde und er sich ähnlich benommen hatten. Dass solche Aktionen aber eher den falschen Effekt hatten und sich irgendwann niemand mehr dafür interessieren würde, sollte man sich dann ernsthaft verletzen, das lernten einige erst langsam.
Während John das Buch weglegte, woraufhin Greg erst es, dann ihn interessiert musterte, mit diesem Aha- Blick, den er schon seit seiner Kindheit beherrschte. John könnte schwören, er hätte ein Babyfoto von Greg in dessen Alben gesehen, wo Baby-Greg, gerade mal ein paar Wochen alt, mit genau dem gleichen Blick in die Kamera linste.
„Heartstopper also?”, fragte Greg und hob das rosafarbene Buch hoch. „Hast du ausnahmsweise mal auf mich gehört.”
Tatsächlich war es Greg gewesen, der John diese Reihe empfohlen hatte, obwohl er sonst bloß die alten Fallakten des 18. Jahrhunderts las, wo beispielsweise ein Gefangener in der Bastille auf unerklärliche Art verschwunden war, samt den Klamotten des Typs, der ihn zur Hinrichtung holen sollte. Stattdessen stand dieser am Ende festgefroren und in der Klamotten des Insassen in der Zelle, als andere Leute kamen, um nach zu schauen, wo der Gefangene denn bliebe.
Hatte John anfangs Gregs Geschmack aufgrund dieser Tatsache nicht ganz vertraut, bereute er es inzwischen kein bisschen. Er kam nicht drum herum, sich selbst in Nick zu sehen und ohne dass er es gewollte hätte, sah er immerzu Sherlock als Charlie. Abgesehen von der Größe passte es.
Molly hatte sich nach kurzer Zeit zu einigen Freundinnen gesellt, die um den Basketballplatz verteilt standen, da dieser in der Mitte des Hofes lag (wirklich unheimlich praktisch, damit auch wirklich von jeder Seite ein Ball kommen konnte und man nirgends sicher war).
Greg begann unaufgefordert begonnen, über die Story der kommenden Bände zu reden, spoilerte John die gesamte Handlung. Zum Beispiel, wer sich noch als queer outete, wer ein absolutes A****loch war und dass es ihm unrealistisch vorkam, dass so gut wie alle queer waren, und die, die sich als hetero identifizierten, meistens queerfeindlich und nicht wirklich nett waren.
Ohne, dass einer der beiden Jungs ihn bemerkt hatten, hatte sich Sherlock in den Schatten des einzigen Baumes gestellt und lauschte ihrem Gespräch. Vielleicht sollte er sich schuldig fühlen, sich wie ein Stalker aufzuführen, doch Sherlock fühlte sich nie für irgendetwas schuldig und außerdem war es bloß zur Recherche.
So erfuhr er, dass John eine ältere Schwester hatte (nicht, dass er es nicht schon vorher gewusst hatte, doch es war schön, etwas von ihm aus seinem Mund zu hören, seine Stimme und die Betonung, woran man merkte, was ihn wütend, traurig, fröhlich machte. Und zugleich stellte sich Sherlock vor, statt Greg dort zu sitzen und dass er es war, den John ansah, der mit ihm lachte und sich über die Ungerechtigkeiten aufregte).
Irritiert runzelte Sherlock die Stirn. Was genau hatte er gedacht? Er konnte keine Freundschaften führen, dazu war er nicht imstande, was ihm allzu deutlich bewiesen worden war.
John würde auch niemals mit ihm befreundet sein wollen, wenn er sich wieder nicht kontrollieren konnte und ungewollt das ganze Leben jeder Person aufsagen würde. Er würde es als ein Eindringen in die Privatsphäre der anderen Menschen sehen.
Es konnte nicht funktionieren, oder?
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Es vergingen Monate, bevor Sherlock und John wieder Kontakt hatten.
Dazwischen waren die Ferien gewesen, dann kam die große Schulstressphase, doch jetzt, eine Woche vor Weihnachten, waren die meisten Arbeiten geschrieben, Noten vergeben und nun konnte beginnen, was die Menschen als "entspannte" Vor-Weihnachtszeit bezeichneten.
