The King of the Wild Hunt ~ Eredin Bréacc Glas
Er kam von seiner Audienz bei Auberon zurück. Er wirkte wütend, fast als würde er die Welt in Flammen setzen wollen. Aber dieser Hass war schon immer ein Teil von ihm gewesen. Ein Teil den er lange Zeit tief in seinem Inneren begraben hatte. Seit die Menschen gekommen waren und die Elfen vertrieben hatte. Seit sich sein Volk hier niedergelassen hatte. Er hatte gehofft diesen Hass ein wenig besänftigen zu können, wenn er dieses Mädchen einfing und zum König brachte. Sie hätten die Macht gehabt alles zu retten und Welten zu zerstören. Er hätte die Macht gehabt, die Menschen zu vernichten. Doch diese Macht war ihm durch die Finger geglitten. Und dieses Versagen nagte an ihm. Er hatte sie praktisch in den Händen gehalten. Seine Rache. Seine Befriedigung. Und er hatte versagt.
"Auberon wird jemand anderen ausschicken, um sie zu finden" Eredin umfasste seinen Kelch so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. "Ich werde nicht aufhören sie zu jagen. Mit oder ohne der Erlaubnis des Königs. Ich werde nicht noch einmal scheitern" Avallac'h drehte sich zu ihm um. "Er wird mich schicken. Ich werde den Hexer finden und danach die Prinzessin. Aber im Gegensatz zu dir werde ich nicht beim ersten Mal versagen und mit eingezogenen Schwanz zum König zurück kriechen, denn ich werde nicht scheitern" Es lag keinerlei Arroganz in seiner Stimme. Zu wissen was geschehen würde, war das Los Avallac'hs. Sein Los als Wissender. Eredin respektierte das. Er trank. "Lass mich dir helfen" Der Wissende schüttelte den Kopf. "Ich brauche den Hexer lebendig und in einem Stück. Dein Jähzorn könnte meine Pläne durchkreuzen. Bleib mit deinen Reitern hier. Ruht euch aus. Töte meinetwegen ein Einhorn, aber überlass das Mädchen mir" Stirb meinetwegen, aber lass mich tun, was ich tun muss, lag unausgesprochen zwischen ihnen. Eredin trank. "Was wirst du mit ihr machen?", fragte er. Avallac'h setzte sich ihm gegenüber. "Ich bringe sie zum Schwalbenturm" Der schwarzhaarige Elf lächelte bitter.
Die Flammen verzerrten das Holz und wurden immer größer. Ausdruckslos sah Eredin dabei zu wie sein König verbrannte. Auberon war einfach schon zu alt gewesen. Der Goldreif auf seiner Stirn verrutschte ein wenig. Er rückte ihn wieder zurecht.
Bis zum Morgengrauen verharrte er vollkommen regungslos neben dem Scheiterhaufen und hielt Totenwache. Er verspürte keine Reue. Es war richtig gewesen. Auch wenn das Mädchen ihm erneut entkommen war.
Die ersten Sonnenstrahlen kletterten über die Hügelkuppe. Hörner wurden geblasen. Eine neue Ära hat begonnen, verkündeten sie. Eredin richtete sich auf. Elfen kamen aus der Stadt den Hügel hinauf. Sie beugten das Knie vor ihrem neuen König. Dem König der Wilden Jagd. Er lächelte grimmig
Das Schwert glitt ihm aus der Hand. Seine Finger wurden Taub. Er taumelte. Seine Rüstung fühlte sich plötzlich unheimlich schwer an. Er sah den Schlag des Hexers kommen. Mit letzter Kraft wich er ihm aus. Schwer atmend ging er in die Knie. Er spürte wie das Blut an ihm herab tropfte und dampfend auf dem Eis aufkam. Sein Blick richtete sich auf den Hexer, der mit schweren Schritten näher kam. Auch er war verletzt. Eredin seufzte. "Bring es zu Ende, Hexer. Vielleicht wird man später Geschichten über diesen Tag erzählen. Sorg dafür, dass ich nicht in allzu schlechtem Licht dastehe" Er spuckte Blut. Der Hexer blieb stehen und hob seine Klinge und zögerte. Eredin hätte ihn in diesem Augenblick überwältigen und töten können. Doch er tat es nicht. Gleißender Schmerz schoss durch seine Brust. Er sah auf das Silberschwert hinunter, dessen Griff knapp unter seinem Herzen herausragte. Die Welt begann sich zu drehen und der Hexer verschwamm vor seinen Augen.
Eine Gestalt begann sich deutlich hinter den Schultern des Hexers abzuzeichnen. Sie kam näher. Der Hexer bemerkte sie nicht einmal, als sie direkt neben ihm stand. "Du...", brachte er heiser hervor. Ein Schwall Blut kam über seine Lippen. Die Gestalt streckte die Hand nach ihm aus. "Willkommen zurück, Erlkönig" Eredin erhob sich. Er fühlte sich frei und vollkommen schwerelos. "Ich bin kein Erlkönig", flüsterte er und folgte der Gestalt. Diese unendliche Traurigkeit, die Jahrhunderte an seiner Seele genagt hatte, verschwand. "Ich bin der König der Wilden Jagd!"
Hätte er sich jetzt umgedreht, hätte er seinen schlaffen Körper gesehen, der regungslos und blutüberströmt im Schnee lag. Mit einem klaffenden Loch in der Brust, das das Schwert des Hexers hinterlassen hatte. Doch Eredin blickte nicht zurück. Ohne zu Zögern folgte er der Gestalt in das ewige Licht.
Und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit breitet sich ein ehrliches Lächeln auf seinen Lippen aus.
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