John wusste diese Zeit wirklich zu schätzen.
Mitsamt seines Taylor Swift Soundtracks lief er heute zum letzten Mal an einem Montag vor den Ferien in die Schule.
Er mochte nicht wirklich viele Alben und Songs von ihr, doch Evermore und Folklore waren mit ihren meist ruhigen Rhythmen eher sein Geschmack, obwohl dieser sich je nach seinem mentalen Befinden änderte. Wenn er mit Greg Basketball oder Rugby spielte, mochte er auch mal schnellere, rockigere Songs, doch alleine bevorzugte er Ruhe zu dem Stress und der Aufruhr des Alltags.
Zu seinem Glück hatte es angefangen, leicht zu schneien, was sein Winter-Feeling nur bestärkte. Jetzt musste er nur noch jemanden finden, der mit ihm auf einen Weihnachtsmarkt und danach ins Kino ging.
Eigentlich hatte er da schon jemand ganz bestimmten im Kopf...
Seine Gedanken wanderten mal wieder zu Sherlock. Er hatte inzwischen seinen Namen herausgefunden, offenbar war er der Bruder des Schulsprechers, Mycroft Holmes. Und nach allem, was man hörte, war er ... anders. Doch John hatte schon immer ein Faible vor Menschen gehabt, die nicht in die Norm passen zu schienen.
Auch Mary war nicht unbedingt die Art Mädchen, wie man sie von Instagram kannte.
Mary und er hatten sich getrennt, nachdem sie und ihre Eltern in die USA gezogen waren. Beide hatten gewusst, dass eine Fernbeziehung über den Ozean nicht funktionieren würde.
Und bevor John nichts genaueres über Sherlock wusste, wollte er sich auch keine Meinung bilden und sich von den anderen beeinflussen lassen.
John war zu früh dran, er war regelrecht von Zuhause geflohen. Nachdem Harry ausgezogen war um mit ihrer Freundin zusammen zu wohnen, herrschte Zuhause frostige Stimmung, seine Eltern haben sich jeweils gegenseitig die Schuld daran, dass ihre Tochter sich nicht mehr meldete, John wartete insgeheim schon auf die Trennung.
Er lief durch die kleinen Straßen seiner Heimatstadt, ließ den Blick über die kleinen Einfamilienhäuser schweifen, die bald den größeren Platz machten, je näher er der Innenstadt kam.
Auf den steinernen Zaunpfahlen und den Mäuerchen hatte sich schon eine dünne Schneeschicht gelegt.
Unbewusst schrieb er Sherlocks Namen in den Schnee und wurde rot, als er sein Werk schließlich bemerkte. Schnell verwischte er die Buchstaben, doch seine Gedanken wanderten wieder zu Sherlocks dunklen Locken, den intensiven Augen, die alles zu registrieren schienen.
Hatte er wohl jemals wieder an ihn gedacht, mach ihrem Erste-Hilfe Kurs im Sommer?
Wohl kaum.
Er starrte in das weiße Schneegestöber, dass seine Gedanken sehr gut darstellte: durcheinander.
John achtete nicht wirklich darauf, wohin er ging, er kannte den Schulweg auswendig, er vertraute seinen Füßen, sie würden den Weg schon finden.
Seine Gedanken festigten sich erst wieder und kehrten von ihrem Flug in den Himmel zurück, als er gegen jemanden lief.
Erschrocken starrte er sein Gegenüber an. Natürlich war es niemand anderes als Sherlock, der ihn nicht weniger erschrocken zurück ansah. Jedoch nur für kurze Zeit, bis seine kühle Maske zurückkehrte, die er immer trug, wenn er im Umfeld anderer Menschen war.
Nicht, dass John ihn durchgängig beobachtet hatte, um zu dieser Erkenntnis zu kommen. Oder vielleicht doch, genau das hatte er getan.
John räusperte sich. „Ähm. Hi?”
Überfordert sah Sherlock ihn an, als hätte er nicht erwartet, dass John ihn ansprach.
John befeuchtete seine Lippen, die durch die winterliche Kälte immer rissig wurden.
Er zog seinen blauen Schal ein wenig enger, obwohl ihm eigentlich überhaupt nicht kalt war, doch er musste seinen Händen etwas zu tun geben, sonst machten sie sich selbstständig und führten durch, was er sich so oft vorgestellt hatte. Oh Gott...
Hitze stieg ihm ins Gesicht. Sherlocks durchdringender Blick machte nichts wirklich besser.
„Taylor Swift”, erwiderte Sherlock, es klang jedoch wie eine Feststellung, statt wie eine Frage, als wüsste er die Antwort ohnehin.
„Du wohnst weiter außen, doch so weit ist dein Schulweg nicht, dass du derart früh losgehen müsstest. Deine Schwester ist ausgezogen, deine Eltern sprechen nicht mehr miteinander. Du bist einerseits stolz auf deine Schwester, andererseits vermisst du sie und nimmst es ihr übel, dass du sie alleine lässt. Durch die angespannte Stimmung Zuhause gehst du früher los, wartest immer noch bei George, der dich jedoch immer zwanzig Minuten warten lässt, da er meist verschläft, dadurch kommt ihr beide öfters zu spät.
Du willst Arzt werden, darum warst du im Erste-Hilfe Kurs diesen Sommer und...”, sprach Sherlock weiter, brach jedoch ab, als er Johns überrumpelten Blick sah.
Sherlock hätte sich ohrfeigen können. Jetzt hatte er schon wieder die Kontrolle über seine Deduktionen verloren. Das war's also.
Er erwartete einen letzten, verstörten Blick von John, bevor dieser sich umdrehte, den Rest des Weges zur Schule rannte und nie wieder seinen Weg kreuzen würde.
„Fantastisch!”, rief er jedoch aus, bevor er sich die Hand auf den Mund schlug und verlegen zu Sherlock hochsah.
„'Tschuldige”, murmelte John.
„Nein... Ist okay”, gab Sherlock zurück, selbst verwundert, einerseits über die Reaktion des Älteren, anderseits über das warme Gefühl, dass sich urplötzlich in ihm ausbreitete. Was war das?
„Ich bekomme das nur nicht oft zu hören.”
„Was sagen die Leute sonst?”
„Verpiss dich”, antwortete Sherlock und tat, als würde es ihm nichts ausmachen. Er wollte keine Schwäche zeigen, John sollte sich nicht um ihn sorgen müssen.
Ein harter Zug erschien um den Mund des Kleineren, seine sonst freundlich blitzenden Augen wurden wütend und kalt. Etwas, das Sherlock frösteln ließ. Er würde ungern die Person sein, auf die John wütend wäre, er wirkte fast gefährlich.
Doch urplötzlich hatte John seine Arme um ihn geschlungen und ihn in eine feste Umarmung gezogen. Kurz versteifte Sherlock sich, dich es fühlte sich richtig an, sicher und geborgen.
John roch nach Heu und Sonne, sein Schal war unheimlich weich und es hatten sich einige Schneeflocken in ihm verfangen, genauso wie in Johns Haaren.
Und wie, als wüsste sein Körper, wie man umarmte, zog Sherlock John fester.
Er wollte ihn nie wieder loslassen, die Welt schien kurz stehn zu bleiben. Alles, was Mycroft je über Freundschaft erzählt hatte, schien unwichtig und verschwand weit hinten in seinem Gedächnispalast.
Diese Umarmung fühlte sich richtig und echt an, aufrichtig, genauso wie John. Hatten sich Umarmung bei seinen früheren "Freunden" auch so angefühlt? Mit Sicherheit nicht.
John löste sich und betrachtete ihn lächelnd.
„Dir muss kalt sein. Hier, nimm meinen Schal”, sagte er und wickelte den blauen Wollschal ab.
Sherlock wehrte sich erst, schließlich würde dann im schlimmsten Fall John frieren.
Doch John war hartnäckig und so spürte Sherlock den Schal, der sich an seinen Hals schmiegte.
Eigentlich hatte er vorgehabt, ihn John am Ende des Tages zurückzugeben, doch John hatte gemeint, er habe noch einen anderen, er bräuchen diesen einen nicht.
Und so hatte Sherlock ihn nie zurückgegeben.
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Fünf Monate danach geschah es.
John war sich niemals sicherer gewesen, was Liebe anging.
Es war der Abschlussball der Abiturienten, die ein Jahr über Johns Jahrgang waren und John wurde von Greg eingeladen, der ein Jahr älter war und nun die Schule verlassen würde. John, den inzwischen eine tiefe Freundschaft mit dem dunkelhaarigen Jungen, den alle für einen Freak hielten, jedoch der buchstäblich wundervollste und genialste Junge war, den John jemals kennengelernt hatte, lud Sherlock einfach ebenfalls ein, obwohl er vermutlich nicht mal dazu berechtigt war.
Doch Sherlock konnte auch nicht nur den ganzen Tag im Zimmer oder Chemielabor der Schule rumsitzen und das gesamte Teenie-Leben verpassen, auch wenn er der Meinung war, dass er diesen unnötigen, langweiligen und „normal-menschlichen Schwachsinn” nicht bräuchte.
Sherlock wehrte sich wenig erfolgreich gegen den Vorschlag seines Freundes, denn auch wenn Sherlock es niemals zugeben würde, konnte er John einfach nichts etwas abschlagen.
Okay, sollte John ihm sagen, er solle mit Molly auf ein Date gehen, dann würde er diesen letzten Satz streichen. Doch Sherlock war sich in seiner Genialität sehr sicher, dass John das niemals tun würde, da er inzwischen wusste, dass John in ihm mehr sah, als einen besten Freund.
Doch er würde abwarten, bis John von selbst zu ihm kommen würde.
Und so stand Sherlock nun auf dieser Party und suchten seinen Freund, der auch in dem obersten Jahrgang bekannt und beliebt war.
Sherlock sah sich um. Nicht wenige, die schon völlig betrunken waren und trotzdem noch versuchten zu tanzen, kippten plötzlich um und wurden von ihrem Freunden gemeinsam von der Tanzfläche gezerrt.
Das war der Grund, warum er solche Veranstaltungen mied.
Zu viele Menschen, schlechte Musik, sturzbesoffene Leute, die andere anbaggerten und jeden möglichen Mist von sich gaben.
Die schnelle Musik dröhnte ihm in den Ohren, ließ ihn nicht richtig denken, was ihn zunehmend störte.
Schließlich sah er John inmitten der Menschen.
Er schritt eilig auf den blondhaarigen zu und zerrte ihn von den anderen weg, ohne auf deren verwunderten Reaktionen zu achten.
„Ah, Sherlock. Gut dass ich dich gefunden habe!”, rief John erfreut aus.
„Ich habe dich gefunden. Aber egal. Können wir bitte hier raus? Irgendwohin, wo es leiser ist?” Flehend sah Sherlock seinen Freund an.
Dieser sah in bestürzt und besorgt an.
„Sherlock, ich habe vergessen, wie sehr du solche Musik hasst! Geht es dir gut?”
Unwirsch bewegte er den Kopf, keine wirkliche Bewegung, aus der man viel lesen konnte, doch John verstand ihn.
Er zog Sherlock an der Hand in den Flur des großen Hauses, dort, wo weniger los war.
John ließ, auch nachdem sie im Treppenhaus angekommen waren, seine Hand nicht los. Seine Finger flochten sich um Sherlocks, der dies registrierte, jedoch nichts sagte. Er schielte auf ihre Hände.
Wie auch die Umarmung vor Weihnachten fühlte sich diese Geste einfach richtig an, so nach John.
Seine Hand war rau, doch bot sie ihm eine gewisse Stabilität, die er nach dieser Hölle von Musik wirklich gebrauchen konnte.
Sie kamen in einen hohen Raum mit Balkon, viel Stuck und einigen Wandteppichen.
John setzte sich auf das breite Fensterbrett, das mit einer Decke ausgelegt worden war.
Auffordernd klopfte er mit der Hand neben sich, einer Einladung, der Sherlock liebend gerne nachkam.
„Sherlock”, flüsterte John und sah ihn mit seinen tiefblauen Augen an. Einige Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht, er musste dringend wieder zum Friseur, obwohl Sherlock Johns lange Haare liebte. Sie verpassten ihm einen leichten rebellischen Touch.
„Hmm”, antwortete Sherlock, ohne sich aus seiner Starre zu lösen.
„Wir können gehen. Wirklich. Es macht mir nichts aus, ich will nur, dass du dich wohlfühlst.”
Sherlocks Herz ging auf, obwohl er sich bis vor einem Jahr sicher war, dass ihm das nicht passieren konnte. Diese Worte berührten ihn, erreichten ihn. Das konnte nur John.
Nur John hatte diese Wirkung auf ihn.
„Ich finde es hier eigentlich ganz gut. Nur mit dir...”
Schon waren die Worte raus und Sherlock spürte die gleiche Röte sein Gesicht hinaufklettern, die er auch in Johns erkannte.
John lächelte verlegen und lehnte sich an ihn. Wage erinnerte sich an das Ende des ersten Heartstopper-Buches. Waren nicht Charlie und Nick in einem ähnlichen Haus gewesen? Und was war dann passiert? Der Kuss, genau.
Sollte John es wagen? Er wollte auf keinen Fall etwas tun, wozu Sherlock nicht bereit war, er wollte ihn nicht verlieren. Vermutlich empfand Sherlock auch nicht auf die gleiche Weise für ihn, wie er für ihn.
Ohne, dass John es wusste, hatte Sherlock ebenfalls Heartstopper gelesen und erinnerte sich an jedes Wort und jedes Bild und damit auch ziemlich genau an das Ende.
Sherlock schielte zu John, konnte fast seinen Kopf rattern hören.
„John”, fing Sherlock rau an und räusperte sich.
„Sherl”, startete auch John. Sie sahen sich an und lachten auf. „Sag du zuerst”, forderte John ihn auf.
„John”, setzte Sherlock erneut an, ignorierte das Kribbeln, ausgehend von Johns Spitznamen für ihn. „John, würdest du jemand küssen, der kein Mädchen ist?”, fragte er leise, obwohl er die Antwort kannte. Ohne, dass John es ihm je gesagt hätte, wusste Sherlock dass er nicht so straight war, wie die Schule und seine Eltern dachten.
Ein zaghaftes Nicken und ein Lächeln war die Antwort, er erkannte die Zeilen. Würde Sherlock...?
„Würdest du ... mich küssen?” Da, der letzte Schritt war getan. Sherlocks Anspannung wuchs, obwohl er sich so sicher war, dass Johns Antwort ein „Ja” werden würde. Sollte er nicht jetzt aufstehen und verschwinden... Nein, Sherlock wusste, sein Freund würde ihn nie so unausgesprochen verlassen.
Statt zu antworten, lehnte sich John weiter vor, Sherlock konnte seinen Atem spüren und neigte leicht den Kopf.
„Bist du dir sicher?”, hauchte er.
„Ich war mir nie sicherer”, antwortete John und vereinte ihre Lippen.
Johns Lippen schmeckten nach der Orangenlimo, die er getrunken hatte, warm und weich und ein riesiges Feuerwerk explodierte wie eines seiner Experimente in seiner Brust. Nie war Sherlock glücklicher gewesen.
Und, wie John sagen würde: „Scheiß drauf, was Mycroft sagt!”
Nie hatte John mehr Recht gehabt.
Der blaue Schal hing aus seiner Manteltasche, den er stets trug, selbst wenn der menschliche Körper überhitzen müsste. Doch er war halt nicht "normal".
„Wer ist auch schon gerne normal?”, fragte John, als wäre es diesmal er, der Gedanken lesen konnte.
Ein glückliches Lächeln breitete sich auf Sherlocks Gesicht aus, er fuhr mit der Hand durch Johns Haare.
„Normal sein ist langweilig.”
Ja, so sehe ich das aber auch.
Ich kann euch nicht wirklich sagen, wann der nächste Oneshot kommt, aber da ich jetzt erstmal Ferien habe, komme ich vielleicht mal dazu, den nächsten zu schreiben.
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